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Eine Privatmesse vgl lateinisch missa privata oder missa solitaria ist in der romisch katholischen Kirche eine stille heilige Messe Missa lecta die nicht Gemeinde oder Konventsmesse ist und ohne offentliche Ankundigung gefeiert wird Inhaltsverzeichnis 1 Liturgierechtliche Situation 2 Geschichte 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLiturgierechtliche Situation BearbeitenDas Zweite Vatikanische Konzil sah die liturgischen Riten auf gemeinschaftliche Feier mit Beteiligung und tatiger Teilnahme der Glaubigen angelegt und bestimmte dass die Feier in Gemeinschaft der vom Einzelnen gleichsam privat vollzogenen vorzuziehen ist 1 Auch eine Privatmesse ist nicht privater Natur sondern Liturgie der katholischen Kirche die das Sakrament der Einheit des heiligen Volks ist 2 Gemass dem Codex Iuris Canonici can 904 ist die Feier der heiligen Messe eine Handlung Christi und der Kirche und deren Vollzug die vornehmste Aufgabe des Priesters Daher gilt fur Priester die eindringliche Empfehlung taglich die heilige Messe zu zelebrieren auch wenn eine Teilnahme von Glaubigen nicht moglich ist Die Feier der Eucharistie ist Teil des Heiligungsdienstes der Kirche und wird in deren allgemeinen und in besonders anempfohlenen Anliegen gefeiert Der Priester darf eine Privatmesse nur an Tagen feiern an denen er selbst keine andere heilige Messe feiert also nicht zusatzlich zur Zelebration einer Gemeindemesse Das aktuelle Missale Romanum enthalt eine eigene Ordnung fur eine Missa cui unus tantum minister assistit Messfeier an der nur ein liturgischer Dienst teilnimmt 3 Sie wird vom Priester unter Mitwirkung eines Ministranten oder einer anderen Person gefeiert Dabei findet die Ordnung der Gemeindemesse modifiziert Anwendung insofern der Altardiener die Rolle des Volkes ubernimmt In den Ausgaben des Romischen Messbuchs von 1970 und 1975 gab es statt dieser Ordnung einen Ordo Missae sine populo die Ausgabe von 1975 unterschied sich von der von 1970 im Wesentlichen nur dadurch dass jede Erwahnung eines Subdiakons entfernt wurde 4 Nur aus einem gerechten und vernunftigen Grund darf der Priester allein feiern die sogenannte Missa solitaria In diesem Fall unterbleiben alle sonst ublichen Anreden an die Mitfeiernden z B der Gruss Der Herr sei mit euch sowie der Schlusssegen Es segne euch 5 Die Corona Krise ab 2020 wurde als ein solch gerechter und vernunftiger Grund angesehen aus dem Priester ohne Anwesenheit anderer die heilige Messe feiern durfen 6 Mit dem Motu proprio Summorum Pontificum war es von September 2007 bis Juli 2021 jedem romisch katholischen Priester wieder gestattet die Privatmesse nach dem Missale Romanum des hl Pius V in der Ausgabe des Jahres 1962 zu feiern Mit dem Motu proprio Traditionis custodes 2021 mussen Priester die Erlaubnis des Diozesanbischofs fur die Feier der alten Form erbitten Neupriester bedurfen ebenfalls einer Genehmigung des Ortsordinarius der zudem den Apostolischen Stuhl konsultieren muss Geschichte BearbeitenDie seit dem fruhen Mittelalter stark zunehmenden Privatmessen waren der kultischen Verehrung der Heiligenreliquien geschuldet die in den Altaren geborgen und durch eine tagliche Messfeier verehrt wurden 7 Die fruhmittelalterliche Benediktiner Abtei sah sich als Abbild des stadtromischen Kirchensystems