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Die Kirchenfahne der Evangelischen Kirche in Deutschland tragt auf weissem Grund ein violettes Lateinisches Kreuz Sie wird als Zeichen bei grossen Festen der evangelischen Gemeinden an Gotteshausern und Gemeindezentren aufgezogen Insbesondere bei den Evangelischen Kirchentagen gilt sie als Zeichen der Anwesenheit der protestantischen Christenheit in der Gesellschaft Die evangelische Kirchenfahne an der Kuppel der Dresdner Frauenkirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1919 bis 1933 1 2 1933 bis 1945 1 3 Ab 1945 2 Weblinks 3 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten1919 bis 1933 Bearbeiten nbsp Die evangelische Kirchenfahne nbsp Fahne am Sakralraum des Evangelischen Kirchenzentrums Kronsberg in HannoverDie evangelische Kirchenfahne verdankt ihre Entstehung der deutschen Novemberrevolution von 1918 dem Untergang des Wilhelminischen Kaiserreiches und dem Ende des Landesherrlichen Kirchenregiments War es bis dahin ublich an den Kirchengebauden die schwarz weiss rote Fahne mit den Hoheitszeichen der Hohenzollernmonarchie oder die Landesfahne aufzuziehen trat mit der Ausrufung der Weimarer Republik am 9 November 1918 eine tiefe Verunsicherung in den kirchenleitenden Gremien ein Ein weiterer Tiefpunkt der kirchlichen Ratlosigkeit war erreicht als mit der Verabschiedung der republikanischen Reichsverfassung 1919 die Farben Schwarz Rot Gold in den Verfassungsrang erhoben wurden Weil sich die evangelischen Kirchen in ihrer Ganze nicht imstande sahen diese Farben anzuerkennen wehten bereits im gleichen Monat die ersten Fahnen mit dem violetten Kreuz auf weissem Grund von den Kirchturmen einiger Landeskirchen 1 Versuche einiger Pfarrer und Gemeinden kunftig die republikanischen Reichsfarben auch an ihrer Kirche zu hissen scheiterten an Widerspruch und Emporung konservativer Kirchenkreise Fur einige galt die Kirchenfahne damit als antirepublikanisches Wahrzeichen 2 fur andere wie Otto Dibelius war sie eine geschickte kirchliche Antwort auf den unseligen Flaggenstreit und gleichzeitig ein Zeichen fur die Selbstandigwerdung der Kirche 3 Wieder andere wie etwa Hermann Klugkist Hesse meinten die neue Fahne rieche arg nach Katholizismus 4 Am 9 Dezember 1926 erklarte der Deutsche Evangelische Kirchenausschuss diese Fahne zur Kirchenfahne des Deutschen Evangelischen Kirchenbunds In der Folgezeit wurde sie auch von allen Landeskirchen eingefuhrt Doch der Flaggenstreit blieb 1928 kam es zu einer beispielhaften Auseinandersetzung zwischen dem Konsistorium der Mark Brandenburg und dem Magistrat von Berlin um die Beflaggung des Propsteigebaudes im Nikolaiviertel am Verfassungstag dem 11 August Die Kirche beflaggte das der Stadt gehorende aber von der Kirche genutzte Gebaude nur mit der Kirchenfahne und lehnte es ab die schwarz rot goldene Flagge der Republik aufzuziehen was zu einer Klage des Oberburgermeisters Gustav Boss gegen den Generalsuperintendenten und Propst von St Nikolai Wilhelm Haendler fuhrte 5 1933 bis 1945 Bearbeiten nbsp Lutherfeier der Deutschen Christen am 19 November 1933 vor dem Berliner StadtschlossNach der Machtubernahme der Nationalsozialisten bestimmte Reichsprasident Paul von Hindenburg mit einem Erlass vom 12 Marz 1933 dass es zukunftig zwei