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Die Kommunistische Partei der Ukraine KPU ukrainisch Komunistichna partiya Ukrayini Komunistytschna partija Ukrajiny russisch Kommunisticheskaya partiya Ukrainy Kommunistitscheskaja partija Ukrainy war eine 1918 entstandene und bis 2015 bestehende Partei in der Ukraine Sie vertrat einen marxistisch leninistischen Standpunkt Bis zu ihrem Verbot im Jahr 2015 war sie die alteste existierende politische Partei des Landes Komunistichna partiya UkrayiniKommunistische Partei der UkraineGrundung KP B U 18 April 1918KPU 19 Juni 1993Grundungs ort TaganrogVerbot 16 Dezember 2015Aus richtung KommunismusMarxismus LeninismusInternationale Verbindungen UdKP KPdSUInternationales Treffen Kommunistischer und Arbeiterparteien Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1918 bis 1991 1 2 Seit 1991 2 Wahlergebnisse 3 Jugendorganisation 4 Parteifuhrung 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten1918 bis 1991 Bearbeiten nbsp Fuhrer der KP b U wahrend des Ukrainisch Sowjetischen Krieges von links nach rechts O Chmelnyzkyj M L Ruchimowitsch M Hranowskyj W Judowskyj K Woroschilow W N Meschtscherjakow M Podwoiskyj A Balabanova C G Rakowski M Skrypnyk W SatonskyjDie Partei wurde am 18 April 1918 unter dem Namen Kommunistische Partei der Bolschewiki der Ukraine abgekurzt KP B U in Taganrog gegrundet Schon im Juli desselben Jahres beschloss der offizielle I Parteitag der KP B U in Moskau den Eintritt der Partei in die Kommunistische Partei Russlands Bolschewiki und war fortan die Gliederung der spateren KPdSU in der Ukrainischen Sowjetrepublik 1952 wurde der Zusatz Bolschewiki gestrichen In den fruhen Jahren ihrer Existenz war der Anteil ukrainischer Parteimitglieder gering 1922 waren es neben 54 Russen und 21 anderen Nationalitaten nur 23 Ukrainer 1 Erst im Laufe der Jahre konnte der Anteil ukrainisch stammiger Mitglieder gesteigert werden Nach der Besetzung weiter Teile der Ukraine durch die deutsche Wehrmacht und der Bildung des Reichskommissariats Ukraine 1941 arbeitete die Partei bis 1944 im Untergrund weiter Nach der Ruckeroberung der Ukraine durch die Rote Armee wurde die KPU wieder die einzige in der ukrainischen Sowjetrepublik herrschende Partei und blieb dies bis 1991 Aus ihren Reihen kamen samtliche Vorsitzende des Obersten Sowjets und des Ministerrat der Ukrainischen SSR Seit 1991 Bearbeiten Nach dem Augustputsch 1991 wurde die KPU verboten Das Prasidium der Werchowna Rada erliess zwei Dekrete Sie zielten darauf ab die zuvor herrschende KPdSU bzw KPU und ihre Aktivitaten zu verbieten 2 3 Das erste Dekret 4 erging am 26 August 1991 und setzte die Aktivitaten der drei Millionen Mitglieder starken Partei ausser Kraft Ausserdem wurden die Bankkonten eingefroren und das Eigentum der Partei sichergestellt bis ihre Rolle bei dem gescheiterten Staatsstreich durch die Gerichte einwandfrei festgestellt werden konnte 5 Das zweite Dekret 6 erging nur vier Tage spater am 30 August 1991 und sprach ein Verbot der KPU aus Die Begrundung des Dekrets war die Leistung der Beihilfe zum Staatsstreich durch die und somit ein Verstoss gegen Art 7 der ukrainischen Verfassung von 1978 Das Verbot der KPU uberfuhrte samtliches Parteieigentum und vermogen an den ukrainischen Staat 5 Viele ihrer Mitglieder traten daraufhin in die Sozialistische Partei der Ukraine SPU ein 1993 wurde die KPU in Donezk als eigenstandige ukrainische Partei wiedergegrundet Zum Ersten Sekretar des Zentralkomitees wurde dort Petro Symonenko gewahlt der die Partei bis 2015 fuhren sollte Trotz ihrer Neugrundung verstand sich die KPU als direkte Fortsetzung der Kommunistischen Partei der Ukrainischen