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Ernst Boje Ehlers 16 Oktober 1909 bei Pinneberg 4 Oktober 1980 in Schleswig 1 war ein deutscher SS Obersturmbannfuhrer Er war wahrend der Zeit des Nationalsozialismus im von deutschen Truppen besetzten Belgien 1944 bis 26 Februar Beauftragter des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD Leiter der Judenabteilung Daher wurde Ehlers spater oft als Endloser von Belgien bezeichnet Erst 1980 kam ein Prozess gegen ihn zustande Ehlers nahm sich jedoch kurz vor Prozessbeginn das Leben Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Nationalsozialismus 1 2 Nach Kriegsende 1 3 Prozess 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenEhlers studierte zunachst Medizin Zum 1 August 1928 trat er der NSDAP Mitgliedsnummer 95 459 2 und 1932 der SS Mitgliedsnummer 307 426 bei 3 Nationalsozialismus Bearbeiten Ab 1935 war er im Sachsischen Innenministerium tatig und fungierte dort ab 1936 als Regierungs und Medizinalrat Er wurde 1937 zum SD versetzt und 1938 in der Hauptabteilung II im Sicherheitsdienst des Reichsfuhrers SS eingesetzt Nachdem er 1941 seine Prufung zum Assessor abgelegt hatte trat er noch im Juli desselben Jahres in die Gestapo ein wo er bis etwa Ende 1943 Chef der Dienststelle Brussel war etwa ab Jahresbeginn 1944 als Beauftragter des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD beim Militarbefehlshaber Belgien und Nordfrankreich in Brussel Der SS Major Ehlers war zustandig fur die Deportationen der belgischen Juden Beginnend am 27 Juli 1942 bis 1944 wurden im SS Sammellager Mechelen mehrere Transporte ins KZ Auschwitz organisiert alle Zusammenstellungen erfolgten unter der Verantwortung Ehlers der dafur das Goldene Parteiabzeichen erhielt Von insgesamt 998 Deportierten des ersten Transports waren 570 Manner und 428 Frauen darunter insgesamt 140 Kinder Die meisten hatten sich gemeldet da sie einen in deutscher Sprache abgefassten so genannten Arbeitsbefehl erhalten hatten und an einen Arbeitseinsatz glaubten Bereits bei der Zusammenstellung des Transportes wurden 168 Personen in die Kategorie KV Keine Verwendung eingestuft 254 der Deportierten wurden bei der Ankunft in Auschwitz sofort ermordet darunter alle 140 Kinder Dieser Deportation folgten bis zum 31 Juli 1944 noch 26 weitere Transporte Stellvertreter von Ehlers war Constantin Canaris ein Neffe von Wilhelm Franz Canaris Ehlers war direkter Vorgesetzter des spater fur die Deportation von 25 000 Juden und Sinti nach Auschwitz einzig verurteilten Judenreferenten Kurt Asche Vom 26 Februar 1944 bis zum Kriegsende im Mai 1945 war Ernst Ehlers Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD Kassel Wehrkreis IX Nachfolger von Ehlers in Belgien wurde sein Vertreter Constantin Canaris Nach Kriegsende Bearbeiten Nach Ende des Zweiten Weltkriegs lebte Ehlers zunachst unbehelligt bei Verwandten in Freiburg Elbe unter seinem richtigen Namen Er fuhlte sich dann offenbar vor Verfolgung so sicher dass er sich 1957 als Hilfsrichter beim Verwaltungsgericht Schleswig bewarb und eingestellt wurde Bereits nach zwei Jahren wurde er zum Verwaltungsgerichtsrat ernannt nach anderen Angaben war er Richter beim Landessozialgericht Auch viele weitere ehemalige NS Anhanger waren in der schleswig holsteinischen Landesverwaltung namentlich in der Justiz untergekommen Intensive Nachforschungen des Pariser Rechtsanwalts Serge Klarsfeld und seiner Frau Beate fuhrten zur Aufklarung der Identitat und des Wohnortes von Ehlers Auf Nachfrage der in Ludwigsburg bei Stuttgart angesiedelten Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklarung nationalsozialistischer Verbrechen die seit Anfang der 1960er Jahre gegen Ehlers ermittelte ob ein Ernst Ehlers aus Brussel beim Schleswiger Gericht tatig sei leugnete sein Dienstvorgesetzter dies jedoch zunachst Die schleswig holsteinische Justiz nahm zunachst weder Ermittlungsverfahren gegen Ernst Ehlers noch gegen Kurt Asche Constantin Canaris und Karl Fielitz den Leiter der Aussenstelle Antwerpen auf Stattdessen wurde das Verfahren jahrzehntelang verschleppt Erst als die Ludwigsburger Zentralstelle 1967 der Staatsanwaltschaft in Kiel das Ergebnis der Vorermittlungen ubersandte 52 Aktenbande und die Presse den Fall aufgriff nahm sie Ermittlungen auf Jedoch erst im Oktober 1972 beantragte