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Die Zeit der Renaissance war neben Kunst Kultur und Wissenschaft in Europa auch eine Blutezeit des Kurtisanenwesens einer gesellschaftlich akzeptierten Form der Prostitution Vor allem in Rom bestimmte diese Form der Prostitution wesentlich den Ruf und das Erscheinungsbild der Stadt Die speziellen Gesellschaftsstrukturen und das kulturelle Klima in Rom im 16 Jahrhundert schufen die Voraussetzungen fur ein Nebeneinander klerikaler Prachtentfaltung und kauflicher Liebe Angesichts der hohen Anzahl von Prostituierten wurde aus der Redensart von Rom als Haupt der Welt Roma caput mundi ein spottisches Roma cauda mundi Rom Schwanz der Welt Bei Feiern Theaterauffuhrungen Gelagen und Empfangen vor allem kirchlicher Wurdentrager wurde die Abwesenheit von Frauen immer mehr als Verlust und Mangel empfunden Um diese Lucke zu fullen lud man Kurtisanen zu diesen Gesellschaften ein Die Bezeichnung Kurtisane leitet sich von Cortigiana ab was eigentlich Hofdame bedeutet und bezeichnete um 1500 die gehobene Prostituierte vergleichbar mit den Hetaren des antiken Griechenlands Inhaltsverzeichnis 1 Rom als Zentrum 2 Der Begriff Kurtisane 3 Voraussetzung und Entwicklung des Kurtisanenwesens 4 Anzahl der Kurtisanen in Rom 5 Herkunft 6 Berufseinstieg 7 Kurtisanen gebildete Prostituierte 8 Das Ende des goldenen Zeitalters der Kurtisanen 9 Literatur 10 EinzelnachweiseRom als Zentrum BearbeitenAus vielen Landern stromten zur Zeit der Renaissance junge Frauen nach Rom um ohne die harten Beschrankungen und Auflagen die in anderen europaischen Stadten herrschten ihrem Stand zu entfliehen und ihr Gluck als Kurtisane zu machen Neben Hafenstadten wie Venedig Genua und Pisa mit vielen ledigen Matrosen und wohlhabenden Kaufleuten war auch das heilige Rom von zahlreichen Prostituierten bevolkert In der Epoche der Renaissance setzte sich in Rom immer mehr eine Liberalitat im sexuellen Bereich durch Einige Frauen schafften einen unglaublichen gesellschaftlichen Aufstieg zur Kurtisane und viele Beamte Schreiber Pralaten Bischofe und Kardinale suchten und fanden Abwechslung Unterhaltung und Entspannung bei den exklusiveren Kurtisanen Aber nur reiche Manner konnten sich die Dienste einer Kurtisane auch leisten wie z B der sehr wohlhabende Bankier Agostino Chigi dessen Begleiterin Imperia Cognati hiess Die bekannten Kurtisanen fuhrten einen sehr aufwandigen Lebensstil mit eigener Dienerschaft und fielen durch ihr elegantes und prachtiges Auftreten nach der neuesten Mode auf Als salonfahige Prostituierte konnten sie sich in der Offentlichkeit bewegen an Banketten teilnehmen und gehorten fest zum gesellschaftlichen Leben Sie waren nicht nur geduldet sondern sehr angesehen und gehorten zu den Sehenswurdigkeiten selbst gebildeter Reisender Nicht nur aufgrund ihrer Erscheinung sondern auch durch ihre Bildung ihre gepflegten Manieren und ihre kultivierte Konversation waren Kurtisanen gesellschaftlich eine lange Zeit akzeptiert Die beruhmte Kurtisane Tullia d Aragona war eine bewunderte Dichterin und beruhmt durch ihre Dialoge uber Die Unendlichkeit der Liebe Die Betatigungsfelder einer Kurtisane waren nicht alleine auf Sex begrenzt als gebildete und attraktive Frauen waren sie auch zustandig fur kulturelle