Sowjetrepublik Zwar begann sie etwa die Zahlung ihrer Parteitage 1993 neu die Zahlung der Parteitage der sowjetukrainischen KP wurde jedoch ebenfalls fortgesetzt So war der Grundungsparteitag der heutigen KPU 1993 der I XXIX Parteitag Bei den Parlamentswahlen 1994 und 1998 konnte die KPU jeweils starkste Kraft werden 1994 etwa 13 und 1998 etwa 25 Dies hatte jedoch keine direkte Regierungsmacht oder beteiligung zur Folge Bei der Prasidentschaftswahl 1994 stellte die KPU keinen eigenen Kandidaten und unterstutzte stattdessen den Vorsitzenden der SPU Oleksandr Moros der schliesslich gegen Leonid Kutschma unterlag Nach der Schaffung des ukrainischen Verfassungsgerichts 1996 reichten 130 KPU Abgeordnete eine Verfassungsbeschwerde gegen das Verbot von 1991 und die folgende Uberfuhrung des Parteieigentums in staatlichen Besitz ein 5 Trotz abweichender Stimmen innerhalb des Verfassungsgerichts befand es sich als zustandig und entschied uber das durchgefuhrte Verbotsverfahren Das Verbot der KPU wurde aufgehoben da das Programm der im Juli 1991 registrierten Partei ohne weiteres mit der 1996 eingefuhrten als auch der vorherigen Verfassung vereinbar gewesen sei Das ukrainische Verfassungsgericht stellte weiterhin fest dass das Verbot der KPU gegen das Grundrecht der Versammlungsfreiheit verstossen habe 7 5 Bei der Prasidentschaftswahl 1999 stellte die Partei ihren Ersten Sekretar Petro Symonenko auf und konnte bei etwa 10 Millionen Stimmen rund 38 erreichen Nach der Prasidentschaftswahl 2004 die in die so genannte Orange Revolution mundete verlor die KPU stark an Zustimmung und entwickelte sich zu einer der kleineren im ukrainischen Parlament vertretenen Parteien Ein grosser Teil ihrer Wahlerschaft wechselte zur Partei der Regionen die im Vorfeld der Prasidentschaftswahl auf einen linkspopulistischen Kurs einschwenkte und auch mit ihrer russlandfreundlichen Aussenpolitik traditionelle Positionen der Kommunisten vertrat Ab 2006 war die KPU unter Ministerprasident Wiktor Janukowytsch bis 2007 an der Regierung beteiligt Bei der Parlamentswahl 2012 konnte sie deutlich an Stimmen gewinnen die KPU erreichte 13 2 der Wahlerstimmen und 32 Mandate in der Werchowna Rada 8 Nach der Absetzung von Prasident Janukowytsch im Februar 2014 wurde die KPU zum Ziel von gewalttatigen Angriffen durch Unterstutzer des Euromaidan Die Parteizentrale in Kiew war zeitweise besetzt andere Buros der Partei wurden verwustet oder mit Molotowcocktails in Brand gesetzt Die Abgeordneten der KPU in der Werchowna Rada wurden teilweise bedroht und unter Druck gesetzt 9 10 In einer am 27 Februar 2014 angenommenen Resolution verurteilte das Europaische Parlament den Angriff auf den Sitz der KPU 11 Am 10 April wurde die Parteizentrale auf gerichtlichen Beschluss von den Besetzern geraumt dabei wurden die Raume in Brand gesetzt 12 Am 6 Mai 2014 wurde die Fraktion der KPU von der Sitzung der Werchowna Rada ausgeschlossen da sie angeblich den Separatismus in der Ostukraine unterstutzte 13 Am 8 Juli 2014 beantragte Justizminister Petrenko beim regionalen Verwaltungsgericht das Verbot der KPU da es zahlreiche Beweise fur illegale Aktivitaten der Partei gab So hatte sie sich unter anderem offen auf die Seite der prorussischen Separatisten in der Ostukraine gestellt und diese auch mit Geld und Waffen unterstutzt 14 Am 24 Juli 2014 erklarte Parlamentsprasident Oleksandr Turtschynow die kommunistische Fraktion in der Rada fur aufgelost nachdem zwei Tage vorher ein Gesetz in Kraft getreten war welches Turtschynow die Vollmacht fur diese Entscheidung gab 15 Das Verbot der Partei wurde von Amnesty International als eklatante Verletzung der Meinungs und