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Dieser Artikel behandelt Kirchenfamilie als Begriff der Kunstgeschichte Zu weiteren Bedeutungen des Begriffs siehe Kirchenfamilie Begriffsklarung Der Begriff Kirchenfamilie bezeichnet eine Gruppe nah beieinanderstehender Kirchen die liturgisch zu einer Einheit zusammengehoren 1 Der Begriff wurde durch den Kunsthistoriker Edgar Lehmann 1952 eingefuhrt Kirchenfamilien entstanden aufgrund der Klosterregeln und liturgischen Vorschriften sie enthielten mehrere spezialisierte Kirchenbauten Viele Kloster oder weltliche Stifte unterhielten neben ihrer Klosterkirche gesonderte Oratorien fur die Stundengebete haufig sogar in ein inneres und ein ausseres Oratorium geteilt und eine ausserhalb der Klausur gelegene Grabkirche Hinzu kamen haufig noch eine Pfarr oder Leutekirche eine gesonderte Taufkapelle und weitere Kirchen und Kapellen Die Kirchenfamilie auf dem Hemmaberg die im 6 Jahrhundert aufgegeben wurde umfasste beispielsweise zwei Doppelkirchen eine Taufkapelle und eine Memorialkapelle Fur das Stift Essen ist im 11 Jahrhundert durch das sogenannte Testament der Abtissin Theophanu eine Kirchenfamilie bestehend aus Stiftskirche Krypta der Stiftskirche Taufkirche einem Oratorium der St Quintins Kapelle einer Privatkapelle der Abtissin einer St Pantaleon Kapelle vermutlich im Stiftsgebaude und fur hochrangige Gaste und der ausserhalb der Klausur gelegenen St Gertruden Kirche nachgewiesen Seine Wurzeln hatte das System der Kirchenfamilie in der stadtromischen Kirchenorganisation wo einer Kathedrale mehrere Kirchbauten oder Heiligtumer zugeordnet waren Der Gottesdienst in diesen Kirchen war unter Leitung des Bischofs aufeinander bezogen und wurde als Einheit betrachtet Dies druckte sich etwa im System der Stationsgottesdienste aus Die fruhmittelalterliche Benediktiner Abtei sah sich als Abbild dieses stadtischen Kirchensystems In der Abtei wurden die Kirchen der Stadt gewissermassen auf dem Klostergelande zusammengefasst als Kirchenstadt mit einer Vielzahl von Kirchen und Heiligtumern oder sogar als Nebenaltare in die Klosterkirche integriert Das sich daraus entwickelnde Messensystem kennt das Konventamt als Hauptmesse in der Rolle der romischen Stationsfeier und daneben eine Vielzahl von Nebenmessen in den anderen Heiligtumern und an den Nebenaltaren um diesen die gebuhrende kultische Verehrung zukommen zu lassen Die Feier solcher Neben oder Privatmessen erklart sich nicht aus der privaten Frommigkeit des einzelnen Priestermonchs sondern ist als notwendig und wichtig im Rahmen der Gesamtliturgie der Abtei zu verstehen Auch dass zunehmend mehr Monche zu Priestern geweiht wurden entsprach nicht seelsorglichen Zwangen oder einem uberzogenen Klerikalismus sondern der gewachsenen Zahl an liturgischen Aufgaben des klosterlichen Organismus 2 Literatur BearbeitenKatrinette Bodarwe Kirchenfamilien Kapellen und Kirchen in fruhmittelalterlichen Frauengemeinschaften In Herrschaft Liturgie und Raum Studien zur mittelalterlichen Geschichte des Frauenstifts Essen Klartext Essen 2002 ISBN 3 89861 133 7 Angelus Albert Haussling Monchskonvent und Eucharistiefeier Eine Studie uber die Messe in der abendlandischen Klosterliturgie des fruhen Mittelalters und zur Geschichte der Messhaufigkeit Munster 1973 ISBN 3 402 03842 2 Einzelnachweise Bearbeiten Edgar Lehmann Die entwicklungsgeschichtliche Stellung der karolingischen Klosterkirche zwischen Kirchenfamilie und Kathedrale In Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich Schiller Universitat Jena 1952 1953 S 131 144 132 So Angelus Albert Haussling Monchskonvent und Eucharistiefeier Eine Studie uber die Messe in der abendlandischen Klosterliturgie des fruhen Mittelalters und zur Geschichte der Messhaufigkeit Munster 1973 ISBN 3 402 03842 2 S 298 347 bes 321f 342ff gegen Otto Nussbaum der den Standpunkt vertrat eine angewachsene Zahl von Priestermonchen und deren Wunsch nach haufigeren Messfeiern aus personlicher Frommigkeit hatte erst zur Vermehrung der Altarzahl in der Abtei gefuhrt Otto Nussbaum Kloster Priestermonch und Privatmesse Ihr Verhaltnis im Westen von den Anfangen bis zum hohen Mittelalter Theophaneia Bd 14 Hanstein Bonn 1961 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirchenfamilie amp oldid 224759864