Nationalflaggen geben sollte zum einen die alte kaiserliche Flagge mit den schwarz weiss roten Streifen und zusatzlich die Hakenkreuzflagge 6 Beide Flaggen waren grundsatzlich zusammen zu hissen Fur das Zeigen der Kirchenfahne hatte dies zunachst keine unmittelbaren Auswirkungen Sie konnte zu staatlichen Feiertagen an kirchlichen Gebauden und bei kirchlichen Anlassen zusatzlich gezeigt werden 7 Am 9 August 1934 beschloss jedoch die Nationalsynode der neu gegrundeten Deutschen Evangelischen Kirche DEK sogar mit den Stimmen aller Vertreter der der Bekennenden Kirche zuneigenden Landeskirchen Wurttembergs und Bayerns einstimmig die Abschaffung der eigenen Kirchenfahne zugunsten des neuen Staatssymbols der Hakenkreuzfahne 8 fur die Beflaggung an staatlichen Feiertagen Lediglich an kirchlichen Feiertagen und zu kirchlichen Anlassen durfte die Kirchenfahne zunachst weiter aufgezogen werden Die tatsachliche Handhabung war indes hochst unterschiedlich Der altpreussische Bruderrat das Leitungsgremium der Bekennenden Kirche fur die Kirche der Altpreussischen Union reagierte auf das Flaggengesetz mit der Weisung an die Gemeinden der Bekennenden Kirche die Kirchenfahne nicht preiszugeben und jede Moglichkeit zum Zeigen des Kreuzes zu nutzen 9 Immer wieder kam es zu Beschwerden von Parteistellen uber inkorrekte oder unzureichende Beflaggung von Kirchen und kirchlichen Gebauden Einzelne Personen Presbyterien und Kirchenvorstande hielten an der Kirchenfahne fest Nach der Einfuhrung des Reichsflaggengesetzes 1935 das allein die Hakenkreuzfahne zur Reichs und Nationalflagge bestimmte kam es zu staatlichen Reglementierungen Ein Erlass des Reichsinnenministeriums vom 4 Oktober 1935 bestimmte Wenn offentliche Gebaude allgemein zu beflaggen sind so sind auch die Kirchengebaude und kirchlichen Dienstgebaude allein mit der Reichs und Nationalflagge zu beflaggen Wollen die Kirchen aus anderem Anlass flaggen so konnen sie die Kirchenfahnen zeigen 10 Am 24 Oktober 1935 wurde bei Zuwiderhandlung gegen die Beflaggungsanordnungen Geld oder Gefangnisstrafe angedroht 11 Die Zweite Verordnung zur Durchfuhrung des Reichsflaggengesetzes 12 verbot Privatpersonen das Zeigen einer Kirchenfahne was vor allem gegen den Gebrauch katholischer Kirchenfahnen bei Prozessionen gerichtet war aber auch die evangelische Kirchenfahne traf 1936 schrieb Reichskirchenminister Hanns Kerrl einen Artikel Zum Problem der Kirchenfahnen in dem deutlich wird wie viel Widerstand es noch gab und in dem er die Erwartung zum Ausdruck brachte dass diese Anordnungen kunftig ohne Widerstreiten als etwas Selbstverstandliches befolgt werden 13 Da dem aber nicht so war wurde durch die Verordnung der Kirchenkanzlei der DEK uber das Beflaggen kirchlicher Gebaude vom 9 November 1938 dem Tag des Beginns der Novemberpogrome 1938 die evangelische Kirchenfahne schliesslich ganz abgeschafft und ihr Zeigen auch an kirchlichen Feiertagen vollig verboten Soweit bei kirchlichen Feiern geflaggt wird darf auch an Kirchengebauden und kirchlichen Dienstgebauden nur die Reichs und Nationalflagge gezeigt werden 14 Ab 1945 Bearbeiten nbsp Evangelische Kirchenfahnen vor dem Leipziger Hauptbahnhof beim Deutschen Evangelischen Kirchentag 1954Erst mit der Befreiung vom Nationalsozialismus 1945 wurde die Kirchenfahne