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Das keltische Munzwesen bezeichnet die Munzpragung der Kelten im Zeitraum von ca 300 v Chr bis zur Zeitenwende Die wichtigsten Quellen bei der Erforschung der Kelten sind aufgrund ihrer fehlenden Eigenliteratur archaologische Funde allen voran Munzen Die keltischen Munzen bilden einen eigenstandigen Teilbereich der Numismatik Keltische Nachahmung des Viertelstater Philipps II Inhaltsverzeichnis 1 Die Entwicklung 2 Zeitliche und regionale Unterschiede 2 1 Verwendete Munzmetalle 2 2 Stilistische Unterschiede 3 Pragetechnik 4 Symbolik 5 Literatur 6 Siehe auch 7 Weblink 8 EinzelnachweiseDie Entwicklung BearbeitenDie ersten keltischen Munzen lassen sich ungefahr auf das Jahr 300 v Chr datieren Da auf diesen jedoch keine Pragedaten oder ahnliche Kennzeichnungen vorhanden sind muss sich eine solche Datierung auf andere Gegenstande im selben Fund stutzen Bei der Entstehung der keltischen Munzpragung spielt vor allem der Handel mit den Griechen eine wichtige Rolle Stadte wie die griechische Koloniestadt Massalia entwickelten sich uber die Jahrhunderte zu lebhaften Handelsdomanen Galliens Doch gerade hier stiess der in Gallien weit verbreitete Tauschhandel immer mehr auf Probleme da sich im griechischen Einflussgebiet bereits das Munzwesen etabliert hatte Zudem wurden auch die Solde von in Griechenland oder Rom stationierten gallischen Soldnern in Munzen ausgezahlt Vermutlich durch diese Umstande angeregt ubernahmen die Kelten das Munzgeld als Zahlungsmittel Wer die keltischen Pragungen veranlasst hat ist mangels Quellen nur zu vermuten Da uns die Namen der Stammesfursten welche uns aus Caesars Commentarii bekannt sind ganz oder in Abkurzungen auf den Tetradrachmen auch Viertelstater genannt begegnen ist anzunehmen dass es sich bei den Fursten auch um eine Art Prageherren handelt 1 Dafur sprechen auch einige seltene norische Munzen auf denen die Namen der Fursten im Abschnitt gepragt sind nbsp Namen keltischer Fursten auf norischen Munzen Romermuseum Teurnia nbsp Potinmunze der Senonen Kopfseite ca 50 v Chr nbsp Potinmunze der Senonen Ruckseite mit Pferd ca 50 v Chr nbsp griechische Drachme links keltische Nachahmung rechts Portraitseiten nbsp Ruckseiten griech Drachme links und keltische Nachpragung rechts Zeitliche und regionale Unterschiede Bearbeiten nbsp Zeitraum von ca 300 v Chr bis zur Zeitenwende Verwendete Munzmetalle Bearbeiten Systematische Auswertungen von Grabfunden haben ergeben dass in der keltischen Munzpragung im Laufe der Zeit unterschiedliche Metalle verwendet wurden Im Gegensatz zu den griechischen oder romischen Munzen waren die ersten keltischen Munzen aus Gold Diese Goldmunzen wurden bis zur Mitte des 1 Jahrhunderts v Chr gepragt und dienten zunachst wahrscheinlich lediglich dem Informationsaustausch sowie als Schatzgeld Ab der Mitte des 2 Jahrhunderts v Chr bis zur romischen Eroberung Galliens wurden auch Silbermunzen gepragt Spatestens zu Beginn des 1 Jahrhunderts v Chr war zumindest die westliche gallische Oppidakultur dazu ubergegangen Munzen aus Gold Silber und Bronze zu pragen Die typische Legierung aus Kupfer und Zinn wird als keltische Munzbronze bezeichnet 2 Die franzosische Sprache kennt dafur die Bezeichnung Potin und unterscheidet zwischen Potin gris und Potin jaune 3 Die keltischen Munzen bilden kein einheitliches Munzsystem Im ostkeltischen Raum und am Mittelmeer dominierte Silber als Munzmetall im Westen hingegen Gold Stilistische Unterschiede Bearbeiten Keltische Stamme die im 9 Jahrhundert vor Christus nach Spanien eingewandert waren lebten ab