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Ludwig Hohl 9 April 1904 in Netstal 3 November 1980 in Genf heimatberechtigt in Grub war ein Schweizer Schriftsteller Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Werke 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenLudwig Hohl war der Sohn des Pfarrers Arnold Hohl und der Papierfabrikantentochter Magdalena geborene Zweifel aus dem Glarnerland Hohl der zeitlebens ein sehr angespanntes Verhaltnis zu seinen Eltern hatte wuchs mit seiner jungeren Schwester bis 1910 in Netstal auf Danach lebte die Familie in Sirnach Hohl besuchte die Kantonsschule Frauenfeld die er wegen des angeblich schlechten Einflusses auf seine Mitschuler vorzeitig verlassen musste Als er in Zurich auch an der Handelsschule Minerva gescheitert war verliess er sein Elternhaus und kehrte nie mehr zuruck Auch weigerte er sich fortan Dialekt zu sprechen liess sich aber noch lange von den Eltern finanziell unterstutzen Hohl lehnte es ab eine Berufsausbildung zu machen und einen regularen Beruf auszuuben und lebte zumeist in bedruckenden materiellen Verhaltnissen viele Jahre nur von dem wenigen Geld das er fur den Abdruck kleiner Stucke in Zeitungen bekam sowie von Zuwendungen von Freunden Von 1924 bis 1937 hielt er sich im Ausland auf bis 1930 in Paris 1930 1931 in Wien und von 1931 bis 1937 in Den Haag Bekanntschaften aus diesen Jahren waren etwa der Fotograf Heinrich Heidersberger und die Schriftsteller Eduard Zak Albin Zollinger und Rudolf Jakob Humm Nach seiner Ruckkehr in die Schweiz im Jahre 1937 lebte er zuerst in Biel danach in Genf in den Jahren 1954 bis 1975 in einer Kellerwohnung im Arbeiterviertel La Jonction In seiner Jugend war er begeisterter Alpinist und noch in spateren Jahren legte er Wert auf regelmassige Leibesubungen Beides reflektierte er in seinem Werk ebenso wie den ubermassigen Alkoholkonsum den er zur Steigerung seiner Produktivitat einsetzen wollte Er war funf Mal verheiratet unter anderem mit der Malerin Hanny Fries und hatte eine Tochter In seinen letzten Jahren besserte sich seine finanzielle Lage er litt aber an mehreren Krankheiten und starb 1980 an einer entzundlichen Erkrankung der Beine Begraben ist er auf dem Cimetiere des Rois in Genf ebenso wie seine letzte Frau Madeleine Hohl de Weiss 1916 1993 Erfolg und breitere Anerkennung als Schriftsteller blieben Hohl versagt Mehrere seiner Werke gab er im Selbstverlag heraus Zur Publikation des zweiten Bandes der Notizen siehe unten musste er den Artemis Verlag gerichtlich zwingen Dieser hatte sich nach dem kommerziellen Misserfolg des ersten Bands mehrere Jahre lang geweigert das unverkaufliche Werk herauszugeben Obwohl Autoren wie Max Frisch Friedrich Durrenmatt und Kurt Marti ihn schatzten kam es erst gegen Ende seines Lebens zu einer gewissen Wurdigung durch die Institutionen des Literaturbetriebs Durch einen Hinweis von Adolf Muschg wurde Siegfried Unseld der Suhrkamp Verlagsleiter Anfang der 70er Jahre auf Hohl aufmerksam und handelte mit ihm eine Neu Ausgabe seiner Werke aus 1970 