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Die Kathedrale von Wells offiziell The Cathedral Church of St Andrew 1 ist eine anglikanische Kathedrale in der englischen Stadt Wells in Somerset Sie ist die Bischofskirche der Diozese Bath und Wells Die um 1260 vollendete WestfassadeDie Kathedrale von Sudosten source source source source source source Kathedrale von Wells Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 1 1 Westfassade 1 2 Kapitelhaus 1 3 Retrochor 1 4 Lady Chapel 1 5 Vierung 1 6 Astronomische Uhr 1 7 Kreuzgang 1 8 Klostergebaude 2 Orgel 3 Literatur 4 Weblinks 5 QuellenBaugeschichte Bearbeiten nbsp Grundriss der Kathedrale von Wells ohne Kreuzgang im Detail unzuverlassig z B ist die Zugangssituation zum Kapitelsaal falsch Der Beginn der gotischen Baukunst in England wird allgemein mit dem Ostabschluss der Kathedrale von Canterbury 1175 angenommen die eigentliche englische Gotik aber das Early English setzt mit dem Neubau der Kathedralen von Wells 1180 und Lincoln 1192 ein Wells ist die fruheste gotische Kirche die vollstandig mit Spitzbogen ausgestattet ist Sie ist neben der Kathedrale von Salisbury das Hauptwerk der englischen Fruhgotik enthalt aber auch Teile aus hoch und spatgotischer Zeit Die gesamte Anlage ist sehr gut erhalten und bietet insgesamt eines der vollkommendsten Bilder des ganzen europaischen Mittelalters 2 Das Wort Wells bedeutet Quellen und die Kathedrale steht dementsprechend in einer wasserreichen Landschaft Nach der Uberlieferung stiftete Konig Ine von Wessex bereits zu Beginn des 8 Jahrhunderts eine dem hl Andreas geweihte Kirche Gegrundet wurde das Bistum Somerset im Jahr 909 Im 12 Jahrhundert wurde es kurzfristig nach Bath verlegt Erst unter Bischof Robert of Lewes kam Wells wieder zu Ehren Von nun an wahlten die Kanoniker von Wells und Bath zusammen den Bischof Zwar wird die Abtei von Bath 1543 von Heinrich VIII aufgehoben aber der Bischof nannte sich weiter als von Bath und Wells 3 Der Vorgangerbau der gotischen Kathedrale ist in seinem Aussehen und seiner Lage bis heute unklar Jedenfalls hat sich der gotische Neubau nicht nach ihm gerichtet sondern konnte ohne Vorbedingungen geplant werden Mit dem Bau der heutigen Anlage wurde unter Bischof Reginald fitz Jocelin im ausgehenden 12 Jahrhundert begonnen zwischen 1186 und 1191 Begonnen wurde mit den drei Westjochen des dreischiffigen Chores dem dreischiffigen Querhaus der Vierung und dem ostlichen Joch des Langhauses Unter Bischof Jocelin of Wells 1206 1242 wurde das Langhaus vollendet 1220 1239 Weihe Den Rang einer Kathedrale erhielt Wells erst 1245 Der erste namentlich bekannte Architekt in Wells war Adam Lock er starb 1229 Sein Nachfolger wurde Thomas Norrey Das Grundmuster besteht aus spitzbogigen Arkaden auf reich gegliederten kreuzformigen Pfeilern mit 24 vorgelegten beziehungsweise eingestellten Diensten die jeweils in Dreiergruppen geordnet sind Dadurch erscheinen die Stutzen sehr massiv Das Triforium erscheint wie ein langes Band identischer Spitzbogenfolgen Daruber folgt der Lichtgaden mit einem tiefen Laufgang und mit zwei weit aussen sitzenden Fenstern in jedem Joch Die Gewolbedienste setzen zwischen den Triforiumsbogen auf Konsolen auf so dass insgesamt eine starke Horizontalwirkung entsteht Das Gewolbe ist nicht mehr sechsteilig sondern vierteilig Das Langhaus hat mit seinen zehn Jochen eine Lange von 113 Metern Allerdings ist der Chor mit seinen sechs Jochen und einem eigenen Querschiff von ungefahr gleicher Grosse Die Existenz von zwei Querhausern ist ein Kennzeichen englischer Bauten Das Motiv stammt wahrscheinlich von der Abteikirche von Cluny in Burgund 4 Westfassade Bearbeiten Die Westfassade aus grauem Sandstein wurde als letzter Teil des fruhgotischen Neubaus zwischen 1220 und 1240 in ihren unteren Teilen errichtet Sie hat eine Breite 49 Metern und verfolgt damit ahnliche die Waagerechte betonende Prinzipien