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Die Konvergenz in Verteilung manchmal auch Konvergenz nach Verteilung genannt ist ein Konvergenzbegriff der aus der Stochastik stammt Sie ist neben der Konvergenz im p ten Mittel der Konvergenz in Wahrscheinlichkeit und der fast sicheren Konvergenz einer der wahrscheinlichkeitstheoretischen Konvergenzbegriffe und im Vergleich zu diesen ein schwacherer Konvergenzbegriff Im Gegensatz zu den anderen Konvergenzbegriffen der Stochastik handelt es sich bei der Konvergenz in Verteilung nicht um die Konvergenz von Zufallsvariablen sondern um die Konvergenz der Verteilungen von Zufallsvariablen bei denen es sich um Wahrscheinlichkeitsverteilungen handelt Daher entspricht die Konvergenz in Verteilung im Wesentlichen der schwachen Konvergenz im Sinne der Masstheorie angewandt auf Wahrscheinlichkeitsverteilungen und mittels Zufallsvariablen formalisiert Verwendung findet die Konvergenz in Verteilung beispielsweise bei der Formulierung der zentralen Grenzwertsatze deren bekanntester Vertreter der zentrale Grenzwertsatz von Lindeberg Levy ist Inhaltsverzeichnis 1 Definition fur reellwertige Zufallsvariablen 2 Bemerkungen zur Definition 3 Motivation der Definition 4 Beispiel 5 Eigenschaften 6 Beziehung zu anderen Konvergenzbegriffen der Stochastik 6 1 Konvergenz in Wahrscheinlichkeit 6 2 Fast sichere Konvergenz 7 Allgemeine Definition 8 Beziehung zur schwachen Konvergenz 9 Verallgemeinerung 10 Einzelnachweise 11 LiteraturDefinition fur reellwertige Zufallsvariablen BearbeitenGegeben seien reelle Zufallsvariablen X X 1 X 2 X 3 displaystyle X X 1 X 2 X 3 dots nbsp mit zugehorigen Verteilungsfunktionen F F 1 F 2 F 3 displaystyle F F 1 F 2 F 3 dots nbsp Dann konvergiert die Folge X 1 X 2 X 3 displaystyle X 1 X 2 X 3 dots nbsp in Verteilung gegen X displaystyle X nbsp wenn eine der beiden folgenden aquivalenten Bedingungen erfullt ist Die Verteilungsfunktionen F 1 F 2 F 3 displaystyle F 1 F 2 F 3 dots nbsp konvergieren schwach gegen die Verteilungsfunktion F displaystyle F nbsp Das bedeutet dasslim n F n t F t displaystyle lim n to infty F n t F t nbsp fur alle t R displaystyle t in mathbb R nbsp an denen F displaystyle F nbsp stetig ist dd Es istlim n E f X n E f X displaystyle lim n to infty operatorname E f X n operatorname E f X nbsp dd fur alle reellen stetigen beschrankten Funktionen f displaystyle f nbsp Die Wahrscheinlichkeitsverteilung von X displaystyle X nbsp heisst in diesem Zusammenhang Grenzverteilung 1 oder Limesverteilung 2 Bemerkungen zur Definition BearbeitenIm Gegensatz zu den anderen Konvergenzarten der Stochastik handelt es sich bei der Konvergenz in Verteilung nicht um eine Konvergenz von Zufallsvariablen sondern von Massen Streng genommen musste man also davon sprechen dass die Verteilungen der Zufallsvariablen konvergieren und nicht die Zufallsvariablen in Verteilung Zu beachten ist ausserdem dass bei der Definition alle Zufallsvariablen auf verschiedenen Wahrscheinlichkeitsraumen definiert sein konnen Es existieren eine Vielzahl von verschiedenen Notationen fur die Konvergenz in Verteilung in der Literatur unter anderem X n w X displaystyle X n stackrel w rightarrow X nbsp X n D X displaystyle X n stackrel mathcal D rightarrow X nbsp X n d X displaystyle X n stackrel d rightarrow X nbsp oder X n L X displaystyle X n stackrel mathcal L rightarrow X nbsp teilweise auch X n n P X displaystyle X n stackrel n to infty implies P X nbsp Das W und das D stehen dabei fur weak convergence bzw convergence in distribution das L fur Law Die Notation X n L X displaystyle X n stackrel mathcal L rightarrow X nbsp sollte nicht mit der Notation fur die Konvergenz im ersten Mittel X n L 1 X displaystyle X n stackrel mathcal L 1 rightarrow X nbsp verwechselt werden Motivation der Definition BearbeitenIntuitiv wurde man von