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Die Keltensammlung des Landesmuseums Wurttemberg ist eine Teilsammlung des Landesmuseums Seit 2016 heisst diese Schausammlung Wahre Schatze Kelten und hat den Untertitel Prunkgraber und Machtzentren des 7 bis 5 Jahrhunderts vor Christus in Wurttemberg Die Prasentation ist eine Gesamtschau zur Kultur der fruhen Kelten in Sudwestdeutschland und ihrer Vernetzung im prahistorischen Europa Das Landesmuseum verfugt mit dieser Teilsammlung uber einen der weltweit wichtigsten Bestande zu dieser Epoche Die Machtzentren sogenannte Furstensitze dieser keltischen Fruhzeit sind gepragt durch monumentale Befestigungen grosse Grabhugel in deren naherer Umgebung reprasentative Bauten und Importwaren aus dem Mittelmeerraum Die Beigaben aus den zahlreichen Prunkgrabern sind von einzigartiger Bedeutung fur die europaische Archaologie und Kulturgeschichte Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Sammlung und Prasentation 2 1 Aufbau der fruhkeltischen Gesellschaft 2 2 Fruhkeltische Machtzentren sogenannte Furstensitze 2 3 Prasentierte Funde aus Prunkgrabern der keltischen Elite 2 3 1 Der Schwerttrager von Gomadingen 2 3 2 Das Prunkgrab von Inzigkofen Vilsingen 2 3 3 Das Prunkgrab von Hochdorf 2 3 4 Die Prunkgraber von Stuttgart Bad Cannstatt 2 3 5 Der Romerhugel von Ludwigsburg 2 3 6 Der Grafenbuhl beim Hohenasperg 2 3 7 Das Furstengrab des Kleinaspergle Zeichen eines neuen Stils und einer neuen Zeit 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSchon im 16 Jahrhundert gab es aufsehenerregende Funde von goldenen Objekten aus der Nahe des Hohenasperg Die Nachricht davon fuhrte zu einer ersten offiziellen Grabung Bis weit in das 19 Jahrhundert waren Schatzgraber oder private Liebhaberforscher kennzeichnend fur die Vorgeschichtsforschung die noch keinerlei Wert auf die Erfassung und Auswertung des Fundkontextes legten Auch die Altertumsvereine die in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts entstanden waren noch nicht wissenschaftlich orientiert Erst die Neuschaffung des Amtes des Konservators der Kunst und Altertumsdenkmale 1858 brachte in Wurttemberg die Wende Auf sein Betreiben hin erfolgte im Jahr 1862 die Grundung der Besonderen Sammlung vaterlandischer Kunst und Alterthums Denkmale dem heutigen Landesmuseum Wurttemberg durch Konig Wilhelm I das war der entscheidende Fortschritt Diese Institutionalisierung fuhrte zu Grabungen die vom Landeskonservator begleitet oder initiiert waren und damit endeten dass die Funde in den Bestand der Sammlung ubergingen Erganzt wurden diese Funde durch die Ubergabe oder Ankaufe sowie Schenkungen von Einzelstucken und Sammlungen von Privatpersonen und Vereinen Die bemerkenswerteste war die Eigentumsubereignung der Sammlung des Wurttembergischen Altertumsvereins Ab 1917 unterstutzte die ausserordentliche Professur fur Urgeschichte an der Universitat Tubingen die Keltenforschung 1921 fanden die ersten Grabungen auf der Heuneburg bei Hundersingen Kreis Sigmaringen statt Die systematische Erforschung und Bestimmung der Heuneburg als Furstensitz begann erst in den 1950er Jahren Erst nach dem Krieg eroffnete die Weiterentwicklung der Grabungstechnik und die naturwissenschaftliche Analyse der Funde neue Genauigkeiten in der Bestimmung des Materials und der zeitlichen Datierung der Funde 1 Sammlung und Prasentation BearbeitenDie Schausammlung Wahre Schatze Kelten ist seit Mai 2016 neu konzipiert und stellt eine moderne Prasentation der fruhen keltischen Zeit dar Da die fruhkeltische Gesellschaft der Hallstattkultur keine schriftlichen Uberlieferungen aufweist kann man sie nur anhand der archaologischen Befunde fassen und sich deswegen deren Aufbau nur vage vorstellen Diese archaologischen Befunde sind in beeindruckender und anschaulicher Weise dargestellt Aufbau der fruhkeltischen Gesellschaft Bearbeiten nbsp Aufbau der fruhkeltischen Gesellschaft unterschiedlich