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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Kazimierz Begriffsklarung aufgefuhrt Kazimierz kaˈʑimʲɛʃ deutsch Kasimir ist ein Stadtteil von Krakau in Polen Er liegt sudostlich der Altstadt und wie diese am linken Ufer der Weichsel Kazimierz war von 1335 bis 1800 eine eigenstandige Stadt Dazu gehorte auch das judische Viertel im Osten mit zahlreichen Synagogen UberblickHeute ist es uberwiegend saniert und zu einem Anziehungspunkt fur in und auslandische Besucher geworden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Stadt Kazimierz 1 2 Judische Siedlung 1 3 Stadtteil von Krakau 1 4 NS Regime und Deutsche Besatzung 1 5 Seit 1945 2 Sehenswurdigkeiten 3 Veranstaltungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenStadt Kazimierz Bearbeiten nbsp Marktplatz mit judischem Restaurant in KazimierzDie Siedlung Kazimierz entstand aus einigen Dorfern in der Nahe von Krakau und wurde nach Konig Kasimir dem Grossen benannt 1 1335 erhielt die Siedlung das Stadtrecht nach Magdeburger Recht Die Stadt erhielt Wehranlagen und drei Kirchen die gotische Katharinenkirche die ebenfalls gotische Fronleichnamskirche sowie die barocke Klosterkirche Skalka die an Stelle eines alten slawischen Heiligtums gebaut und Station der Pilgerzuge vor der Konigskronung wurde Unter Kasimir Jagiello wurde die Fronleichnamskirche den Augustiner Chorherren vom Lateran sogenannten Regularkanonikern ubergeben in deren Besitz sie sich noch immer befindet Am 24 Januar 2005 hat Papst Johannes Paul II die Fronleichnamskirche in den Rang einer Basilica minor erhoben 2 Siehe auch Dreifaltigkeitskirche Krakau Kazimierz Judische Siedlung Bearbeiten nbsp Hohe SynagogeSiehe auch Geschichte der Juden in Krakau 1494 liess Konig Jan Olbracht nach Pogromen in Krakau die dortigen Juden nach Kazimierz umsiedeln 3 Es entstand eine eigene judische Siedlung oppidum Judaeorum im Osten der Stadt 4 Diese wurde von einer Mauer umgeben und bildete bis ins 18 Jahrhundert die kleinere Teilstadt von Kazimierz neben dem grosseren christlichen Stadtteil im Westen deren Einwohner wenig Beruhrung hatten Kazimierz wurde zum kulturellen und religiosen Zentrum der Juden in Polen 1497 entstand die erste Synagoge 1521 die erste hebraische Druckerei Polens Gelehrte wie Jakob Pollak und Moses Isserles kamen nach Kazimierz und in der dortigen Talmud Schule die ihre Schuler europaweit anzog wurden Rabbiner fur ganz Polen ausgebildet 1553 wurde die Remuh Synagoge gebaut Die grosste Bedeutung der bis heute bestehenden sieben Gotteshauser hatten die Alte Synagoge und die 1638 bis 1641 errichtete Isaak Synagoge Der Zuzug von Juden aus dem westlichen Europa vor allem Bohmen Deutschland Spanien und Italien wurde so stark dass die judische Gemeinde erreichte dass 1568 Christen die Ansiedlung im judischen Stadtteil verboten wurde 5 1795 kam Kazimierz im Zuge der Dritten Polnischen Teilung an die Habsburgermonarchie was die Lage der judischen Bevolkerung verschlechterte Sie wurde ghettoisiert indem ihr etwa der Handel nur innerhalb ihrer Siedlung frei gestattet wurde ihnen deutsche Nachnamen und Schulbildung vorgeschrieben wurden und nur die etwa 1 5 Prozent der damals 13 000 Gemeindemitglieder die als Wissenschaftler oder Kunstler