Anregungen Einige Kurtisanen traten auch als Musikerinnen auf und gerade der Musik wurde damals eine ausserst verfuhrerische Eigenschaft zugesprochen Zur Zeit der Renaissance war es kein Skandal wenn eine Kurtisane in Rom mit einem Kardinal in einer Kutsche offen durch die Stadt fuhr Von der Kurtisane Saltarella wurde 1539 berichtet dass sie mit funf Kardinalen zu Abend gegessen hatte Kardinal Cornaro unterhielt ein stadtbekanntes Verhaltnis zu einer Kurtisane mit Namen Doralice bis sie 1566 aus Rom ausgewiesen wurde Einige Kurtisanen wohnten im Kardinalspalast und wurden auch standige Begleiterinnen der Kardinale ebenso wie sie andere hochgestellte Personen von Rang empfingen So schrieb Burke in seinem Buch Die europaische Renaissance folgendes In Begleitung ihrer Dienerinnen ging die Kurtisane in die Kirche Weit davon entfernt Gemeinbesitz zu sein war sie die Matresse oder Konkubine nur weniger Merkwurdigerweise hatte die hochklassige Kurtisane mit ihrer luxuriosen Erscheinung ihren poetischen Fahigkeiten ihrer Laute und ihrem Schosshundchen Ahnlichkeit mit der Frau des Patriziers oder Adeligen Der Begriff Kurtisane BearbeitenDen altesten bekannten Beleg fur den Gebrauch der Bezeichnung Kurtisane hinterliess Johannes Burckard 1498 in seinem Liber Notarum Die Gefahrtinnen der papstlichen Hofbeamten wurden von ihm Quedam cortegiana hoc est meretrix honesta dt eine sogenannte Kurtisane das heisst eine ehrbare Hure genannt Der erklarende Hinweis in seiner Beschreibung macht deutlich dass die Bezeichnung Kurtisane fur eine Prostituierte und nicht fur eine Dame galt Ebenso wird dadurch verdeutlicht dass der Begriff neu war somit gerade erst aufgekommen und dass es sich hierbei zwar um eine kaufliche Frau handelte gleichzeitig aber war sie honesta was hier soviel bedeutet wie ehrbar oder gesellschaftlich anerkannt Voraussetzung und Entwicklung des Kurtisanenwesens BearbeitenCelui qui par la rue a veu publiquement La courtisanne en coche ou qui pompeusement L a peu voir a cheval en accoustrement d homme Superbe se monstret celuy qui de plein jour Aux Cardinaux en cappe a veu faire l amour C est celuy seul Morel qui peut juger de Rome Derjenige der die Kurtisane allen offenbar in der Kutsche durch die Strassen der Stadt fahren sah der sah wie sie stolz zu Pferd sass in mannlicher Kleidung und wie sie ohne Scheu turtelnd am hellichten Tag Kardinalen in purpurner Tracht im Arme lag nur der allein Morel kennt das Rom unsrer Zeit Joachim du Bellay Les regretsAls Papst Innozenz II 1139 auf dem Zweiten Laterankonzil festlegte dass die Ehe ein Hindernis fur den Empfang der kirchlichen Weihen ist trat das Konkubinat an die Stelle der Klerikerehe und fand weiter Verbreitung Immer wieder versuchte die Kurie die Geistlichen zur Aufgabe ihrer Beziehungen zu Frauen zu zwingen Im Jahre 1367 wurde von Beamten von Urban V verfugt dass Kleriker bei Strafe der Exkommunikation ihre Konkubinen zu entlassen hatten Von funf Geistlichen der Kirche S Angelo de Scambiis erschienen immerhin vier um sich dem Erlass entsprechend von ihren Konkubinen zu trennen Auch ein papstlicher Bordellbetrieb unter Alexander VI ist nachgewiesen Im Jahre 1496 vermieteten zwei Beamte des Papstes Ludovico Romanelli das Amt eines Capitaneus Prostibuli de Ponte