wertvolle Grabbeigaben Da die reichen Goldbeigaben der in rascher Folge aufgedeckten Prunkgraber auf eine uberragende gesellschaftliche Stellung der Bestatteten hinwiesen sahen die Pioniere der Archaologie in ihnen Fursten Dieser Begriff fuhrt aber in die Irre weil er in einem ganz anderen historischen Zusammenhang verwendet wird Es handelte sich wohl um Reprasentanten der wohlhabendsten und machtigsten Familien der Eliten die uber Generationen hinweg diese Stellung aufgebaut hatten Es gibt Hugelgraber die als Grabmonumente mit enormem Aufwand errichtet wurden Diesen stehen einfacher ausgestattete Korpergraber gegenuber Wieder andere Tote wurden verbrannt und sogar vollig ohne Beigaben beigesetzt Diese vielfache Abstufung deutet auf eine stark gegliederte Gesellschaft hin deren Spitze die Verstorbenen in den fruher sogenannten Furstengrabern reprasentieren Man kann sie wohl besser als Prunkgraber der Elite bezeichnen in denen viel Gold sowie kostbare Gerate und Gebrauchsgegenstande als Beigaben gefunden wurden Diese reiche und machtige Elite sass wohl in den Zentralorten den sogenannten Furstensitzen In der Nahe oder Umgebung dieser oft gut befestigten Orte befinden sich auch die Grabhugel der prunkvollen Elitegraber Die wichtigsten Funde aus diesen wurttembergischen Prunkgrabern sind in der Ausstellung zu sehen nbsp Der Krieger von Hirschlanden mit typischen Rangabzeichen der fruhkeltischen Elite die Figur daneben illustriert sieFruhkeltische Machtzentren sogenannte Furstensitze Bearbeiten In Wurttemberg gibt es drei solcher Machtzentren Der Hohenasperg bei Ludwigsburg der Ipf am Rande des Nordlinger Rieses und die Heuneburg an der oberen Donau Diese ist in der Ausstellung genauer dargestellt Es ist denkbar dass die Heuneburg die vom griechischen Geschichtsschreiber Herodot genannte Stadt Pyrene ist Jedenfalls zeigen die Darstellungen in der Ausstellung die eindrucksvollen Befestigungswerke die Ausdruck der Macht und des Prestiges der hier herrschenden Elite und ihrer Familien waren Prasentierte Funde aus Prunkgrabern der keltischen Elite Bearbeiten In ungefahr historisch richtiger zeitlicher Folge werden die Funde aus den wurttembergischen Elitegrabern prasentiert Der Schwerttrager von Gomadingen Bearbeiten Diese Funde stammen aus einem Grab des 7 Jahrhunderts v Chr Der goldplattierte Griff des beigegebenen Hiebschwerts Statursymbol und ein Service aus neun reich verzierten Gefassen zeigen den Anfang der Entwicklung zum Prunkgrab Das Prunkgrab von Inzigkofen Vilsingen Bearbeiten Die wenigen Reste dieser Bestattung lassen es als eines der ersten fruhkeltischen Prunkgraber erscheinen Es weist schon eine komplette Gefassausstattung fur ein Gelage auf unter anderem eine Bronzekanne die schon lange Zeit im Gebrauch gewesen war Das Prunkgrab von Hochdorf Bearbeiten nbsp Nachbildung der GrabkammerDie Entdeckung dieses Grabs im Jahr 1978 79 war einzigartig weil man zum ersten Male ein fruhkeltisches Elitegrab vollstandig untersuchen konnte Der ausserordentlich gute Erhaltungszustand der Grabkammer und der Funde erlaubten Einblicke in die Welt der fruhen Kelten die zuvor nicht moglich waren ImKeltenmuseum Hochdo wirdfo die Grabkammer in einer Nachbildung gezeird Einzigartig ist bis heute das grosse Bronzesofa das dem Bestatteten als Totenliege diente Es wird von acht Frauenfigurchen getragen die auf Radchen stehen Auch der gut erhaltene Prunkwagen ist ein Hohepunkt des fruhkeltischen Wagner und Schmiedehandwerks Der Bronzekessel ist ebenfalls sehr eindrucksvoll er ist aus Altteilen die teilweise von etruskischen Handwerkern hergestellt wurden zusammengesetzt und hatte wohl schon eine bewegte Geschichte hinter sich als man ihn im Grab neben dem Sofa platzierte Weiterhin wurden ein Trink und Speiseservice fur neun Personen gefunden und viele personliche Ausstattungsstucke des Bestatteten Dieses Prunkgrab in seiner Vielfalt und mit seinen differenzierten