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Die Lietuvos Taryba kurz Taryba deutsch Litauischer Staatsrat polnisch Litewska Rada Panstwowa war die erste provisorische gesetzgebende Versammlung Litauens vor der Grundung der Ersten Republik Sie bestand von September 1917 bis zum Mai 1920 20 Mitglieder des Rats Jonas Basanavicius sitzt im Zentrum und rechts von ihm Antanas Smetona Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Litauischer Nationalrat 2 Tatigkeit des Lietuvos Taryba 2 1 Grundungskonferenz 2 2 Erste Sitzung 2 3 Bemuhungen um Unabhangigkeit 2 4 Unabhangigkeitserklarung 2 5 Konigreich Litauen und Mindaugas II 2 6 Provisorische Verfassung und Regierung 2 7 Regierung in Kaunas 3 Literatur 4 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenLitauischer Nationalrat Bearbeiten Am 13 Marzjul 26 Marz 1917greg wenige Tage nach der Russischen Februarrevolution 1917 im damaligen Petrograd fand am gleichen Ort die erste Sitzung zur Konstituierung des Litauischen Nationalrats statt Abgesandte aller in der 4 Russischen Duma vertretenen litauischen Parteien sowie des Demokratischen Vereines der Nationalen Freiheit und des Litauischen Katholischen Nationalvereines nahmen teil und verabschiedeten eine politische Resolution mit der Forderung nach einer Autonomie Litauens 1 Ausserdem schuf der Nationalrat ein Provisorisches Komitee zur Verwaltung Litauens und versuchte im Juni sogar die Grundung eines Litauischen Sejm bzw litauisch Seimas Aber die Auswirkungen der Oktoberrevolution und des Russischen Burgerkrieges verhinderten weitere Aktionen 2 3 Tatigkeit des Lietuvos Taryba Bearbeiten nbsp J Staugaitis A Smetona K Olsauskas standing J Sernas J Saulys J Purickis V Gaigalas M Ycas A Voldemaras Kaunas 1918Grundungskonferenz Bearbeiten Der Staatsrat wurde auf der Wilnaer Konferenz lit Vilniaus konferencija gewahlt Die Wilnaer Konferenz war der erste Versuch litauischer politischer Krafte in den Wirren des Ersten Weltkriegs die Unabhangigkeit des Landes wieder zu erlangen Sie war von den deutschen Besatzungsbehorden die seit Ende 1915 Litauen besetzt hielten erlaubt worden allerdings mit der Einschrankung dass ihre Teilnehmer nicht in freien Wahlen bestimmt wurden Jeder Anstrich einer Staatsgrundung sollte so vermieden werden Entsprechend wurden die 264 Teilnehmer der Wilnaer Konferenz von einem Organisationskomitee Ausschuss eingeladen wobei man versuchte alle gesellschaftlichen und politischen Stromungen zu berucksichtigen Geografisch umfassten die Teilnehmer die drei ehemaligen russischen Provinzen gubernija Wilna Kaunas und Suwalki Am 18 September 1917 kamen 214 Volksvertreter in Wilna zu der einwochigen Konferenz zusammen Sie beschlossen die Unabhangigkeit Litauens in seinen ethnischen Grenzen anzustreben den Minderheiten Polen Juden Weissrussen auf diesem Gebiet volle Minderheitenrechte zu garantieren und mit Deutschland nicht genauer definierte besondere Beziehungen einzugehen sofern das Deutsche Reich Litauen als eigenstandigen Staat anerkennen wurde Am Ende der Konferenz wurde ein 20 kopfiges Fuhrungsgremium gewahlt das die Idee der staatlichen Unabhangigkeit in die Tat umsetzen sollte Dies war der Beginn des Staatsrates Erste Sitzung Bearbeiten Der gewahlte 20 kopfige Staatsrat kam am 24 September 1917 zu seiner ersten Sitzung zusammen Er bestand aus acht Juristen vier Priestern drei Agronomen zwei Bankiers