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Kurt Heinrich Asche 11 Oktober 1909 in Hamburg 16 April 1997 ebenda 1 2 war ein deutscher SS Obersturmfuhrer und Judenreferent im von deutschen Truppen besetzten Belgien Von 1942 bis 1944 verantwortete er die Deportation von 25 000 Juden und Sinti nach Auschwitz Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Judenreferent 1 2 Leben nach Kriegsende 1 3 Prozess 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten Judenreferent Bearbeiten Kurt Asche wurde in Hamburg als Sohn eines Tischlermeisters geboren Nach dem Abschluss der Volksschule besuchte er zwei Jahre lang die Handelsschule und absolvierte eine dreijahrige Drogistenlehre samt Giftprufung 1931 trat er in die SA und zum 1 Dezember desselben Jahres in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 857 136 3 Ab April 1935 war er beim Sicherheitsdienst SD der Partei zunachst als Wachmann spater als Schreibkraft angestellt Nach Kriegsbeginn gehorte er von 1939 bis 1940 im besetzten Lublin der dortigen SD Dienststelle an Dort war er im Judenreferat tatig Wie er spater bei seinem Prozess im Landgericht Kiel erklarte seien ihm die Massenerschiessungen durch Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD nur vom Horensagen bekannt gewesen Im November 1941 wurde er von seinem Kollegen Theodor Dannecker inzwischen Judenreferent in Paris in Brussel eingefuhrt Unter dem dortigen BdS wurde er zunachst dem Judenreferenten Humpert unterstellt Wenige Monate spater ubernahm Kurt Asche selbst die Leitung des Judenreferats bis zu seiner zwangsweisen Versetzung im Oktober 1943 In Brussel organisierte Asche die Deportationen nach Auschwitz Dazu hielt er engen Kontakt zu Adolf Eichmann dem Leiter des Eichmannreferats im Reichssicherheitshauptamt RSHA in Berlin der die gesamte Endlosung der Judenfrage organisierte Er stand dazu in Verbindung mit der 1941 auf Verfugung der deutschen Besatzungsmacht gegrundeten Judenvereinigung AJB Association des Juifs en Belgique Uber diese Organisation wurde der Holocaust abgewickelt Asche liess Juden Karteien anfertigen zur Erfassung fur sogenannte Arbeitseinsatzbefehle die aber den sicheren Tod in Auschwitz bedeuteten Von den 25 000 Opfern uberlebten nur knapp 500 Asche leitete Verhaftungsaktionen gegen untergetauchte Juden war anwesend beim Abgang der Transporte aus dem Sammellager Mechelen nach Auschwitz und kontrollierte die Einhaltung von Juden Verordnungen Zeugen beschrieben ihn spater als Teufel auf Erden der uber Leben und Tod entschied Asche bereicherte sich personlich am Vermogen belgischer Juden Deshalb wurde er zur Aussenstelle nach Gent strafversetzt Am 9 Mai 1944 verurteilte ihn ein SS und Polizeigericht in Brussel wegen dieser Vergehen zu einer Gefangnisstrafe von einem Jahr und vier Monaten Leben nach Kriegsende Bearbeiten Nach Kriegsende tauchte Kurt Asche sofort unter und legte sich bis Mitte der 1950er Jahre den Tarnnamen Kurt Klein zu Bis 1962 konnte der ehemalige Judenreferent unbehelligt in der Bundesrepublik leben dann konnte die Ludwigsburger Zentralstelle fur die Aufklarung von NS Verbrechen seine Identitat ermitteln und klaren Trotzdem nahm die schleswig holsteinische Justiz weder Ermittlungsverfahren gegen Asche und seinen direkten Vorgesetzten Ernst Ehlers auf noch gegen dessen Amtsnachfolger Constantin Canaris einen Neffen des ehemaligen Abwehrchefs Canaris und Karl Fielitz Leiter der Aussenstelle Antwerpen weil Ernst Ehlers inzwischen Verwaltungsrichter beim Verwaltungsgericht in Schleswig geworden war und viele ehemalige NS Anhanger in der schleswig holsteinischen Landesverwaltung namentlich in der Justiz untergekommen waren Stattdessen wurde das Verfahren jahrzehntelang verschleppt Auch das Verfahren gegen Heinz Hummitzsch den Brusseler Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD wurde solange verschleppt bis dieser im August 1975 verstarb Prozess Bearbeiten Erst nach intensiven Nachforschungen des Pariser Rechtsanwalts Serge Klarsfeld und seiner Frau Beate kam es im Februar 1975 zu einer Anklage der Kieler Staatsanwaltschaft gegen Ehlers Canaris Asche und Fielitz beim Schwurgericht Flensburg Am 27 Februar 1975 lehnte die 1 Grosse Strafkammer des Landgerichts Flensburg die Eroffnung der Hauptverhandlung mit der Begrundung ab den Angeklagten werde nicht nachzuweisen sein von der organisierten Totung der deportierten