wie das Langhaus Sie besitzt zwei niedrige wie abgeschnitten wirkende Turme und sehr kleine Portale innerhalb eines ubermassig hohen Gebaudesockels In Wells fand die englische Vorliebe fur Fassaden die wie grosse Gitterwande oder Retabel die Skulpturen zur Schau stellen ihre grossartigste Verwirklichung 5 Die Strebepfeiler zeigen in den zwei ubereinander stehenden Figurennischen im Hauptgeschoss bedeutende Figuralplastik Die gesamte Fassade war mit insgesamt 176 Figuren ausgestattet der reichste und schonste Figurenzyklus der englischen Gotik 2 Erhalten sind 127 grosse Figuren Es fehlen heute allerdings die Farbgebung und die Vergoldungen Es sind noch Kugelspuren erhalten die auf bildersturmerische Aktionen reformatorischer Eiferer schliessen lassen die Zahl der Figuren an der Fassade schwankt in der Literatur je nachdem ab welcher Grosse sie mitgezahlt werden Man findet auch Angaben von ursprunglich 400 Figuren Die Turme stehen nicht wie auf dem Festland uber Seitenschiffjochen sondern seitlich neben dem Langhaus Sie sind in dieser Form wahrscheinlich nicht gewollt sondern blieben unvollendet Man hat sich wahrend der spateren Bauarbeiten stattdessen entschlossen einen machtigen Vierungsturm zu errichten Das Obergeschoss des Sudturms wurde zwischen 1367 und 1386 unter Leitung des Architekten William Wynford gebaut Dieser war einer der fuhrenden Architekten seiner Zeit Fur den Konig war er ausserdem in Windsor tatig am New College in Oxford und an der Winchester Cathedral Der Nordturm der Fassade folgte zwischen 1407 und 1427 unter Bischof Stafford 1425 43 ebenfalls nach Planen Wynfords Stafford hatte von seinem Vorganger Bubwith eine testamentarische Verfugung ubernommen die ihm finanzielle Freiheit gewahrte Bubwith ist mit seinem Wappen auf diesem Turm vertreten zu dem ursprunglich auch eine Figur gehorte Insgesamt wurde an der Vollendung der Fassade mit ihrem riesigen Skulpturenprogramm bis weit in die zweite Halfte des 13 Jahrhunderts hinein gearbeitet Danach entschloss sich das Kapitel es den Vorbildern von Westminster Salisbury und Lincoln gleichzutun und ein Kapitelhaus zu errichten Kapitelhaus Bearbeiten nbsp Kapitelhaus nbsp Treppe zum KapitelhausDas Kapitelhaus engl Chapter House ist vom nordlichen Chorseitenschiff uber eine beruhmte haufig fotografierte kunstvoll gestaltete Treppe zuganglich Es ist der Tradition gemass achteckig und ausnahmsweise zweigeschossig Das Untergeschoss ist nach Art einer Krypta schlicht gestaltet und diente als Schatzkammer Vollendet wurde es 1319 Der Mittelpfeiler ist mit 16 schlanken Diensten aus schwarzem Purbeck Marmor umstanden daruber erheben sich Facher aus 32 Gewolberippen Von jeder Polygonecke strahlen 11 Rippen aus sodass der kleine Raum mit 44 Rippenpaaren acht Radialrippen und einer im Achteck umlaufenden Scheitelrippe uberwolbt ist Retrochor Bearbeiten Der Retrochor ein in englische Kathedralen oft vorhandener Chor hinter dem Chorraum des Altars wurde zwischen 1320 und 1363 erbaut Aus der gleichen Zeit stammt der Neubau der drei Ostchor Joche Presbyterium und das Obergeschoss seiner westlichen Joche Die Fenster zeigen sowohl das geometrische Zellenmasswerk um 1325 wie das Flammenmasswerk flowing tracery um 1360 das seit etwa 1370 nach Frankreich ubergreift dort als style flamboyant bekannt wird und sich ab circa 1400 uber den ganzen Kontinent verbreitet Die Chorerweiterung war notwendig geworden weil der Pilgerstrom sehr zugenommen hatte Wells hatte mittlerweile einen eigenen Heiligen Bischof William de Marchia der 1302 gestorben war Nach einem heiligmassigen Leben hatte die lokale Verehrung schnell zugenommen 1318 waren die Pilgergaben an seinem Grab bereits eine wichtige Einnahmequelle der Abtei 1324 bemuhte sich die Abtei William vom Papst als Heiligen anerkennen zu lassen Das wurde zwar abgelehnt aber der lokale Heiligenkult ging weiter Die einkommenden Gelder wurden in die