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Die Liturgische Rangordnung ist die Regelung in der romisch katholischen Liturgie die fur jeden liturgischen Tag bestimmt welche gottesdienstliche Feier beim Zusammentreffen liturgischer Daten und Zeiten jeweils Vorrang hat welche Texte fur die Feier der heiligen Messe und des Stundengebets verwendet werden und welche liturgische Farbe dem zugeordnet wird Die Liturgiewissenschaft spricht von Okkurrenz wenn zwei Feiern an einem Tag zusammentreffen Das Zusammentreffen der zweiten Vesper eines Tages mit der ersten Vesper des folgenden Tages wird Konkurrenz genannt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Okkurrenzen im Kirchenjahr 2 Geschichtliche Entwicklung 2 1 Mittelalter 2 2 Rangstufensystem nach dem Konzil von Trient 2 3 Rubrikenkodex von 1960 3 Rangordnung der liturgischen Tage seit 1970 4 Literatur 5 EinzelnachweiseOkkurrenzen im Kirchenjahr BearbeitenOkkurrenzen auch Okkurenzen entstehen weil im Kirchenjahr die zyklische regelmassig wiederkehrende Abfolge von Sonntagen und Wochentagen aufeinandertreffen kann mit Festen die an einem bestimmten Datum oder zu einem bestimmten Anlass gefeiert werden Im liturgischen Kalender gibt es zudem zeitlich bewegliche Feste etwa Ostern mit dem dazu gehorenden Osterfestkreis die abhangig sind von einem variablen Osterdatum und Feste die immer auf denselben Tag fallen z B Weihnachten mit dem davon abhangenden Weihnachtsfestkreis oder Gedenktage von Heiligen Hinzu kommen Eigenfeste der Diozesen eines Ordens oder auch regional verankerte Feste Welches dann den Vorrang hat oder welche Auswahlmoglichkeiten bei den liturgischen Texten bestehen wird durch die liturgischen Vorschriften bestimmt denen der Romische Generalkalender fur die gesamte Kirche weltweit verbindlich zugrunde liegt Die geltende Fassung wurde 1969 durch Papst Paul VI promulgiert Der Generalkalender wird erganzt durch Partikular oder Regionalkalender von Diozesen und Ordensgemeinschaften mit deren Eigenfeiern etwa den Regionalkalender fur das deutsche Sprachgebiet Veroffentlicht werden die Vorschriften im jahrlich erscheinenden Verzeichnis der liturgischen Tage nach ihrer Rangordnung dem Direktorium Ausgangspunkt des Generalkalenders ist das Kirchenjahr mit den zentralen Festen und Festkreisen von Menschwerdung und Auferstehung Jesu Christi die gepragten Zeiten im Weihnachts und Osterfestkreis und der Zeit im Jahreskreis In dieses Schema eingeordnet werden weitere Feste Herrenfeste Marienfeste die Feste und exemplarischen Gedenktage der Heiligen Martyrer Kirchenlehrer Jungfrauen Ordensleute usw aus verschiedenen Landern sowie die Kirchweihfeste der romischen Hauptkirchen Geschichtliche Entwicklung BearbeitenMittelalter Bearbeiten Die Woche war bestimmt von der Feier des Sonntags als des Tages des Herrn und der Auferstehung Jesu Christi an dem das Pascha Mysterium gefeiert wird Die Wochentage gehorten liturgisch zum voraufgehenden Sonntag fur eine Messfeier wurden die liturgischen Texte des Sonntags wiederholt Bis etwa zum Jahr 1100 waren Feste eine seltene Ausnahme Als Festa fori Feste fur die Offentlichkeit herrschte an ihnen Arbeitsruhe und der Besuch der heiligen Messe gehorte zum Festablauf Feste die auf einen Sonntag fielen verdrangten liturgisch die Feier des Sonntags Im Hoch und Spatmittelalter nahm die Zahl der Heiligenfeste Martyrer Bekenner Kirchenlehrer Papste und Bischofe Ordensleute stark zu Ausserdem bekamen Feste vermehrt eine Vigil oder eine Oktav die liturgisch begangen wurden Dies fuhrte zu einer vielfaltigen Differenzierung der Festtypen und der Regelungen im Fall einer Okkurrenz auch um die Herrenfeste gegenuber Heiligenfesten aufzuwerten und zu schutzen Bezeichnungen solcher Feste waren summum festum sollemne festum festum medium festum trium lectionum Fest mit den