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Die Kirche Sinstorf ist ein denkmalgeschutztes Kirchengebaude im Hamburger Stadtteil Sinstorf Sie ist der einzige noch in wesentlichen Teilen erhaltene mittelalterliche Kirchenbau auf heutigem Hamburger Stadtgebiet 1 Fur die Kirche findet sich gelegentlich die Bezeichnung St Ansgar die aber nicht belegbar ist Korrekt sind die Bezeichnungen Kirche Sinstorf und Sinstorfer Kirche Sinstorfer Kirche SudseiteNeoromanischer Anbau der Westseite Inhaltsverzeichnis 1 Bau und Geschichte 2 Altestes Gebaude Hamburgs 3 Ausstattung 4 Glocken 5 Orgel 6 Kirche heute 7 Fotografien und Karte 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksBau und Geschichte BearbeitenDer erste durch Grabungen aus den 1960er Jahren nachgewiesene Bau einer Kirche in Sinstorf stammt vermutlich aus dem 11 Jahrhundert es handelte sich dabei zunachst um eine Holzkirche 2 Die Zeit der ersten Kirchgrundung wird haufig mit der ersten Halfte des 9 Jahrhunderts angegeben wodurch es immer wieder zu der Vermutung kam dass die Kirche wie auch die nahe gelegene ahnlich alte St Mauritius Kirche in Hittfeld von Bischof Ansgar nach seiner Flucht aus Hamburg vor den Wikingern gegrundet worden sein konnte Einen Nachweis fur diese Theorie gibt es allerdings nicht Vermutlich gab es noch einen weiteren Holzkirchenbau an dieser Stelle da zwei verschiedene Holzpfahlreihen im Boden nachgewiesen werden konnten Um das Jahr 1200 wurde eine dreischiffige Feldsteinbasilika an gleicher Stelle errichtet 2 Diese Kirche diente aufgrund ihrer Lage auf einem Hugel auch als Fluchtkirche Auf dem Gelande um die Kirche konnten Wehrgraben und ein wallgeschutzter Hofbereich nachgewiesen werden Aus dieser Bauphase haben sich an der Nordwand vier romanische Rundbogenfenster erhalten eine Arkadenoffnung nach Osten und Teile des alten Fussbodens liessen sich durch Grabungen nachweisen Zu dieser Zeit wird Sinstorf bereits als Mittelpunkt eines ausgedehnten Kirchspiels erwahnt Nach Zerstorungen wurde die Kirche 1416 in ihre heutige Struktur umgebaut 3 das nordliche Seitenschiff aufgegeben das andere Seitenschiff und das Hauptschiff zu einer einschiffigen Kirche zusammengefasst Der Chor im Osten musste ebenfalls neu gestaltet werden seine Aussenwand ist in der heutigen Ostwand noch eindeutig durch eine gotische Fensternische und funf Blendnischen im alten Giebeldreieck erkennbar Hinweise auf den ursprunglichen Grundriss finden sich auch in zwei vermauerten Arkaden an der Nordseite Im Westen wurde ein Rundturm angebaut Reste der Mauer sind am Dachboden der Kirche noch zu erkennen Urkundlich nachweisbar sind die Nebenaltare der Seitenschiffe 1407 aufgelost worden Um 1660 wurde die Kirche zu einer Saalkirche umgebaut indem der Chor verbreitert und die Trennung zwischen Schiff und Chorbereich aufgehoben wurde Der Rundturm wurde wieder abgerissen und die Fenster in der Sudwand wurden umgestaltet 1690 erganzte man das Gebaude um einen freistehenden holzernen Glockenturm im Sudosten Den Dachreiter uber dem ostlichen Giebel fugte man 1698 hinzu Als bislang letzter Umbau wurde in den Jahren 1906 und 1907 unter Leitung von Karl Mohrmann im Westen der Kirche eine neoromanische Vorhalle angebaut und die Fenster der Sudseite neu unterteilt Im Osten und Suden wurden zum Stutzen der nach aussen neigenden Wande gemauerte Streben an die Kirche gesetzt Seit 1940 steht die Kirche unter Denkmalschutz 2 Als Ende des 20 Jahrhunderts der Boden aufweichte und nachgab erwiesen sich die als Stutzen gedachten Elemente allerdings als zusatzliches Gewicht das entgegen der ursprunglichen Absicht zusatzlichen Zug auf die Wande ausubte Die