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Dieser Artikel behandelt Eisvulkane Sie sind nicht zu verwechseln mit Kryptovulkanismus Ein Kryovulkan Eisvulkan ist eine geologische oder hydrologische Erscheinungsform des Vulkanismus die sich nur bei sehr niedrigen Temperaturen und Dauerfrostboden bildet Inhaltsverzeichnis 1 Terrestrischer Kryovulkanismus 1 1 Definition 1 2 Vorkommen 2 Extraterrestrischer Kryovulkanismus 2 1 Entdeckung 2 2 Vorkommen 2 3 Definition 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseTerrestrischer Kryovulkanismus BearbeitenDefinition Bearbeiten Ihre Entstehung weist vulkanische Parallelen auf nur dass bei Kryovulkanen ein wachsender Eiskern gern auch aus glazialen Toteis Ansammlungen permanent vereist durch eingeschlossenes Wasser relativ schnell wachst und oder die dabei komprimierten Erdgase die treibende Kraft darstellt die das Aufbaumen der Landschaft bewirkt und so zu einem vulkanahnlichen Kegel fuhrt Sobald die Spitze des Hugels auftaut oder durch Gase durchbrochen wird schmilzt der Eiskern bzw entleeren sich die Gase mehr oder weniger stark Dadurch fallt schliesslich die Decke des Hugels in sich zusammen was einer Caldera einem Maar oder einer Cenote bzw einem Blue Hole ahneln kann Auf der Erde sind gewohnlich Methangase beteiligt sodass Erdgas Lagerstatten im Permafrost besonders gute Fundstatten fur derartige Phanomene sind die durch den Temperaturwechsel zum Ende von Eiszeiten zu Warmzeiten oder auch Treibhauseffekte wie in den letzten 100 Jahren besonders gefordert werden Laut der russischen Definition von Pingos unterscheidet man Bulgunnjach engl bulgunniakh Ledjanoi Cholm Ledjanoi Bulgor und unspezifische Pingos was sich an der Entstehung Form und Grosse orientiert Vermutlich kannten alle im Norden lebenden Volker dieses Phanomen seit Jahrtausenden und haben es in ihre Mythenwelt Stichpunkt Urhugel bzw Weltenberg integriert was sehr gut zu einem sich aufwolbenden Hugel inmitten von Tundrasumpfen passt Vorkommen Bearbeiten Kryovulkanismus wurde besonders im Flachland des nordlichen Sibirien in einer Breite zwischen 60 0 bis 76 3 Nord und einer Lange von 60 0 Ost bis 180 0 West gefunden wo es mehr als 1500 Hugel von 3 m bis zu 70 m Hohe und bis zu 1000 m Durchmesser gibt die Pingo Plural Pingos aus den Inuitsprachen fur kleiner Hugel genannt werden und vor allen Dingen in gebirgsarmen Tundragebieten des Yedoma Eiskern Komplexes in den Zentral und Ostsibirischen Permafrost Kerngebieten sowie im hohen Norden Alaskas und Kanadas vorkommen wo sich der Boden durch Klimaerwarmung mehr oder weniger in Morast und Sumpfe verwandelt Die Nahe zu Wasserspeichern wie Toteis Seen Sumpfen und Morast spielt dabei eine grosse Rolle Sie wurden erstmals zwischen 1970 und 1980 durch den sowjetischen militartopografischen Dienst des Generalstabes der Armee Soviet Military Topographic Survey Voenno topograficheskogo upravleniya Generalnogo shtaba VTU GSh Woenno Topografitscheskowo Uprawlenija Generalnowo Schtaba WTU GSch genauer untersucht Noch nicht zusammengefallene Pingos sind auffallig inmitten flacher Landschaften und ahneln bronzezeitlichen Tumuli sodass man leicht annehmen konnte es handle sich um kunstliche Hugelaufschuttungen Nachgewiesen sind sie im Westsibirischen Tiefland inklusive der Jamal und Gydan Halbinsel der Taimyr Halbinsel dem Putorana Plateau der Chatanga Anabar Olenjok Niederung im Lenadelta und Lena Flusstal in der Mitteljakutischen Niederung um die Stadt Jakutsk in der Jana Indigirka Kolyma Niederung Flusslandschaft den Neusibirischen Inseln und dem Ostsiberischen Tschukotka Ein bis zu 50 m tiefer Krater wurde 2014 auf der Jamal Halbinsel entdeckt 1 wo zuvor zwischen 2012 und 2013 auch das Wachsen eines solchen Pingo beobachtet wurde Inzwischen sind bis 2021 in der russischen Arktis 17 solcher Krater entdeckt worden ihre Entstehung wird mit Methangasvorkommen in Zusammenhang gebracht 2 Das Phanomen wurde auch in Nordamerika nachgewiesen hier besonders im Alaska Loss und der Western Arctic Coastal Plain von Northern Alaska entlang der Beaufortsee und dem Colville River Delta und im Hohen Norden Kanadas Wegen der um ca 8 bis 12 C niedrigeren mitteleuropaischen Temperaturen wahrend der letzten Eiszeit wird vermutet dass es derartigen Kryovulkanismus auch hier etwa uber