www.wikidata.de-de.nina.az
Langobardisaurus ist eine Gattung von relativ kleinen Vertretern der Tanystropheidae innerhalb der Gruppe der Archosauromorpha aus der Obertrias Mittleres bis Oberes Norium vor ca 216 bis 208 5 Millionen Jahren Die einzige allgemein anerkannte Art der bislang monotypischen Gattung ist Langobardisaurus pandolfii aus der Calcare di Zorzino Formation und der Dolomia di Forni Formation in Norditalien sowie der Seefeld Formation in Tirol LangobardisaurusLangobardisaurus pandolfii Holotypus MCSNB 2883Zeitliches AuftretenMittleres bis oberes Noriumca 216 bis 208 5 Mio JahreFundorteCalcare di Zorzino Formation Lombardei Italien Dolomia di Forni Formation Friaul Italien Seefeld Formation Tirol Osterreich SystematikLandwirbeltiere Tetrapoda Amnioten Amniota DiapsidaArchosauromorphaTanystropheidaeLangobardisaurusWissenschaftlicher NameLangobardisaurusRenesto 1994ArtLangobardisaurus pandolfii Renesto 1994 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Forschungsgeschichte 2 Merkmale 3 Systematik 4 Palokologie 5 Einzelnachweise 6 WeblinksEtymologie und Forschungsgeschichte BearbeitenDer Gattungsname nimmt Bezug auf den Fundort des Holotypus in der Lombardei dem Kernland des ehemaligen Langobardenreiches in Kombination mit der Endung saurus Latein fur Echse Der Artzusatz pandolfii ehrt Mario Pandolfi Praparator am Museo Civico di Scienze Naturali Enrico Caffi in Bergamo fur seine Beitrage zur Erforschung der Wirbeltierfossilien der Region 1 Der Artname lasst sich also in etwa mit Pandolfis Langobardenechse ubersetzen Die Erstbeschreibung von Gattung und Typusart erfolgte 1994 durch Silvio Renesto auf Basis des Holotypus MCSNB 2883 ein weitgehend artikuliertes Teilskelett und eines Paratypus MCSNB 4860 ein nahezu vollstandiges Skelett eines Jungtieres Beide Exemplare stammen aus einem kleinen Steinbruch in der Gegend von Cene in dem Gesteine der Calcare di Zorzino Formation Zorzino Kalk abgebaut wurden 1995 und 1996 wurde ein drittes MFSN 19235 und ein viertes Exemplar MFSN 1921 aus der Dolomia di Forni Formation in der Gegend um Preone zunachst als Langobardisaurus rossii MFSN 19235 2 bzw als Langobardisaurus tonelloi MFSN 1921 3 beschrieben Aus derselben Formation wurde 2002 ein weiteres Exemplar MFSN 26829 ein Teilskelett mit Resten der hinteren Gliedmassen der vorderen Schwanzwirbelsaule und Teilen des Beckens als der Gattung Langobardisaurus zugehorig beschrieben 4 5 2007 konnten Renesto und Fabio Marco Dalla Vecchia nachweisen dass es sich bei dem als Langobardisaurus rossii beschriebenen Exemplar MFSN 19235 keineswegs um einen Protorosaurier handelt sondern vielmehr um einen Vertreter der Lepidosauromorpha Der Name Langobardisaurus rossii wurde damit in dieser Form ungultig 6 2013 wurde erstmals ein Fund von Langobardisaurus ausserhalb von Norditalien bekannt Das Exemplar P 10121 ein weitgehend vollstandiges artikuliertes Skelett dem nur der distale Teil der Schwanzwirbelsaule fehlt stammt aus der Seefeld Formation von Seefeld in Tirol und erweiterte nicht nur das bekannte Verbreitungsgebiet von Langobardisaurus ganz erheblich sondern gab auch Anlass zu einer umfangreichen Neubearbeitung der Gattung Dabei wurde unter anderem festgestellt dass keine anatomischen Merkmale vorliegen die eine Unterscheidung zwischen Langobardisaurus pandolfii und Langobardisaurus tonelloi rechtfertigen wurden Das Taxon Langobardisaurus tonelloi wurde damit als Juniorsynonym obsolet und die Gattung Langobardisaurus gilt seitdem wieder als monotypisch mit Langobardisaurus pandolfii als einziger bislang bekannter Art 7 Merkmale Bearbeiten nbsp Fossil eines Jungtieres von Langobardisaurus pandolfii Paratypus MCSNB 4860 nbsp Das ursprunglich als Langobardisaurus tonelloi beschriebene Exemplar MFSN 1921 Langobardisaurus pandolfii war ein kleiner wahrscheinlich weniger als 0 5 m langer Vertreter der Tanystropheidae mit