drei Lesungen triplex duplex semiduplex simplex und andere Die Herkunft dieser Begriffe und ihre Bedeutung sind noch nicht vollstandig erforscht 2 3 Rangstufensystem nach dem Konzil von Trient Bearbeiten Nach dem Konzil von Trient wurde in das erneuerte Breviarium Romanum 1568 und das neue Missale Romanum 1570 ein Universalkalender aufgenommen mit dem ein Rangstufensystem eingefuhrt wurde das vorher bereits bei den Franziskanern und in der romischen Kurialliturgie in Ubung war 4 5 Rangstufen der Feste 1570 1960 Lateinische Bezeichnung Bedeutung BeispieleFestum duplex I classis cum octava privilegiata Duplex Fest Doppelfest 1 Klasse mit vorrangiger Oktav Weihnachten Epiphanie Ostersonntag Christi Himmelfahrt PfingstsonntagFestum duplex I classis cum octava non privilegiata communi Doppelfest 1 Klasse mit nicht vorrangiger gewohnlicher Oktav Unbefleckte Empfangnis Johannes der Taufer Petrus und Paulus Maria Himmelfahrt AllerheiligenFestum duplex I classis Doppelfest 1 Klasse Grundonnerstag Karfreitag Karsamstag Montag und Dienstag in der Oster und Pfingstoktav Maria Verkundigung Hl JosefFestum duplex II classis cum octava simplici Doppelfest 2 Klasse mit einfacher Oktav Maria Geburt Stephanus Johannes Ap Laurentius von RomFestum duplex II classis Doppelfest 2 Klasse Namen Jesu Verklarung des Herrn Matthias Ap Maria LichtmessFestum duplex majus Hoheres Doppelfest seit 1602 Heilige Familie Oktav von Epiphanie Oktav von Ostern Weisser Sonntag Erzengel Petri Stuhlfeier Maria Namen Sieben Schmerzen Maria Franz von Assisi DominikusFestum duplex Doppelfest der letzte Tag einer Oktav Bischofe Martyrer KirchenlehrerFestum semiduplex Semiduplex Fest Halb doppeltes Fest Mittwoch bis Samstag in der Oster und Pfingstoktav BekennerFestum simplex Einfaches FestCommemoratio Gedachtnis GedenktagRangstufen der Tage der Woche 1570 1960 Lateinische Bezeichnung Bedeutung Rang BeispieleDominica maior privilegiata I classis Hoherer privilegierter Sonntag 1 Klasse Vorrang vor allen FestenDominica maior privilegiata II classis Hoherer privilegierter Sonntag 2 Klasse Vorrang vor Festen duplex II classisDominica Sonntag Vorrang vor Festen semiduplex ab 1914 Vorrang vor allen Duplex FestenFeria maior privilegata Hoherer privilegierter Wochentag Vorrang vor allen Festen AschermittwochFeria maior Hoherer Wochentag Vorrang vor allen Festen simplex Wochentage in der Advents und Fastenzeit und in der BittwocheFeria WochentagDie Zahl der Feste im Rang duplex und hoher nahm von 1570 bis 1910 von 89 auf 208 zu etliche von ihnen hatten zudem eine Oktav so dass die Feier einfacher Sonn und Wochentage weitgehend verdrangt wurde Auch hatte die Zahl der Votivmessen vor allem in Form haufiger Privatmessen die den Gemeindegottesdienst uberwucherten stark zugenommenen obwohl das Messbuch von 1570 sie nur noch aus dringendem Grund urgenti de causa erlaubte 6 Bis in die Neuzeit hinein wurde das Messformular des Requiems ungebuhrlich haufig fur Werktagsmessen genommen weil es der Intention des Messstipendiums als Seelenmesse fur die Verstorbenen der Stifterfamilien entsprach so der Liturgiewissenschaftler Josef Andreas Jungmann 7 Papst Pius X ordnete in einem Reformprozess von 1912 bis 1914 an dass alle einfachen Sonntage Vorrang vor Duplexfesten haben sollten im Stundengebet wurden ab dann Feste mit den Psalmen des Wochentags statt mit dem Festoffizium gefeiert um eine zu haufige Wiederholung derselben Gebetstexte zu vermeiden Die Ritenkongregation schaffte 1955 alle Vigiltage und Oktaven mit Ausnahme die der Hochfeste Weihnachten Ostern und Pfingsten ab 8 Beim Aufeinandertreffen verschiedener Tage und Feiern waren unterschiedliche Losungen moglich 9 Die hoherrangige Feier wird begangen die niederrangige kommemoriert Die hoherrangige Feier wird begangen die niederrangige verlegt Die hoherrangige Feier