einer Folge von Wahrscheinlichkeitsmassen P n n N displaystyle P n n in mathbb N nbsp sagen dass sie gegen P displaystyle P nbsp konvergiert wenn lim n P n A P A displaystyle lim n to infty P n A P A nbsp fur jede Menge A displaystyle A nbsp aus der betrachteten s Algebra gilt Setzt man nun aber als Folge von Wahrscheinlichkeitsmassen P n d 1 n displaystyle P n delta tfrac 1 n nbsp das Dirac Mass im Punkt 1 n displaystyle tfrac 1 n nbsp so konvergiert diese Folge intuitiv gegen d 0 displaystyle delta 0 nbsp das Dirac Mass in der 0 Auf dem Messraum R B R displaystyle mathbb R mathcal B mathbb R nbsp ist dann aber beispielsweise fur die Menge A 0 displaystyle A infty 0 nbsp die obige Forderung an die Konvergenz der Masse verletzt Um derartige Widerspruche zu vermeiden definiert man eine Folge von Massen m n n N displaystyle mu n n in mathbb N nbsp als konvergent gegen m displaystyle mu nbsp wenn lim n X f d m n X f d m displaystyle lim n to infty int X f mathrm d mu n int X f mathrm d mu nbsp fur alle f displaystyle f nbsp aus einer gewissen Funktionenklasse stetig beschrankt etc ist 3 Wendet man nun diese Definition auf Wahrscheinlichkeitsmasse beziehungsweise Verteilungen von Zufallsvariablen und stetige beschrankte Funktionen an so erhalt man die Konvergenz in Verteilung im allgemeinen Fall Erst der Satz von Helly Bray verknupft diese Konvergenz in der Masstheorie auch schwache Konvergenz genannt mit der schwachen Konvergenz von Verteilungsfunktionen und liefert damit eine greifbarere Charakterisierung der Konvergenz in Verteilung uber die Konvergenz der Verteilungsfunktion Aus didaktischen Grunden wird diese Charakterisierung jedoch meist zuerst gegeben Beispiel BearbeitenBetrachtet man eine Folge von auf dem Punkt 1 n displaystyle tfrac 1 n nbsp Dirac Verteilten Zufallsvariablen so hat jede der Verteilungsfunktionen die Form F X n x 0 falls x lt 1 n 1 falls x 1 n displaystyle F X n x begin cases 0 amp text falls x lt tfrac 1 n 1 amp text falls x geq tfrac 1 n end cases nbsp Die Folge dieser Verteilungsfunktionen konvergiert punktweise gegen die Verteilungsfunktion F X x 0 falls x lt 0 1 falls x 0 displaystyle F X x begin cases 0 amp text falls x lt 0 1 amp text falls x geq 0 end cases nbsp denn fur x 0 displaystyle x geq 0 nbsp stimmen alle Verteilungsfunktionen uberein und fur jedes ϵ lt 0 displaystyle epsilon lt 0 nbsp gibt es ein N ϵ displaystyle N epsilon nbsp so dass fur alle n gt N ϵ displaystyle n gt N epsilon nbsp immer F X n ϵ 0 displaystyle F X n epsilon 0 nbsp gilt Die Verteilungsfunktion F X displaystyle F X nbsp ist aber die Verteilungsfunktion einer Dirac Verteilung in der 0 somit konvergiert die Folge der Verteilungen der Zufallsvariablen in Verteilung gegen die Dirac Verteilung in der 0 Definiert man umgekehrt jedoch eine Folge von Dirac Verteilten Zufallsvariablen auf den Punkten 1 n displaystyle tfrac 1 n nbsp so besitzen diese die Verteilungsfunktionen F X n x 0 falls x lt 1 n 1 falls x 1 n displaystyle F X n x begin cases 0 amp text falls x lt tfrac 1 n 1 amp text falls x geq tfrac 1 n end cases nbsp Mit einer analogen Argumentation zu oben zeigt man dass diese Folge von Verteilungsfunktionen punktweise gegen F x 0 falls x 0 1 falls x gt 0 displaystyle F x begin cases 0 amp text falls x leq 0 1 amp text falls x gt 0 end cases nbsp konvergiert Diese punktweise Grenzfunktion ist aber keine Verteilungsfunktion da sie nicht rechtsseitig stetig ist Aber die Folge der F X n x displaystyle F X n x nbsp konvergiert an jeder Stetigkeitsstelle der weiter oben beschriebenen Verteilungsfunktion F X displaystyle F X nbsp punktweise gegen diese Somit konvergiert auch die X n displaystyle X n nbsp in Verteilung gegen das Dirac Mass in der 0 Daher muss bei der Uberprufung auf Konvergenz in Verteilung beachtet werden dass nicht nur punktweise Konvergenz