Sixto eines Vorstehers des Bordells nahe der Ponte Sisto Romanelli mietete von den Beamten des Papstes das Recht von jeder der dort wohnenden und lebenden Huren eine monatliche Abgabe von zwei Carlini zu erheben sowie ein Gasthaus und ein Restaurant im Bordell zu betreiben Aus diesem Geschaft ergaben sich nicht nur gute Gewinne fur Romanelli sondern auch fur die katholische Kirche Die Gesellschaftsstrukturen in Rom zur Zeit der Renaissance waren ahnlich denen im antiken Griechenland Ehrbare Frauen und Madchen hatten im Stadtalltag keinen Platz Ihr Bereich war ausschliesslich auf das Haus beschrankt Nur mit ihrem Ehemann oder ihren mannlichen Verwandten durften ehrbare Damen zusammenkommen ohne einen Verdacht auf sich zu ziehen Sogar die Teilnahme an Festen festlichen Essen oder sonstigen geselligen Veranstaltungen bei denen Manner zugegen waren war ihren verwehrt Verscharft wurde diese Situation von einem massiven Manneruberschuss in der heiligen Stadt und der Verpflichtung zur Ehelosigkeit von einem Grossteil der dort lebenden Manner Zusatzlich wurde der Mangel an ebenburtigen Gefahrtinnen am papstlichen Hof mit seinen glanzvollen Empfangen und Festen vieler koniglicher Gesandtschaften als sehr schmerzlich empfunden da das weibliche Element an den meisten Renaissancehofen eine sehr wichtige Rolle spielte Dies forderte die Entstehung eines Kurtisanenwesens ahnlich dem der Hetaren in Griechenland Im weiteren Sinne nennt man Renaissance auch die Wiedergeburt des klassischen Altertums in seinem Einfluss auf die Wissenschaft die Literatur die Gesellschaft das Leben der vornehmen Kreise und die Entwicklung der Menschen zu individueller Freiheit im Gegensatz zum Standewesen des Mittelalters Diese Wiedergeburt des klassischen Griechenlands traf auch auf die Wiedergeburt des romischen Kurtisanenwesens zu Anzahl der Kurtisanen in Rom BearbeitenWie gross die genaue Zahl der in Rom lebenden Prostituierten war lasst sich nur noch anhand der Schatzungen zeitgenossischer Quellen nachvollziehen So sollen im Jahre 1490 in der Stadt 6800 Huren gezahlt worden sein bei einer Einwohnerzahl von schatzungsweise 30 000 Einwohnern Die verlasslichste Quelle einer Volkszahlung in Rom weist 9328 Haushalte und 53 689 darin lebende Seelen fur die Jahre 1526 und 1527 aus Von diesen Haushalten wurden 2142 alleine von Frauen gefuhrt 29 davon wurden als Kurtisane genannt 1 Da bei den Namen der Frauen selten Berufsbezeichnungen standen kann es sich nur um sehr wenige wohlhabende Witwen adelige Damen Abtissinnen und vereinzelte Berufstatige handeln Ein grosser Teil der von Frauen gefuhrten Haushalte muss daher der von Kurtisanen gewesen sein die gut genug verdienten um einem Haus und einem grossen Haushalt vorstehen und ihn unterhalten zu konnen Die Verwunderung uber die auffallend grosse Zahl von Kurtisanen und Prostituierten in Rom die offensichtliche gesellschaftliche Anerkennung genossen spiegeln auch die vielen zeitgenossischen Reiseberichte und Briefe von Diplomaten wohlhabenden Reisenden und Kaufleuten wider die Rom besuchten Der franzosische Reisende Villamont der 1588 nach Rom kam schreib folgendes Mais ce que j admire plus c est que les plus grands de Rome passant au devant la fenestre de Madame la Courtisanne ils la saluent en tante