anerkannt wurden das Burgerrecht erhielten 6 Stadtteil von Krakau Bearbeiten nbsp Karte von Krakau mit Kazimierz 1891 Norden ist links Um 1800 wurde Kazimierz als Stadtteil nach Krakau eingemeindet Vom Wiener Kongress 1815 bis zur Annexion durch Osterreich 1846 gehorte Kazimierz zur Freien Stadt Krakau In dieser Zeit wurden 1822 die Mauern um das Viertel abgetragen Juden konnten sich daraufhin grundsatzlich in ganz Krakau niederlassen Der Grossteil der judischen Gemeinde von denen viele in Armut lebten blieb jedoch unter dem Einfluss der dortigen orthodoxen Rabbiner unter sich auch als die rechtlichen Beschrankungen im Lauf des 19 Jahrhunderts gelockert wurden und insbesondere durch die liberale Verfassung Osterreich Ungarns von 1867 alle Juden gleiche staatsburgerliche Rechte erhielten judische Emanzipation Vorwiegend einige Intellektuelle und Kaufleute assimilierten sich verliessen das Viertel und traten teilweise zum Christentum uber Dieter Schenk bezeichnet den damaligen Ort als Schnittstelle der Ost und Westjuden Der Stadtteil Kazimierz insgesamt war wahrend der osterreichischen Herrschaft eines der Zentren der politischen Widerstands und Befreiungsbewegungen 7 Im 19 Jahrhundert wurde das von judischen Geschaften und Markten gepragte Viertel teilweise umgebaut Beispielsweise wurde der sogenannte Libuszhof abgerissen um Platz fur den Neuen Markt Plac Nowy zu machen in dessen Mitte 1900 eine rondellformige Markthalle mit koscherem Schlachthaus errichtet wurde Nach einem Plan des Krakauer Burgermeisters Joseph Dietl wurde 1878 80 die Alte Weichsel die zwischen Kazimierz und Krakau verlief zugeschuttet und durch eine Promenade ersetzt NS Regime und Deutsche Besatzung Bearbeiten Nach den Novemberpogromen 1938 fluchteten einige Juden aus dem Deutschen Reich unter dem NS Regime nach Krakau und errichteten im Westteil Kazimierzs ein modernes Wohnviertel das Klein Berlin genannt wurde 8 Die judische Gemeinde von Kazimierz wurde nach der Besatzung Krakaus durch die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg zunachst ab Marz 1941 in das Krakauer Ghetto in Podgorze umgesiedelt insgesamt lebten in Krakau zu der Zeit etwa 64 000 Juden ein Viertel der Stadtbevolkerung Die Mitglieder der Gemeinde wurden in der Folge fast alle ermordet in drei Liquidationswellen wurden sie laut der Historikerin Erica T Lehrer in die Konzentrationslager Plaszow und Auschwitz deportiert bei Widerstand auf der Stelle umgebracht 9 Laut Bogdan Musial waren nach der Umsiedlung 1941 die meisten fruheren Einwohner nach Kazimierz zuruckgekehrt und wurden von dort aus in drei Deportationswellen von Ende Marz bis Ende April 1942 in das Vernichtungslager Belzec transportiert und umgebracht da der Stadtteil als Erholungsort fur deutsche Verwaltungsangestellte des Distrikts Lublin vorgesehen war 10 Seit 1945 Bearbeiten nbsp Strassenzug in KazimierzNach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrten im Fruhjahr 1945 etwa 6500 Juden die den Holocaust uberlebt hatten nach Krakau zuruck Es kam im August zu einem Pogrom in Kazimierz gegen sie bei dem eine weibliche Uberlebende getotet und funf verletzt wurden im Zusammenhang mit weiteren Pogromen wie dem von Kielce verliessen die meisten Juden Polen bis 1948 In Kazimierz das anders als viele andere