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Die Krebspest Aphanomyces astaci ist eine Art innerhalb der Ordnung der Eipilze 1 2 Aphanomyces astaci befallt Flusskrebse und wird als eine der besonders invasiven Arten betrachtet auf der Liste der 100 of the World s Worst Invasive Alien Species Aphanomyces astaci greift Wirbeltiere nicht an und ist nicht humanpathogen KrebspestSystematikUnterabteilung HeterokontaKlasse Eipilze Oomycetes Ordnung SaprolegnialesFamilie LeptolegniaceaeGattung AphanomycesArt KrebspestWissenschaftlicher NameAphanomyces astaciSchikora 1906Gleichzeitig wird mit Krebspest fachsprachlich Aphanomyces Krankheit die in der Regel todlich verlaufende Pilz Krankheit der Krebse bezeichnet Der Erreger wurde durch das Einbringen amerikanischer Flusskrebsarten in Europa eingeschleppt Der invasive Pilz ist dabei die einheimischen Krebse insbesondere den Edelkrebs in ihrem angestammten Lebensraum weitgehend auszurotten da sich die Erkrankung die vom Menschen durch die Einburgerung der viel resistenteren Vertreter insbesondere der Cambaridae Gruppe als gebietsfremde Arten Neozoon verschleppt wurde bei Flusskrebsarten nicht amerikanischen Ursprungs leicht ausbreiten kann Die Krebspest stellt als Tierseuche ein generelles Gefahrdungspotenzial fur die Krebse vor allem ausserhalb von Amerika dar sowohl bei der Aquarienhaltung als auch in offentlichen Gewassern Inhaltsverzeichnis 1 Zeitliche Abfolge des Auftretens der Krebspest in Europa 2 Krankheitsbeschreibung 2 1 Infektion 2 2 Unterschiedliche Empfanglichkeit verschiedener Krebse 2 3 Ubertragung 2 4 Symptome Krankheitsverlauf 2 5 Behandlung 2 6 Nachweis der Krankheit 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseZeitliche Abfolge des Auftretens der Krebspest in Europa Bearbeiten 1860 erstes Auftreten in Europa im Bereich des Flusses Po in Italien 1875 Frankreich 1880 Mitteleuropa z B Osterreich 1879 3 1890 Russland 1893 Finnland 1900 Bulgarien 1907 Schweden 1978 Spanien 1981 Britische Inseln 1982 Griechenland 1985 Turkei 1987 NorwegenDie Ausbreitung der Krebspest hatte einen dramatischen Ruckgang und in einigen Gewassern sogar ein Artensterben heimischer Krebsarten zur Folge beispielsweise des Dohlenkrebses Austropotamobius pallipes Lereboullet im Lough Lene County Westmeath Irland im Jahr 1987 4 Krankheitsbeschreibung BearbeitenInfektion Bearbeiten Die Infektion erfolgt uber Zoosporen die sich mit Hilfe zweier Geisseln vom Ubertrager zum Wirt bewegen konnen Nachdem die Zoospore ein Krebstier erreicht hat wirft sie die beiden Geisseln ab und bildet auf der Oberflache des Wirtes eine Zyste Dies ist eine Zwischenstation um von dort aus die Barriere des Exoskeletts zu uberwinden und in den Korper des Wirtes einzudringen Darin ist weniger die Matrix aus Chitin und Calciumcarbonat hemmend als vielmehr die nicht chitinigen Proteolipide Komplexe aus Proteinen und Lipiden der Epicuticula die eine hydrophobe Umhullung darstellt 5 Falls das Eindringen missgluckt betragt die Lebenserwartung einer Zoospore ohne Nahrungsaufnahme aus dem Wirt etwa funf Tage und der Vorgang des Geisselabwurfes ist durch Neubildung bis zu dreimal moglich Das Eindringen gelingt leichter an vorgeschadigten Bereichen Mikrorisse Unterschiedliche Empfanglichkeit verschiedener Krebse Bearbeiten Westamerikanische Krebse sind insgesamt resistenter gegen die Krankheitserscheinungen der Krebspest An westamerikanischen Krebsen ist ein Eindringen durch die Cuticula ihres Exoskeletts sehr selten erfolgreich selbst bei einer Konzentration von 1000 virulenten Sporen