von 1926 wieder zum Symbol der evangelischen Territorialkirchen die sich noch im gleichen Jahr zur Evangelischen Kirche in Deutschland EKD zusammenschlossen Am 18 November 1947 erliess der Rat der EKD eine Flaggenverordnung die festhielt dass kirchliche Gebaude wenn uberhaupt ausschliesslich mit der Kirchenfahne zu beflaggen seien Wenn Kirchen und kirchliche Gebaude beflaggt werden darf nur die Kirchenfahne violettes Kreuz auf weissem Grund gezeigt werden 15 Diese Verordnung gilt bis heute Vor allem durch kirchliche offentliche Grossveranstaltungen wie die Deutschen Evangelischen Kirchentage wurde die Kirchenfahne ein weithin bekanntes Symbol der Evangelischen Kirche in Deutschland das auch an Ortskirchengebauden anlasslich kirchlicher Feste wie Konfirmationen oder hoher Feiertage im Kirchenjahreskreis zu sehen ist Heute wird die Kirchenfahne als eine unterscheidungskraftige Bildmarke angesehen der Namensschutz zugesprochen werden konnte 16 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kirchenfahne der Evangelischen Kirche in Deutschland Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Blog mit einer Abbildung einer Anleitung zur Herstellung einer Kirchenfahne aus der Mitte der 1920er Jahre Einzelnachweise Bearbeiten Hans Prolingheuer Kleine politische Kirchengeschichte 50 Jahre evangelischer Kirchenkampf Pahl Rugenstein Verlag Koln 1984 ISBN 3 7609 0870 5 S 31 Hans Prolingheuer Der Fall Karl Barth 1934 1935 Chronik einer Vertreibung 2 Auflage Neukirchener Verlag Neukirchen Vluyn 1984 ISBN 3 7887 0761 5 S 170 Hartmut Fritz Otto Dibelius ein Kirchenmann in der Zeit zwischen Monarchie und Diktatur Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1998 ISBN 3 525 55727 2 S 474 Gottfried Abrath Subjekt und Milieu im NS Staat die Tagebucher des Pfarrers Hermann Klugkist Hesse Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1994 ISBN 3 525 55721 3 S 40 Kurt Nowak Evangelische Kirche und Weimarer Republik zum politischen Weg des deutschen Protestantismus zwischen 1918 und 1932 2 Auflage Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1988 ISBN 3 525 55378 1 S 178 Erlass des Reichsprasidenten uber die vorlaufige Regelung der Flaggenhissung PDF 93 kB Siehe die Abbildung auf dem Titelblatt von Eberhard Rohm Jorg Thierfelder Evangelische Kirche zwischen Kreuz und Hakenkreuz Bilder und Texte einer Ausstellung Calwer Stuttgart 1990 ISBN 3 7668 0688 2 Hans Prolingheuer Der Fall Karl Barth 1934 1935 Chronik einer Vertreibung 2 Auflage Neukirchener Verlag Neukirchen Vluyn 1984 ISBN 3 7887 0761 5 S 171 Wilhelm Niemoller Kampf und Zeugnis der Bekennenden Kirche Bechauf Bielefeld 1948 S 156 auch bei Prolingheuer 1984 S 172 Nach Junge Kirche 3 1935 S 991 Erste Verordnung zur Durchfuhrung des Reichsflaggengesetzes Zweite Verordnung zur Durchfuhrung des Reichsflaggengesetzes Zitiert nach Junge Kirche 4 1936 S 1038 Text nach Junge Kirche 6 1938 S 967 VO Kirchenbeflaggung Memento vom 11 September 2012 im Internet Archive Philipp Lehmann Marken Kennzeichen und Namensrecht im Bereich der Religionsgemeinschaften Schriften zum Staatskirchenrecht 50 Peter Lang Frankfurt a M 2010 ISBN 978 3 631 60094 8 S 297f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirchenfahne der Evangelischen Kirche in Deutschland amp oldid 224604906