humilite luy baisant les mains et passant devant elle comme si c estoit une Princesse ou quelque grande Dame Was ich am meisten bewundere ist dass die vornehmen Herren von Rom wenn sie an den Fenstern von Madame der Kurtisane vorbeikommen sie mit solcher Unterwurfigkeit grussen ihr die Hande kussen und ihr die Aufwartung machen als waren sie eine Prinzessin oder irgendeine grosse Dame Sehr ahnliche Aussagen machten auch Michel de Montaigne Arnoldus Buchelius Bartholomaus Sastrow Thomas Coryate Richard Lassels und Philipp Eduard Fugger in ihrer Korrespondenz und Reiseberichten Herkunft BearbeitenIm 16 Jahrhundert standen einer Frau im Grunde nur zwei Wege offen ihr Leben in gesellschaftlich akzeptierter Form zu gestalten Entweder sie heiratete oder sie ging in ein Kloster In der Realitat blieben den meisten Madchen und Frauen diese beiden Moglichkeiten verwehrt da in beiden Fallen eine Mitgift vonnoten war die nicht jede Familie oder eine alleinstehende Frau aufbringen konnte War das Aufbringen einer Mitgift fur eine Tochter fur viele Familien schon schwierig waren Familien mit vielen Tochtern uberhaupt nicht in der Lage alle Tochter ehrbar zu versorgen Madchen und Frauen die keine Mitgift hatten mussten selbst fur sich sorgen Die Berufschancen fur Frauen waren sehr bescheiden Unverheiratete und mittellose Madchen konnten nur als Dienstmadchen Wascherin Kochin oder Schankmadchen Anstellung finden Nur in grossen Stadten mit handwerklicher Produktion konnte sie als billige Arbeiterin etwas Geld verdienen Auf dem Lande wurden nur zur Erntezeit Tagelohner gesucht und anspruchsvollere Berufe waren Frauen nicht zuganglich Allen Berufen war ein geringer Lohn schwere korperliche Arbeit und keine gesellschaftliche Anerkennung gemein Die Chance sich als Kurtisane entweder solange eine Mitgift zu verdienen bis man eine respektable Ehe eingehen konnte oder zur wohlhabenden Gefahrtin reicher Manner und Gonner aufzusteigen und den eigenen gesellschaftlich inakzeptablen Status zu verlassen war so verfuhrerisch dass Frauen aus ganz Europa nach Rom kamen um ihre Chance zu ergreifen Viele der in Rom lebenden Kurtisanen waren daher auch keine geborenen Romerinnen sondern zugezogene Frauen Laut zeitgenossischen Quellen kamen die meisten Kurtisanen aus anderen italienischen Stadten oder fernen Landern So lebten viele Spanierinnen Franzosinnen Deutsche Griechinnen und Slawinnen in Rom als Kurtisane Berufseinstieg BearbeitenViele Kurtisanen wurden wie im 16 Jahrhundert ublich nicht mit dem Namen oder dem Beruf ihres Vaters verzeichnet z B Steuerlisten Gerichtsakten Volkszahlungen Nur wenige Falle sind in den Archiven verzeichnet bei denen sich die Frauen mit eigenem Namen und dem Namen und Beruf des Vaters nennen liessen Oft werden die Mutter der Kurtisanen genannt ebenso werden sehr oft die Mutter der Kurtisanen auch in ihren Testamenten erwahnt und bedacht Dies legt die begrundete Vermutung nahe dass in vielen Fallen die Vater nicht bekannt waren die Vater fruh verstarben ihre Familie verliessen es keinen namentlich bekannten Vater gab oder diese Frauen als uneheliche Kinder geboren wurden Durch den Makel der unehelichen Geburt waren solche Frauen der Unterschicht der damaligen Gesellschaft zuzurechnen Motiv fur das Ergreifen dieses