pro Milliliter im Wasser Nach Vorschadigung ihrer Epicuticula wurden westamerikanische Krebse jedoch genauso haufig wie europaische Flusskrebse Opfer der Krebspest 5 Beim Signalkrebs Pacifastacus leniusculus ein nordamerikanischer Flusskrebs der Familie Astacidae der als Neozoon auch in Europa vorkommt scheint eine grosse Zahl zirkulierender Blutkorperchen ebenfalls gegen infektiose Erreger schutzen zu konnen 6 Auch korpereigene Enzyme konnen eine Ausbreitung der Erkrankung bei amerikanischen Krebsen verhindern 3 Mindestens drei der invasiven nordamerikanischen Arten konnen die Krebspest als benignen Parasiten beherbergen Signalkrebs Pacifastacus leniusculus Dana Kamberkrebs Orconectes limosus Rafinesque und Roter Amerikanischer Sumpfkrebs Procambarus clarkii Girard 7 Haufig letal befallen werden neben dem Edelkrebs Astacus astacus in Mitteleuropa auch der Steinkrebs Austropotamobius torrentium der Dohlenkrebs Austropotamobius pallipes aber auch schon fruher eingesetzte Arten wie der Galizierkrebs Astacus leptodactylus 3 Neben den europaischen Arten konnte die Infektiositat auch fur australische und ostasiatische Flusskrebse nachgewiesen werden 8 Ubertragung Bearbeiten nbsp Blech im Merzhauser Dorfbach zur Verhinderung der Aufwartswanderung infizierter KrebseDie Verbreitung der Krebspest geschieht nach Verlassen eines verendeten Wirtes im Gewasser durch Anheftung der selbstbeweglichen Zoosporen Ausserdem findet direkte Ansteckung statt Flusskrebse als Allesfresser sind typischerweise auch Aasverwerter auch bei der eigenen Art und kannibalisieren sogar kleinere Exemplare der eigenen Art wahrend der Hautung Eine Ubertragung zwischen Gewassern bedarf der Vektoren In Europa gelten nordamerikanische Krebse als Hauptreservoir Mit der Hautung oder dem Tod eines befallenen Krebses gelangt der Pilz in das Wasser und beginnt mit der Produktion der Sporen Beispielsweise war der Rote Amerikanische Sumpfkrebs als Vektor in Louisiana beschrieben worden der Aphanomyces astaci Schikora in seiner Cuticula als benignen Parasiten tragen kann und ihn nach seinem Tod im Wasser freisetzt 7 Als Vektoren konnen Krebse dienen die aus infizierten Aquarien in saubere Aquarien eingesetzt oder die als infizierte Tiere in Gewasser ausgesetzt werden Auch Plankton bzw Bachflohkrebse mussen als Ubertrager gelten zumal Aphanomyces irregularis an allen der untersuchten Kleinkrebsarten gefunden werden konnte Aphanomyces astaci wurde an der Wasserassel Asellus aquaticus am Bachflohkrebs Gammarus fossarum und Pallasiola quadrispinosa anhaftend bestimmt es fehlte allerdings an Gewohnlichem Flohkrebs Gammarus pulex und Gammarus lacustris 9 Als passive Ubertrager anhaftender Zoosporen kommen in Frage Gehause von Weichtieren und Gefieder von Wasservogeln Fische Amphibien und Insekten Angler und Sportler sowie deren Geratschaften Boote Treibgut und sonstigesSymptome Krankheitsverlauf Bearbeiten Nach Infizierung eines nicht amerikanischen Flusskrebses setzt der Fluchtreflex aus Verstarkt kratzt er sich mit den Schreitbeinen an Augen Abdomenunterseite und den Gliedmassen Er zeigt verstarkte Tagaktivitat und zunehmende Lahmungserscheinung Die Gliedmassen fallen ab der Krebs kippt seitlich um und verendet im weiteren Verlauf Das Verenden der infizierten Krebse ist mit Ausbrechen der Eipilze als weisser Belag an Augen und Scherengelenken absehbar Die Krebspest ist nach Ausbruch der Krankheitssymptome in der Regel unheilbar und endet mit dem Tod der erkrankten Krebse Die Auspragung der Krankheit ist abhangig von verschiedenen Kriterien 