www.wikidata.de-de.nina.az
Luxembourgit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze mit der chemischen Zusammensetzung AgCuPbBi4Se8 3 und damit chemisch gesehen ein Silber Kupfer Blei Bismut Selenid Strukturell gehort Luxembourgit zu den Sulfosalzen LuxembourgitLuxembourgit Kristall in Dolomit aus der Typlokalitat Bivels Luxemburg weisse Gerade in der Bildmitte unten entspricht 100 µm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 2018 154 1 IMA Symbol Lux 2 Chemische Formel AgCuPbBi4Se8 3 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfide und SulfosalzeSystem Nummer nach Strunz 9 Aufl 2 HB 20e 5 Kristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 mRaumgruppe P21 m Nr 11 Vorlage Raumgruppe 11 3 Gitterparameter a 13 002 1 A b 4 1543 3 A c 15 312 2 Ab 108 92 1 3 Formeleinheiten Z 2 3 Physikalische EigenschaftenMohsharte 3 3 Dichte g cm3 berechnet 8 00 3 Spaltbarkeit fehlt 3 Bruch Tenazitat sprode 3 Farbe grau 3 Strichfarbe schwarz 3 Transparenz undurchsichtig opak Glanz Metallglanz 3 Luxembourgit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem konnte bisher allerdings nur in Form von mikroskopisch kleinen faserigen bis nadeligen Kristallen gefunden werden Die durchschnittlich etwa 200 µm 0 2 mm langen und 5 µm dicken und undurchsichtigen Fasern sind von grauer Farbe und zeigen auf den Oberflachen einen metallischen Glanz Die Strichfarbe ist allerdings schwarz Mit einer Mohsharte von 3 gehort Luxembourgit zu den mittelharten Mineralen das sich bei entsprechender Probengrosse ahnlich wie das gleichharte Referenzmineral Calcit mit einer Kupfermunze ritzen liesse Die Dichte des Minerals konnte aufgrund der geringen Probengrosse des bisher gefundenen Materials nicht gemessen werden Die anhand der ermittelten Zusammensetzung und Kristalldaten berechnete Dichte betragt 8 00 g cm3 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Bildung und Fundorte 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenIm Winter 2012 fuhrte die Societe electrique de l Our nahe Bivels im Norden des Grossherzogtums Luxemburg Grabungsarbeiten fur den Bau eines Tunnels durch Dabei wurden auch einige Fragmente rotlicher Schiefer mit feinen Mineraladern freigelegt 3 Auf den Abraumhalden sammelte Jean Baptiste Burnet ein Mitarbeiter des Nationalmuseums fur Naturgeschichte Musee National d histoire naturelle MNHN einige Mineralproben zu Studienzwecken Er entdeckte neben den bereits bekannten Mineralen Dolomit und Siderit auch ein grau metallisch glanzendes Mineral mit einem dem Millerit ahnlichen Habitus als nadel bis faserformige Ablagerung auf den Dolomitkristallen Um zu uberprufen ob es sich bei dem unbekannten Mineral tatsachlich um Millerit handelt fuhrte ein europaisches Mineralogenteam bestehend aus Simon Philippo Luxemburg Frederic Hatert und Yannick Bruni Belgien Pietro Vignola Italien sowie Jiri Sejkora Tschechien sorgfaltige Analysen mithilfe des Rasterelektronenmikroskops und energiedispersiver Rontgenspektroskopie durch Dabei stellte sich heraus dass es sich um eine bisher unbekannte neue Mineralart handelte 3 Da es sich um das erste neu entdeckte Mineral mit der Typlokalitat Luxemburg franzosisch und englisch Luxembourg handelt benannte es das Mineralogenteam um Philippo symboltrachtig nach dessen Haupt und gleichnamigen Stadt Luxemburg 3 und sandte seine Untersuchungsergebnisse sowie den gewahlten Namen 2018 zur Prufung an die International Mineralogical Association interne Eingangs Nr der IMA 2018 154 4 Am 9 April 2019 wurde Luxembourgit von der IMA als eigenstandige Mineralart anerkannt 6 Die Bestatigung der Anerkennung erfolgte Mai Juni 2019 in der Publikation des Newsletter 49 New minerals and nomenclature modifications approved in 2019 im Fachmagazin Mineralogical Magazine 7 Typmaterial des Minerals wird in der Mineralogischen Sammlung des Nationalmuseums fur Naturgeschichte in Luxemburg unter der Katalognummer FD040 sowie in den Mineralogischen Laboratorien der Universitat Luttich ULG in Belgien unter der Katalognummer 21302 aufbewahrt 8 9 Klassifikation BearbeitenDa der Luxembourgit erst 2018 als eigenstandiges Mineral anerkannt und dies erst 2019 publiziert wurde ist er bisher weder in der bis 2009 aktualisierten 10 9 Auflage der Mineralsystematik nach Karl Hugo Strunz noch in der vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchlichen Systematik der Minerale nach James Dwight Dana eingeordnet Auch im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss findet sich das Mineral bisher nicht 11 Einzig im Mineralienatlas der sich bei der Mineralklassifikation unter anderem nach der Mineralsystematik nach Strunz in der 9 Auflage richtet wurde Luxembourgit in die Klasse der Sulfide und Sulfosalze und dort in die Abteilung der Sulfosalze mit SnS als Vorbild einsortiert Diese Abteilung ist weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit Cu Ag Fe Sn und Pb zu finden ist wo es zusammen mit Litochlebit die