welches alle Kirchen der Stadt als zu einer Stadtkirche unter Leitung des Bischofs zusammengefasst verstand Kirchenfamilie dies fand seinen Ausdruck in der Praxis des Stationsgottesdienstes in einer der Stationskirchen In den Abteien wurden die Kirchen der Stadt gewissermassen auf dem Klostergelande zusammengefasst als Kirchenstadt mit einer Vielzahl von Kirchen und Heiligtumern oder sogar als Nebenaltare in die Klosterkirche integriert So entwickelte sich in der kirchlichen Architektur der Kapellenkranz 8 Das sich daraus entwickelnde Messensystem kennt das Konventamt als Hauptmesse in der Rolle der romischen Stationsfeier und daneben eine Vielzahl von Nebenmessen in den anderen Heiligtumern und an den Nebenaltaren um diesen die gebuhrende kultische Verehrung zukommen zu lassen Die Feier solcher Neben oder Privatmessen erklart sich nicht aus der privaten Frommigkeit des einzelnen Priestermonchs sondern ist als notwendig und wichtig im Rahmen der Gesamtliturgie der Abtei zu verstehen Auch dass zunehmend mehr Monche zu Priestern geweiht wurden entsprach nicht seelsorglichen Zwangen oder einem uberzogenen Klerikalismus sondern der gewachsenen Zahl an liturgischen Aufgaben des klosterlichen Organismus 9 Bis zum Mittelalter stieg die Zahl der Privatmessen an Viele Priester zelebrierten sogar mehrmals am Tage in einer bestimmten Intention haufig fur Verstorbene 10 Die Entwicklung bedeutete einen weitgehenden Verlust des Gemeinschaftscharakters der heiligen Messe 11 Die Vermehrung der Zahl der Altare auf 35 bis 45 in einer Kirche in der Marienkirche in Danzig und im Magdeburger Dom gab es um das Jahr 1500 jeweils 48 Nebenaltare trug nach Meinung des Liturgiewissenschaftlers Josef Andreas Jungmann nicht wenig zur Kirchenkrise des 16 Jahrhunderts bei die zur Reformation fuhrte 12 Martin Luther kritisierte bestimmte Formen der Privatmesse bezeichnete sie als Winkelmesse am Nebenaltar und verurteilte sie als kauflich 13 14 Insbesondere Messen in denen der Priester die Eucharistie als einziger empfing lehnte Luther grundsatzlich ab Gegen Ende des 19 Jahrhunderts hatte sich die Einzelzelebration als einzige Weise durchgesetzt wie Priester an der heiligen Messe teilnehmen die Konzelebrationen bei Bischofs und Priesterweihe waren die einzigen Ausnahmen Dahinter stand als priesterliches Verhaltensmuster und ungeschriebene Norm das aszetische und spirituelle Ideal der taglichen Zelebration der Messe an das sich viele Priester mental gebunden fuhlten 15 Die Grundform jeder Messfeier des Priesters war spatestens seit dem Beginn der Neuzeit die stille Messe oder Lesemesse 16 Das Zweite Vatikanische Konzil forderte eine vertiefte Sicht der Eucharistie als Feier der ganzen Kirche Grundform ist jetzt die Gemeindemesse Gleichzeitig wurden die priesterliche Kollegialitat starker betont und die Anlasse vermehrt bei denen eine Konzelebration der Priester moglich und wunschenswert ist In den Ostkirchen sind Privatmessen nicht ublich Siehe auch BearbeitenBeimesse Altarist KonzelebrationLiteratur BearbeitenAndreas Heinz Manfred Probst Privatmesse In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 8 Herder Freiburg im Breisgau 1999 Sp 603 Angelus Albert Haussling Das Messensystem der fruhmittelalterlichen Klosterliturgie In Ders Monchskonvent und Eucharistiefeier Eine Studie uber die Messe in der abendlandischen