ca 200 v Chr in den romischen Provinzen Hispania citerior und Hispania ulterior Seitdem begannen dort auch eigene Munzpragungen der Stadte die haufig von griechischen und romischen Vorbildern beeinflusst waren 4 Die im nordlichen Spanien gepragten Keltenmunzen orientierten sich deshalb in den Nominalen vor allem Denare und Asse und in der Gestaltung stark an den Vorbildern der Romischen Republik und der fruhen Kaiserzeit Auch wenn die Silberdenare mit einem bartigen Mannerkopf auf der Portraitseite nur grob dem behelmten Romakopf der Republikdenare gleichen ist der auf der Ruckseite gezeigte Reiter mit eingelegter Lanze den ebenso dargestellten Dioskuren der Republikdenare sehr ahnlich Auch die Asse aus Bronze gleichen mit der Gestaltung des Portrats und der lateinischen Beschriftung den romischen Vorbildern Das gilt insbesondere fur Munzen die in Stadten mit dem Status municipium z B Gades gepragt wurden und das Portrat des Augustus oder spater des Tiberius trugen In Gallien sind unterschiedliche Einflusse erkennbar Die von Griechen gegrundete Stadt Massalia pragte Drachmen und Obole mit dem Brustbild der Artemis und folgte damit den Vorbildern Griechenlands Die Munzen der romischen Kolonien Nemausus heute Nimes oder der Provinzhauptstadt Lugdunum gehorten zum romischen Munzsystem Dagegen sind die Pragungen der gallischen Stamme vor der romischen Besetzung in einem eigenen Stil mit einer starken Stilisierung meistens Kopfe und Pferde versehen worden Der gallobelgische Stamm war nach Britannien emigriert Eine 40 20 v Chr gepragte Munze zeigt ein galoppierendes Pferd uber einem achtspeichigen Rad Einen hohen Grad der Stilisierung zeigten auch die bekanntesten Goldmunzen keltischer Pragung die so genannten Regenbogenschusselchen im sudgermanischen Siedlungsraum meistens mit einem Halbkranz oder einem Vogelkopf auf der Vorderseite und Kugeln gelegentlich in einem Torques auf der Ruckseite Daneben wurden Silberquinare gepragt die haufig stilisierte Buschel und Pferde oder auch das tanzende Mannlein zeigen Ein Munzfund aus Duderstadt bei Gottingen besteht aus einer schusselformigen Goldmunze die einen Stater der Remer darstellt In Oberitalien wurden wie in Massalia griechische Drachmen imitiert wahrend die sogenannten Ostkelten Drachmen und Tetradrachmen von Philipps II seinem Sohn Alexander dem Grossen und der Insel Thasos als Vorbilder nahmen Grob zusammengefasst folgten westkeltische Munzen entweder romischen oder griechischen Vorbildern ohne oder mit geringerer Stilisierung Ostkeltische Munzen folgten hellenistischen Vorbildern mit erheblicher Stilisierung Nach einem rein keltischen Stil sind die Munzen der gallischen Stamme vor der romischen Besetzung und der in Sudgermanien gestaltet Grundsatzlich hat der Abstraktionsgrad keltischer Munzen im Lauf der Zeit zugenommen Das heisst Je abstrakter das gezeigte Munzbild ist desto wahrscheinlicher ist die Munze jungeren Datums 5 nbsp keltisches As Bronze aus Obulco Vorderseite um 100 v Chr nbsp keltisches As aus Obulco RuckseitePragetechnik BearbeitenDas Pragen von Munzen lehnte sich technisch an andere Kulturen an Zunachst wurden Munzrohlinge so genannte Schrotlinge hergestellt Dazu wurden mit kleinen Mulden versehene Tontafeln die Tupfelplatten mit genau abgewogenen Metallmengen bestuckt um welche ein Holzkohlefeuer geschurt wurde Sobald das Metall geschmolzen war liess man es abkuhlen Waren die Schrotlinge erkaltet so wurden sie mit einem Munzstempel und einem Hammer gepragt Hammerpragung Der Munzstempel bestand aus einem Bronzekern der das Motiv trug sowie einem Eisenring der den