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Der Krokodilteju Dracaena guianensis auch Panzerteju genannt ist eine in vegetationsreichen Sumpfgebieten lebende Echse aus dem nordostlichen Sudamerika KrokodiltejuKrokodilteju Dracaena guianensis SystematikUberordnung Schuppenechsen Lepidosauria Ordnung Schuppenkriechtiere Squamata Familie Schienenechsen Teiidae Unterfamilie TupinambinaeGattung DracaenaArt KrokodiltejuWissenschaftlicher NameDracaena guianensisDaudin 1801Krokodilteju beim Tauchen unter WasserSchuppenkleid des Krokodiltejus Inhaltsverzeichnis 1 Korperbau und Aussehen 2 Verbreitung 3 Lebensraum und Lebensweise 3 1 Lebensraum 3 2 Ernahrung 3 3 Fortpflanzung und Nachzucht 3 4 Fressfeinde 4 Gefahrdung 5 Systematik und Taxonomie 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksKorperbau und Aussehen BearbeitenAusgewachsene Krokodiltejus erreichen eine Gesamtlange von bis zu 120 cm Mit dieser stattlichen Lange gehoren sie zu den grossten Echsen Sudamerikas Ihr Schuppenkleid ist olivgrun bis dunkelbraun gefarbt 1 Der Kopfbereich hebt sich durch seine orange bis rotbraune Farbung vom Rumpf ab 2 Der Korper des Krokodiltejus ist sehr kraftig und gedrungen gebaut Aufgrund seines starken Knochenbaus und des massigen Korpers bringt der Krokodilteju ein Gewicht von bis zu 3 Kilogramm auf die Waage Auf dem Rucken hat der Krokodilteju grosse gekielte Schuppen die von kleineren kornigen Schuppen umgeben werden Sein kraftiger muskuloser Schwanz ist seitlich abgeflacht und ermoglicht ihm seitwarts bewegt beim Schwimmen einen starken Vortrieb Zwei Reihen plattenartiger Schuppen auf seiner Oberseite geben ihm im Wasser das Aussehen eines Krodilschwanzes 3 Wegen dieses auffalligen Merkmals bekam Dracaena guianensis auch den deutschen Trivialnamen Krokodilteju Der Krokodilteju frisst fast ausschliesslich hartschalige Susswasserschnecken Eine komplexe Anpassung an diese Ernahrungsweise ist der Bau seiner Kiefer samt der zugehorigen Muskulatur und den Zahnen Gegenuber seinen Verwandten aus der Unterfamilie Tupinambinae wirkt der Kopf kurz und gedrungen Die robusten Kieferknochen bieten grossere Flachen fur die Kiefermuskeln wie den Adductor mandibulae externus Der Krokodilteju hat mit 28 Zahnen im Oberkiefer und 24 Zahnen im Unterkiefer zwar weniger Zahne als seine Verwandten diese sind jedoch viel kraftiger gebaut und ahneln den Backenzahnen der Saugetiere 4 Verbreitung BearbeitenKrokodiltejus sind in den tropischen Regionen im Norden Sudamerikas von Peru uber Ecuador und Kolumbien bis hin nach Guyana Surinam und Franzosisch Guayana verbreitet Ausserdem leben sie auch in den brasilianischen Bundesstaaten Amazonas Maranhao Amapa und Acre Weiter sudlich im Gebiet des Pantanal lebt die zweite Art der Gattung Dracaena paraguayensis 5 Ihre Verbreitungsgebiete uberlappen sich nach Angaben der Einheimischen nicht Das erste Exemplar eines Krokodiltejus Dracaena guianensis das nach Europa geschickt wurde stammte aus Franzosisch Guayana Nach diesem Exemplar fanden die Erstbeschreibungen des Krokodiltejus in Paris statt Spater kamen Zweifel auf ob das Tier tatsachlich wie angegeben aus der Gegend um Cayenne stammen konnte da dort jahrzehntelang keine nachweisbaren Sichtungen stattgefunden hatten Daher wurde der brasilianische Bundesstaat Amapa von dem Teile nordlich des Rio Araguari fruher zu Franzosisch Guayana gehort hatten als Terra typica also das engere Verbreitungsgebiet des Typusexemplars angenommen 6 Ab 1996 wurden jedoch auch wieder im Nordosten Franzosisch Guayanas wo die Stadt Cayenne liegt zahlreiche Exemplare des Krokodiltejus entdeckt Seither wird diese Gegend wieder als ursprunglicher Fundort angesehen 7 Lebensraum und Lebensweise BearbeitenLebensraum Bearbeiten Krokodiltejus leben vorwiegend auf dem Boden Um einen geeigneten Schlafplatz fur die Nacht zu finden klettern sie auch auf Ufergebusche und niedrige Baume Die am haufigsten bewohnten Lebensraume sind einerseits Sumpfgebiete andererseits auch