und 1976 erhielt Hohl Preise der Schweizerischen Schillerstiftung 1978 den zum 100 Geburtstag Robert Walsers einmalig verliehenen Robert Walser Centenar Preis sowie 1980 den Petrarca Preis wobei Peter Handke eine Laudatio hielt Hohls Nachlass befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern Die Ludwig Hohl Stiftung mit Sitz in Zurich kummert sich um die Pflege Erschliessung Erforschung und breitere Bekanntmachung seines Werks Sein aussergewohnliches und widerspruchsvolles Leben gab Anlass zu einigen Legendenbildungen an denen er teilweise auch selbst mitwirkte Peter Bichsel warnte 1969 Hohl sei in die fatale Situation des Geheimtipps geraten Werk BearbeitenAls sein wichtigstes erzahlerisches Werk gilt Bergfahrt das er 1926 begonnen und in den folgenden Jahrzehnten mehrmals uberarbeitet hatte Es erschien erst 1975 Die Erzahlung beschreibt den Versuch zweier sehr unterschiedlicher junger Manner einen Berg zu besteigen und kann als Parabel gedeutet werden Ein wenig bekannter als sein erzahlerisches Werk sind eine Reihe von Schriften in denen auf eigenwillige Art philosophische Fragen in notizenhafter Form behandelt werden Hohl legte aber Wert darauf dass die vermeintlichen Aphorismen untereinander in einem engen Zusammenhang stehen Hierzu zahlen die Schriften Nuancen und Details Die Notizen und Dass fast alles anders ist In dem als Hauptwerk geltenden Buch Die Notizen oder Von der unvoreiligen Versohnung das von 1934 bis 1936 entstand wahlte Hohl als Form fur seine literarisch philosophische Arbeit eine genreuberschreitende Mischung Aphorismus Traktat Kurzprosa Gedicht Zitat Alles fugt sich zu einem offenen Schreibsystem mit dennoch inhaltlich und formal aufeinander abgestimmten Texten in zwolf Teilen mit Uberschriften wie Vom Arbeiten Vom Schreiben Vom Tod etc zusammen Mit einer ungewohnlichen Radikalitat beschreibt er darin die schopferische Arbeit des Einzelnen in der Erkenntnis und Handeln eine Einheit bilden als Sinn des Lebens Die Masse der Menschen die nicht in dieser Weise arbeiten bei Hohl oft als der Apotheker oder Herr Meier personifiziert uberzog er mit Polemik und atzendem Spott Aus den Aufzeichnungen zu einem zweiten ahnlichen Werk gab Hohl noch das Buch Dass fast alles anders ist heraus Weitere Aufzeichnungen aus diesem Gedankenkreis die unter dem Titel Nachnotizen oder Von den hereinbrechenden Randern standen wurden erst postum herausgeben In seinen Werken zitierte er oft die wenigen von ihm hochgeschatzten Autoren und Denker besonders Goethe Lichtenberg Montaigne und Spinoza Eines von Hohls Anliegen war es dem Leser einen neuartigen Zugang zu Klassikern zu vermitteln Er soll einmal gesagt haben dass er sich nicht anmasse Dinge die schon sehr gut gesagt geschrieben worden waren noch einmal besser formulieren zu wollen Unter den Schriftstellern lobte er etwa Honore de Balzac Marcel Proust Karl Kraus oder Katherine Mansfield Hohl ist ein Denker wir anderen fassen wir das Denken genau sind es nicht wir weichen dem genauen Denken ins Gleichnis aus Hohl ist notwendig wir sind