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Das Kloster Paradies liegt in Schlatt im Schweizer Kanton Thurgau Ursprunglich als ein Frauenkloster von Klarissen gegrundet beherbergen die Gebaude heute ausser der Kirche die Eisenbibliothek das Ausbildungszentrum und ein Magazin des Konzernarchivs der Georg Fischer AG Luftaufnahme des Klosters Paradies von 1922 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Klosterbibliothek 3 Landwirtschaftlicher Gutsbetrieb 4 Kirche 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Klosterkirche St Michael Paradies Ansicht von Osten Der Orden der Klarissen wurde von Klara von Assisi gegrundet und gehort zu den franziskanischen Orden Am 6 Dezember 1253 schenkte Graf Hartmann IV von Kyburg der Abtissin und dem Kloster Paradies bei Konstanz sein ganzes Eigentum am Dorf Schwarzach Diese Schenkung war problematisch weil gewisse geschenkte Guter als Lehen in den Handen seiner Vasallen waren Der Graf appellierte an die Lehnsmanner ihre Rechte dem Kloster um Gotteswillen abzutreten oder sie zu verkaufen Die Verlegung des Klosters Paradies von Konstanz nach Schwarzach wurde in der Folge bis zur Bereinigung der Schenkung aufgeschoben Im Jahre 1257 wurde die Schenkung schlussendlich mit einer von Hartmann aufgesetzten Urkunde rechtskraftig Diese Urkunde kann man als endgultiges Grundungsdokument des neuen Klosters Paradies in Schwarzach ansehen Der Name des Klosters wanderte wohl mit den ubersiedelnden Nonnen von Konstanz mit Sowohl der Bau als auch die Ubersiedelung wurden in keiner Weise chronikalisch festgehalten 1 Ab 1324 gehorte das Kloster der Schirmvogtei Schaffhausen Spater ubernahm das Stadtchen Diessenhofen die Rechtsanspruche der Truchsessen von Diessenhofen auf die Klostervogtei In den Wirren der Reformation musste der Klosterbetrieb eingestellt werden resp wurde im neuen Glauben weitergefuhrt 2 Die Abtissin Anastasia von Fulach wehrte sich ab 1524 energisch gegen die Sakularisationsbestrebungen Schaffhausens musste aber bald Zwangsverkaufe von Vogteirechten hinnehmen 3 Um 1574 gingen die Hoheitsrechte an die Eidgenossischen Orte uber 1578 wurde das Kloster neubegrundet Kaum war die Krise der Reformationszeit uberwunden liess im November 1587 eine Feuersbrunst das ganze Kloster mit Ausnahme des Torhauses niederbrennen Das closter Paradyss hatt angfanngen brunen sambstag den 11 November umb die achte vor mitag und hatt den gannzen tag brunen die wyl ein starker west wind das fuer getriben und ye lannger ye mehr angezundt hatt Der Wiederaufbau des zerstorten Klosters nahm fast zwei Jahrzehnte in Anspruch 4 Die Abtissin Agatha Vonmentlen erwirkte 1640 von Kaiser Ferdinand III ein Privileg das dem Kloster Paradies Besitz und Rechte bestatigte 5 Im Zusammenhang mit den Koalitionskriegen kam es auch bei diesem Kloster zu Einschnitten So war es im Mai 1799 das Hauptquartier von Erzherzog Karl von Osterreich Teschen In der Helvetischen Republik wurde dem Kloster verboten Novizinnen aufzunehmen und das Klostervermogen wurde beansprucht Auch die Restauration von 1815 anderte nicht viel die Anzahl der Konventualinnen nahm stetig ab Die finanzielle Situation war schwierig und das Kloster hoch verschuldet Es wurde zwar versucht dem Kloster eine gemeinnutzige Aufgabe als Schule oder Krankenanstalt zu ubergeben dies schlug aber fehl So beschloss der Kanton Thurgau 1836 die Aufhebung des Klosters 6 In der Folge wurde das Klostergut versteigert und kam am 1 Juli 1837 als ganzes in die Hande des Diessenhofer