wird begangen die niederrangige entfallt Das bewegliche Fest wird gefeiert das andere wird kommemoriert Bei einer Kommemoration wurden in der heiligen Messe das Tagesgebet Collecta das Gabengebet Secreta und das Schlussgebet Postcommunio des niederrangigen Gedenktages dem des hoherrangigen angefugt An Sonntagen konnten auf Grund von Festen oder Oktavtagen die sich mit diesem Sonntag uberschnitten mehrere kommemorierende Gebete aneinandergefugt werden Fiel ein Festtag eines Heiligen mit eigenem Messformular in die Fastenzeit wurde das Heiligenfest als hoherrangig angesehen und der Wochentag der Fastenzeit wurde kommemoriert Das Evangelium des verdrangten Messformulars wurde bis 1955 jeweils als Schlussevangelium gelesen 10 In Kathedralen Stiftskirchen oder in Kirchen wo mit grosser Beteiligung von Laien zu rechnen ist konnen zwei verschiedene Messen gefeiert werden statt eines der Feste zu verschieben In Klosterkirchen werden zwei Konventsmessen gefeiert 11 Rubrikenkodex von 1960 Bearbeiten 1960 erfolgte mit dem Rubrikenkodex Codex Rubricarum Breviarii ac Missalis Romani eine durchgreifende Reform und Vereinfachung der Rubriken die von Papst Johannes XXIII mit dem Motu Proprio Rubricarum instructum vom 25 Juli 1960 mit Wirkung ab 1 Januar 1961 in Kraft gesetzt wurde Sie sprach erstmals vom Liturgischen Tag und fuhrte ein gut uberschaubares System von vier Klassen ein Die Messen und Offizien des Proprium de tempore erhielten einen wichtigeren Platz gegenuber den Heiligenfesten Proprium Sanctorum Die Sonntage sind ausschliesslich 1 oder 2 Klasse Die Sonntage Klasse 2 bekamen grundsatzlich Vorrang vor den meisten Heiligenfesten die in der Gruppe 3 zusammengefuhrt wurden in dieser Gruppe gingen alle Duplex Semiduplex und Simplex Feste auf Ein Fest 1 Klasse hat keinen Vorrang gegenuber einem Sonntag 1 Klasse Desgleichen hat ein Fest 2 Klasse keinen Vorrang gegenuber einem Sonntag 2 Klasse Einzelne Feste des Herrn werden wie bisher an einem Sonntag dem Tag des Herrn gefeiert das Namen Jesu Fest das Fest der Heiligen Familie das Dreifaltigkeitsfest das Christkonigsfest Die ganze Fastenzeit ist jetzt von so hohem Rang dass kein Fest 3 Klasse an Werktagen gefeiert werden kann 12 13 Rangordnung der liturgischen Tage seit 1970 BearbeitenDie heute geltende Klassifizierung der liturgischen Tage wurde im Rahmen der Liturgiereform mit der Neuordnung des Kirchenjahres und des Romischen Generalkalenders nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil am 14 Februar 1969 durch das Motu proprio Mysterii paschalis von Papst Paul VI approbiert und mit dem 1 Januar 1970 als Grundordnung des Kirchenjahres und des neuen Romischen Generalkalenders lateinisch Normae universales de anno liturgico et de calendario in Kraft gesetzt Sie unterscheidet folgende Bezeichnungen 14 Sonntag Dominica Hochfest Sollemnitas Fest Festum Gebotener Gedenktag Memoria obligatoria Nichtgebotener Gedenktag Memoria ad libitum Wochentag Feria Es ergibt sich folgende Rangordnung 15 I 1 Das osterliche Triduum von Leiden Tod und Auferstehung des Herrn von der Feier des Letzten Abendmahls am Grundonnerstag bis zur zweiten Vesper des Ostersonntags 2 Weihnachten Erscheinung des Herrn Christi Himmelfahrt Pfingsten Sonntage des Advents der Fastenzeit osterliche Busszeit und der Osterzeit Aschermittwoch Tage in der Karwoche Tage in der Osteroktav 3 Hochfeste des Herrn der Gottesmutter und jener Heiligen die im Generalkalender verzeichnet sind Allerseelen 4 Die Eigen Hochfeste fur Regionen Gemeinschaften usw etwa Patronatsfest Kirchweihe Gedachtnis des Ordensgrunders II 5 Die Herrenfeste 6 Die Sonntage in der Weihnachtszeit und die Sonntage im Jahreskreis 7 Die Marienfeste und die Feste der Heiligen des Generalkalenders 8 Die Eigenfeste einer Diozese oder einer Ordensgemeinschaft9 Die Wochentage des