Aussagen uber die keltische Elite stellt einen der Hohepunkte der Keltensammlung dar nbsp Der Wagen von HochdorfDie Prunkgraber von Stuttgart Bad Cannstatt Bearbeiten In den Jahren 1934 und 1937 wurden jenseits des Neckars 12 km von Hohenasperg entfernt zwei fruhkeltische Furstengraber entdeckt Sie zeigen mit den Goldfunden die typischen Ausstattungsmerkmale der keltischen Elite Der Romerhugel von Ludwigsburg Bearbeiten Schon 1877 stiess man am Sudrand von Ludwigsburg beim Einbau eines Wasserbehalters in den Romerhugel auf ein uberaus reiches fruhkeltisches Prunkgrab Das Nebengrab im gleichen Romerhugel entspricht in vielen Details dem Ensemble aus dem Elitegrab von Hochdorf Die grosse Ahnlichkeit der Ausstattungsgegenstande legt eine zeitliche Nahe zur Hochdorfer Bestattung nahe Der Grafenbuhl beim Hohenasperg Bearbeiten nbsp Sphinx aus TarentDer 650 Meter sudostlich des Hohenasperg gelegene Grafenbuhl wurde in den Jahren 1964 65 untersucht Die Grabkammer war aber bereits in der Antike fast vollstandig geplundert worden Jedoch zeigen die sparlichen Reste dass der Hugel einst eines der prunkvollsten fruhkeltischen Graber Suddeutschlands barg Es war noch kostbarer ausgestattet als das Hochdorfer Grab Fragmente mediterraner Mobelstucke in Gestalt von Einlagen und Intarsien aus Elfenbein Bernstein und Knochen sowie reiches zum Teil importiertes Trinkservice Reste eines vierradrigen eisenbeschlagenen Wagens und goldverzierte Fibeln und Gurtelschnallen zeugen vom Reichtum des Bestatteten Zu den bedeutendsten Stucken gehoren zwei kleine Sphingen aus Hirschhorn und Elfenbein mit Bernsteingesichtern die 600 v Chr in Tarent gefertigt wurden und einst ein Kastchen oder ein Mobelstuck zierten Das Furstengrab des Kleinaspergle Zeichen eines neuen Stils und einer neuen Zeit Bearbeiten Schon im Jahre 1879 grub Oscar Fraas in bergmannischer Weise das Zentralgrab aus das vollig beraubt war Aber in einer Nebenkammer wurde ein intaktes reich ausgestattetes Prunkgrab aus der zweiten Halfte des 5 Jahrhunderts vor Chr der Fruhlatenezeit entdeckt Die Ornamente zeigen schon den eigenstandig weiterentwickelten Stil der neuen Epoche Dieses Grab markiert den Ubergang zum fruhen Latenestil Nur ein Beispiel ist die goldplattierte Zierscheibe die entweder auf Leder oder auf Stoff angebracht war und ein reiches Dekor aufweist und mittels eines Zirkels konstruiert wurde nbsp Der rekonstruierte Grabhugel von Hochdorf nbsp Luftaufnahme des Grabhugels von Hochdorf nbsp Das Kleinaspergle ein Elitegrab der Latenezeit nbsp Die Heuneburg ein befestigter Sitz der keltischen Elite nbsp Heuneburg Elitegraber sog Furstengraber nbsp Die Totenliege im Prunkgrab von Hochdorf nbsp Bronzekessel aus HochdorfLiteratur BearbeitenHoppe Thomas Katrin Ludwig Wahre Schatze Kelten Prunkgraber und Machtzentren des 7 bis 5 Jahrhunderts vor Christus in Wurttemberg Hrsg vom Landesmuseum Wurttemberg Stuttgart 2016 ISBN 978 3 7995 1141 4 Die Welt der Kelten Zentren der Macht Kostbarkeiten der Kunst Hrsg vom Archaologischen Landesmuseum Baden Wurttemberg dem Landesmuseum Wurttemberg und dem Landesamt fur Denkmalpflege im Regierungsprasidium Stuttgart Jan Thorbecke Ostfildern 2012 ISBN 978 3 7995 0752 3 Die Heuneburg keltischer Furstensitz an der oberen Donau Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Baden Wurttemberg Band 28 Hrsg vom Landesamt fur Denkmalpflege im Regierungsprasidium Stuttgart Freiburg im Breisgau 2015 ISBN 978 3 8062 2975 2 Weblinks BearbeitenLandesmuseum Wurttemberg Eisenzeit Landesmuseum Wurttemberg Wahre Schatze Keltenstadt HeuneburgEinzelnachweise Bearbeiten Hoppe Thomas Katrin Ludwig Wahre Schatze Kelten Prunkgraber und Machtzentren des 7 bis 5 Jahrhunderts vor Christus in Wurttemberg Hrsg vom Landesmuseum Wurttemberg Stuttgart 2016 ISBN 978 3 7995 1141 4 S 11 17 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Keltensammlung des Landesmuseums Wurttemberg amp oldid 238722904