Unternehmens Melchior Wegelin 7 1918 kaufte die Georg Fischer AG das Klostergut und die umliegenden Gutsbetriebe fur umgerechnet 300 000 Schweizer Franken Die Idee dahinter war der allgemeinen Lebensmittelknappheit im Ersten Weltkrieg zu entgehen und die Versorgung der Mitarbeiter sicherzustellen Anlasslich des 150 jahrigen Jubilaums der Georg Fischer AG wurde 1952 die gesamte Klosteranlage umfassend restauriert Heute befinden sich dort die Eisenbibliothek eine Stiftung der Georg Fischer AG und die einzige Fachbibliothek der Schweiz zum Thema Eisenverarbeitung sowie das Ausbildungszentrum der Georg Fischer AG Die ehemalige Klosterkirche ist nun die Pfarrkirche der katholischen Gemeinde Schlatt Paradies im Seelsorgeverband Diessenhofen Basadingen Paradies Die ubrigen Gebaude u a der verpachtete Bauernhof die Wohngebaude und das Restaurant Paradies gehoren der Georg Fischer AG in Schaffhausen nbsp Beispielseite Breviarium OFM pars aestivalisv Klosterbibliothek BearbeitenUber die Klosterbibliothek ist wenig bekannt Aus Angst vor einer Plunderung des Klosters in der unruhigen Reformationszeit brachten die Klosterfrauen ihre Schatze 1524 nach Schaffhausen Nach dem Ubertritt zum neuen Glauben stellte Schaffhausen das Kloster unter Zwangsverwaltung Auch nach dem Verlust der Schirmherrschaft uber das Kloster wollte Schaffhausen die Bucher nicht zuruckgeben Es behauptete diese seien nicht mehr vorhanden Ein Teil der Sammlung war in die Pfarrerbibliothek die spatere Ministerialbibliothek eingegliedert worden ein anderer Teil angeblich nach Zurich oder Basel verkauft worden So lasst sich der Paradieser Bestand nicht mehr eindeutig identifizieren 8 9 Vier Handschriften befinden sich in der Stadtbibliothek Schaffhausen namentlich folgende zwei Ministerialbibliothek Min 98 Breviarium OFM pars hiemalis in der Literatur fruher auch als Horae canonicae bezeichnet Beschreibung und Digitalisat 10 Ministerialbibliothek Min 99 Breviarium OFM pars aestivalis in der Literatur fruher auch als Horae canonicae bezeichnet Beschreibung und Digitalisat 11 Landwirtschaftlicher Gutsbetrieb Bearbeiten nbsp GutsbetriebFruher waren die meisten Kloster Selbstversorger und somit auf einen oder mehrere landwirtschaftliche Gutsbetriebe angewiesen Der Gutsbetrieb des Klosters Paradies umfasste vor der Sakularisation um 1803 rund 500 Hektar Wald Acker und Wiesen und auch verschiedene Gebaude wie eine Stallung eine Muhle in Kundelfingen und eine Sage Heute umfasst der Gutsbetrieb noch 65 Hektar Wiesen und Acker jedoch keinen Wald mehr Die Halfte davon wird landwirtschaftlich genutzt Die Wiesen ernahren 50 60 Simmentaler Fleckvieh und geben ihnen Auslauf Es werden auch Pferde Schweine und Huhner gehalten Der Verwalter dieser Ackerflache wohnte mit seiner Familie im Sudwestflugel des Klosters Nach seinem Weggang blieb die Wohnung lange Zeit leer 2010 wurde diese komplett renoviert nun dient der eine Teil als Buro der andere Teil als Wohnung Kirche Bearbeiten nbsp Innenraum der Klosterkirche Hauptartikel Kloster und Pfarrkirche St Michael Paradies Die Kloster und Pfarrkirche St Michael wurde 1587 nach franziskanischen Bauvorschriften fur Bettelorden erbaut die eine moglichst einfache Bauweise fordern Deshalb durfte sie keinen Turm sondern nur einen Dachreiter aufweisen Durch eine Spitzbogenture betritt man das lang gestreckte Kirchenschiff In der dem hl Erzengel Michael geweihten Kirche konnten auch Laien an den Gottesdiensten teilnehmen Die Klausurvorschriften erforderten