Verbesserung des Vierungsturmes und vor allem in den Ausbau des Chores gesteckt Lady Chapel Bearbeiten Man baute keine isolierte Lady Chapel Marienkapelle sondern man verband Retrochor und Lady Chapel insofern als drei Seiten der Kapelle in den Chor hineinragen Auch hier diente Salisbury als Vorbild Bischof John Drokensford sorgte im beginnenden 14 Jahrhundert fur einen Ausbau der Kathedrale 1326 wurde die Lady Chapel unter Meister William Joyce vollendet Der achteckige jedoch nicht gleichseitige Bau wurde in der Mitte des 14 Jahrhunderts durch den Retrochor mit dem Hauptchor verbunden Er hat ein Sterngewolbe Beruhmt ist das Golden window von ca 1330 Es entstand eine weitlaufige Landschaft niedriger hallenartigen Raume von zartester Gliederung und lichter Helligkeit 2 Bemerkenswert ist die vollige Vergitterung der Wande durch Stab und Masswerk Die etwas hohere Marienkapelle springt nach Osten vor Thomas of Whitney war der entscheidende Steinmetz der ersten Bauphase Vierung Bearbeiten nbsp Der Vierungsturm nbsp Scherenbogen des LanghausesUrsprunglich war fur die Kathedrale von Wells kein Vierungsturm vorgesehen Dieser wurde erst zwischen 1315 und 1322 unter Bischof John Drokensford vom Baumeister Thomas of Witney errichtet Nach dem Vorbild von Salisbury hatte er ursprunglich einen hohen Helm der jedoch 1439 einem Brand zum Opfer fiel und nicht erneuert wurde Bald musste man feststellen dass die Masse des Turms zu einer Senkung des Bodens fuhrte und daher stabilisierende Massnahmen notwendig wurden Dies fuhrte um 1338 zur Konstruktion der beruhmten Scherenbogen scissor arches die allgemein dem Baumeister William Joy der seit 1329 in Wells tatig war zugeschrieben werden 6 Allerdings ist die Quellenlage nicht eindeutig und erst fur die Jahre 1354 und 1356 liegen Nachrichten uber die Errichtung der beruhmten Bogen vor 7 was Joy als verantwortlichen Architekten ausschliessen wurde Die in der gesamten Architekturgeschichte einzigartigen Scherenbogen sind eine Verstarkung der Vierungspfeiler durch kraftig profilierte Strukturen die unter drei der Vierungsbogen eingezogen sind und sowohl das Langhaus wie die beiden Querschiffsarme visuell von der Vierung abgrenzen Allein die Ostseite zum Chor hin besitzt keinen Scherenbogen nbsp Scherenbogen vom Querhaus gesehenAnschaulich kann ein Scherenbogen als einander durchdringende S Schwunge beschrieben werden oder als ein auf den Kopf gedrehter Spitzbogen auf einem aufrecht stehenden Zudem ist eine beabsichtigte Anspielung auf das Kreuz des Apostels Andreas dem die Kirche geweiht ist moglich 8 Die Stutzmassnahmen fuhren zu einer klar getrennten aber von komplexen Durchblicken charakterisierten Raumstruktur Der fur den Gesamteindruck wichtigste Scherenbogen des Langhauses nimmt zudem die Linien der Wandgliederung auf und konzentriert sie in dem beidseitig von Oculi flankierten Kreuzungspunkt 9 Moderne Experimente legen es nahe dass die Scherenbogen von Wells fur eine Stutzfunktion uberflussig waren und die weniger auffalligen Hilfsmassnahmen von Strebebogen in den Wanden des Obergadens ausgereicht hatten 10 dies hat jedoch fur die historische Entwicklung keinerlei Bedeutung Astronomische Uhr Bearbeiten nbsp Die Astronomische UhrIm nordlichen Querhaus befindet sich seit dem spaten 14 Jahrhundert eine bedeutende astronomische Uhr Das Zifferblatt zeigt 24 Stunden an Minuten Mondmonate und andere astronomische Daten und gehort damit nach der Uhr in Ottery St Mary zu den altesten erhaltenen Kirchenuhren 11 Kreuzgang Bearbeiten Der weitlaufige Kreuzgang wurde in der zweiten Halfte des 14 Jahrhunderts errichtet Das Innenfeld hat die Masse 55 38 Meter Die Kreuzgangflugel zeichnen sich durch grosse Einheit des Gliederungsmassstabes sowohl an den Gewolben als auch an den Wanden aus Klostergebaude Bearbeiten nbsp Wells Vicar s CloseIm 14 Jahrhundert wurde direkt neben der Kathedrale im Norden eine geschlossene