www.wikidata.de-de.nina.az
Leopold Sello 25 Oktober 1785 in Potsdam 17 Mai 1874 in Saarbrucken war von 1816 bis 1857 Leiter des Koniglich Preussischen Bergamtes in Saarbrucken Seine Tatigkeit im Saarrevier ist bis zum heutigen Tag spurbar Leopold Sello Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit 2 Beruflicher Werdegang 3 Leben und Wirken als Bergamtsdirektor 4 Politische Laufbahn 5 Literatur 6 WeblinksKindheit BearbeitenLeopold Sello wurde als viertes Kind des Wilhelm Sello und seiner Frau Caroline Rosine geborene Calame geboren Sein Vater stand als Planteur und Gartner im Dienste des preussischen Konigs Der Geburtsname der Mutter weist auf ihre Herkunft aus der franzosischsprachigen Schweiz hin Die Calames waren Steinmetze die vom Neuenburgersee stammten und zu den vielen Handwerkern gehorten die von der regen Bautatigkeit der preussischen Konige angezogen wurden Als Leopold Sello in Potsdam aufwuchs hielt die franzosische Gemeinde der die Sellos angehorten ihre Gottesdienste noch in franzosischer Sprache ab In der Kirchenschule der Gemeinde wurden die Kinder anhand einer franzosischsprachigen Fibel unterrichtet Da die Nahe seiner Familie zur Gemeinde nicht zuletzt durch die Heirat seiner Schwester Minna mit dem dortigen Pastor belegt ist kann angenommen werden dass er und seine Geschwister die Kirchenschule besucht haben Der Besuch der Potsdamer Stadtschule von 1796 bis 1800 ist nachgewiesen Die Familie wohnte bedingt durch den Beruf des Vaters im Park von Sanssouci an der Sudseite des Schlossgartens im Wohnhaus der Kunstmuhle Zwei Bruder von Leopold erwahlten wie der Vater den Gartnerberuf der Vater hatte aber fur ihn andere Plane Er erkannte die technische Begabung von Leopold und die Attraktivitat des modernen Faches Bergwissenschaft So entschied der Vater dass der Sohn die Bergakademie Berlin besuchen sollte die 1770 von Friedrich II Preussen gegrundet worden war Beruflicher Werdegang BearbeitenAm 5 November 1800 bewarb sich Leopold Sello um die Aufnahme zur Bergakademie Die Zulassung war an das Bestehen einer Eingangsprufung geknupft die er mit Bravour bestand Die Ausbildung die Sello nun von 1801 bis 1803 erhielt war bestimmt durch einen engen Bezug zur Praxis Nach der Beendigung des Studiums hatte er ein Praxisjahr in einem Bergrevier zu absolvieren dazu wurde er nach Schlesien beordert Seine erste Station war das Waldenburger Kohlerevier wo er sich mit Fordertechniken befasste Seine im Glatzer Revier betriebenen geologischen Studien uberzeugten den zustandigen Bergrat davon ihn fur einen wichtigen Beamtenposten vorzuschlagen So erfolgte 1808 seine Ernennung zum Bergkadetten 1809 besuchte er die sachsische Bergakademie in Freiberg und unternahm danach eine Inspektionsreise durch Hessen und den Harz 1811 wurde er in den Staatsdienst ubernommen und wurde neben seiner Arbeit bei der Friedrichsgrube mit der Fuhrung des Abbaues von Galmei und dessen Verhuttung in Tarnowitz beauftragt Die Ubernahme dieser Tatigkeiten besserten sein Salar auf als aber sein zur Landwehr berufener Vorganger aus den Befreiungskriegen zuruckkehrte sollten Sello diese Nebeneinkunfte wegfallen Diese Nachricht erreichte ihn auf einer dienstlichen Reise in Kommern bei Duren Er legte von dort seinem Oberberghauptmann dar dass er nun 14 Jahre Bergmann sei und nun nach zuruckgelegtem 30 Lebensjahr wohl hoffen durfe so weit zu sein um anstandig leben zu konnen Der Oberberghauptmann hatte sich jedoch schon nach einem neuen Betatigungsfeld fur Sello umgesehen das seinen Qualifikationen besser gerecht wurde und bot ihm im Januar 1816 die Interimsleitung der Saarbrucker Bergamtskommission an Auf Sello warteten an der Saar neue Aufgaben Leben und Wirken als Bergamtsdirektor BearbeitenDer Zweite Pariser Frieden vom 20 November 1815 regelte dass die ehemals zur Grafschaft Saarbrucken gehorenden Steinkohlengruben dem preussischen Staatsbergbau zufielen In Bonn erhielt er im Oberbergamt genauere Instruktionen vor seiner Reise ins Saarrevier Er erhielt 1816 die Bestatigung als Bergamtsleiter mit dem Titel des Bergmeisters nachdem die provisorische Bergamtskommission durch das konigliche Bergamt ersetzt wurde Der erste Sitz des Bergamtes war im Prinzenpalais des Schlosses Saarbrucken Er stand uber 40 Jahre