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Klaus Mehner 18 Januar 1941 in Berlin 19 September 2016 1 war ein deutscher Fotograf und Reporter Er arbeitete sowohl in Westdeutschland als auch in Ostdeutschland und zahlt zu den wichtigsten Chronisten der deutschen Teilung Mit seinen Fotografien pragte Mehner die westdeutsche Berichterstattung uber die DDR der 1970er und 1980er Jahre Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Literatur 3 Ausstellungen 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenMehner wuchs im West Berliner Ortsteil Schmargendorf im Bezirk Charlottenburg Wilmersdorf auf Nach dem Abitur wurde er 1959 zur Bundeswehr eingezogen Nach wenigen Wochen Grundwehrdienst verpflichtete sich Mehner fur funf Jahre in einer Panzereinheit in Norddeutschland Nach seinem Militardienst arbeitete er ein Jahr als Kameramann beim Sender Freies Berlin SFB 1965 ging er fur kurze Zeit nach Frankfurt zu Associated Press AP Dort lernte er die Praxis des Pressefotografen und die Laborarbeit unter Zeitdruck kennen Als AP ihn in die damalige Bundeshauptstadt Bonn schickte wurde dort schon bald die britische Bildagentur Keystone auf ihn aufmerksam und warb ihn ab In Koln trat er dann bei Keystone ein Volontariat als Fotojournalist an 1967 kehrte er als freiberuflicher Fotograf wieder nach Berlin zuruck und startete seine Karriere mit Fotoaufnahmen der West Berliner Studentenunruhen Er fotografierte regelmassig die Protagonisten der Ausserparlamentarischen Opposition APO darunter Rudi Dutschke Christian Semler Ulrike Meinhof und Horst Mahler Daneben machte er auch Aufnahmen von den Kommune I Bewohnern Dieter Kunzelmann Rainer Langhans Fritz Teufel und Uschi Obermaier Seine Fotos von den Berliner Ereignissen verkaufte er oftmals zusammen mit einem Begleittext an verschiedene Redaktionen Besonders bekannt wurde Mehners Stern Titelbild auf dem sich Uschi Obermaier einen Joint drehte Dadurch wurde auch das Nachrichtenmagazin Der Spiegel auf ihn aufmerksam und druckte vieler seine Bilder 1968 grundete Mehner die Fotoagentur Klaus Mehner Pressefotos die seit 2000 als Internetdatenbank BerlinPressServices de firmiert Mehner begann zu dieser Zeit auch in Ost Berlin zu fotografieren und seine Bilder vom Ostteil der Stadt erschienen bald in zahlreichen Westmedien Im Juli 1970 kam es erstmals zu einem Konflikt mit den Behorden der DDR nachdem Mehner auf der Ostseite des Brandenburger Tors drei in Gartenstuhlen sitzende Personen mit Blick nach Westen fotografiert hatte Nach Ansicht der DDR Behorden hatte eine solche Aufnahme beantragt und genehmigt werden mussen da es sich um ein Foto im Grenzgebiet handelte Nach der Abmahnung wurden Mehners Ausfluge nach Ost Berlin vorubergehend seltener Mehner arbeitete auch fur das Musiklabel Electrola und fotografierte Entertainer und Schlagersanger wie Freddy Quinn Conny Froboess Vico Torriani und Hildegard Knef Von 1973 bis zum Fall der Mauer 1989 arbeitete er mit zwei zeitlichen Unterbrechungen als freier Mitarbeiter fur den Spiegel Dazu war er in der DDR fur das Nachrichtenmagazin als Reisekorrespondent akkreditiert 1974 gelang Mehner ein aufsehenerregendes Bild das erstmals ubersichtlich aus grosserer Hohe den gesamten Gebaudekomplex des Ministeriums fur Staatssicherheit MS in Berlin Lichtenberg zeigte Mehner war dazu in ein 18 Stockwerke hohes Gebaude in der Frankfurter Allee eingedrungen