Vereinigungsfreiheit bezeichnet Es solle unverzuglich aufgehoben werden 16 Bei der Parlamentswahl 2014 konnte die Partei mit 3 88 der abgegebenen Stimmen nicht erneut ins Parlament einziehen und war damit erstmals nicht mehr im Parlament der Ukraine vertreten 17 Der Autor Roman Danyluk sah dies als eine Folge der Ausrichtung der KPU Sie hatte seiner Ansicht nach eine prorussische ruckwartsgewandte Haltung die eher an sowjetnostalgischer Identitats und Erinnerungspolitik ausgerichtet sei denn an der Beteiligung an sozialen Bewegungen Ihre Politik sei zudem sehr staatsfixiert gewesen und habe ausschliesslich auf die Arbeit in den staatlichen Institutionen gesetzt weshalb sie auch an Uberalterung litt 18 Am 17 April 2015 verbot der Regionalrat der ukrainischen Oblast Iwano Frankiwsk die KPU und drei weitere als separatistisch eingestufte Oppositionsparteien 19 Am 16 Dezember 2015 beschloss das Bezirksverwaltungsgericht Kiew das Verbot der KPU auf dem Gebiet der Ukraine 20 Petro Symonenko wurde zur Prasidentschaftswahl 2019 als Kandidat nicht zugelassen 21 Im Juli 2022 verbot das achte Verwaltungsgericht in Lwiw die Aktivitaten der KPU Vermogen und Strukturen der Partei wurden dem ukrainischen Staat ubergeben 22 Wahlergebnisse BearbeitenIhre besten Ergebnisse erreichte die KPU stets in den ostlichen und sudlichen russischsprachigen Landesteilen der Ukraine sowie auf der Halbinsel Krim In der Westukraine war die Zustimmung fur die KPU deutlich schwacher 23 Jahr Wahl Stimmen Mandate1994 Werchowna Rada 3 683 332 12 72 0 861998 Werchowna Rada 6 550 353 24 65 1222002 Werchowna Rada 5 178 074 19 99 0 652006 Werchowna Rada 929 591 3 67 0 212007 Werchowna Rada 1 257 291 5 39 0 272012 Werchowna Rada 2 687 246 13 18 0 322014 Werchowna Rada 611 923 3 88 00 0Jugendorganisation BearbeitenDie Jugendorganisation der KPU war der Leninsche Kommunistische Jugendverband der Ukraine auch als Komsomol der Ukraine bekannt Parteifuhrung BearbeitenIm Laufe ihrer Geschichte bekam der fuhrende Posten in der Partei verschiedene Bezeichnungen Von der Grundung bis 1925 wurde die Partei durch den Sekretar des Zentralkomitees ZK geleitet von 1925 bis 1934 vom Generalsekretar des ZK und ab 1934 durch den Ersten Sekretar des ZK Folgende Personen ubten diese Funktion aus Georgi Pjatakow 1918 Serafima Gopner 1918 Emmanuel Quiring 1918 1919 Stanislaw Kossior 1919 Rafail Farbman 1920 Wjatscheslaw Molotow 1920 1921 Dmitri Manuilski 1921 1923 Emmanuel Quiring 1923 1925 Lasar Kaganowitsch 1925 1928 Stanislaw Kossior 1928 1938 Nikita Chruschtschow 1938 1947 Lasar Kaganowitsch 1947 Nikita Chruschtschow 1947 1949 Leonid Melnikow 1949 1953 Alexei Kiritschenko 1953 1957 Nikolaj Podgornyj 1957 1963 Pjotr Schelest 1963 1972 Wolodymyr Schtscherbyzkyj 1972 1989 Wolodymyr Iwaschko 1989 1990 Stanislaw Hurenko 1990 1991 Petro Symonenko 1993 2015 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kommunistische Partei der Ukraine Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Seite der KPU Memento vom 30 Dezember 2015 im Internet Archive Seite der Jugendorganisation Memento vom 26 Dezember 2013 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Borisenok E Yu Koncepcii ukrainizacii i ih realizaciya v nacionalnoj politike v gosudarstvah vostochnoevropejskogo regiona 1918 1941 gg Moskau 2015 S 227 russ Pro timchasove pripinennya diyalnosti Kompartiyi Ukrayini N 1435 XII 26 8 1991 Ukaz Prezidiya Verhovnoyi Radi Ukrayin Uber die Aussetzung der Tatigkeiten der Kommunistischen Partei der Ukraine Nr 1435 XII 26 8 1991 Dekret des Prasidiums der Werchowna Rada Leonid Shmatenko Die Rolle des Verfassungsgerichts in jungen Demokratien insbesondere der Ukraine GRIN