dem Bergamt vor und stieg in dieser Zeit zum Bergrat 1822 zum Oberbergrat 1837 und schliesslich zum Geheimen Bergrat 1846 auf Seine Karriere vollzog sich nunmehr stetig im Saarrevier Der Distrikt des Saarbrucker Bergamtes erstreckte sich uber alle preussischen Besitzungen sudlich der Mosel Es war in zwei Reviere unterteilt das erste umfasste das Saarbrucker Kohlerevier zu dem zweiten gehorten die ubrigen Gruben und der metallische Bergbau Schon bei den ersten Besichtigungen der Gruben hatte sich Sello vom unbefriedigenden Zustand der Bergwerke uberzeugen konnen Er verbesserte sogleich die Arbeit in organisatorischer und technischer Hinsicht Der bisher durchgefuhrte Abbau durch Stollen wurde den geologischen Gegebenheiten angepasst und bereits 1826 entstand der erste Tiefbauschacht im Saarrevier Dieser Umbruch vollzog sich durch den Gebrauch der Dampfmaschine da bei dem Tiefbau die herkommlichen Mittel nicht mehr ausreichten Obwohl Sello so die Forderung der Gruben durch Modernisierung verdoppeln konnte war ihm und seinen Mitarbeitern bewusst dass der weiteren Expansion durch die Randlage des Saarreviers Grenzen gesetzt waren Man musste bessere Transportwege fur die Kohle finden eine Steigerung der Forderung hat nur Sinn wenn die Kohle nicht nur ortlich verkauft werden kann So zielten die Bemuhungen Sellos verstarkt dahin jedes Verkehrsvorhaben zu unterstutzen das half einen verbesserten Absatz der geforderten Kohle zu sichern Die vorgesetzte Behorde Sellos schlug ihm vor sich ein Bild von der 1830 eroffneten Bahnlinie von Lyon nach Saint Etienne zu machen Die Eisenbahn erschien Sello die beste Losung des leidigen Transportproblems zu sein So schlossen sich unter der Fuhrung Sellos auch fuhrende Industrielle des Landes zusammen und grundeten eine Gesellschaft fur die Errichtung einer Eisenbahn von Saarbrucken nach Mannheim Es gab mehrere Grunde fur das Scheitern der Initiative Es gab erstens eine Interessenkollision mit den Eisenbahnplanen Bayerns da der Grossteil der Strecke durch die bayerische Pfalz fuhren sollte Alle Vorschlage von Seiten der Gesellschaft ja sogar eine positive Stellungnahme des Regierungsprasidenten der bayerischen Pfalz in Speyer konnte die bayerische Regierung nicht umstimmen Zweitens entstand innerhalb der Gesellschaft ein Interessenkonflikt Einige Gesellschafter favorisierten nun die Rhein Nahe Strecke Sello zog sich aufgrund dieser Querelen vom Komitee zuruck Die Pfalzische Ludwigsbahn war bereits von Ludwigshafen nach Kaiserslautern gebaut als es fur das preussische Anschlussstuck von Bexbach zur franzosischen Grenze grunes Licht gab Sello ubernahm nun den Vorsitz der Baukommission und konnte am 15 November 1852 an der Einweihung der Strecke teilnehmen Doch Sello beschaftigte sich nicht nur mit der Bahn als Verkehrsmittel Auch die Kanalisierung der Saar war ihm ein Anliegen Als 1841 der Rhein Marne Kanal fast fertiggestellt war projektierte Sello den Ausbau des Flusses nach Saargemund und die Weiterfuhrung des Wasserweges bis zum bestehenden Kanal Doch auch hier scheiterte er an Einzelinteressen Er setzte sich jedoch nach seiner Tatigkeit als Bergamtsdirektor als Mitglied des preussischen Landtages 1861 fur den Bau dieser Wasserstrasse ein deren Bau dann von 1862 bis 1866 vollendet wurde Der Saarkanal hat zwar heute keine wirtschaftliche Bedeutung mehr war aber damals fur den Absatz der Kohle von grosser Bedeutung Neben der Verbesserung der Verkehrssituation war fur Sello auch die Ausbildung seiner Bergleute von Bedeutung So errichtete er 1822 eine Bergschule in Saarbrucken und liess eine weitere in Neunkirchen Saar grunden Im Hinblick auf die geringe Vorbildung der Schuler entschloss sich das Bergamt zusatzlich Sonntagsschulen zu errichten in denen das notwendige Wissen vermittelt wurde Sello begrundete auch Industrieschulen in denen die Tochter der Bergleute in hauswirtschaftlichen Fahigkeiten zur Reinlichkeit und Sittlichkeit erzogen werden sollten so dass die nachste Generation treuer fleissiger und bessere Menschen werden Diese aus dem Geiste des Ordnungsstrebens resultierende Einrichtung schien aber nicht gerade attraktiv gewesen zu sein da den Vatern fernbleibender Tochter mit Strafen und sogar mit Entlassung gedroht wurde Aber der Eifer Sellos trug