Erdgastaschen oder Braun und Steinkohleflozen gegeben haben konnte Durch die steigenden Temperaturen im Holozan und die landwirtschaftliche Bearbeitung wurden sie vermutlich jedoch im Laufe der Zeit eingeebnet und sind nun offenbar nicht mehr nachweisbar Extraterrestrischer Kryovulkanismus Bearbeiten nbsp Kryovulkanische Aktivitat auf Enceladus Die aufsteigenden Fontanen aus Eiskristallen versorgen offenbar den E Ring des Saturns mit neuem Material Die Fontanen sind mit den Tigerstreifen der Sudpolregion assoziiert nbsp Dunkle Ablagerung von Auswurfmaterial eines Kryovulkans auf der Oberflache von Triton Mitte Entdeckung Bearbeiten Lange Zeit war der Kryovulkan ein auf theoretischem Wege vorhergesagtes Objekt das jedoch nie auf anderen Himmelskorpern beobachtet wurde Zu Beginn des Jahres 2005 bestatigte jedoch die ESA Sonde Huygens bei ihrer Landung auf Titan die Vermutung dass die Atmosphare des Saturnmondes zu 2 bis 6 Prozent aus Methan besteht Da atmospharisches Methan aber durch photochemische Prozesse schnell abgebaut wird muss das Gas nachgebildet werden Aufnahmen des Mutterschiffes von Huygens der NASA Sonde Cassini vom Fruhjahr 2005 zeigen Strukturen von etwa 30 km Durchmesser auf der Titan Oberflache bei denen es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Kryovulkane handelt Ebenso konnten Kryovulkane auf Enceladus und mit einem Teleskop auf Charon gefunden werden 3 Durch die Analyse der ausgespienen Substanzen konnten erstmals Stoffe aus dem Inneren der Monde untersucht werden dadurch erhofft man sich zukunftig beispielsweise eventuelle Stoffwechselprodukte extraterrestrischen Lebens ausfindig machen zu konnen Vorkommen Bearbeiten Die Existenz von Kryovulkanen wurde auf mehreren Eismonden dem Saturnmond Enceladus dem Neptunmond Triton und dem Plutomond Charon sowie dem Zwergplaneten 1 Ceres 4 nachgewiesen 2022 wurde auf dem Zwergplaneten Pluto ebenfalls ein gigantischer Eisvulkan entdeckt 5 Ebenso werden sie auf dem Jupitermond Europa und dem Saturnmond Titan vermutet Definition Bearbeiten Kryovulkane speien keine glutflussige Lava sondern leicht schmelzbare Substanzen wie Methan Kohlenstoffdioxid Wasser oder Ammoniak die im Inneren des Planeten oder Mondes in gefrorenem Zustand vorkommen Durch dort vorliegende Warme die z B durch Gezeitenkrafte entsteht werden diese Stoffe geschmolzen und drangen zur Oberflache Dort erstarrt der Auswurf und kann sich zu mehreren hundert Meter hohen Ablagerungen aufschichten Literatur BearbeitenThorsten Dambeck Eisvulkan auf Titan In Spektrum der Wissenschaft Nr 9 2005 ISSN 0170 2971 S 16 22 spektrum de Sergey N Buldovicz u a Cryovolcanism on the Earth Origin of a Spectacular Crater in the Yamal Peninsula Russia In Scientific Reports Band 8 Nr 1 10 September 2018 S 13534 doi 10 1038 s41598 018 31858 9 Benjamin M Jones Guido Grosse Kenneth M Hinkel Christopher D Arp Shane Walker Richard A Beck John P Galloway Assessment of pingo distribution and morphometry using an IfSAR derived digital surface model western Arctic Coastal Plain Northern Alaska In Geomorphology Band 138 Nr 1 1 Februar 2012 S 1 14 doi 10 1016 j geomorph 2011 08 007 G Grosse B M Jones Spatial distribution of pingos in northern Asia In The Cryosphere Band 5 Nr 1 7 Januar 2011 S 13 33 doi 10 5194 tc 5 13 2011 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Cryovolcanism Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kryovulkanismus auf dem Saturnmond Enceladus Memento vom 9 Dezember 2012 im Webarchiv archive today Saturnmond Eisvulkane auf Titan entdeckt Spektrum der Wissenschaft 15 Dezember 2010Einzelnachweise Bearbeiten Anna Liesowska Giant new 50 metre deep crater opens up in Arctic tundra In The Siberian Times 29 August 2020 Maya Wei Haas In Sibirien explodiert der Permafrost National Geographic 28 September 2020 abgerufen am 28 September 2021 Charon An Ice Machine in the Ultimate Deep Freeze Mitteilung des Gemini Observatoriums zur Entdeckung von Kryovulkanen auf Plutos Mond Charon 17 Juli 2007 englisch Eisvulkan auf Zwergplanet Ceres entdeckt n tv wissen 1 September 2016 Kelsi N Singer u a Large scale cryovolcanic resurfacing on Pluto In Nature Communications Band 13 Nr 1 29 Marz 2022 S 1542 doi 10 1038 s41467 022 29056 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kryovulkan amp oldid 229306194