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Unter einem Stationsgottesdienst versteht man eine spatantik mittelalterliche sowie neuzeitliche Organisationsform des christlichen Gottesdienstes Inhaltsverzeichnis 1 Historische Liturgieform 2 Gottesdienstform in der Diaspora 20 Jahrhundert 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseHistorische Liturgieform BearbeitenAus raumlichen Platzfrage und organisatorischen Einheitlichkeit der Kirche einer Stadt Grunden sammelte sich die Gemeinde einer Stadt um unter Leitung des Bischofs oder seines Vertreters in der fur den Tag festgelegten Stationskirche den Hauptgottesdienst zu feiern An Busstagen versammelten sich alle Teilnehmenden zusatzlich vorher in einer Versammlungskirche Collectakirche und zogen von dort in einer Prozession zur Stationskirche Die Reihenfolge der einzelnen mitunter uber 40 Versammlungsorte stationes ist durch die ortliche Stationsordnung festgelegt Der Stationsgottesdienst missa stationalis stellt heute in der romisch katholischen Kirche die feierliche Form der bischoflich geleiteten Messfeier dar Das Zeremoniale fur die Bischofe empfiehlt dass in der Fastenzeit wenigstens in grosseren Stadten entsprechend dem romischen Brauch solche Feiern gehalten werden Die Gemeinde versammelt sich dazu an einem Ausgangsort wo der Bischof oder der Zelebrant eine Oration spricht und Weihrauch einlegt Dann ladt der Diakon die Versammelten mit dem Ruf Lasst uns ziehen in Frieden zur Prozession zur Kirche ein Auf dem Weg dorthin wird die Allerheiligenlitanei gesungen In der Kirche wird der Altar inzensiert und dann das Tagesgebet der Messe gesprochen Kyrie und die anderen Teile der Eroffnung entfallen 1 Die mobile Gottesdienstform lebt auch in sonstigen Prozessionen fort Seinen Ursprung hat der Stationsgottesdienst in der Kirche der Stadt Rom Die kultische Einheit der Stadtkirche uber die Pluralitat der gottesdienstlichen Feiern in den verschiedenen Kirchen hinaus druckte sich im Brauch des Stationsgottesdienstes aus Die Anfange dieser Praxis liegen im Dunkeln Stationsgottesdienste sind aber im 7 Jahrhundert als bereits langer geubte Praxis nachweisbar Auch aus Syrien Armenien Palastina Agypten sowie dem gallisch frankischen Raum ist der Stationsgottesdienst bekannt Das bischofsstadtische Mehrkirchenschema das in dieser liturgischen Organisationsform erkennbar ist fuhrte in kunsthistorischer Betrachtung seit der Karolingerzeit zur Herausbildung von Kirchenfamilien als Bauprinzip stadtischer und klosterlicher Kirchbauten 2 Gottesdienstform in der Diaspora 20 Jahrhundert BearbeitenIn der Diaspora besonders in dem Gebiet der ehemaligen DDR wurden nach dem Zweiten Weltkrieg gottesdienstliche Versammlungen ohne Priester Stationsgottesdienst genannt weil diese Form besonders auf den Aussenstationen einer Pfarrgemeinde praktiziert wurde Wenn in den zahlreichen Aussenstationen in den Bistumern und Jurisdiktionsgebieten der DDR etwa 3000 nur vierzehntaglich monatlich oder noch seltener eine heilige Messe mit einem Priester stattfinden konnte wurde es als wichtig erachtet dass sich dennoch die Glaubigen vor Ort an jedem Sonntag als dem Urfeiertag der Christenheit zu einem Gebets und Wortgottesdienst versammelten Den hierzu beauftragten Laien wurden von den Bischofen Anregungen fur Laien und Hausandachten zur Verfugung gestellt so