relevant ist sondern auch ob eventuelle Modifikationen der Grenzfunktion existieren die den Anspruchen an die Stetigkeitsstellen genugen Eigenschaften BearbeitenDas Portmanteau Theorem beschreibt aquivalente Charakterisierungen der Konvergenz in Verteilung Ist die Verteilungsfunktion einer reellen Zufallsvariable stetig so ist die Konvergenz in Verteilung aquivalent zur gleichmassigen Konvergenz der Verteilungsfunktionen Da der Konvergenzbegriff nur uber die Verteilungen der Zufallsvariablen definiert ist ist nicht notig dass die Zufallsvariablen auf demselben Wahrscheinlichkeitsraum definiert sind Konvergieren die X n displaystyle X n nbsp in Verteilung gegen X displaystyle X nbsp so konvergieren die charakteristischen Funktionen f X n t displaystyle varphi X n t nbsp fur alle t R displaystyle t in mathbb R nbsp punktweise gegen f X t displaystyle varphi X t nbsp Fur den Umkehrschluss muss zusatzlich noch vorausgesetzt werden dass f X t displaystyle varphi X t nbsp stetig im Nullpunkt ist Beziehung zu anderen Konvergenzbegriffen der Stochastik BearbeitenAllgemein gelten fur die Konvergenzbegriffe der Wahrscheinlichkeitstheorie die Implikationen Fast sichere Konvergenz Konvergenz in Wahrscheinlichkeit Konvergenz in Verteilung displaystyle begin matrix text Fast sichere text Konvergenz end matrix implies begin matrix text Konvergenz in text Wahrscheinlichkeit end matrix implies begin matrix text Konvergenz in text Verteilung end matrix nbsp und Konvergenz im p ten Mittel Konvergenz in Wahrscheinlichkeit Konvergenz in Verteilung displaystyle begin matrix text Konvergenz im text p ten Mittel end matrix implies begin matrix text Konvergenz in text Wahrscheinlichkeit end matrix implies begin matrix text Konvergenz in text Verteilung end matrix nbsp Die Konvergenz in Verteilung ist also der schwachste Konvergenzbegriff In den unten stehenden Abschnitten sind die Beziehungen zu den anderen Konvergenzarten genauer ausgefuhrt Konvergenz in Wahrscheinlichkeit Bearbeiten Aus Konvergenz in Wahrscheinlichkeit folgt nach dem Satz von Slutzky die Konvergenz in Verteilung der Umkehrschluss gilt im Allgemeinen nicht Ist beispielsweise die Zufallsvariable X displaystyle X nbsp Bernoulli verteilt mit Parameter p q 1 2 displaystyle p q tfrac 1 2 nbsp also P X 1 P X 0 1 2 displaystyle P X 1 P X 0 frac 1 2 nbsp und setzt man X n 1 X displaystyle X n 1 X nbsp fur alle n N displaystyle n in mathbb N nbsp so konvergiert X n displaystyle X n nbsp in Verteilung gegen X displaystyle X nbsp da sie dieselbe Verteilung haben Es gilt aber immer X n X 1 displaystyle X n X 1 nbsp die Zufallsvariablen konnen also nicht in Wahrscheinlichkeit konvergieren Es existieren jedoch Kriterien unter denen aus der Konvergenz in Verteilung die Konvergenz in Wahrscheinlichkeit folgt Sind beispielsweise alle Zufallsvariablen X n displaystyle X n nbsp auf demselben Wahrscheinlichkeitsraum definiert und konvergieren in Verteilung gegen die Zufallsvariable X displaystyle X nbsp die fast sicher konstant ist so konvergieren die X n displaystyle X n nbsp auch in Wahrscheinlichkeit gegen X displaystyle X nbsp Fast sichere Konvergenz Bearbeiten Die Skorochod Darstellung trifft eine Aussage daruber unter welchen Bedingungen aus der Konvergenz in Verteilung auf die fast sichere Konvergenz geschlossen werden kann Allgemeine Definition BearbeitenAllgemein lasst sich die Konvergenz in Verteilung so definieren Gegeben sein eine Zufallsvariable X displaystyle X nbsp sowie eine Folge von Zufallsvariablen X n n N displaystyle X n n in mathbb N nbsp mit Werten in einem metrischen Raum E displaystyle E nbsp Dann konvergieren die X n displaystyle X n nbsp in Verteilung gegen X displaystyle X nbsp genau dann wenn ihre Verteilungen P X n displaystyle P X n nbsp schwach im Sinne der Masstheorie gegen die Verteilung P X displaystyle