Advents vom 17 bis 24 Dezember einschliesslich Die Wochentage der Weihnachtsoktav Die Wochentage der Fastenzeit III 10 Die gebotenen Gedenktage des Generalkalenders 11 Gebotene Gedenktage des Eigenkalenders eines Bistums oder einer Ordensgemeinschaft 12 Nicht gebotene Gedenktage 13 Die Wochentage des Advents bis 16 Dezember einschliesslich Die Wochentage der Weihnachtszeit vom 2 Januar bis zum Samstag nach Erscheinung des Herrn Die Wochentage der Osterzeit zwischen Osteroktav und Pfingsten Die Wochentage im Jahreskreis Treffen mehrere Feiern auf einen Tag wird jene gehalten die im Verzeichnis der liturgischen Tage hoher steht Wird ein Hochfest von einem hoherrangigen Tag verdrangt was vor allem in der Fastenzeit und im Advent passieren kann dann wird es auf den nachsten Tag verschoben der nicht von einem Fest mit Rang 1 bis 8 belegt ist So wurde etwa im Jahr 2005 das Hochfest der Verkundigung des Herrn 25 Marz Rang 3 am 4 April gefeiert weil das osterliche Triduum Rang 1 und die Osteroktav Rang 2 Vorrang hatten Andere Feiern entfallen fur das betreffende Jahr Literatur BearbeitenHans J Limburg Okkurenz In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 7 Herder Freiburg im Breisgau 1998 Sp 1012 Hansjorg Auf der Maur Feiern im Rhythmus der Zeit II 1 Regensburg 1994 Gottesdienst der Kirche Handbuch der Liturgiewissenschaft hrsg von Hans Bernhard Meyer Teil 6 1 Einzelnachweise Bearbeiten Philipp Harnoncourt Der Kalender Feste und Gedenktage der Heiligen In Hansjorg Auf der Maur Feiern im Rhythmus der Zeit II 1 Regensburg 1994 S 52 Philipp Harnoncourt Der Kalender Feste und Gedenktage der Heiligen In Hansjorg Auf der Maur Feiern im Rhythmus der Zeit II 1 Regensburg 1994 S 52 Hansjorg Auf der Maur Feste und Gedenktage der Heiligen In Hansjorg Auf der Maur Feiern im Rhythmus der Zeit II 1 Regensburg 1994 S 65 357 hier S 155 Philipp Harnoncourt Der Kalender Feste und Gedenktage der Heiligen In Hansjorg Auf der Maur Feiern im Rhythmus der Zeit II 1 Regensburg 1994 S 52 die folgende Rangordnung dort S 53 Beispiele aus Hansjorg Auf der Maur Feste und Gedenktage der Heiligen In Hansjorg Auf der Maur Feiern im Rhythmus der Zeit II 1 Regensburg 1994 S 158 Missale Romanum Edition XXIX post typicam Pustet Ratisbonae 1953 Rupert Berger Votivmesse In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 10 Herder Freiburg im Breisgau 2001 Sp 909 Josef Andreas Jungmann SJ Missarum Sollemnia Eine genetische Erklarung der romischen Messe Band 1 Herder Verlag Wien Freiburg Basel 5 Auflage 1962 S 305 Anm 127 Philipp Harnoncourt Der Kalender Feste und Gedenktage der Heiligen In Hansjorg Auf der Maur Feiern im Rhythmus der Zeit II 1 Regensburg 1994 S 53 Benediktiner der Erzabtei Beuron Hrsg Das vollstandige Romische Messbuch lateinisch und deutsch mit allgemeinen und besonderen Einfuhrungen im Anschluss an das Messbuch von Anselm Schott OSB Herder 1963 S XLVII Josef Andreas Jungmann SJ Missarum Sollemnia Eine genetische Erklarung der romischen Messe Zweiter Band Herder Verlag Wien Freiburg Basel 1948 5 Auflage 1962 S 558 Missale Romanum Edition XXIX post typicam Pustet Ratisbonae 1953 S 20 Philipp Harnoncourt Der Kalender Feste und Gedenktage der Heiligen In Hansjorg Auf der Maur Feiern im Rhythmus der Zeit II 1 Regensburg 1994 S 53 Herder Korrespondenz Die Rubriken fur das Romische Brevier und Missale im Pontifikat Johannes XXIII Funfzehnter Jahrgang 1960 61 Heft 4 S 496 497 Heft 5 S 542 543 Philipp Harnoncourt Der Kalender Feste und Gedenktage der Heiligen In Hansjorg Auf der Maur Feiern im Rhythmus der Zeit II 1 Regensburg 1994 Gottesdienst der Kirche Handbuch der Liturgiewissenschaft hrsg von Hans Bernhard Meyer Teil 6 1 S 53 sbg ac at Grundordnung des Kirchenjahres nach Nr 59 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Liturgische Rangordnung amp oldid 238638645