burgerte sich die Bezeichnung Stationsgottesdienst ein Auf Antrag der Berliner Ordinarienkonferenz wurde vom Heiligen Stuhl am 21 April 1965 3 erstmals fur ein europaisches Land fur ein Jahr die Erlaubnis erteilt dass dabei durch geeignete Laien die heilige Kommunion gespendet werden konnte Kommunionfeier Diese Regelung bedeutete fur diese Gottesdienstform einen grossen Aufschwung sodass die Erlaubnis am 20 Dezember 1966 verlangert und mit der Instructio de cultu mysterii eucharistici vom 25 Mai 1967 auf die ganze romisch katholische Kirche ausgedehnt wurde 4 Der Stationsgottesdienst wurde nicht als private Sache angesehen sondern als Gottesdienst der Kirche Die regelmassige Versammlung mit dem vom Bischof Beauftragten sollte stattfinden um das Wort Gottes zu horen das Brot des Lebens zu empfangen im Gebet fur alle einzutreten und dann im Alltag den Weg der Liebe und des Zeugnisses zu gehen Pastoralsynode fur die Jurisdiktionsgebiete in der DDR 1973 1975 Beschluss Glauben heute Nr 47 Jeder Stationsgottesdienst verbindet die Christen in der Zerstreuung mit der Pfarrei dadurch dass sie die heilige Gabe ex hac altaris participatione durch die Teilnahme an der Eucharistiefeier am Kirchort empfangt 5 Literatur BearbeitenJohann Dorn Stationsgottesdienste in fruhmittelalterlichen Bischofsstadten In Heinrich M Gietl Hrsg Festgabe fur A Knopfler Freiburg 1917 S 43 55 John Francis Baldovin The urban character of Christian worship the origins development and meaning of stational liturgy Orientalia Christiana analecta Bd 228 Pont Ist Orientale Rom 1987 Heinzgerd Brakmann Synaxis katholike in Alexandreia Zur Verbreitung des christlichen Stationsgottesdienstes In Jahrbuch fur Antike und Christentum Nr 30 Aschendorff Verlag Munster 1987 S 74 89 Caeremoniale Episcoporum ex decreto Sacrosancto Oecumenici Concilii Vaticani II instauratum auctoritate Ioannis Pauli PP II promulgatum Editio typica Typis Polyglottis Vaticanis MXMLXXXIV Caput I de Missa stationali episcopi dioecesani Angelus Albert Haussling Monchskonvent und Eucharistiefeier Eine Studie uber die Messe in der abendlandischen Klosterliturgie des fruhen Mittelalters und zur Geschichte der Messhaufigkeit Munster 1973 ISBN 3 402 03842 2 S 186 202 Weblinks BearbeitenGottesvolk versammelt sich vor Ort Von Laien geleitete Stationsgottesdienste im Osten DeutschlandsEinzelnachweise Bearbeiten herder de Gottesdienst Lexikon Stationsliturgie Der Begriff stammt von Edgar Lehmann Siehe hierzu und zum Ganzen Angelus Albert Haussling Monchskonvent und Eucharistiefeier Eine Studie uber die Messe in der abendlandischen Klosterliturgie des fruhen Mittelalters und zur Geschichte der Messhaufigkeit Munster 1973 ISBN 3 402 03842 2 S 186 202 hier S 201 Anm 125 Michael Matscha Mundl Auskunft des Archivdirektors des Bistums Erfurt verifiziert anhand des Originaldokuments A Kard Ottavianis genehmigt durch Paul VI Hugo Aufderbeck Stationsgottesdienst Kommunionfeier Texte fur den sonntaglichen Gottesdienst ohne Priester in den Aussenstationen der Diaspora St Benno Verlag Leipzig 1979 S 3ff und 9 Hugo Aufderbeck Stationsgottesdienst Kommunionfeier Texte fur den sonntaglichen Gottesdienst ohne Priester in den Aussenstationen der Diaspora St Benno Verlag Leipzig 1979 S 11f und 16 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stationsgottesdienst amp oldid 235109137