um aus einer Luke im Dachboden seine Aufnahme machen zu konnen Das Foto wurde zuerst im Spiegel abgedruckt ohne wie damals ublich den Namen des Urhebers zu nennen Doch da Mehner das Bild auch an andere Zeitungen verkaufte wurde es in zahlreichen in und auslandischen Nachrichtenmagazinen mit seinem Namen versehen Aufgrund dieser besonderen Schmach fur die DDR Fuhrung durfte Mehner bis 1977 zeitweise nicht einmal mehr Strassenszenen in Ost Berlin fotografieren und viele seiner Antrage offiziellen Fototerminen beizuwohnen wurden nicht mehr genehmigt Seine Arbeit stand unter der Beobachtung des Ministeriums fur Staatssicherheit das fur ihn eine Akte unter dem Titel Wurm anlegen liess Im September 1977 landete Mehner einen weiteren Coup als er mit einer Fotoserie den Freikauf politischer DDR Haftlinge dokumentierte Mehner wollte den Haftlingstransport unbedingt auf der Transitstrecke durch die DDR fotografieren Nachdem er in Erfahrung gebracht hatte dass der Haftlingstransport von Karl Marx Stadt ausgehend in Giessen eintreffen sollte wartete Mehner zwischen dem Hermsdorfer Kreuz und dem uber den Grenzubergang Wartha Herleshausen bis er die Autokolonne angefuhrt vom Mercedes des Ost Berliner Anwalts Wolfgang Vogel schliesslich fotografieren konnte Ihm gelangen auch Aufnahmen der drehbaren Nummernschilder die an den Omnibussen des Haftlingstransports angebracht waren Wahrend der Fahrt auf ostdeutschem Gebiet zeigten die Busse Ost Nummernschilder um nicht aufzufallen Nach Passieren der innerdeutschen Grenze wurde per Knopfdruck auf West Nummernschilder umgeschaltet Nach diesen Ereignissen wurde Mehner standig von Mitarbeitern der Staatssicherheit begleitet wenn er die Leipziger Messe besuchte oder Militarparaden und offizielle Auftritte von Politburomitglieder fotografierte Anscheinend wollte die DDR Fuhrung dem Fotografen den Zugang zu ihrem Land nicht ganzlich verwehren um die Beziehungen zur Bundesrepublik nicht unnotig zu belasten Mehner konnte seiner die Bewacher aber oftmals abschutteln um ohne Genehmigung die umstrittene Mulldeponie Schoneiche unliebsame Schriftsteller rebellische Oppositionelle Radarfallen der Volkspolizei Intershops und die Beerdigung des an der Berliner Mauer erschossenen Chris Gueffroy zu fotografieren Weitere bekannte Aufnahmen von Mehner aus 1980er Jahren umfassen den X Parteitag der SED 1981 den Besuch des Ministerprasidenten von Nordrhein Westfalen Johannes Rau in der DDR 1985 und die letzten Kommunalwahlen unter dem SED Regime 1988 Mehner dokumentierte auch die Auftritte von Udo Lindenberg und Peter Maffay in der DDR Nach dem Fall der Mauer 1989 begleitete er noch einmal intensiv die Geschehnisse und fotografierte Runde Tische Demonstrationen Aufstieg und Fall mancher Akteure und die Deutsche Wiedervereinigung 1990 Die Fotografien Mehners zeigen vorwiegend in Schwarz Weiss Aufnahmen Alltagsszenen ungewohnliche Augenblicke und historische Momente Seine Bilder handeln oftmals vom Leben mit und an der Berliner Mauer und offenbaren die absonderliche Normalitat in der geteilten Stadt Seine Fotos dokumentieren neben dem Trennenden das Verbindende zwischen den Welten obwohl auf beiden Seiten der Mauer die Unterschiede dieser beiden Realitaten stets beschworen wurden Seine bevorzugten Genres waren die klassische Strassenfotografie und die Portratfotografie Mehner betrachtete sich selbst immer als politisch