daher dass fur die Nonnen eine Empore gebaut wurde die sie direkt aus dem Kreuzgang betreten konnten 1726 wurde eine stutzenlose grosse Empore eingebaut welche die gesamte Westhalfte der Kirche einnimmt 12 Literatur BearbeitenHans Wilhelm Harder Das Clarissinnen Kloster Paradies bis zum Schluss der Schirmherrschaft der Stadt Schaffhausen Schaffhausen 1870 Digitalisat Karl Schib Hans Rippmann Illustrator Geschichte des Klosters Paradies Georg Fischer Schaffhausen 1951 Valentin Zandonella Das Klostergut Paradies Bolli amp Bocherer Schaffhausen 1978 Idee und Umsetzung GF Werbeabteilung Alfons Raimann Die Kunstdenkmaler des Kantons Thurgau Band V Der Bezirk Diessenhofen Kunstdenkmaler der Schweiz Band 85 Hrsg von der Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte GSK Wiese Basel 1992 ISBN 3 909158 73 0 S 318 403 Digitalisat H W Salathe Fotos Werner Raths Der Thurgau Ein Augenblick in Zeit und Raum Verlag Niggli Sulgen 1993 ISBN 3 7212 0278 3 Bildband Betty Sonnberger Peter Niederhauser Raphael Sennhauser Die Kloster und Pfarrkirche St Michael Paradies Schweizerische Kunstfuhrer Nr 746 Serie 75 Hrsg Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte GSK Bern 2001 ISBN 978 3 85782 746 4 Denkmalpflege Thurgau Hrsg Ein Blick ins Paradies Bau und Restaurierungsgeschichte der Klosterkirche St Michael in Paradies Huber Frauenfeld 2003 ISBN 3 7193 1339 5 Walter Bersorger Peter Niederhauser Das Kloster Paradies Schweizerische Kunstfuhrer Serie 104 Nr 1035 Herausgeber GSK 2018 ISBN 978 3 03797 362 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Klostergut Paradies Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Erich Trosch Paradies In Historisches Lexikon der Schweiz Bestand Paradieseramt Staatsarchiv Schaffhausen Link Paradies Schlatt St Michael auf der Website des kath Seelsorgeverbandes Diessenhofen Basadingen Paradies Webprasenz des Klosterguts Paradies Die Klosterkirche Paradies auf der Website Kultur in der Klosterkirche ParadiesEinzelnachweise Bearbeiten Karl Schib Hans Rippmann Illustrator Geschichte des Kloster Paradies Georg Fischer Schaffhausen 1951 S 15 16 Hans Wilhelm Harder Das Clarissinnen Kloster Paradies bis zum Schluss der Schirmvogtei der Stadt Schaffhausen Brodtmann 1870 google de abgerufen am 21 Juni 2019 Stefanie Spirig Bulte Anastasia von Fulach In Historisches Lexikon der Schweiz 15 April 2005 Karl Schib Hans Rippmann Illustrator Geschichte des Kloster Paradies Georg Fischer Schaffhausen 1951 S 68 Stefanie Spirig Bulte Agatha Vonmentlen In Historisches Lexikon der Schweiz 28 Dezember 2011 Kunstfuhrer Das Kloster Paradies Seite 8 Kunstfuhrer Das Kloster Paradies Seite 9 Alfons Raimann Die Kunstdenkmaler des Kantons Thurgau Band V Der Bezirk Diessenhofen Kunstdenkmaler der Schweiz Band 85 Hrsg von der Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte GSK Bern 1992 ISBN 3 909158 73 0 S 318 404 S 354 Max Bendel Die Horae Canonicae in der Schaffhauser Ministerialbibliothek in Schaffhauser Jahrbuch I 1926 S 43ff e codices doi 10 5076 e codices sbs min0098 e codices doi 10 5076 e codices sbs min0099 Betty Sonnberger Peter Niederhauser Raphael Sennhauser Die Kloster und Pfarrkirche St Michael Paradies Schweizerische Kunstfuhrer Nr 746 Serie 75 Hrsg Gesellschaft fur Schweizerische Kunstgeschichte GSK Bern 2003 ISBN 3 85782 746 7 S 15f 47 684141211389 8 6763668061111 Koordinaten 47 41 2 9 N 8 40 34 9 O CH1903 692935 282235 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Paradies Schweiz amp oldid 236055010