stark verlangerter Halswirbelsaule Der robuste Schadel zeigt in seitlicher Ansicht einen annahernd dreieckigen Umriss mit kurzer Schnauze und sehr grossen Augenhohlen Der Schadel ist allgemein kraftiger aber auch kurzer und hoher als bei anderen Vertretern der Tanystropheidae 8 Ein weiteres auffalliges Merkmal von Langobardisaurus ist seine heterodonte Bezahnung Die leicht schnabelformige Pramaxilla scheint zahnlos weist an ihrem seitlichen Rand jedoch eine Reihe von Einkerbungen auf die schlanke nach vorne geneigte Schneidezahn formige Zahne vortauschen Die Funktion dieser Einkerbungen ist unklar Moglicherweise handelt es sich um Strukturen zur Nahrungsaufnahme oder um Ansatzstellen fur eine Hornscheide Rhamphotheca eine solche ist jedoch bei keinem der bislang bekannten Exemplare fossil belegt Die Maxilla tragt hingegen eine Reihe von 7 8 dicken zwei bis dreispitzigen Zahnen und im hintersten Bereich einen besonders grossen Mahlzahn artig umgeformten Zahn Der Unterkiefer ist im vorderen Bereich ebenfalls unbezahnt Die Zahne im hinteren Bereich des Unterkiefers entsprechen denen der Maxilla 7 Die jeweils hintersten besonders massiven Zahne des Ober und der Unterkiefers scheinen zu okkludieren und waren wohl dazu geeignet hartere Nahrung zu zermahlen Der Unterkiefer ist robust mit einem hohen Kronenfortsatz Processus coronoideus am Os angulare der als Ansatz fur die Adduktormuskulatur auf einen kraftigen Biss hinweist 8 Die bis zu 8 Halswirbel sind stark verlangert und 2 bis 3 mal langer als die ersten Ruckenwirbel Die Halsrippen sind lang und dunn und verlaufen parallel zur Langsachse der Halswirbel Der Schwanz ist mehr als doppelt so lang wie der Rumpf 7 8 Die vorderen Gliedmassen sind schlank und sehr viel kurzer als die langen schlanken hinteren Gliedmassen Die Langknochen sind dunnwandig und hohl 7 8 Systematik BearbeitenLangobardisaurus wurde in der Erstbeschreibung von 1994 als Prolacertiformes incertae sedis klassifiziert 1 wobei Prolacertiformes in diesem Fall wohl als synonym zu Protorosauria gewertet werden kann David Dilkes stellte Langobardisaurus 1998 gemeinsam mit Macrocnemus und Tanystropheus in die Klade der Tanystropheidae die er als der letzte gemeinsame Vorfahre von Macrocnemus Tanystropheus und Langobardisaurus und alle seine Nachfahren definierte 9 Spatere phylogenetische Analysen bestatigten die Tanystropheidae als monophyletische Gruppe innerhalb der Archosauromorpha wohingegen sich die Gruppe der Protorosauria Prolacertiformes als polyphyletisch erwies 10 Palokologie BearbeitenLangobardisaurus pflegte wohl eine weitgehend terrestrische Lebensweise Anatomische Anpassungen an eine aquatische Lebensweise sind jedenfalls nicht bekannt Die im Vergleich zu den Vorderbeinen uberlangen Hinterbeine und der Aufbau der Fusswurzel durfte es Langobardisaurus ermoglicht haben sich aufgerichtet auf den Hinterbeinen rennend fortzubewegen Moglicherweise konnte er sich auch stehend auf die Hinterbeine aufrichten ahnlich wie beides bei den heutigen Kragenechsen der Fall ist 4 8 Kiefer und Gebiss waren gut geeignet um harte oder zahe Nahrung zu verarbeiten Langobardisaurus ernahrte sich wahrscheinlich von Krebstieren grosseren Insekten oder kleinen Ganoidfischen 5 Die Sedimente der Calcare di Zorzino Formation der Dolomia di Forni Formation und der Seefeld Formation wurden jeweils in kleinen tiefen Meeresbecken innerhalb der Karbonatplattform entlang der Kusten der westlichen Palaotethys abgelagert Am Grund dieser Becken herrschten anoxische Bedingungen die ideale Voraussetzungen fur die Fossilerhaltung boten 7 Neben den Bewohnern des Meeres selbst blieben in diesen Sedimenten auch eingeschwemmte Kadaver von Landtieren und pflanzen der angrenzenden inselartigen Landmassen fossil erhalten Die Vegetationsdecke dieser Inseln setzte sich im Wesentlichen aus Koniferen wie Vertretern der Cheirolepidiaceae Elatocladus oder