www.wikidata.de-de.nina.az
Jacques Lefevre d Etaples auch Jacobus Faber Stapulensis 1450 oder 1455 in Etaples Picardie 1536 in Nerac war ein franzosischer katholischer Theologe Philosoph Mathematiker und Humanist Er ist bekannt als Aristoteles Kommentator und als Herausgeber des Pimander 1 als eigenstandiges Werk unter dem Titel De magia naturali 2 3 4 Sein Name verbindet sich vor allem mit der Bible de Lefevre d Etaples 1523 30 der ersten vollstandigen franzosischen Bibelubersetzung und er gilt auch als Vorlaufer der Reformation in Frankreich Lefevre d Etaples Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Schaffen 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben und Schaffen BearbeitenNach einem Theologiestudium und der Priesterweihe in Paris wurde Lefevre Dozent fur Philosophie am Kolleg Kardinal Lemoine der Sorbonne Daneben begann er Altgriechisch zu lernen womit er einer der ersten franzosischen Grazisten wurde Vielleicht schon vor 1486 auf jeden Fall aber 1491 1492 1499 1500 und 1507 unternahm er Bildungsreisen nach Padua und Pavia als Zentren der schon voll erbluhten humanistischen Gelehrsamkeit Dort besuchte er Ermolao Barbaro Giovanni Pico della Mirandola Marsilio Ficino Angelo Poliziano und andere beruhmte Gelehrte um mehr von ihnen zu lernen Seine anfanglich universalistisch Interessen galten vorerst der Mathematik Naturmagie universitarer Logik Naturphilosophie Moralphilosophie und Metaphysik Nach seiner Ruckkehr 1507 nach Paris wurde er selbst als humanistischer Autor aktiv mit Einfuhrungen Kommentaren und textkritischen Editionen zentraler Schriften des griechischen Philosophen Aristoteles Er kehrte ab von den mittelalterlichen scholastischen Deutungstraditionen und interpretierte und kommentierte sie neu humanistisch Er wurde zum Mittelpunkt eines kleinen Kreises humanistisch interessierter Adeliger Theologen und Juristen darunter Guillaume Bude der spater 1530 mit Unterstutzung von Konig Franz I das College des trois langues grundete die erste an der Universitat vorbei eingerichtete Hochschule Frankreichs 5 Ein anderer Getreuer war Guillaume Briconnet Bischof von Lodeve in Sudfrankreich der sich meistens aber in Paris aufhielt um am Hof prasent zu sein Als Briconnet 1507 auch die Pfrunde des Abtes der Abtei Saint Germain des Pres vor den Toren der Stadt erhielt liess sich Lefevre dort nieder und half ihm bei der Einfuhrung eines enger am Evangelium orientierten Ordenslebens Denn auch ihm war wie vielen Humanisten zunehmend bewusst geworden dass viele Dogmen und Regeln der Kirche nicht der Bibel entsprachen Ab 1508 erarbeitete und publizierte er textkritische Editionen verschiedener Teile der Bibel beispielsweise 1509 die Psalmen und 1512 die Paulusbriefe 6 1521 wurde Briconnet der die Gunst von Franz I besass und Beichtvater dessen Schwester Margarete war zum Bischof von Meaux befordert Als er konsequent vor Ort zu residieren und sein Bistum zu evangelisieren beschloss folgte ihm Lefevre als Mitglied des Kreises reformwilliger Theologen und Gelehrter um den Bischof Daruber hinaus wurde er zum Generalvikar ernannt Zugleich arbeitete er an einer Ubersetzung der Bibel zunachst des Neuen Testaments wobei er von der quasi offiziellen lateinischen Version der Vulgata ausging die der Kirchenvater Hieronymus um 400 nach den griechischen und hebraischen Texten hergestellt hatte Mit seiner Ubersetzung verfolgte er ganz wie der fast zeitgleich tatige Martin Luther der allerdings von den griechischen und hebraischen Originaltexten ausging die typisch reformatorische Absicht den normalen Glaubigen die Moglichkeit zu geben selbst die Bibel zu lesen oder sich vorlesen zu lassen und deren Wortlaut ohne die Vermittlung der katholischen Geistlichkeit und ihrer Deutungskonventionen auszulegen Als er 1523 ohne Genehmigung die er auch kaum erhalten hatte sein Neues Testament drucken liess wurde er von der Sorbonne die inzwischen aggressiv ihre Deutungshoheit verteidigte zum Ketzer erklart Auch sein Gonner Briconnet wurde zunehmend angefeindet unter anderem weil er die Franziskaner aus seinem Bistum verbannte und Anhanger des kurzlich exkommunizierten Luther predigen liess Als ihm 1525 vorubergehend die Ruckendeckung des Konigs fehlte der bei der Schlacht von Pavia in die Gefangenschaft von Kaiser Karl V geraten