unbenannte Gruppe 2 HB 20e bildet 5 Chemismus BearbeitenIn der idealen theoretischen Zusammensetzung von Luxembourgit AgCuPbBi4Se8 besteht das Mineral im Verhaltnis aus je einem Teil Silber Ag Kupfer Cu und Blei Pb sowie vier Teilen Bismut Bi und acht Teilen Selen Se Dies entspricht einem Massenanteil Gewichtsprozent von 5 84 Gew Ag 3 44 Gew Cu 11 22 Gew Pb 45 28 Gew Bi und 34 22 Gew Se 12 Die Elektronenstrahlmikroanalyse am Typmaterial aus Bivels in Luxemburg ergab allerdings eine leicht abweichende Zusammensetzung der Hauptkomponenten von durchschnittlich 6 60 Gew Ag 2 66 Gew Cu 11 95 Gew Pb 43 73 Gew Bi und 31 04 Gew Se sowie zusatzlich geringe Fremdbeimengungen von 0 02 Gew Eisen Fe und 0 01 Gew Schwefel S 3 Auf der Basis von 15 Atomen pro Formeleinheit wurde aus den gemessenen Werten die empirische Formel Ag1 00 Cu0 82Ag0 20Fe0 01 S1 03Pb1 13Bi4 11 Se7 72S0 01 S7 73 errechnet die zur eingangs genannten Formel idealisiert wurde 3 Kristallstruktur BearbeitenLuxembourgit kristallisiert isostrukturell mit Watkinsonit und Litochlebit in der monoklinen Raumgruppe P21 m Raumgruppen Nr 11 Vorlage Raumgruppe 11 mit den Gitterparametern a 13 002 1 A b 4 1543 3 A c 15 312 2 A und b 108 92 1 sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 3 Bildung und Fundorte BearbeitenAn seiner Typlokalitat nahe Bivels bildete sich Luxembourgit durch hydrothermale Vorgange in Rotschiefern die von Adern aus fein kristallisiertem Dolomit und Siderit durchzogen sind Die Fundstatte gehort geologisch zur Region Osling und ist damit ein Teil der Ardennen deren Grundgestein wahrend der variszischen Gebirgsbildung im Unterdevon entstand Ausser an seiner Typlokalitat konnte das Mineral bisher nur noch im ehemaligen Bergwerk El Dragon in der Provinz Antonio Quijarro im bolivianischen Departamento Potosi entdeckt werden 13 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenRitsuro Miyawaki Frederic Hatert Marco Pasero Stuart J Mills IMA Commission on New Minerals Nomenclature and Classification CNMNC Newsletter 49 New minerals and nomenclature modifications approved in 2019 In Mineralogical Magazine Band 83 2019 S 479 483 doi 10 1180 mgm 2019 35 englisch rruff info PDF 155 kB abgerufen am 3 Juni 2021 Simon Philippo Frederic Hatert Yannick Bruni Pietro Vignola Jiri Sejkora Luxembourgite AgCuPbBi4Se8 a new mineral species from Bivels Grand Duchy of Luxembourg In European Journal of Mineralogy Band 32 2020 S 449 455 doi 10 5194 ejm 32 449 2020 englisch ejm copernicus org PDF 4 2 MB abgerufen am 3 Juni 2021 Laurent Graaff Luxembourgite entdeckt Spektakularer Mineralienfund in Luxemburg Tageblatt Letzeburg 22 Mai 2019 abgerufen am 3 Juni 2021 Luxembourgit Neue Mineralart in Luxemburg gefunden Luxemburger Wort 22 Mai 2019 abgerufen am 3 Juni 2021 Simon Philippo La Luxembourgite d Letzebuerger Land 24 Mai 2019 abgerufen am 3 Juni 2021 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Luxembourgite Sammlung von Bildern Luxembourgit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 3 Juni 2021 Luxembourgite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 3 Juni 2021 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d e f g h i j k l m n o p q Simon Philippo Frederic Hatert Yannick Bruni Pietro Vignola Jiri Sejkora Luxembourgite AgCuPbBi4Se8 a new mineral species from Bivels Grand Duchy of Luxembourg In European Journal of Mineralogy Band 32 2020 S 449 455 doi 10 5194 ejm 32 449 2020 englisch ejm copernicus org PDF 4 2 MB abgerufen am 3 Juni 2021 a b Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated May 2021 PDF 3 5 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Mai 2021 abgerufen am 3 Juni 2021 englisch a b Strunz 9 Systematik Unterabteilung 2 HB Sulfosalze mit SnS als Vorbild Mit Cu Ag Fe Sn und Pb In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 3 Juni 2021 Premiere nouvelle espece minerale trouvee au Luxembourg la Luxembourgite In mnhn lu Musee national d histoire naturelle abgerufen am 3 Juni 2021 Ritsuro Miyawaki Frederic Hatert Marco Pasero Stuart J Mills IMA Commission on New Minerals Nomenclature and Classification CNMNC Newsletter 49 New minerals and nomenclature modifications approved in 2019 In Mineralogical Magazine Band 83 2019 S 479 483 doi 10 1180 mgm 2019 35 englisch rruff info PDF 155 kB abgerufen am 3 Juni 2021 Catalogue of Type Mineral Specimens L PDF 262 kB Commission on Museums IMA 9 Februar 2021 abgerufen am 3 Juni 2021 Catalogue of Type Mineral Specimens Depositories PDF 311 kB Commission on Museums IMA 18 Dezember 2010 abgerufen am 3 Juni 2021 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 3 Juni 2021 englisch Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 Luxembourgit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 3 Juni 2021 Fundortliste fur Luxembourgit beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 3 Juni 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luxembourgit amp oldid 239000702