der gewasserreiche tropische Regenwald Bei Gefahr lassen sich die Krokodiltejus oft direkt von ihrem Ansitz ins Wasser fallen Der Krokodilteju verbringt die meiste Zeit des Tages im oder am Wasser man spricht von einer semiaquatischen Lebensweise 8 An die wasserreichen Habitate hat sich auch sein Korper im Laufe der Evolution angepasst Der lange seitlich abgeflachte Schwanz dient ihm beim Schwimmen als Steuer und Antrieb ahnlich wie bei den Krokodilen Daruber hinaus besitzt er ein durchsichtiges sogenanntes drittes Augenlid welches er unter Wasser zuklappen kann 3 Ernahrung Bearbeiten Tagsuber gehen die Krokodiltejus auf die Jagd nach Susswasserschnecken Sie ernahren sich fast ausschliesslich von Apfelschnecken hauptsachlich aus der Gattung Pomacea deren Gehause sie mit ihren kraftigen Kiefern muhelos aufbrechen konnen Ausgewachsene Mannchen fressen pro Tag etwa 20 30 Apfelschnecken Diese im Lebensraum der Krokodiltejus haufigen Lungenschnecken legen ihre Eier ausserhalb des Wassers auf Pflanzen ab und sind daher sowohl im Gewasser selbst als auch an der Wasseroberflache anzutreffen Die Krokodiltejus bewegen sich langsam auf dem Boden der flachen Gewasser vorwarts und suchen sowohl im Schlick als auch an der Wasseroberflache nach Nahrung Diese nehmen sie mit Hilfe ihrer gespaltenen Zunge auf lassen sie durch eine Kopfbewegung in den hinteren Rachenraum rutschen und knacken die Gehause mit ihren starken abgeplatteten Zahnen die in kraftigen Kiefern gut verankert sind 9 Die Schalen werden von den Tieren wieder ausgespuckt 10 Fortpflanzung und Nachzucht Bearbeiten Die Weibchen legen wenige bis zu etwa siebeneinhalb Zentimeter lange Eier oft in die Nester von Baumtermiten oder in einfache Locher an der Uferboschung 10 Die Gelege umfassen durchschnittlich sechs Eier aus denen die Jungen nach funf bis sechs Monaten schlupfen Bei der ersten Nachzucht im Tiergarten Schonbrunn in Wien dauerte es 167 Tage bis das erste Jungtier das Ei im Brutapparat verliess Es hatte eine Lange von rund 20 Zentimetern Zuvor war in Europa nur im Prager Zoo eine Nachzucht im Jahr 1998 gelungen 11 Die Lebenserwartung des Krokodiltejus liegt bei 10 30 Jahren 12 Fressfeinde Bearbeiten Jungtiere sind nach dem Schlupfen sofort unabhangig von der Mutter Es gibt nur wenige naturliche Feinde der ausgewachsenen Krokodiltejus beispielsweise Jaguare Anakondas Kaimane und Krokodile Die Jungtiere haben jedoch weitaus mehr Fressfeinde darunter andere Echsen Schlangen oder Greifvogel 10 Gefahrdung BearbeitenFruher wurde der Krokodilteju wegen seiner dem Krokodilleder ahnlichen Haut bejagt In den 10 Jahren von 1981 bis 1990 wurden allein aus Suriname und Guyana mindestens 58 000 Haute exportiert ab 1991 fanden keine registrierten Exporte mehr statt 2015 kamen jahrlich rund 600 Tiere aus Peru in den Lebendtierhandel Seit dem Jahr 1998 gelangen auch in Europa regelmassig Nachzuchten in Zoos 2 Der Mensch stellt daruber hinaus eine Bedrohung fur die Tiere dar weil er den Regenwald abholzt und die Sumpfe trocken legt um sie zu bewirtschaften Von Seiten der IUCN liegen nicht genugend Daten vor um den Status der Gefahrdung einschatzen zu konnen Systematik und Taxonomie BearbeitenDer Krokodilteju wurde bereits im Jahr 1788 von dem franzosischen Naturforscher Bernard Germain Lacepede nach einem Einzelexemplar aus dem Naturhistorischen Museum in Paris unter dem Namen Lacerta dracaena beschrieben 13 Dieser Name war aber bereits 1758 von Carl von Linne fur eine Art der Warane vergeben worden und daher nicht mehr fur den Teju verfugbar Daher wurde dieser von Francois Marie Daudin nochmals nach demselben Museumsexemplar beschrieben das laut Beschriftung aus Cayenne Franzosisch Guyana stammte 7 Der von Daudin gewahlte Name Dracaena guianensis ist bis heute gultig In Daudins achtbandigem Werk Histoire Naturelle Generale et Particuliere des Reptiles sind die Erscheinungsjahre nach dem franzosischen Revolutionskalender datiert der in Frankreich von 1792 bis 1805 