Kirche wurde in den Jahren 2004 bis 2006 daher an mehreren Stellen mit Zement in Wanden und Fundament verstarkt 4 Der heutige Kirchhof wurde bis 1885 als Friedhof genutzt Einige Grabsteine haben sich bis heute erhalten Altestes Gebaude Hamburgs BearbeitenObwohl der holzerne Grundungsbau der Sinstorfer Kirche aus dem 11 Jahrhundert stammt und der erste Feldsteinbau schon um das Jahr 1200 entstand gilt allgemein der 1310 fertiggestellte Leuchtturm Neuwerk als das alteste Gebaude Hamburgs Immerhin wurde der Leuchtturm originar durch Hamburg auf einem seit 1286 zu Hamburg gehorenden Gelande errichtet und hat sich in seiner ursprunglichen Gestalt bis heute erhalten Demgegenuber kam die Kirche mit Sinstorf erst durch das Gross Hamburg Gesetz von 1937 zu Hamburg und sie hat durch Umbauten uber die Jahrhunderte ihre Substanz und ihr Aussehen stark verandert Trotzdem gehort sie jedenfalls zu den altesten noch stehenden und genutzten Gebauden auf dem heutigen Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg Ausstattung Bearbeiten nbsp Blick zum AltarDie heutige Ausstattung ist barock gepragt Der Altaraufsatz in seiner heutigen Form wird auf das Jahr 1619 datiert Ein ubermaltes alteres Altarbild lasst sich bei gunstigen Lichtverhaltnissen noch erahnen Das neue Altarbild zeigt eine Kreuzigungsszene die um eine Galerie prominenter Sunder 5 erweitert wird wodurch aus der Kreuzigung ein Sinnbild der Sundenvergebung wird An der Kanzel lassen sich Bearbeitungen von 1643 und 1688 nachweisen Die 30 Olbilder an der Empore die Apostel und Propheten darstellen sowie ein Relief des Luneburger Kunstlers Cord Snitker 6 das die Ohnmacht Marias darstellt und aus der Zeit um 1480 stammt kamen im fruhen 17 Jahrhundert in die Kirche Bis 1694 stand eine alte Bronzetaufe in der Kirche die zur Deckung der Bauschulden verkauft werden musste Im Rahmen des Umbaus von 1906 1907 kam die heutige Taufe in die Kirche Die 1906 1907 von den Glasmalern Henning amp Andres in Hannover hergestellten Fenster der Sudwand stellen Szenen aus dem Leben Jesu dar Das dritte Fenster ist das einzige das im Zweiten Weltkrieg nicht zerstort wurde An der Sudwand hangt das stark beschadigte Epitaph des Conrad von Windheim der uber 37 Jahre Prediger in Sinstorf war Unmittelbar neben dem Altar befindet sich die Grabplatte des Kommandanten der Festung Harburg Generalleutnant Anton Ulrich Braun 1704 1780 7 dem die Kirche eine grossere Schenkung verdankt Glocken BearbeitenDie alteste Glocke goss der Hamburger Glockengiesser Johann Nicolaus Bieber am 9 Juni 1773 aus einer damals bereits 299 Jahre alten Glocke neu Diese Glocke wurde zwar 1943 zu Rustungszwecken abgegeben kam aber am 24 April 1947 unbeschadigt an die Gemeinde zuruck Zwei andere Glocken eine Schlagglocke von 1699 und eine kleinere Glocke von 1835 wurden im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen Die kleinere Glocke stammt aus dem Jahr 1931 Orgel Bearbeiten nbsp OrgelSeit 1691 sind Orgeln in der Kirche belegt Seitdem waren drei Neubauten notig in den Jahren 1867 1938 dieses Instrument wurde im Zweiten Weltkrieg beschadigt und 1976 Damals erfolgte ein Neubau durch die Werkstatt von Rudolf von Beckerath Orgelbau Die heutige Disposition lautet 8 I Hauptwerk C g31 Prinzipal 8 2 Rohrflote 8 3 Oktave 4 4 Waldflote 2 5 Sesquialtera II6 Mixtur IV II Oberwerk C g37 Gedackt 8 8 Rohrflote 4 9 Prinzipal 2 10 Quinte 1 1 3 11 Trompete 8 Tremulant Pedal C f112 Subbass 16 13 Offenflote 8 14 Choralbass 4 15 Fagott 16 3 Normalkoppeln II I I P II P ZimbelsternKirche heute BearbeitenDie Kirche ist wegen ihrer altertumlichen Ausstrahlung als Hochzeitskirche sehr beliebt Zur Gemeinde gehoren