sowie je einem Arzt Publizist und Ingenieur Er sollte damit moglichst breit die gesellschaftlichen Schichten und die politischen Stromungen abdecken Auf Protest der Sozialdemokraten uber ihre mangelnde Reprasentanz wurden im Verlauf des Jahres 1917 zwei Priester durch zwei sozialdemokratische Parteiganger ersetzt Zum Vorsitzenden des Gremiums wahlten die Mitglieder Antanas Smetona Bemuhungen um Unabhangigkeit Bearbeiten nbsp Akt der Unabhangigkeitserklarung Litauens von 1918Der Staatsrat bemuhte sich zunachst um die staatliche Anerkennung Litauens Der erste Ansprechpartner waren hierbei die deutschen Behorden die zwar die Wilnaer Konferenz genehmigt hatten aber ihre Beschlusse moglichst ignorierten und der Zensur unterwarfen Deutschlands Ziel war wenn schon nicht Litauen zu annektieren es zu einem Marionettenstaat mit nur beschrankter Eigenstandigkeit zu machen Die folgenden Monate waren gepragt von erfolglosen Verhandlungen in denen die Deutschen jegliche staatliche Unabhangigkeit zu hintertreiben suchten und Zwietracht saten bezuglich der zukunftigen Bindung Litauens an Deutschland Nachdem Litauen nicht zu den Friedensverhandlungen nach Brest Litowsk eingeladen wurde und Woodrow Wilson am 8 Januar 1918 sein 14 Punkte Programm zur Selbstbestimmung der Volker vorgelegt hatte verstarkte sich im Staatsrat der Wunsch nach einem radikaleren Vorgehen Unabhangigkeitserklarung Bearbeiten Am 16 Februar 1918 erklarte der Staatsrat einseitig Litauens Unabhangigkeit Diese Erklarung wurde sogar in einigen deutschen Presseerzeugnissen abgedruckt 4 Am 23 Marz unterzeichnete Kaiser Wilhelm II ein Manifest in dem er Litauen als Staat de iure anerkannte aber in einer festen und standigen Union mit dem Deutschen Reich und die Unabhangigkeitserklarung mit keinem Wort erwahnte Im Staatsrat kam es in den Folgemonaten zu Unstimmigkeiten uber das weitere Vorgehen Im Juni setzten sich die Monarchisten durch die eine konstitutionelle Monarchie befurworteten und zu diesem Zweck einen Vertreter aus einem ungebundenen deutschen Furstenhaus zum Konig von Litauen ausrufen wollten 5 Konigreich Litauen und Mindaugas II Bearbeiten Die Entscheidung zur Monarchie verstiess gegen die ursprungliche Absicht die Staatsform durch eine verfassunggebende Versammlung festlegen zu lassen Vier Mitglieder des Staatsrates traten aus Protest zuruck mit den Stimmen der ubrigen wurde Herzog Wilhelm Karl von Urach am 11 Juli 1918 als Mindaugas II zum litauischen Konig ernannt Deutschland machte jedoch weiterhin keine Anstalten die litauische Unabhangigkeit anzuerkennen Mindaugas II trat sein Amt nie an denn nach der Schwachung Deutschlands in den letzten Kriegsmonaten revidierte der Staatsrat seine Entscheidung Ende Oktober hatte der neue deutsche Kanzler Max von Baden zu verstehen gegeben dass Deutschland Litauen anerkennen werde sobald es sich Gesetze gegeben habe 6 7 Provisorische Verfassung und Regierung Bearbeiten Am 2 November 1918 annullierte der Staatsrat die Ernennung Mindaugas II und erklarte sich selbst zum Gesetzgeber und setzte eine erste provisorische Verfassung siehe auch Litauische Verfassung in Kraft die die endgultige Staatsform der in freien Wahlen zu bestimmenden Verfassung gebenden Versammlung uberliess In der folgenden Woche wurde zeitgleich mit dem Ende des Ersten Weltkriegs eine erste Regierung gebildet und ein dreikopfiges Prasidium des Staatsrates