P X nbsp von X displaystyle X nbsp konvergieren Dies bedeutet dass fur alle stetigen beschrankten Funktionen f displaystyle f nbsp gilt dass lim n E f X n E f X displaystyle lim n to infty operatorname E f X n operatorname E f X nbsp Beziehung zur schwachen Konvergenz BearbeitenDie schwache Konvergenz von endlichen Massen wird wie folgt definiert Eine Folge von endlichen Massen m n n N displaystyle mu n n in mathbb N nbsp auf einem metrischen Raum W d displaystyle Omega d nbsp versehen mit der Borelschen s Algebra konvergiert schwach gegen m displaystyle mu nbsp wenn lim n W f d m n W f d m displaystyle lim n to infty int Omega f mathrm d mu n int Omega f mathrm d mu nbsp fur alle beschrankten stetigen Funktionen f displaystyle f nbsp von X displaystyle X nbsp nach R displaystyle mathbb R nbsp Das Mass des Grundraumes W displaystyle Omega nbsp bleibt unter schwachen Grenzwerten erhalten da die Funktion f 1 displaystyle f equiv 1 nbsp stetig und beschrankt ist Somit sind schwache Grenzwerte von Folgen von Wahrscheinlichkeitsmassen wieder Wahrscheinlichkeitsmasse Somit ist es sinnvoll die schwache Konvergenz nur fur Folgen von Wahrscheinlichkeitsmassen zu definieren was auch einige Autoren tun 4 5 Ubertragt man diese Definition fur eine Folge von Wahrscheinlichkeitsmassen P n n N displaystyle P n n in mathbb N nbsp auf Zufallsvariablen so erhalt man lim n W f X d P n W f X d P displaystyle lim n to infty int Omega f X mathrm d P n int Omega f X mathrm d P nbsp was in stochastischer Notation der oben angegebenen Definition lim n E f X n E f X displaystyle lim n to infty operatorname E f X n operatorname E f X nbsp entspricht Die Konvergenz in Verteilung ist also ein Spezialfall der schwachen Konvergenz im Sinne der Masstheorie formuliert fur Verteilungen von Zufallsvariablen und uber den Erwartungswert Damit ist die Konvergenz in Verteilung auch gleichzeitig ein Beispiel fur das funktionalanalytische Konzept der Schwach Konvergenz fur Details hierzu siehe Schwache Konvergenz Masstheorie Einordnung Verallgemeinerung BearbeitenEine Abwandlung der Konvergenz in Verteilung fur Zufallsvariablen mit Werten in unendlichdimensionalen Raumen ist die fdd Konvergenz Bei ihr wird die Konvergenz in Verteilung von allen endlichdimensionalen Randverteilungen gefordert Einzelnachweise Bearbeiten Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie 2020 S 385 Hermann Witting Ulrich Muller Funk Mathematische Statistik II Asymptotische Statistik Parametrische Modelle und nichtparametrische Funktionale Teubner Stuttgart 1995 ISBN 978 3 322 90153 8 S 77 Elstrodt Mass und Integrationstheorie 2009 S 381 Kusolitsch Mass und Wahrscheinlichkeitstheorie 2014 S 287 Meintrup Schaffler Stochastik 2005 S 174 Literatur BearbeitenChristian Hesse Angewandte Wahrscheinlichkeitstheorie 1 Auflage Vieweg Wiesbaden 2003 ISBN 3 528 03183 2 S 223 238 doi 10 1007 978 3 663 01244 3 Achim Klenke Wahrscheinlichkeitstheorie 4 uberarbeitete und erganzte Auflage Springer Berlin 2020 ISBN 978 3 662 62088 5 doi 10 1007 978 3 662 62089 2 Hans Otto Georgii Stochastik Einfuhrung in die Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik 4 Auflage Walter de Gruyter Berlin 2009 ISBN 978 3 11 021526 7 doi 10 1515 9783110215274 Jurgen Elstrodt Mass und Integrationstheorie 6 korrigierte Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2009 ISBN 978 3 540 89727 9 doi 10 1007 978 3 540 89728 6 David Meintrup Stefan Schaffler Stochastik Theorie und Anwendungen Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 2005 ISBN 978 3 540 21676 6 doi 10 1007 b137972 Norbert Kusolitsch Mass und Wahrscheinlichkeitstheorie Eine Einfuhrung 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 45386 1 doi 10 1007 978 3 642 45387 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konvergenz in Verteilung amp oldid 235715563