judische Zentren Ostmitteleuropas physisch weitgehend intakt geblieben war siedelten sich Polen vorwiegend aus armen Stadtvierteln an die judische Geschichte des Ortes wurde der Regierungspolitik entsprechend verschwiegen und geriet in Vergessenheit nbsp Judisches Restaurant Ariel Der Stadtteil verfiel zu grossen Teilen und galt in Krakau als Armutsquartier auch wenn in den spaten 1950er und 1960er Jahren lokale Kunstler von der Verwaltung unterstutzt wurden Die weitgehend intakte in ihren altesten Teilen aus dem 15 Jahrhundert stammende judische Siedlungsstruktur von Kazimierz war ein wesentlicher Grund fur die Aufnahme Krakaus in die Weltkulturerbe Liste 1978 was im Lauf der 1980er Jahre zu einem gesteigerten Interesse an diesem Stadtteil fuhrte Einen Aufschwung erlebte der vernachlassigte Stadtteil ab 1993 als Steven Spielberg Teile seines Holocaust Films Schindlers Liste in Kazimierz drehte Ein trinationaler Kazimierz Action Plan der eine stadtplanerische Revitalisierung detailliert ausarbeitete blieb 1994 in der Planungsphase stecken wahrend die Erneuerung dem freien Spiel der Marktkrafte mit Protesten der Bevolkerung gegen Gentrifizierung und Herrichtung zu einem Touristenquartier uberlassen wurde Insbesondere die Sanierung fruher judischer Bauten stockte da auslandische judische Investoren wenig Interesse an Kazimierz zeigten und die einheimische Bevolkerung skeptisch blieb 11 Inzwischen sind viele der Gebaude saniert worden Geschafte und Restaurants wurden eroffnet Kazimierz wird heute von vielen Besuchern Krakaus aufgesucht Sehenswurdigkeiten Bearbeiten nbsp Karte von Kazimierz mit nummerierten Sehenswurdigkeiten nbsp Rathaus nbsp Tempel SynagogeDie Nummern entsprechen denjenigen auf der Karte des Stadtteils Christliches Viertel dd dd Das ehemalige Rathaus auf dem Markt wurde im 16 Jahrhundert erbaut und im 19 Jahrhundert umgebaut Heute beherbergt es das Ethnographische Museum St Katharinenkirche Fronleichnamskirche Felsenkirche Skalka Industriemuseum Judisches Viertel Die Alte Synagoge stammt vom Ende des 15 Jahrhunderts Nach einem Brand wurde sie 1557 im Stile der Renaissance neu aufgebaut Zu Beginn des 17 Jahrhunderts kamen der Vorsangersaal und die Weiberschul Frauengebetsraum hinzu Jetzt befindet sich hier die Judische Abteilung des Museums fur Stadtgeschichte Krakau Remuh Synagoge erbaut 1553 von Israel ben Josef Sie dient auch heute noch als Gotteshaus Hohe Synagoge erbaut 1563 Isaak Synagoge erbaut 1644 Kupa Synagoge erbaut 1643 Die Tempel Synagoge ist die jungste in Kazimierz Das 1860 durch die Fortschrittlichen Israeliten erbaute Gotteshaus war Zentrum der judischen liberalen Intelligenz Der Alte Friedhof wurde 1551 angelegt und ist der alteste judische Friedhof in Krakau Neben zahlreichen kunstlerisch wertvollen Grabsteinen Mazewa liegt hier der Rabbi Moses Isserles begraben dessen Grab von Juden aus vielen Landern aufgesucht wird Seit 1800 wird er nicht mehr fur Begrabnisse genutzt nbsp Galicia Jewish MuseumAusserdem Die Breite Strasse Ulica Szeroka war das Zentrum des judischen Stadtteils Hier befanden sich viele Bethauser Badehauser Mykwaot Synagogen und der Friedhof Die Popper Synagoge stammt von 1620 und ist vom Kaufmann und Bankier Wolf Popper gestiftet worden In dem Gebaude ist heute ein