Bronzekern vor dem Springen bewahrte An der Ruckseite befand sich oft ein Dorn der den Stempel mit einer Werkunterlage verbinden konnte Ausser dem Munzstempel wurden auch andere Werkzeuge benotigt Um einen abgenutzten Stempel nachzuschneiden benotigte der Stempelschneider Stichel Feilen und Zangen Auch Gusstiegel Blasebalge sowie Feinwaagen wurden benotigt 6 Symbolik Bearbeiten nbsp Keltische Munze als Beispiel ihrer Symbolik Manche Forscher sind der Auffassung in den Munzbildern sei eine keltische Symbolik kodiert ahnlich wie in den Munzen des Mittelmeerraumes ja auch gewisse Inhalte dargestellt sind Die Grenzen der wissenschaftlich numismatisch gefuhrten Interpretation sind sehr eng Verfechter der Symbolik Theorie dehnen diese Grenze erheblich auf und verlassen dabei oft den Raum der gesicherten Erkenntnisse Folgendes wird von den Verfechtern der Symbolik Theorie vertreten Im Lauf der Zeit veranderten sich die ursprunglichen Motive der Munzen bis zur Unkenntlichkeit und wurden auch teilweise durch eigene ersetzt Schon in fruhen Nachpragungen waren die Munzbilder von keltischer Symbolik dominiert Im Gegensatz zu den Munzen anderer Kulturen bilden die Kelten keine Korper sondern Geister ab Die Munzen dienten nicht nur als Zahlungsmittel sondern waren vor allem Trager mystischer und religioser Zeichen Das am haufigsten vorkommende Symbol ist der Kreis oder die Kugel Dieses Symbol entspricht dem Schlangenei welches Plinius der Altere erwahnt 7 Es steht fur Fruchtbarkeit und die 1 in der keltischen Zahlensymbolik Da alle anderen Zahlen durch die 1 darstellbar sind steht sie somit auch fur die Gesamtheit der keltischen Mystik Zwei Halbkugeln sowie die Mandel und die Sichelform symbolisieren den Mond die Fruchtbarkeit und das Weibliche 8 Drei Kugeln stehen fur die Sonne teilweise auch durch ein Rad oder eine Triskele dargestellt 9 Literatur BearbeitenGisela Forschner Die Munzen der Kelten Ausstellung der Bestande des Munzkabinetts Kleine Schriften des Historischen Museums Frankfurt am Main Band 18 Verlag Gutenberg Melsungen 1983 ISBN 3 87280 019 1 Andres Furger Felix Muller Hrsg Gold der Helvetier Keltische Kostbarkeiten aus der Schweiz Schweizerisches Landesmuseum Zurich 1991 Ausstellungskatalog Schweizerisches Landesmuseum 16 Februar bis 12 Mai 1991 Julia Genechesi Lionel Pernet Hrsg Les Celtes et la monnaie Des Grecs aux surrealistes Kantonalmuseum fur Archaologie und Geschichte Lausanne 2017 ISBN 978 2 88474 397 6 Hans Jorg Kellner Die Forschungssituation zum Munzwesen der Kelten In Karl Horst Schmidt Hrsg Geschichte und Kultur der Kelten History and culture of the Celts Winter Heidelberg 1986 ISBN 3 533 03643 X Lancelot Lengyel Das geheime Wissen der Kelten Entratselt aus druidisch keltischer Mythik und Symbolik Bauer Freiburg 1976 ISBN 3 7626 0200 X Karl Pink Einfuhrung in die keltische Munzkunde Mit besonderer Berucksichtigung des osterreichischen Raumes 3 durchgesehene und erweiterte Auflage Bearbeitet von Robert Gobl Deuticke Wien 1974 ISBN 3 7005 4399 9 Hans Reeh Die Symbolik keltischer Munzen online PDF 4 4 MB Siehe auch BearbeitenRegenbogenschusselchenWeblink Bearbeiten nbsp Commons Celtic coins Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Kellner S 219 Vgl Kellner S 233 s Bronze Gisela Forschner Die Munzen der Kelten Kleine Schriften des Historischen Museums Frankfurt am Main Band 18 S 14 Florian Haymann Antike Munzen sammeln Battenberg Verlag 2016 S 129 Furger amp Muller S 87 Lengyel S 38 ff Lengyel S 60 ff Lengyel S 66 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Keltisches Munzwesen amp oldid 213120753