Berufes war wohl ausnahmslos dem Elend der Unterschicht und verarmten Mittelschicht zu entfliehen und zu sozialer Anerkennung und Wohlstand zu kommen Aber nicht alle der als Kurtisane arbeitenden Frauen in Rom hatten sich freiwillig zu diesem Schritt entschlossen Aufgrund der ungewohnlich guten Verdienstchancen wurden junge Madchen oft von Dritten uberredet oder gezwungen sich zu prostituieren Vereinzelt waren es gewerbsmassige Zuhalter die junge Madchen in ihre Gewalt brachten um vom Geschaft der Prostitution auch zu profitieren Allerdings blieben Zuhalter eine absolute Randerscheinung deren Frauen ausschliesslich als Prostituierte nie als Kurtisanen arbeiteten Da von den Einkunften einer Kurtisane ganze Familien leben konnten waren es auch oft die Mutter die ihre Tochter manchmal mit Gewalt zur Prostitution zwangen In den Gerichtsarchiven z B Governatore di Roma sind auch Falle vermerkt in denen Mutter ihre Tochter an wohlhabende Herren verkauften Auch waren es haufig altere Kurtisanen die ein junges Madchen in ihr Gewerbe einfuhrten Das Rekrutieren einer Nachfolgerin war eine beliebte Form der Altersversorgung weshalb diejenigen Kurtisanen die keine eigenen Tochter hatten gerne elternlose Madchen aufnahmen und ihnen eine entsprechende Erziehung gaben Erstaunlich viele Frauen die als Kurtisanen arbeiteten gaben an dass sie verheiratet waren So konnte der Beruf der Kurtisane die einzige Moglichkeit sein ein unabhangiges Leben ohne Mann zu fuhren statt eine schlechte Ehe ertragen zu mussen Viele Auslanderinnen waren mit den zahlreichen Soldnertruppen nach Rom gekommen Die meisten Spanierinnen in Rom waren als Marketenderinnen mit dem spanischen Heer nach Italien gezogen Die beruhmte Isabella de Luna eine der beruhmtesten Kurtisanen des 16 Jahrhunderts hatte ihre Karriere als Marketenderin begonnen Haufig brachten Geistliche ihre Geliebten mit nach Rom die sich dort niederliessen Kurtisanen gebildete Prostituierte BearbeitenDie Dienste die Kurtisanen den Angehorigen der Kurie und reichen Burgern erwiesen gingen uber die Leistungen der gewohnlichen Prostituierten weit hinaus Kurtisanen hatten neben der Befriedigung der sexuellen Wunsche ihrer Kunden vor allem die fehlenden Hofdamen zu ersetzen und mit ihrer Anwesenheit Bankette Feste und sonstige Veranstaltungen zu verschonern Voraussetzung fur solche Auftritte war ein gewisses Auftreten Benehmen Bildung und die Fahigkeit galante Konversation zu betreiben Daher war einer der wesentlichsten Unterschiede zwischen einer Prostituierten und einer Kurtisane dass die Kurtisane ein gewisses Mass an Bildung hatte welches es ihr ermoglichte sich in hochsten gesellschaftlichen Kreisen zu bewegen Man erwartete neben guten Manieren von ihr lesen schreiben singen tanzen und musizieren zu konnen Kaum eines der Madchen oder Frauen aus der Unter oder Mittelschicht brachte diese Fahigkeiten mit wenn sie von einer alteren Kurtisane aufgenommen wurde oder sich selbst entschied als Kurtisane zu arbeiten Es gehorte wohl ein hohes Mass an Intelligenz und schneller Auffassungsgabe dazu zu lernen und sich vornehmes Verhalten von Kunden abzuschauen Die gebildetste der romischen Kurtisanen Tullia d Aragona hatte ihr Wissen durch ihre Mutter Giulia Campana erworben die selbst eine gefeierte