Kulturhaus Das Judische Galizien Museum wurde 2004 eroffnet Das Museum I remember zu Ehren des Malers Chaim Goldberg wurde 2016 eroffnet Veranstaltungen BearbeitenDas Judische Kulturfestival in Krakau ist der kulturelle Hohepunkt des Jahres im Stadtteil Kazimierz Literatur BearbeitenJehuda L Stein Juden in Krakau Ein geschichtlicher Uberblick 1173 1939 Hartung Gorre Konstanz 1997 ISBN 3 89649 201 2 Heinz Dietrich Lowe Die Juden in Krakau Kazimierz bis zur Mitte des 17 Jahrhunderts In Michael Graetz Hrsg Schopferische Momente des europaischen Judentums in der fruhen Neuzeit Winter Heidelberg 2000 ISBN 3 8253 1053 1 S 271 320 Monica Ruthers Juden und Zigeuner im europaischen Geschichtstheater Jewish Spaces Gypsy Spaces Kazimierz und Saintes Maries de la Mer in der neuen Folklore Europas Transcript Bielefeld 2012 Kapitel 2 Krakaus judisches Viertel Kazimierz S 55 92 Vorschau Maria Klanska Das Krakauer Stadtviertel Kazimierz In Joachim Bahlcke Stefan Rohdewald Thomas Wunsch Hrsg Religiose Erinnerungsorte in Ostmitteleuropa Konstitution und Konkurrenz im nationen und epochenubergreifenden Zugriff Akademie Berlin 2013 S 117 125 Vorschau Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kazimierz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikivoyage Krakau Kazimierz Reisefuhrer Jewish Kazimierz In Krakow pl englisch Eva Krafczyk Krakau Steven Spielberg machte Kazimierz weltberuhmt In Die Welt 26 Dezember 2013 Brigitte Jager Dabek Krakau Kazimierz Museum I remember erinnert an die Shtetl Welt In Das Polen Magazin de 4 Juli 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Dieter Schenk Krakauer Burg die Machtzentrale des Generalgouverneurs Hans Frank 1939 1945 Ch Links Berlin 2010 S 26 Website des Klosters der Augustiner Chorherren vom Lateran Abgerufen am 31 August 2016 Dieter Schenk Krakauer Burg die Machtzentrale des Generalgouverneurs Hans Frank 1939 1945 Ch Links Berlin 2010 S 26 Erica T Lehrer Jewish Poland Revisited Heritage Tourism in Unquiet Places Indiana University Press Bloomington IN 2013 S 28 Erica T Lehrer Jewish Poland Revisited Heritage Tourism in Unquiet Places Indiana University Press Bloomington IN 2013 S 28 Dieter Schenk Krakauer Burg die Machtzentrale des Generalgouverneurs Hans Frank 1939 1945 Ch Links Berlin 2010 S 26 Erica T Lehrer Jewish Poland Revisited Heritage Tourism in Unquiet Places Indiana University Press Bloomington IN 2013 S 28 Dieter Schenk Krakauer Burg die Machtzentrale des Generalgouverneurs Hans Frank 1939 1945 Ch Links Berlin 2010 S 27 Dieter Schenk Krakauer Burg die Machtzentrale des Generalgouverneurs Hans Frank 1939 1945 Ch Links Berlin 2010 S 27 Erica T Lehrer Jewish Poland Revisited Heritage Tourism in Unquiet Places Indiana University Press Bloomington IN 2013 S 28 Bogdan Musial Deutsche Zivilverwaltung und Judenverfolgung im Generalgouvernement Eine Fallstudie zum Distrikt Lublin 1939 1944 Harrassowitz Wiesbaden 1999 S 238 f Erica T Lehrer Jewish Poland Revisited Heritage Tourism in Unquiet Places Indiana University Press Bloomington IN 2013 S 28 30 Normdaten Geografikum GND 4239138 6 lobid OGND AKS LCCN n82256290 VIAF 247723082 50 051666666667 19 944861111111 Koordinaten 50 3 6 N 19 56 41 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kazimierz amp oldid 238777847