Juden gewusst zu haben eine Verurteilung erscheine daher unwahrscheinlich Die Flensburger Richter sahen lediglich bei Ehlers und Asche einen nicht unerheblichen Verdacht Und auch Canaris und Fielitz seien durch eine Reihe von Umstanden belastet letzterer durch solche geringeren Gewichts Im Mai desselben Jahres besetzten judische Demonstranten aus Belgien begleitet von einem Brusseler Fernsehteam und Beate Klarsfeld die Wohnung von Ernst Ehlers in Schleswig Aus dem Fenster hangten sie ein Spruchband mit der Forderung Verurteilt so schnell wie moglich den NS Verbrecher Ehlers verantwortlich fur den Tod von 25 000 Juden aus Belgien Auf eine Beschwerde der Staatsanwaltschaft hob der I Strafsenat des Oberlandesgerichts Schleswig am 1 Marz 1977 den Beschluss des Landgerichts auf und verwies das Verfahren zur Hauptverhandlung an das Landgericht Kiel Gegen den Verweisungsbeschluss erhob Asche Verfassungsbeschwerde mit der Begrundung er werde seinem gesetzlichen Richter entzogen Das Bundesverfassungsgericht lehnte die Annahme der Beschwerde am 23 November 1979 ab Die Hauptverhandlung im sogenannten Asche Prozess begann am 26 November 1980 vor dem Kieler Schwurgericht 4 Die Verhandlung konnte nicht mehr gegen Ernst Ehlers gefuhrt werden weil dieser sich kurz vor Prozessbeginn am 4 Oktober 1980 das Leben genommen hatte Am 8 Juli 1981 erging das Urteil gegen Kurt Asche Sieben Jahre Freiheitsstrafe wegen Beihilfe zum Mord an mindestens 10 000 Juden Im Urteil wurde angefuhrt er sei wie viele andere auch willfahriger Gehilfe eines verbrecherischen Systems und seiner Fuhrer gewesen deren Vorstellungen und Plane er unterstutzte Kurt Asche trat seine Strafe am 25 Januar 1983 in der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbuttel an nachdem seine Vollzugsfahigkeit festgestellt worden war Am 24 September 1987 wurde er aus der Haft entlassen Nach der Haftentlassung wohnte Asche in Hamburg Eimsbuttel Literatur BearbeitenEckard Colmorgen Maren Wulf Dokumente Der Asche Prozess Dokumentation des Prozesses gegen den ehemaligen Judenreferenten im von deutschen Truppen besetzten Belgien vor dem Landgericht Kiel Hrsg Arbeitskreis Asche Prozess und AK Kieler Antifaschisten Borbyer Werkstatt Verlag KVA Kiel 1985 ISBN 3 924964 05 X Israel Gutman Hrsg Enzyklopadie des Holocaust Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden 3 Bande Piper Verlag Munchen u a 1998 ISBN 3 492 22700 7 Tuviah Friedman Die Deportation der Juden aus Belgien und Luxemburg wahrend der Nazi Besetzung 1940 1944 Dokumentensammlung Haifa Institute of Documentation in Israel for the Investigation of Nazi War Crimes 1999 Dan Michman Belgium and the Holocaust Jews Belgians Germans Berghahn Books 1998 ISBN 978 965 308068 3 Serge Klarsfeld Maxime Steinberg Hrsg Die Endlosung der Judenfrage in Belgien Dokumente 181 Seiten the Beate Klarsfeld Foundation New York ca 1980 Insa Meinen Die Shoah in Belgien Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2009 ISBN 978 3 534 22158 5 Marion Schreiber Stille Rebellen Der Uberfall auf den 20 Deportationszug nach Auschwitz Vorwort von Paul Spiegel Aufbau Taschenbuch Verlag 2002 ISBN 3 7466 8067 0 Weblinks BearbeitenArbeitskreis Asche Prozess Biografische Hinweise zu Kurt Asche als PDF 505 kB Entscheidung des Oberlandesgerichte Schleswig vom 08 03 1977 das Hauptverfahren gegen Ehlers Canaris und Asche beim Schwurgericht Kiel zu eroffnenEinzelnachweise Bearbeiten Sterberegister des Standesamtes Hamburg Eimsbuttel Nr 670 1997 Todesjahr 1998 nach Bert Hoppe Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Bd 12 West und Nordeuropa Juni 1942 1945 Bearb von Katja Happe Barbara Lambauer und Clemens Maier Wolthausen 2015 ISBN 978 3 486 71843 0 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 780603 Dietrich Strothmann DIE ZEIT 29 November 1980 NS Prozesse in humanem Geist Zwei Jubilaen Funf Jahre Maidanek Tribunal in Dusseldorf Beginn des letzten Gross Verfahrens in KielNormdaten Person GND 123482801 lobid OGND AKS LCCN no2004100996 VIAF 56331822 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Asche KurtALTERNATIVNAMEN Klein KurtKURZBESCHREIBUNG deutscher SS Obersturmfuhrer Judenreferent des Sicherheitsdienstes SD in BelgienGEBURTSDATUM 11 Oktober 1909GEBURTSORT Hamburg Deutsches KaiserreichSTERBEDATUM 16 April 1997STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Asche amp oldid 235155354