die Staatsanwaltschaft die gerichtliche Voruntersuchung zu eroffnen Dem Antrag wurde ein Jahr spater im Oktober 1973 entsprochen Erst durch die Presseberichte wurde der schleswig holsteinische Justizminister aktiv Ehlers wurde nun bei vollem Weiterbezug seines Gehaltes vom Dienst suspendiert und 1974 in den vorlaufigen Ruhestand versetzt die weitergezahlten Bezuge summierten sich auf insgesamt 450 000 Deutsche Mark Prozess Bearbeiten Im Februar 1975 kam es schliesslich zu einer Anklage der Kieler Staatsanwaltschaft gegen Ehlers als Hauptangeklagten sowie Canaris Asche und Fielitz beim Schwurgericht Flensburg Am 27 Januar 1976 lehnte jedoch die 1 Grosse Strafkammer des Landgerichts Flensburg die Eroffnung der Hauptverhandlung mit der Begrundung ab den Angeklagten werde nicht nachzuweisen sein von der organisierten Totung der deportierten Juden gewusst zu haben eine Verurteilung erscheine daher unwahrscheinlich Die Flensburger Richter sahen lediglich bei Ehlers und Asche einen nicht unerheblichen Verdacht Und auch Canaris und Fielitz seien durch eine Reihe von Umstanden belastet letzterer durch solche geringeren Gewichts Im Mai desselben Jahres besetzten judische Demonstranten aus Belgien begleitet von einem Brusseler Fernsehteam und Beate Klarsfeld die Wohnung von Ernst Ehlers in Schleswig Aus dem Fenster hangten sie ein Spruchband mit der Forderung Verurteilt so schnell wie moglich den NS Verbrecher Ehlers verantwortlich fur den Tod von 25 000 Juden aus Belgien Auf eine Beschwerde der Staatsanwaltschaft hob der 1 Strafsenat des Oberlandesgerichts Schleswig am 1 Marz 1977 den Beschluss des Landgerichts auf und verwies das Verfahren zur Hauptverhandlung an das Landgericht Kiel Gegen den Verweisungsbeschluss erhob Ehlers wie die anderen Angeklagten Verfassungsbeschwerde mit der Begrundung er werde seinem gesetzlichen Richter entzogen Das Bundesverfassungsgericht lehnte die Annahme der Beschwerde am 23 November 1979 mangels hinreichender Aussicht auf Erfolg ab Bei seiner Vernehmung gab Ehlers an er habe in Brussel seine Dienstgeschafte im humanen Geist wahrgenommen Der Chefanklager im Dusseldorfer Majdanek Prozess ausserte es sei Ehlers Verdienst gewesen wenn es in Belgien weniger scharf zuging als anderswo Kurz vor offiziellem Beginn der Hauptverhandlung 26 November 1980 nahm sich Ehlers am 4 Oktober 1980 das Leben Die Verfahren der meisten anderen Angeklagten wurden eingestellt Nur Kurt Asche der die meiste Zeit des Prozesses geschwiegen hatte und nur ausserte dass er lediglich den Befehlen von Ehlers gehorcht und von dem Ziel der Deportationstransporte nichts gewusst habe wurde am 8 Juli 1981 vom Landgericht Kiel zu sieben Jahren Gefangnis verurteilt Literatur BearbeitenKerstin Freudiger Die juristische Aufarbeitung von NS Verbrechen Reihe Beitrage zur Rechtsgeschichte des 20 Jahrhunderts 33 Mohr Siebeck 2002 S 203 ISBN 978 3 16 147687 7 Tuviah Friedman Die Deportation der Juden aus Belgien und Luxemburg wahrend der Nazi Besetzung 1940 1944 Dokumentensammlung Haifa Institute of Documentation in Israel for the Investigation of Nazi War Crimes 1999 Dan Michman Belgium and the Holocaust Jews Belgians Germans Berghahn Books 1998 ISBN 978 965 308068 3 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Serge Klarsfeld Maxime Steinberg Hrsg Die Endlosung der Judenfrage in Belgien Dokumente the Beate Klarsfeld Foundation New York ca 1981 Insa Meinen Die Shoah in Belgien Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2009 ISBN 978 3 534 22158 5Weblinks BearbeitenNS Prozesse In humanem Geist Die Zeit 28 November 1980 Nr 49 Chronologie der Deportationen aus BelgienEinzelnachweise Bearbeiten Sterberegister des Standesamtes Schleswig Nr 654 1980 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 7410125 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Frankfurt am Main 2007 S 127 Klee irrt beim Eintrittsjahr in die ParteiNormdaten Person GND 123496519 lobid OGND AKS VIAF 52598196 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ehlers ErnstALTERNATIVNAMEN Ehlers Ernst Boje vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher SS ObersturmbannfuhrerGEBURTSDATUM 16 Oktober 1909GEBURTSORT bei PinnebergSTERBEDATUM 4 Oktober 1980STERBEORT Schleswig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Ehlers SS Mitglied amp oldid 231734567