Kurtisane und lange Zeit die Geliebte von Kardinal Luigi d Aragona war Ihre Bildung zeigte sich in ihren Gedichten und in ihrem 1547 veroffentlichten Dialog uber die Unendlichkeit der Liebe In diesem Dialog diskutiert sie uber die Auffassung Platons von der Liebe Sperone Speroni verewigte sie in seinem Dialogo dell Amore Girolamo Muzio widmete ihr viele seiner Gedichte und Nicolo Martelli verglich sie sogar mit Cicero Von der gottlichen Imperia dem Inbegriff der grossen Kurtisane wurde berichtet dass sie nicht nur italienische und lateinische Schriftsteller las sie soll auch selbst komponiert und gedichtet haben Naturlich bildeten Frauen wie Tullia d Aragona eine Ausnahme Bei vielen Kurtisanen war das Wissen welches sie sich ohne fundierten Unterricht aneigneten oder abschauten nur ein oberflachlicher Anstrich allerdings keine ausschliessliche Vortauschung Die tatsachliche Bildung der Kurtisanen war immerhin so hoch und auch geschatzt Michel de Montaigne notierte 1581 in seinem Reisetagebuch dass er in Rom zuweilen offentliche Damen besucht habe um sie sprechen zu horen und an ihrer Behendigkeit meine Freude zu haben Kurtisanen sollten belesen genug sein um sich mit gebildeten Herren zu unterhalten wobei man von ihnen auch erwartete dass sie schlagfertig und ungeniert ihre Gedanken aussprachen und auch auf derbe Scherze und Anzuglichkeiten amusant reagierten Bei allen Quellen und Berichten darf trotzdem nicht vergessen werden dass ihre Bildung ausschliesslich den Zweck hatte ihre vermogenden Kunden zu zerstreuen und zu unterhalten Das Ende des goldenen Zeitalters der Kurtisanen BearbeitenDas goldene Zeitalter der romischen Kurtisanen also die Zeit ihrer hochsten gesellschaftlichen Anerkennung und Freiheiten reichte vom spaten 15 Jahrhundert bis in die beiden ersten Jahrzehnte des 16 Jahrhunderts In den fruhen 1520er Jahren gab es wahrscheinlich schon unter dem Einfluss der massiven Moralkritik von Martin Luther die ersten Versuche der katholischen Kirche die Prostitution in Rom einzugrenzen Im Jahre 1520 wurde das Konvertitenkloster Santa Maria Maddalena fur ehemalige Kurtisanen gegrundet Gleichzeitig wurde angeordnet dass jede Kurtisane die in Rom starb ein Viertel oder Funftel ihres Vermogens diesem Kloster uberlassen musste Setzte sie sich uber diese Anordnung hinweg fiel ihr gesamtes Vermogen an das Kloster und ihr Testament wurde fur ungultig erklart Dies war die erste konkrete gesetzliche Benachteiligung fur Kurtisanen 1522 verbot Hadrian VI den mulieres inhonestas das Tragen des habito romano der Kleidung der vornehmen Romerinnen Mit dieser Massnahme wollte man die Kurtisanen aufgrund ihrer Kleidung von den vornehmen Damen des Adels unterscheidbar machen Da Hadrian schon 1523 starb wurde diese Massnahme nie wirklich durchgesetzt und geriet schnell in Vergessenheit Im Jahre 1527 anderte der Sacco di Roma ital fur Plunderung Roms durch deutsche Landsknechte und spanische Soldner die Lebenssituation der Kurtisanen weitgehend Ihr gesellschaftlicher Status war nach dem Sacco di Roma nicht mehr unbestritten und unkritisiert Die traumatischen Ereignisse der Plunderungen hinterliessen bei den Betroffenen den Wunsch nach Busse und Einkehr sowie nach moralischer und kirchlicher Erneuerung Der personliche Beraterstab