Siedlung von 42 Reihenhausern von Bischof Ralph von Shrewsbury als Wohnung fur die Stiftsherren gebaut Vicar s Close Er wollte den Chorherren eine sichere Bleibe abseits von den Versuchungen der Stadt bieten Er hatte sowieso ein gespanntes Verhaltnis zu den Bewohnern von Wells hauptsachlich wegen der Steuern die er eintreiben liess Deswegen hielt er es auch fur notig das Abteigelande mit hohen Mauern und Zugbrucken zu umgeben Diese Anlage ist spater nur wenig verandert worden Die Wohnhauser stehen sich in zwei Reihen gegenuber Jedes Haus besitzt einen oberen und einen unteren Raum und einen kleinen Garten Um von diesem Modelldorf 5 ohne jede Gefahrdung in die Kathedrale gelangen zu konnen wurde sogar eine uberdachte Brucke gebaut Orgel Bearbeiten nbsp OrgelprospektDie Orgel wurde 1909 1910 von den Orgelbauern Harrison amp Harrison erbaut 1973 wurde das Instrument restauriert um ein neues Werk Positive Organ erweitert und neu intoniert 2002 wurde eine neue elektronische Setzeranlage installiert Das Orgelgehause stammt aus dem Jahre 1974 Das Instrument hat 67 Register auf vier Manualen und Pedal Die Trakturen sind elektro pneumatisch 12 I Choir C c4Open Diapason 8 Salicional 8 Claribel Flute 8 Gemshorn 4 Stopped Flute 4 Piccolo 2 Octavin 1 Sesquialtera IIMixture IIII Positive C c4Rohr Flute 8 Principal 4 Open Flute 4 Nazard 2 2 3 Gemshorn 2 Tierce 1 3 5 Larigot 1 1 3 Cimbel IIICromorne 8 Solo Tuba 8 II Great C c4Gross Geigen 16 Open Diapason I 8 Open Diapason II 8 Stopped Diapason 8 Principal 4 Wald Flute 4 Twelfth 2 2 3 Fifteenth 2 Fourniture IVCymbale VCornet II VDouble Trumpet 16 Trumpet 8 Clarion 4 III Swell C c4Lieblich Bourdon 16 Open Diapason 8 Lieblich Gedeckt 8 Echo Gamba 8 Vox Angelica 8 Principal 4 Lieblich Flute 4 Fifteenth 2 Mixture IIIOboeTremulantContra Fagotto 16 Trumpet 8 Clarion 4 IV Solo C c4Contra Viola 16 Viole d Orchestre 8 Viole Octaviante 8 Harmonic Flute 8 Flauto Traverso 4 Orchestral Oboe 8 TremulantTuba 8 Pedal C g3Open Diapason 16 Geigen 16 Sub Bass 16 Quint 10 2 3 Principal 8 Flute 8 Nazard 5 1 3 Fifteenth 4 Stopped Flute 4 Open Flute 2 Mixture IVOphicleide 16 Posaune 8 Schalmei 4 Literatur BearbeitenHarry Batsford Charles Fry The Cathedrals of England 7 Auflage B T Batsford London 1948 Jon Cannon Cathedral The great English cathedrals and the world that made them 600 1540 London 2007 L S Colchester Hrsg Wells cathedral A history Shepton Mallet 1982 Alain Erlande Brandenburg Gotische Kunst Freiburg Basel Wien 1984 ISBN 3 451 19403 1 S 544 John Shannon Hendrix The Splendour of English Gothic Architecture Parkstone London 2013 Martin Hurlimann Englische Kathedralen Zurich 1948 S 28 30 Abb 5 79 100 Peter Sager Sud England DuMont Kunst Reisefuhrer 8 Auflage Koln 1985 ISBN 3 7701 0744 6 S 251 Werner Schafke Englische Kathedralen Eine Reise zu den Hohepunkten englischer Architektur von 1066 bis heute DuMont Kunst Reisefuhrer Koln 1983 ISBN 3 7701 1313 6 S 172 Abb 46 51 Farbtafel 6 10 Otto von Simson Das Mittelalter II Propylaen Kunstgeschichte Band 6 Frankfurt am Main Berlin 1990 S 159 160 Abb 129 130 152a Wim Swaan Die grossen Kathedralen Koln 1969 S 188 Abb 198 216 223 230 Leonie von Wilckens Grundriss der abendlandischen Kunstgeschichte Stuttgart 1981 ISBN 3 520 37301 7 S 134 136 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kathedrale von Wells Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Offizielle WebsiteQuellen Bearbeiten Harry Batsford Charles Fry The Cathedrals of England S 92 a b c Hurlimann S 28 Schafke S 173 Erlande Brandenburg S 544 a b Swaan S 188 Bissell 2013 Schafke S 177 Swaan S 193 Beschreibung nach Bissell 2013 Schafke S 178 Schafke S 180 Informationen zur Orgel englisch Normdaten Geografikum GND 4378070 2 lobid OGND AKS 51 209722222222 2 6433333333333 Koordinaten 51 12 35 N 2 38 36 W Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kathedrale von Wells amp oldid 238210588