Voltzia zusammen beinhaltete aber auch Palmfarne und Barlapppflanzen und lasst auf ein heisses arides Klima schliessen 11 Langobardisaurus teilte sich diesen Lebensraum unter anderem mit Flugsauriern wie etwa Austriadactylus Seefeld Formation Dolomia di Forni Formation Preondactylus Dolomia di Forni Formation Carniadactylus Dolomia di Forni Formation Calcare di Zorzino Formation Peteinosaurus Calcare di Zorzino Formation und Eudimorphodon Seefeld Formation Calcare di Zorzino Formation den Drepanosauriden Megalancosaurus Dolomia di Forni Formation und Vallesaurus Calcare di Zorzino Formation dem Rhynchocephaliden Diphydontosaurus Calcare di Zorzino Formation dem Aetosaurier Aetosaurus Calcare di Zorzino Formation und mindestens einem Vertreter der Lepidosauromorpha Dolomia di Forni Formation eben jenem Exemplar das ursprunglich als Langobardisaurus rossii beschrieben worden war 7 Einzelnachweise Bearbeiten a b S Renesto A new Prolacertiform Reptile from the Late Triassic of Northern Italy In Rivista Italiana di Paleontologia e Stratigrafia Band 100 Nummer 2 1994 S 285 306 Digitalisat F Bizarrini amp G Muscio Un nuovo rettile Reptilia Prolacertiformes dal Norico di Preone Udine NE Italia Nota preliminare In Gortania Band 16 1995 S 67 76 G Muscio Preliminary note on a specimen of Prolacertiformes Reptilia from the Norian Late Triassic of Preone Udine North Eastern Italy In Gortania Band 18 1996 S 33 40 Digitalisat a b S Renesto F M Dalla Vecchia amp D Peters Morphological evidence for bipedalism in the Late Triassic prolacertiform reptile Langobardisaurus In M Gudo M Gutmann amp J Scholz Hrsg Concepts of functional engineering and constructional morphology biomechanical approaches on fossil and recent organisms Senckenbergiana lethaea Band 82 Nummer 1 2002 S 95 106 Abstract a b F M Dalla Vecchia The tetrapod fossil record from the Norian Rhaetian of Friuli northeastern Italy In J Harris S Lucas J A Spielmann M G Lockley A R C Milner amp J I Kirkland Hrsg The Triassic Jurassic Terrestrial Transition Bulletins of the New Mexico Museum of Natural History and Science Band 37 2006 S 432 444 Digitalisat S Renesto amp F M Dalla Vecchia A revision of Langobardisaurus rossii Bizarrini and Muscio 1995 from the Late Triassic of Friuli Italy In Rivista Italiana di Paleontologia e Stratigrafia Band 113 Nummer 2 2007 S 191 201 Digitalisat a b c d e f F Saller S Renesto amp F M Dalla Vecchia First record of Langobardisaurus Diapsida Protorosauria from the Norian Late Triassic of Austria and a revision of the genus In Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen Band 268 Nummer 1 2013 S 83 95 Digitalisat a b c d e S Renesto A Reappraisal of the Diversity and Biogeographic Significance of the Norian Late Triassic Reptiles from the Calcare di Zorzino In J Harris S Lucas J A Spielmann M G Lockley A R C Milner amp J I Kirkland Hrsg The Triassic Jurassic Terrestrial Transition Bulletins of the New Mexico Museum of Natural History and Science Band 37 2006 S 445 456 Digitalisat D Dilkes The Early Triassic rhynchosaur Mesosuchus browni and the interrelationships of basal archosauromorph reptiles In Philosophical Transactions of The Royal Society B Biological Sciences Band 353 1998 S 501 541 Digitalisat M D Ezcurra The phylogenetic relationships of basal archosauromorphs with an emphasis on the systematics of proterosuchian archosauriforms In PeerJ 2016 Artikel 4 e1778 doi 10 7717 peerj 1778 E Kustatscher Ch Daxer amp K Krainer Plant fossils from the Norian Seefeld Formation Late Triassic of the Northern Calcareous Alps Tyrol Austria and their environmental palaeoclimatic consequences In Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen Band 283 Nummer 3 2017 S 347 363 Abstract Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Langobardisaurus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Langobardisaurus amp oldid 230769493