Linken Die DDR fasste er als Gegenentwurf zur Bundesrepublik auf Dieses sozialistische Experiment war zwar aus dem Ruder gelaufen aber auch lehrreich und aufregend Er konnte aufzeigen dass Anspruch und Wirklichkeit in der DDR deutlich auseinanderklafften Ebenso kritisch fotografierte er das Leben im Westteil Berlins Fur ihn stellten die Aufnahmen aus der Zeit des geteilten Berlin den Kern seines Werks dar Der Journalist Karl Heinz Baum interviewte 2008 Mehner in einer Reihe mit ehemaligen in der DDR akkreditierten westlichen Journalisten und befragte ihn u a uber die Entstehung der Fotos vom Ministerium fur Staatssicherheit von 1974 und des Haftlingstransports von 1977 2 Klaus Mehner verstarb 2016 im Alter von 75 Jahren 2003 hatte Mehner der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED Diktatur etwa 800 000 Fotonegative uberlassen Nach seinem Tod konnte die Bundesstiftung auch den fotografischen Nachlass von Mehner ubernehmen Bei den neuen Fundstucken handelt es sich vor allem um Aufnahmen aus der DDR nach dem Mauerfall sowie um Fotos des Gegenbesuches des DDR Ministerratsvorsitzenden Willi Stoph bei Bundeskanzler Willy Brandt in Kassel im Mai 1970 Im Museum Charlottenburg Wilmersdorf in der Villa Oppenheim wurden 2018 im Rahmen der Ausstellung 1968 Berlin Charlottenburg Zentrum der Revolte zahlreiche Fotografien von Klaus Mehner gezeigt 3 2021 veroffentlichte der Autor und fruhere Spiegel Journalist Peter Wensierski eine Auswahl aus Mehners Werk unter dem Titel Parallelwelten Ost West Der Bildband ist die erste umfassende Wurdigung von Mehners Schaffen der sich nicht als Kunstler sondern als Fotoreporter der Zeitgeschichte verstand Literatur Bearbeiten nbsp Peter Wensierski Hrsg Parallelwelten Ost West Fotografien aus Berlin 1964 1990 Peter Wensierski Hrsg Parallelwelten Ost West Fotografien aus Berlin 1964 1990 Jaron Verlag Berlin 2021 ISBN 9783897738881 Tilman P Fichter Siegward Lonnendonker Geschichte des SDS 1946 1970 Mit einem Vorwort von Klaus Meschkat und einem Bildteil von Klaus Mehner Aisthesis Verlag Bielefeld 2018 ISBN 9783849812591 Ausstellungen Bearbeiten2018 1968 Berlin Charlottenburg Zentrum der Revolte Museum Charlottenburg Wilmersdorf mit zahlreichen Fotografien von Klaus Mehner 4 Weblinks BearbeitenKlaus Mehner Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED Diktatur 19 Februar 2010 abgerufen am 24 November 2021 Klaus Mehner bpk Bildagentur abgerufen am 24 November 2021 Die DDR in den Augen von Klaus Mehner L I S A Wissenschaftsportal Gerda Henkel Stiftung 19 Februar 2010 abgerufen am 24 November 2021 Einzelnachweise Bearbeiten https trauer sueddeutsche de traueranzeige klaus mehner 24 November 2021 https www bundesstiftung aufarbeitung de sites default files 2019 11 interview mehner baum pdf https www villa oppenheim berlin de fileadmin files Ausstellungen Sonderausstellungen 1968 Berlin Charlottenburg Zentrum der Revolte Publikation pdf https www villa oppenheim berlin de ausstellungen sonderausstellungen 1968 berlin charlottenburgNormdaten Person GND 1154548678 lobid OGND AKS LCCN n82263385 VIAF 15152138516610981189 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mehner KlausKURZBESCHREIBUNG deutscher FotografGEBURTSDATUM 18 Januar 1941GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 19 September 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klaus Mehner amp oldid 224939190