bald Fruchte Das Modell der Madchenschulen stand sogar 1846 Pate bei der Grundung dieser Schulen im Ruhrgebiet Den heute noch im Saarland bedeutendsten Erfolg seiner uber 40 Jahre dauernden Tatigkeit als Bergamtsleiter betraf einen Umstand der in der sozialen Infrastruktur begrundet lag Sello erkannte dass die Bergleute aus den umliegenden Dorfern oftmals weite Wege zur Arbeit zurucklegen mussten und daher bereits ermudet und weniger leistungsfahig zur Schicht erschienen Zuerst stellte das Bergamt den weiter entfernt wohnenden Bergleuten Schlafhauser zur Verfugung eine Losung die aber bei steigender Arbeiterzahl immer kostspieliger wurde Sello schlug deshalb im Jahre 1841 eine andere Idee vor Er regte in einer Denkschrift den Bau von sogenannten Pramienhausern an Die Bereitschaft der Bergleute mit ihren Familien ein eigenes Haus in der Nahe der Grube zu errichten sollte gefordert werden Sello veranschlagte fur den Erwerb des Bauplatzes 25 bis 40 fur den Bau des Hauses 100 bis 150 Taler Das Darlehen war mit 4 Prozent verzinst und wurde durch einen Lohnabzug in Hohe von ein bis zwei Talern abbezahlt Die gewahrte Pramie wurde fur den Kauf des Bauplatzes benutzt Sein Vorschlag wurde direkt in die Tat umgesetzt Als Voraussetzung fur die finanzielle Unterstutzung galt die Einhaltung eines Musterbauplanes der zwei Haustypen vorsah ein kleines Haus mit 44 9 m und ein etwas grosseres mit 66 9 m Grundflache Die Baukosten veranschlagte Sello bewusst niedrig Er ging davon aus dass ein Haus den Bergmann nicht mehr kosten durfe wenn er nicht zu teuer wohnen soll Es sei laut Sello aber auch gewiss dass jegliche Administration teurer baue als Privatleute Dass er die Einwohner seines Kohlereviers richtig einschatzte lasst sich an folgendem Zitat aus seiner Denkschrift festmachen wonach es in der hiesigen Gegend Sitte sei einem Bauenden durch unentgeltlich geleistete Hand und Spanndienste behilflich zu sein Bis zum Ende seiner Amtszeit wurden uber 1000 Darlehen gewahrt Es ist also sehr zutreffend dass Sellos Idee der Forderung des Bergmannshauses einen wesentlichen Anstoss zu der heute hohen Eigentumsquote im Saarland gegeben hat Politische Laufbahn BearbeitenSello wurde 1846 in den Gemeinderat von Saarbrucken gewahlt Er gehorte fast 25 Jahre dem Gemeinderat an Nach Beendigung seiner beruflichen Laufbahn wurde er Ende 1859 bei einer Nachwahl in das preussische Abgeordnetenhaus gewahlt In Berlin setzte er sich vornehmlich fur die Interessen seiner Region ein Die weitere Gewahrung der Hausbaupramie der Bau des Saarkanals zur Hebung der Wirtschaftskraft an der Saar lagen ihm besonders am Herzen 1866 musste er aus Rucksicht auf seine Gesundheit sein Mandat niederlegen Die Ersatzwahl fiel auf seinen Sohn Julius der Landgerichtsassessor war An Sello erinnert eines der vier Bildmedaillons die am Gebaude der Bergwerksdirektion in Saarbrucken zu sehen sind Bemerkenswert aber ist dass es im ganzen Saarland nur im Saarbrucker Stadtteil Jagersfreude eine kleine Seitenstrasse gibt die seinen Namen tragt Dies ist verwunderlich hat er doch die Geschicke des Kohlereviers an der Saar uber 40 Jahre mitgepragt Seit 2006 hat auch die Gemeinde Merchweiler eine Strasse im Neubaugebiet Kasseiters nach Sello benannt Leopold Sello Strasse Literatur BearbeitenSigrid Veauthier Verf Peter Neumann Hrsg Saarlandische Lebensbilder Band 3 SDV Verlag Saarbrucken 1986 ISBN 3 925036 05 9 S 87 118 Ralf Banken Von Leopold Sello bis Ottmar Fuchs die Leiter des preussischen Bergbaus zwischen unternehmerischer Initiative und staatlichem Reglement 1816 1919 In Zeitschrift fur die Geschichte der Saargegend 52 2004 S 67 82 Hugo Fett Leopold Sello 1785 1874 In Merchweiler Heimatblatter 20 2000 S 57 60 Axel Lebedeff Auf den Spuren des Bergmanns Warken Eckstein In Merchweiler Heimatblatter 26 2007 S 7 25 Weblinks BearbeitenSello Leopold in der Datenbank Saarland BiografienNormdaten Person GND 117479365 lobid OGND AKS VIAF 69708878 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sello LeopoldKURZBESCHREIBUNG Leiter des Koniglich Preussischen Bergamtes in SaarbruckenGEBURTSDATUM 25 Oktober 1785GEBURTSORT PotsdamSTERBEDATUM 17 Mai 1874STERBEORT Saarbrucken Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leopold Sello amp oldid 218309203