Klosterliturgie des fruhen Mittelalters und zur Geschichte der Messhaufigkeit Munster 1973 ISBN 3 402 03842 2 S 298 347 Otto Nussbaum Kloster Priestermonch und Privatmesse Ihr Verhaltnis im Westen von den Anfangen bis zum hohen Mittelalter Theophaneia Band 14 Hanstein Bonn 1961 Karl Rahner Angelus Haussling Die vielen Messen und das eine Opfer Quaestiones disputatae Band 31 2 Auflage Freiburg Basel Wien 1966 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Privatmesse Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Zweites Vatikanisches Konzil Sacrosanctum Concilium Konstitution uber die heilige Liturgie Nr 27 Sacrosanctum concilium Nr 26 Institutio Generalis Missalis Romani 3 Editio typica 2002 Nr 110 252 1 vgl Grundordnung des Romischen Messbuchs Vorabpublikation zum Deutschen Messbuch 3 Auflage Andreas Heinz Manfred Probst Privatmesse In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 8 Herder Freiburg im Breisgau 1999 Sp 603 Institutio Generalis Missalis Romani 2002 Nr 252 254 missale romanum PDF 545 kB Allgemeine Einfuhrung in das Romische Messbuch AEM Nr 211 z B erzbistum paderborn de Aktuelle Entwicklungen zum Corona Virus 14 Marz 2020 Karl Rahner Angelus Haussling Die vielen Messen und das eine Opfer 2 Auflage Freiburg Basel Wien 1966 S 119 f Anm 14 Quaestiones disputatae 31 Josef Andreas Jungmann Missarum Sollemnia Eine genetische Erklarung der romischen Messe Band I 5 Auflage Nova amp Vetera Bonn und Herder Wien Freiburg Basel 1962 S 293 So Angelus Albert Haussling Monchskonvent und Eucharistiefeier Eine Studie uber die Messe in der abendlandischen Klosterliturgie des fruhen Mittelalters und zur Geschichte der Messhaufigkeit Munster 1973 ISBN 3 402 03842 2 S 298 347 bes S 321 f 342 ff gegen Otto Nussbaum der den Standpunkt vertrat eine angewachsene Zahl von Priestermonchen und deren Wunsch nach haufigeren Messfeiern aus personlicher Frommigkeit hatte erst zur Vermehrung der Altarzahl in der Abtei gefuhrt Otto Nussbaum Kloster Priestermonch und Privatmesse Ihr Verhaltnis im Westen von den Anfangen bis zum hohen Mittelalter Bonn 1961 Theophaneia 145 Josef Andreas Jungmann Missarum Sollemnia Eine genetische Erklarung der romischen Messe Band I 5 Auflage Nova amp Vetera Bonn und Herder Wien Freiburg Basel 1962 S 290 f Hans Bernhard Meyer Eucharistie Geschichte Theologie Pastoral Pustet Regensburg 1989 ISBN 3 7917 1200 4 Gottesdienst der Kirche Handbuch der Liturgiewissenschaft Teil 4 S 252 Josef Andreas Jungmann Missarum Sollemnia Eine genetische Erklarung der romischen Messe Band I 5 Auflage Nova amp Vetera Bonn und Herder Wien Freiburg Basel 1962 S 293 Winkelmesse In Jacob Grimm Wilhelm Grimm Hrsg Deutsches Worterbuch Band 30 Wilb Ysop XIV 2 Abteilung S Hirzel Leipzig 1960 woerterbuchnetz de Martin Luther Von der Winkelmesse und Pfaffen Weihe Schirlentz Wittenberg 1534 Digitalisat in der Google Buchsuche Angelus A Haussling Konzelebration In Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche 3 Auflage Band 6 Herder Freiburg im Breisgau 1997 Sp 341 f Josef Andreas Jungmann Missarum Sollemnia Eine genetische Erklarung der romischen Messe Band I 5 Aufl Herder Wien Freiburg Basel 1962 S 301 Normdaten Sachbegriff GND 4175744 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Privatmesse amp oldid 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