zufallig Wir dokumentieren das Menschliche Hohl legt es fest Friedrich Durrenmatt in La Revue de Belles Lettres Nr 3 1969Werke BearbeitenGedichte Selbstverlag Konstanz 1925 Nuancen und Details I und II Oprecht Zurich 1939 III Mit einem Gedenkwort fur Albin Zollinger Selbstverlag Genf 1942 Neu Ausgaben in einem Band Walter Olten 1964 und Suhrkamp Frankfurt am Main 1975 Nachtlicher Weg Erzahlungen Mit 15 Federzeichnungen von Hanny Fries Morgarten Zurich 1943 Neu Ausgabe Bibliothek Suhrkamp Band 292 Suhrkamp Frankfurt am Main 1971 Neuauflage ebd 1986 ISBN 3 518 01292 4 Weitere Neu Ausgabe mit den Zeichnungen und einem Doppelportratfoto der beiden Strauhof Zurich 2004 Die Notizen oder Von der unvoreiligen Versohnung Band 1 I VI Teil Artemis Zurich 1944 Band 2 VII XII Teil Artemis Zurich 1954 Neu Ausgabe in einem Band 1981 suhrkamp taschenbuch Band 1000 Suhrkamp Frankfurt am Main 1981 als Taschenbuch ebd 1984 ISBN 3 518 37500 8 Neu Ausgabe in einem Band 2014 Bibliothek Suhrkamp Band 1483 Suhrkamp Frankfurt am Main 2014 ISBN 978 3 518 22483 0 Vernunft und Gute Erzahlung Tschudy St Gallen 1956 Wirklichkeiten Prosa Tschudy St Gallen 1962 Dass fast alles anders ist Walter Olten 1967 Bibliothek Suhrkamp Band 849 Suhrkamp Frankfurt am Main 1984 ISBN 3 518 01849 3 Drei alte Weiber in einem Bergdorf Eine Erzahlung Kandelaber Bern 1970 Bergfahrt Bibliothek Suhrkamp Band 624 Suhrkamp Frankfurt am Main 1975 ebd 1978 ISBN 3 518 01624 5 Von den hereinbrechenden Randern Nachnotizen Und Nachnotizen Anmerkungen Aus dem Nachlass hrsg v Johannes Beringer und Hugo Sarbach Suhrkamp Frankfurt am Main 1986 Und eine neue Erde hrsg von J Beringer Suhrkamp Frankfurt am Main 1990 Mut und Wahl Aufsatze zur Literatur hrsg von J Beringer Suhrkamp Frankfurt am Main 1992 ISBN 3 518 40443 1 Jugendtagebuch herausgegeben im Auftrag der Ludwig Hohl Stiftung von Hugo Sarbach Suhrkamp Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 518 41012 1 Die verlasslichste meiner Freuden Hanny Fries und Ludwig Hohl Gesprache Briefe Zeichnungen und Dokumente hrsg v W Morlang Nagel amp Kimche Munchen 2003 ISBN 3 312 00310 5 darin auch Joseph Gottfarstein Briefe S 361 368 Aus der Tiefsee Paris 1926 hrsg von U Stadler Suhrkamp Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 518 41588 3 Mitternachtsgesellschaft Erzahlungen Suhrkamp Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 518 45663 6 Es ist schwer so ins Dunkle zu reden Briefe an Isak Grunberg 1930 1937 hrsg von Rudolf von Bitter Nimbus Wadenswil 2011 ISBN 978 3 907142 63 9 Die seltsame Wendung Bibliothek Suhrkamp Band 1550 Suhrkamp Berlin 2023 ISBN 978 3 518 22550 9 Literatur BearbeitenXaver Kronig Ludwig Hohl Seine Erzahlprosa mit einer Einfuhrung in das Gesamtwerk Europaische Hochschulschriften Reihe 1 Band 73 Lang Bern 1972 ISBN 3 261 00729 X Adrian Ewald Banninger Fragment und Weltbild in Ludwig Hohls Notizen Einfuhrung und Deutung eines Werks am Rande der schweizerischen Gegenwartsliteratur Dissertation Zurich 1973 Dieter Fringeli Ludwig Hohl das bekannte verkannte Genie