von Paul III beanstandete in einer Liste von Verbesserungsvorschlagen fur die Kirche Roms auch den anerkannten Status der Kurtisanen Paul III erinnerte an das Gesetz von Hadrian VI und wies die romischen Bezirksvorsteher an auf die strenge Einhaltung dieses Gesetzes zu achten Im Jahre 1550 verbot Julius III den Kurtisanen den Gebrauch von Kutschen Dies war ein harter Schlag fur die meisten Kurtisanen da Kutschen als Luxusgut galten und man sich mit diesen Kutschen ohne Gefahr zu Fuss beschmutzt zu werden in der Offentlichkeit zeigen konnte Ebenso konnten Kunden ohne gesehen zu werden in einer Kutsche in das Haus ihrer Gefahrtin fahren Das Kutschenverbot war lange Zeit eines der am haufigsten ubertretenen Gesetze Roms und sorgte fur hohe Betrage in die Kasse der Kurie Im Jahre 1566 ordnete Pius IV an alle Kurtisanen in ein eigenes Stadtviertel in Rom zu verbannen Im Juni wurden alle Kurtisanen aus dem Stadtviertel das den Vatikan umgab vertrieben Im Juli des gleichen Jahres wurde den ersten beruhmten Kurtisanen befohlen innerhalb von einer Woche Rom zu verlassen Alle anderen wurde mitgeteilt dass sie in den Stadtteil Trastevere ziehen sollten Systematisch wurden alle reichen und wohlhabenden Kurtisanen des Landes verwiesen Nur diejenigen die heirateten oder in ein Konvertitenkloster eintraten konnten der Verbannung entgehen Da die Bewohner von Trastevere nicht bereit waren ihren Stadtteil zu verlassen wurde der Stadtteil Hortaccio zum neuen Kurtisanen Ghetto Im Jahre 1569 wurde mit dem Bau einer Mauer begonnen die den Stadtteil Hortaccio von der Stadt trennen sollte Alle Kurtisanen und Prostituierten die man ausserhalb dieses Stadtteils antraf wurden offentlich ausgepeitscht und des Kirchenstaates verwiesen Zusatzlich wurden sie zum regelmassigen Besuch von eigens fur sie veranstalteten Predigten gezwungen und Priester wurden beauftragt die Hauser der Kurtisanen zu besuchen um sie zu einem besseren Leben zu bekehren Nach diesen drastischen Massnahmen gab es keine weiteren so strengen Eingrenzungen fur Kurtisanen in Rom Es war ihnen jedoch weiterhin untersagt in den Hauptstrassen und in der Nahe von ehrbaren Frauen zu wohnen abends ihre Hauser zu verlassen Verkehr mit verheirateten Mannern zu haben in der heiligen Nacht zur Messe zu gehen oder Manner in dieser Nacht zu empfangen sowie an offentlichen Umzugen oder Festen teilzunehmen Wahrend des Pontifikats von Clemens VIII wurden Kurtisanen zum Tragen von gelben Armeln gezwungen um sie optisch von anstandigen Frauen zu unterschieden Ebenso wurden in den Strassen die bevorzugt von Kurtisanen bewohnt waren Pflocke angebracht die verhindern sollten dass dort Kutschen vorfahren konnten Literatur BearbeitenAlois Uhl Papstkinder Lebensbildnisse aus der Zeit der Renaissance Winkler Dusseldorf 2003 ISBN 3 538 07160 8 Monica Kurzel Runtscheiner Tochter der Venus die Kurtisanen Roms im 16 Jahrhundert C H Beck Munchen 1995 ISBN 3 406 39757 3 Alfred Semerau Die Kurtisanen der Renaissance Ein Beitrag zur Sittengeschichte K Konig Wien 1926 NA Outlook Bremen 2012 ISBN 978 3 86403 810 5 Einzelnachweise Bearbeiten Quelle D Gnoli Descriptio Urbis Doma 1894 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurtisanenwesen in Rom unter den Renaissancepapsten amp oldid 235750555