Verlag Munchen 2010 ISBN 978 3 668 62691 1 S 30 Pro timchasove pripinennya diyalnosti Kompartiyi Ukrayini N 1435 XII 26 8 1991 Ukaz Prezidiya Verhovnoyi Radi Ukrayin Uber die Aussetzung der Tatigkeiten der Kommunistischen Partei der Ukraine Nr 1435 XII 26 8 1991 Dekret des Prasidiums der Werchowna Rada a b c d Leonid Shmatenko Die Rolle des Verfassungsgerichts in jungen Demokratien insbesondere der Ukraine GRIN Verlag Munchen 2010 ISBN 978 3 668 62691 1 S 30 31 Pro zaboronu diyalnosti Kompartiyi Ukrayini N 1468 XII 30 8 1991 Ukaz Prezidiya Verhovnoyi Radi Ukrayini Uber das Verbot der Kommunistischen Partei der Ukraine Nr 1468 XII 30 8 1991 Dekret des Prasidiums der Werchowna Rada Konstitucijnij Sud Rishennya Okrema dumka vid 27 12 2001 20 rp 2001 Ukrainisches Verfassungsgericht Entscheidung vom 27 12 2001 Nr 20 rp 2001 Webseite der Zentralen Wahlkommission zu den Parlamentswahlen 2012 Memento vom 30 Oktober 2012 im Internet Archive Todeslisten und Molotow Cocktails Hintergrund am 27 Februar 2014 Buro der Kommunistischen Partei in Kiew gesturmt Memento vom 6 Marz 2014 im Internet Archive Die Zeit vom 23 Februar 2014 Resolution des Europaischen Parlamentes vom 27 Februar 2014 V Kieve gorel centralnyj ofis Kompartii Ukrinform vom 10 April 2014 Krisensitzung des Kiewer Parlaments NZZ vom 6 Mai 2014 Ukraine will Kommunistische Partei verbieten Der Standard vom 8 Juli 2014 Machtkampf in Kiew Ukraines Regierung will Kommunistische Partei verbieten SPON vom 24 Juli 2014 Ukraine Communist Party ban decisive blow for freedom of speech in the country 17 Dezember 2015 abgerufen am 2 Marz 2022 englisch Suddeutsche Zeitung vom 27 Oktober 2014 Roman Danyluk Kiew Unabhangigkeitsplatz Verlauf und Hintergrunde der Bewegung auf dem Majdan Edition AV Lich 2014 ISBN 978 3 86841 106 5 S 35 Interfax Ukraine 17 April 2015 Ivano Frankivsk Regional Council bans activities of Communist Party Regions Party Opposition Bloc Ukraine Development Party Ukrainische Behorden haben die Kommunistische Partei verboten Lenta ru 16 Dezember 2015 abgerufen am 25 Juli 2020 russisch Elitenaustausch in der Ukraine Rosa Luxemburg Stiftung 29 September 2019 Two More Pro Russian Parties Banned in Ukraine In Kyiv Post Ukraine s Global Voice 6 Juli 2022 abgerufen am 28 Juli 2023 englisch Zentrale Wahlkommission der Ukraine Centralna Viborcha Komisiya Ukrayini Memento vom 5 Juni 2009 im Internet Archive Politische Parteien in der Ukraine Parteien die im ukrainischen Parlament Werchowna Rada vertreten sind oder waren Allukrainische Vereinigung Swoboda Allukrainische Vereinigung Vaterland Europaische Solidaritat Geeinte Mitte Kommunistische Partei der Ukraine Kongress Ukrainischer Nationalisten Oppositionsblock Oppositionsplattform Fur das Leben Partei der Regionen Radikale Partei Oleh Ljaschkos Selbsthilfe Sluha narodu Stimme UDAR Volksfront Volkspartei Volkswille Wirtschaftliche EntwicklungErste Sekretare Vorsitzende der Kommunistischen Partei der Ukraine Georgi Pjatakow 1918 Serafyma Hopner 1918 Emmanuel Quiring 1918 1919 Stanislaw Kossior 1919 1920 Wjatscheslaw Molotow 1920 1921 Dmitri Manuilski 1921 1923 Emmanuel Quiring 1923 1925 Lasar Kaganowitsch 1925 1928 Stanislaw Kossior 1928 1938 Nikita Chruschtschow 1938 1947 Lasar Kaganowitsch 1947 Nikita Chruschtschow 1947 1949 Leonid Melnikow 1949 1953 Alexei Kiritschenko 1953 1957 Nikolai Podgorny 1957 1963 Petro Schelest 1963 1972 Wladimir Schtscherbitzki 1972 1989 Wolodymyr Iwaschko 1989 1990 Stanislaw Hurenko 1990 1991 Parteiverbot 1991 Neugrundung 1993 Petro Symonenko 1993 2015 Parteiverbot 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kommunistische Partei der Ukraine amp oldid 236360188