10 Wassertemperatur Bestandsdichte und zusammensetzung Pflanzenbewuchs Wasserbewegung GewasserchemieBehandlung Bearbeiten Eine Therapie infizierter Krebse ist unbekannt Naturliche oder kunstliche Gewasser oder Aquarien mussen sinnvollerweise vor Wiederbesetzung sterilisiert werden oder es muss eine Karenzzeit eingehalten werden die insbesondere abhangig ist von Gewassergrosse und Dichte der Wirtspopulation Bei einem Verbleib lebender Wirte verlauft ein Wiederbesatz mit europaischen Krebsarten in der Regel enttauschend Nachweis der Krankheit Bearbeiten Tote Krebse in einem sonst intakten Gewasser sind ein erster Hinweis auf eine mogliche Infektion mit der Krebspest Fur den Nachweis werden heutzutage verschiedene PCR Techniken verwendet Ein zusatzlicher Kulturversuch wird in der Regel auch versucht gelingt aber nicht immer Die Isolierung von A astaci aus den amerikanischen Krebsarten ist dabei besonders schwierig Ein positives Ergebnis in der Kultur sollte zusatzlich noch durch genetische Identifizierung des Isolates bestatigt werden Fur Krankheiten der Crustacea gibt es ein EU Referenzlabor European Union Reference Laboratory EURL for Fish and Crustacean Diseases In einigen europaischen Landern gibt es Nationale Referenzlaboratorien die im Falle von Flusskrebssterben die Untersuchungen der Proben durchfuhren sollten 11 Literatur BearbeitenB Oidtmann R W Hoffmann Die Krebspest In Stapfia 58 Kataloge des OO Landesmuseums Neue Folge Nr 137 1998 S 187 196 zobodat at PDF Weblinks BearbeitenKrebspest Nachweis in der Schweiz Bundesamt fur Umwelt BAFU European Union Reference Laboratory EURL for Fish and Crustacean DiseasesEinzelnachweise Bearbeiten William W Scott A monograph of the genus Aphanomyces In Technical Bulletin Virginia Agricultural Experiment Station 151 1961 Paul Kirk Aphanomyces astaci Schikora 1906 World Register of Marine Species 2010 abgerufen am 29 Juni 2011 Vorlage Cite web temporar a b c Lit Oidtmann Hoffmann Die Krebspest 1998 S 188 pdf S 2 Milton Matthews Julian D Reynolds Ecological impact of crayfish plague in Ireland In Hydrobiologica Band 234 Nr 1 Mai 1992 S 1 6 doi 10 1007 BF00010773 a b T Unestam D W Weiss The host parasite relationship between freshwater crayfish and the crayfish disease fungus Aphanomyces astaci Response to infection by a susceptible and a resistant species In J gen Microbiol Band 60 S 77 90 1970 PDF M Persson L Cerenius K Soderhall The influence of haemocyte number on the resistance of the freshwater crayfish Pacifastacus leniusculus Dana to the parasitic fungus Aphanomyces astaci In Journal of Fish Diseases Band 10 Nr 6 November 1987 S 471 477 doi 10 1111 j 1365 2761 1987 tb01098 x a b J Dieguez Uribeondo K Soderhall Procambarus clarkii Girard as a vector for the crayfish plague fungus Aphanomyces astaci Schikora In Aquaculture Research Band 74 Nr 6 1993 S 761 765 doi 10 1111 j 1365 2109 1993 tb00655 x T Unestam Defence reactions in and susceptibility of Australian and New Guinean freshwater crayfish to European crayfish plague fungus In AJEBAK 53 1975 S 349 359 und andere Arbeiten des Autors 1970 1972 Angabe nach Lit Oidtmann Hoffmann Die Krebspest 1998 S 188 Sp 2 pdf S 2 B Czeczuga M Kozlowska A Godlewska Zoosporic fungus species growing on dead benthos crustaceans In Polish Journal of Environmental Studies Band 8 Nr 6 1999 S 377 382 PDF Informationsseite zum Thema Krebspest auf www wirbellose de Liste der nationalen Referenzlaboratorien Memento vom 12 Januar 2011 im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Krebspest amp oldid 229149028