war und er seinen konservativen Gegnern Konzessionen machen musste fuhlte sich Lefevre ungeschutzt und fluchtete in die freie Reichsstadt Strassburg eine Hochburg des deutschen Humanismus und der Reformation Nach der Ruckkehr des Konigs 1526 konnte auch Lefevre nach Frankreich zuruckkehren und wurde mit dem Posten eines Bibliothekars der koniglichen Bibliothek Blois versorgt 1529 folgte er der Einladung Margaretes der Schwester des Konigs die 1527 in zweiter Ehe Konigin des Rest Konigreiches Navarra geworden war und ging zu ihr nach Nerac in Sudwestfrankreich an den kleinen Hof den sie dort unterhielt Bei ihr die mit dem Lutheranisme sympathisierte beendete er seine Ubersetzung auch des Alten Testaments wiederum nach der Vulgata und verbrachte er seine letzten Jahre ubrigens ohne dezidiert mit der Katholischen Kirche ganz zu brechen 7 Seine Gesamt Bibel erschien 1530 in der damals weltoffenen reichen und noch pro reformatorischen Stadt Antwerpen als La Sainte Bible en francais translatee selon la pure et entiere traduction de Saint Hierosme Sie wurde sofort vom Parlement de Paris verboten Obwohl sie mehrfach nachgedruckt wurde erreichte Lefevres Bibel im franzosischen Sprachraum nicht entfernt dieselbe Bedeutung wie die von Luther im deutschen Ein wichtiger Grund war sicher dass der Reformator Calvin und mit ihm die frankophonen Protestanten die etwas spatere eher holzerne Ubersetzung der Genfer Bibel von Pierre Robert Olivetan 1535 ff bevorzugten der wie Luther von den hebraischen und griechischen Texten ausgegangen war Literatur BearbeitenGuy Bedouelle Faber Stapulensis In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 10 de Gruyter Berlin New York 1982 ISBN 3 11 008575 5 S 781 783 Siegfried Raeder Faber Jacobus Stapulensis In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 3 Mohr Siebeck Tubingen 2000 Sp 1 2 Christoph Schonau Jacques Lefecre d Etaples und die Reformation Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte Band 91 Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 2017 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Jacques Lefevre d Etaples Quellen und Volltexte Literatur von und uber Jacques Lefevre d Etaples im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Britannica Jacques Lefevre d Etaples French humanist and theologian Gert Pinkernell Artikel in Namen Titel und Daten der franzosischen Literatur Hauptquelle Jacqueline de Rouville Jacques Lefevre d Etaples oder Jakob Faber Stapulensis 1450 1537 Website Musee virtuel du protestantisme Richard J Oosterhoff Jacques Lefevre d Etaples Website Stanford Encyclopedia of Philosophy 2015 und 2019 englisch Lefevre d Etaples Jacques 1450 env 1537 franzosisch Website universalis frEinzelnachweise Bearbeiten Wolf Dieter Muller Jahncke Zum Magie Begriff in der Renaissance Medizin und Pharmazie In Rudolf Schmitz Gundolf Keil Hrsg Humanismus und Medizin Acta humaniora Weinheim 1984 Deutsche Forschungsgemeinschaft Mitteilungen der Kommission fur Humanismusforschung Band 11 ISBN 3 527 17011 1 S 99 116 hier S 104 Lynn Thorndike A History of Magic and Experimental Science 8 Bande New York London 1923 1958 Band 4 S 512 517 Andre Jean Festugiere La philosophie d l amour de Marsile Ficin e son influence sur la litterature francaise au XVIe siecle 2 Auflage Paris 1980 Etudes de Philosophie Medievale Band 31 S 63 Eugene F Rice jr The De magia naturali of Jacques Lefevre d Etaples In Edward P Mahoney Hrsg Philosophy and Humanism Renaissance Essays in Honor of Paul Oskar Kristeller Leiden 1976 S 19 29 Richard J Oosterhoff Jacques Lefevre d Etaples Website Stanford Encyclopedia of Philosophy 2015 und 2019 englisch Lefevre d Etaples Jacques 1450 env 1537 franzosisch Website universalis fr Jacqueline de Rouville Jacques Lefevre d Etaples oder Jakob Faber Stapulensis 1450 1537 Website Musee virtuel du protestantismeNormdaten Person GND 118682938 lobid OGND AKS LCCN n83196765 VIAF 100170223 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lefevre d Etaples JacquesALTERNATIVNAMEN Faber Stapulensis JakobKURZBESCHREIBUNG franzosischer Reformhumanist Bibelubersetzer und ExegetGEBURTSDATUM 1450 oder 1455GEBURTSORT EtaplesSTERBEDATUM 1536STERBEORT Nerac Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jacques Lefevre d Etaples amp oldid 228410567