galt Das zehnte Jahr das fur den zweiten Band von Daudins Werk angegeben wird dauerte vom 23 September 1801 bis zum 22 September 1802 Von vielen nachfolgenden Naturwissenschaftlern wurde das Jahr 1802 fur die gultige Erstbeschreibung durch Daudin angegeben Daudin prasentierte die ersten beiden Bande seiner Histoire Naturelle Generale et Particuliere des Reptiles jedoch schon am 17 Dezember 1801 vor den Mitgliedern der Franzosischen Akademie der Wissenschaften 14 Zur Gattung Dracaena gehort neben dem Krokodilteju nur noch die Schwesterart Dracaena paraguayensis 15 Nach neuestem Stand existieren keine Unterarten von Dracaena guianensis Einzelnachweise Bearbeiten Krokodilteju Dracaena guianensis Tiergarten Schonbrunn abgerufen am 14 Februar 2021 a b Krokodilteju Zootier Lexikon 12 Mai 2019 abgerufen am 17 Februar 2021 a b Krokodilteju Zoo Duisburg abgerufen am 17 Februar 2021 George H Dalrymple On the Jaw Mechanism of the Snail Crushing Lizards Dracaena Daudin 1802 Reptilia Lacertilia Teiidae Journal of Herpetology 13 3 1979 S 303 311 Dracaena guianensis In The Reptile Database M S Hoogmoed amp J Lescure An annotated checklist on the lizards of French Guiana mainly based on two recent collections Zoologische Mededelingen 49 1975 S 141 171 a b Jean Claude de Massary M S Hoogmoed amp M Blanc Comments on the type specimen of Dracaena guianensis Daudin 1801 Reptilia Sauria Teiidae and rediscovery of the species in French Guiana Zoologische Mededelingen 74 1 17 2000 S 167 180 Daniel O Mesquita Guarino R Colli Gabriel C Costa Frederico G R Franca Adrian A Garda amp Ayrton K Peres At the Water s Edge Ecology of Semiaquatic Teiids in Brazilian Amazon Journal of Herpetology 40 2 2006 S 221 229 doi 10 1670 123 05A 1 A Stanley Rand An Observation on Dracaena guianensis Foraging Underwater Herpetologica 20 3 1964 S 207 a b c Krokodilteju Kindernetz Tierlexikon abgerufen am 17 Februar 2021 Krokodilteju Zuchterfolg Tiergarten Schonbrunn Pressemitteilung vom 12 August 2013 abgerufen am 17 Februar 2021 Dracaena guianensis Animals com abgerufen am 17 Februar 2021 Bernard Germain Lacepede Histoire Naturelle des Quadrupe des Ovipares et des Serpens Vol 1 Imprimerie du Roi Hotel de Thou Paris 1788 651 S Francis Harper Some works of Bartram Daudin Latreille and Sonnini and their bearing upon North American herpetological nomenclature American Midland Naturalist 23 3 1940 S 692 723 A do Amaral Two new South American lizards Copeia 4 1950 S 281 284Literatur BearbeitenBeat Akeret Paludarien und Aquaterrarien eine kurze Einfuhrung in die Thematik In Draco Jg 12 Heft 2 Nr 46 2011 ISSN 1439 8168 S 4 21 Teresa C S Avila Pires Lizards of Brazilian Amazonia Reptilia Squamata Zoologische Verhandelingen Nr 299 Nationaal Natuurhistorisch Museum Leiden 1995 ISBN 90 73239 40 0 George Albert Boulenger Catalogue of the Lizards in the British Museum Natural History Band 2 Iguanidae Xenosauridae Zonuridae Anguidae Anniellidae Helodermatidae Varanidae Xantusiidae Teiidae Amphisbaenidae 2nd edition Printed by Order of the Trustees London 1885 S 338 339 Ana Lucia Costa Prudente Fernanda Magalhaes Alessandro Menks Joao Fabricio de Melo Sarmento Checklist of Lizards of the Juruti state of Para Brazil In Check List Bd 9 Nr 1 2013 ISSN 1809 127X S 42 50 online PDF 1 7 MB Manfred Rogner Echsen Band 2 Warane Skinke und andere Echsen sowie Bruckenechsen und Krokodile Ulmer Stuttgart 1994 ISBN 3 8001 7253 4 Francois Marie Daudin Histoire Naturelle Generale et Particuliere des Reptiles ouvrage faisant suit a l Histoire naturelle generale et particuliere composee par Leclerc de Buffon et redigee par C S Sonnini membre de plusieurs societes savantes Vol 2 F Dufart Paris 1801 432 S Erstbeschreibung Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Krokodilteju Dracaena guianensis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Dracaena guianensis In The Reptile Database Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Krokodilteju amp oldid 239462418