zum Staatsoberhaupt erklart Erster Ministerprasident wurde Augustinas Voldemaras von der Nationalen Union Vorsitzender des Prasidiums Antanas Smetona Die neue Regierung sah sich unmittelbar grossen Schwierigkeiten gegenuber Durch den Abzug der deutschen Truppen inexistente Verwaltungsbehorden und fehlende finanzielle Mittel war die erklarte Unabhangigkeit des zu grundenden Staates ohne faktische Grundlage Am 16 Dezember 1918 richteten die von Vincas Mickevicius Kapsukas gefuhrten kommunistischen Parteiganger in Wilna eine Provisorische Revolutionare Arbeiter und Bauernregierung ein Nachdem die provisorische Regierung des Staatsrats am 2 Januar 1919 vor der anruckenden Roten Armee floh und nach Kaunas umzog konnten in und um Vilnius die litauischen Kommunisten unter Mickevicius Kapsukas nun die Macht an sich reissen sowie 1920 auch die von Vilnius regierende polnische Regierung Lucjan Zeligowskis entstehen siehe auch Litauische SSR und Litwa Srodkowa Mittellitauen 8 Regierung in Kaunas Bearbeiten Durch weitere militarische Auseinandersetzungen verzogerte sich die Einberufung freier Wahlen Im Verlauf des Fruhjahrs 1919 zeigte sich die Schwache der Regierung des Staatsrats und es wurde beschlossen eine neue provisorische Verfassung auszuarbeiten die der Exekutive mehr Macht geben sollte dementsprechend wurde das Prasidium durch einen einzigen Staatsprasidenten ersetzt So wahlte am 4 April der Staatsrat mit Antanas Smetona erstmals einen litauischen Prasidenten Am 12 April trat die neue Regierung unter Mykolas Slezevicius als Premierminister ihr Amt an die immerhin sechs Monate fungierte und die politischen Verhaltnisse stabilisieren konnte Die tatsachliche Staatswerdung erfolgte unter der Regierung von Ernestas Galvanauskas Der parteiunabhangige Ministerprasident konnte im Dezember 1919 das Wahlgesetz verabschieden und im Februar 1920 die ersten freien Wahlen zu einer Verfassung gebenden Versammlung fur den 14 15 April 1920 ansetzen Am 15 Mai 1920 bekraftigte die Versammlung die staatliche Unabhangigkeit Aufgrund der beschlossenen Verfassung vom 1 August 1922 wurde am 11 und 16 Oktober 1922 in Kaunas der erste Seimas gewahlt Dieser ersetzte den Staatsrat als Parlament Literatur BearbeitenJoachim Tauber Die Last der Geschichte Zu den Vorstellungen der Taryba uber den zukunftigen litauischen Staat 1917 1918 in Norbert Angermann et al Ostseeprovinzen Baltische Staaten und das Nationale Munster 2005 ISBN 3 8258 9086 4 S 389 402Einzelnachweise Bearbeiten Veroffentlicht in Robert Paul und Alexander Kerenski The Russian Provisional Government 1917 Documents Volume 1 Stanford University Press Stanford 1961 S 406 Abba Strazhas Deutsche Ostpolitik Der Fall Ober Ost 1915 1917 in Veroffentlichungen des Osteuropa Institutes Munchen Reihe Geschichte Band 61 und 62 Harassowit Verlag Wiesbaden 1993 S 158ff ISBN 3447 03293 6 Janusz Bugajski Political Parties of Eastern Europe The Center for Strategic and International Studies Washington D C 2002 S 127 ISBN 978 15632 4676 0 http www lituanus org 1986 86 1 02 htm Janusz Bugajski ebenda http www lituanus org 1986 86 1 02 htm Thomas Schmidt Die Aussenpolitik der baltischen Staaten im Spannungsfeld zwischen Ost und West Westdeutscher Verlag Wiesbaden 2003 S33ff ISBN 978 35311 3681 3 Janusz Bugajski ebenda Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lietuvos Taryba amp oldid 229726876