zwei Pfarrstellen mehrere Bibelkreise Senioren Erwachsenen Kinder und Jugendgruppen sowie der Stamm Bischof Ansgar des VCP Fotografien und Karte Bearbeiten53 424418 9 974846 Koordinaten 53 25 27 9 N 9 58 29 4 O nbsp nbsp Kirche Sinstorf nbsp Freistehender holzerner Glockenturm Glockenstapel nbsp Nordseite nbsp Turm uber dem Ostgiebel nbsp Altar nbsp Empore und Orgel nbsp Bildergalerie an der SeitenemporeLiteratur BearbeitenRalf Lange Architektur in Hamburg Junius Verlag Hamburg 2008 ISBN 978 3 88506 586 9 S 315 Matthias Gretzschel Hamburgs Kirchen Geschichte Architektur und Angebote Axel Springer Verlag Hamburg 2013 ISBN 978 3 86370 116 1 S 286 291 Friedhelm Grundmann Thomas Helms Wenn Steine predigen Medien Verlag Schubert Hamburg 1993 ISBN 3 929229 14 5 S 31 38 f Georg Timm Lars Lemke 1150 Jahre Kirche zu Sinstorf Hrsg Kirchengemeinde Hamburg Sinstorf 2 Auflage Eigenverlag Hamburg 1998 Einzelnachweise Bearbeiten Friedhelm Grundmann Thomas Helms Wenn Steine predigen Medien Verlag Schubert Hamburg 1993 ISBN 3 929229 14 5 S 31 a b c Denkmalliste der Freien und Hansestadt Hamburg Stand 23 Marz 2009 Nr 149 Seite 188 Kirchengebaude mit Innenausstattung insbesondere Kanzel Altar Bildwerk und Plastiken nebst freistehendem holzernen Glockenturm Feldsteinkirche aus der 2 Halfte des 12 Jahrhunderts Teile der Nordwand evtl schon fruher Beim Umbau 1906 traten Reste eines romanischen Feldsteinturmes Mitte 12 Jahrhundert im mittleren Teil der Westwand zutage Vor der alten Feldsteinwand neue Vorhalle und Haupteingang im neuen gotischen Stil 1906 07 Ostwand im oberen Teil in Backstein mit gotischen Blendnischen 14 Jahrhundert Chorerweiterung mit Dachreiter von 1698 Pfannengedecktes Satteldach Denkmalliste Stand 29 Juli 2014 ID 28188 Kirchengebaude Datierung 1200 um 1906 1907 Umbau Entwurf Nicht ermittelbar Mohrmann Karl Umbau 1906 1907 Das Dehio Handbuch Hamburg Schleswig Holstein 1971 bearbeitet von Johannes Habich Seite 77 beschreibt die 1906 1907 angebaute Vorhalle demgegenuber zutreffend als neuromanisch und teilt zur 1963 67 durch Grabungen weitgehend geklart en Baugeschichte mit der Grundungsbau aus Holz vermutlich des 11 Jahrhundert sei im 12 oder fruhen 13 Jahrhundert durch eine Feldsteinbasilika mit Kastenchor und flach geschlossenen Seitenschiffen ersetzt worden Ebenso Hermann Hipp DuMont Kunstreisefuhrer 3 Auflage Hamburg 1996 S 520 Ihre Baugeschichte lasst sich erganzt durch Grabungsergebnisse der sechziger Jahre am bestehenden Bauwerk gut ablesen Sichtbar sind Mauern vom Langhaus eines wohl um 1200 errichteten Feldsteinneubaus Hermann Hipp DuMont Kunstreisefuhrer 3 Auflage Hamburg 1996 S 520 Adolf Brockmann Sinstorfer Kirche eine Baustelle In Hamburger Abendblatt Matthias Gretzschel Hamburgs Kirchen Geschichte Architektur und Angebote Axel Springer Verlag Hamburg 2013 ISBN 978 3 86370 116 1 S 289 Willi Meyne Ein Passionsrelief in Sinstorf und verwandte Arbeiten aus der Werkstatt des Luneburger Meisters Cord Snitker In Harburger Jahrbuch 3 1948 S 22 ff sub uni hamburg de Memento des Originals vom 31 Mai 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www sub uni hamburg de Barbara Leisner Norbert Fischer Der Friedhofsfuhrer Christians Verlag Hamburg 1994 ISBN 3 7672 1215 3 S 186 Eintrag in der Orgeldatenbank orgbase nl Abgerufen am 14 April 2014 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kirche Sinstorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Kirchengemeinde Sinstorf Verzeichnis der Kulturdenkmaler der Stadt Hamburg Die Tausendjahrige Kirche in Sinstorf historische Uberlieferungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirche Sinstorf amp oldid 224497200