In Dichter im Abseits Schweizer Autoren von Glauser bis Hohl Artemis Zurich 1974 ISBN 3 7608 0339 3 S 89 99 und 173 Werner Fuchs Moglichkeitswelt Zu Ludwig Hohls Dichtung und Denkformen Europaische Hochschulschriften Reihe 1 Band 386 Lang Bern 1980 ISBN 3 261 04836 0 Johannes Beringer Hrsg Ludwig Hohl Suhrkamp Taschenbuch Band 2007 Materialien Suhrkamp Frankfurt am Main 1981 ISBN 3 518 38507 0 Alexander J Seiler Ludwig Hohl ein Film in Fragmenten und vier Texte Edition Zyklop Zurich 1982 OCLC 35763573 enthalt auch das Drehbuch zu dem gleichnamigen Dokumentarfilm Seilers Jean Marie Valentin Hrsg Ludwig Hohl Akten des Pariser Kolloquiums Actes du Colloque de Paris 14 16 1 1993 Jahrbuch fur Internationale Germanistik 36 Lang Bern 1994 ISBN 3 906752 30 5 Sabine Haupt Schwer wie ein weisser Stein Ludwig Hohls ambivalente Bewaltigung der Melancholie Zurcher Germanistische Studien 48 Lang Bern 1996 ISBN 3 906756 55 6 Heinz Ludwig Arnold Hrsg Ludwig Hohl Edition text kritik Heft 161 Munchen 2004 ISBN 3 88377 754 4 Peter Erismann Rudolf Probst Hugo Sarbach Hrsg Ludwig Hohl Alles ist Werk Suhrkamp Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 518 41587 5 Martin Raaflaub Magnus Wieland Hugo Sarbach Hrsg Ludwig Hohl Quarto Zeitschrift des Schweizerischen Literaturarchivs Nr 36 Slatkine Genf 2013 ISSN 1023 6341 Inhaltsangabe Johannes Beringer Hohls Weg Book on Demand Berlin 2013 ISBN 978 3 86386 546 7 Heinz Weder Hrsg Briefe von Albin Zollinger an Ludwig Hohl Huber Bern Stuttgart 1965 Rainer Mason Hrsg Ludwig Hohl La Revue de Belles Lettres Genf 94 Jg Nr 3 1969 Xaver Kronig Ludwig Hohl Seine Erzahlprosa mit einer Einfuhrung in das Gesamtwerk Bern Frankfurt am Main 1972 Deux Einzelganger Ludwig Hohl et Bram van Velde In La Revue de Belles Lettres Genf 98 Jg Nr 3 4 1973 Taschenbuch der Gruppe Olten Beitrag von Ludwig Hohl u a Hrsg von Dieter Fringeli Paul Nizon Erica Pedretti Zurich 1974 Rolf Kleinschmidt Ludwig Hohl In Kritisches Lexikon zur deutschen Gegenwartsliteratur KLG Hrsg von Heinz Ludwig Arnold Munchen 1978ff Gert Scobel Einfuhrung in die philosophische Prosa Ludwig Hohls Hochschule St Georgen Aachen 1979 Werner Fuchs Moglichkeitswelt Zu Ludwig Hohls Dichtung und Denkformen Bern Frankfurt am Main 1980 Elsbeth Tschopp Ludwig Hohl eine Kindheit im Thurgau In Thurgauer Jahrbuch Bd 80 2005 S 89 96 e periodica ch Anna Stussi Ludwig Hohl Unterwegs zum Werk Eine Biographie der Jahre 1904 1937 Wallstein Gottingen 2014 ISBN 978 3 8353 1566 2 Sabine Haupt Anders als die anderen NZZ 14 November 2014 1 Sabine Haupt Leben und Werk als Legende Ludwig Hohl zum 100 Geburtstag NZZ 10 April 2004 2 Europe revue litteraire mensuelle Nr 1029 1030 Max Frisch Ludwig Hohl Paris 2015 Magnus Wieland Hrsg Ludwig Hohl zum Vergnugen Reclam Ditzingen 2023 ISBN 978 3 1501 4402 2 Weblinks BearbeitenPublikationen von und uber Ludwig Hohl im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Nachlass Ludwig Hohl in der Datenbank Helveticarchives bzw als Online Inventar EAD 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