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Das Kastell Thenadassa ist ein ehemaliges romisches Militarlager dessen Besatzung fur Sicherungs und Uberwachungsaufgaben am ruckwartigen Limes Tripolitanus zustandig war ein tiefgestaffeltes System aus Kastellen und Militarposten 1 Die Reste des Garnisonsorts befinden sich im Nordwesten von Libyen an der kleinen Oase Ain Wif rund funfzehn Kilometer sudwestlich der Ortschaft Sidi as Sid Tazzoli 2 Diese liegt im Dschabal Garian einem der Abschnitt des Nafusa Berglands im Hinterland von Tripolitanien im Munizip al Dschabal al Gharbi Kastell ThenadassaAlternativname ThenadassaLimes Limes Tripolitanus ruckwartige Linie Typ a Ain Wif I Kastell b Ain Wif II KleinkastellGrosse a Ain Wif I wohl 100 50 m 0 5 ha b Ain Wif II ca 40 40 m 0 16 ha Bauweise Ain Wif I und II SteinOrt Ain WifGeographische Lage 32 14 22 9 N 13 22 22 1 O 32 239683333333 13 372805555556 420Hohe 420 mVorhergehend Medina Ragda ruckwartige Limeslinie nordwestlich Auru ruckwartige Limeslinie nordwestlich Anschliessend Kleinkastell Gasr Bularkan ruckwartige Limeslinie sudostlich Thenadassa im Verbund des Limes Tripolitanus Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Baugeschichte 4 Vicus 5 Literatur 6 AnmerkungenLage BearbeitenDas Bergland von Nafusa ist ein Schichtstufen Gebirge Diese Region trennt die nach Norden zum Mittelmeer reichende Djeffara Ebene mit ihren landwirtschaftlich nutzbaren Flachen von der Wuste Sahara und dem steinigen Plateau der Hammada al Hamra Die Fortifikation von Thenadassa liegt am Nordostrand der Gebirgsformation und schliesst die bis zur gestaffelten Kastellkette entlang der sichelformig nach Tunesien reichenden Erhebungen ab Dort befindet sich an ihrem Nordwestrand der Djebel Tebaga und an dessen Fuss das Kleinkastell Benia Guedah Ceder mit dem Sperrwerk der Tebaga Clausura Durch romische Meilensteine ist eine direkte nordostlich verlaufende Strassenverbindung durch die fruchtbare Ebene zur Kustenstadt Lepcis Magna gesichert Dieser Trassenverlauf wird auch im Itinerarium Antonini einem romischen Reichsstrassenverzeichnis aus dem 3 Jahrhundert n Chr angegeben Der Beginn der Strasse auf die sich der Begriff Limes Tripolitanus bezog befand sich im westlich gelegenen Tacape Gabes und zog uber das Kleinkastell Bezereos 3 dem Gebirgszug folgend auch uber die ostlichen Stationen Tentheos Auru nach Thenadassa und mundete in Lepcis Magna 4 Eine weitere wichtige Strassenverbindung wird es in das nordwestlich gelegene Oea Tripolis gegeben haben Thenadassa war zumindest zeitweise wohl die nordlichste und grosste Garnison die diesen ruckwartigen Bereich sichern konnte Die Uberreste der romischen Besatzungszeit liegen sudostlich des Zusammenflusses zweier Wadis und befinden sich dort in geschutzter erhohter Lage Sudwestlich wird die Fundstatte vom Wadi Wif begrenzt Es mundet nach wenigen Kilometern in das grossere Wadi Hammam Die Existenz der von Palmen gepragte kleinen Oase von Ain Wif ist von einer hier entspringenden Quelle ain abhangig Hochstwahrscheinlich gab diese Quelle den Ausschlag Ain Wif irgendwann im ersten Jahrhundert n Chr zu besiedeln 5 Das aus Bodenrissen durch den steinigen Untergrund an die Oberflache tretende Wasser der Oase sammelt sich in flachen Becken Diese wurden in der Vergangenheit von Nomaden stark genutzt 6 Der Fund von Steinabschlagen fur Klingen aus Feuerstein machen jedoch deutlich dass hier offenbar bereits in vorgeschichtlicher Zeit Menschen lebten 5 Die Odnis der von Hugeln und Wadis gepragten Gegend darf nicht mit den sudlichen Wustenregionen verwechselt werden denn auf den Hohen wird von alters her in grossen Mengen das vielfaltig verwendbare Pfriemengras Halfa geerntet fur das Ain Wif auch im 20 Jahrhundert eine wichtige Sammelstelle war Durch eine Gruppe romischer Olpressen die rund zweieinhalb Kilometer nordostlich von Thenadassa bestanden lasst sich fur diese Epoche auch der Anbau von Oliven in der Region belegen Das aus Bodenrissen an die Oberflache tretende Wasser der Oase sammelt sich in flachen Becken Diese wurden in der Vergangenheit von Nomaden intensiv genutzt 6 Forschungsgeschichte BearbeitenIm Jahr 1948 identifizierten die britischen Archaologen Richard Goodchild 1918 1968 und John Bryan Ward Perkins 1912 1981 Ain Wif als das antike Thenadassa 7 Die Archaologin Olwen Brogan besuchte im Dezember 1978 im Rahmen einer Forschungsreise der Society for Libyan Studies die Fundstelle 8 Im Zuge der Errichtung eines Baulagers fur Strassenarbeiter konnte wahrend zweier Expeditionen 1981 der sudliche Teil des Kastells untersucht werden 9 Wie Luftbilder verdeutlichen bedroht insbesondere die nach 2004 einsetzende Uberbauung die Substanz der antiken Zone Baugeschichte BearbeitenInsbesondere die stratigraphischen Ergebnisse von 1981 lieferten deutliche Hinweise auf eine Zweiphasigkeit des Kastells Ain Wif I und II Wahrend der damaligen Bauarbeiten im sudlichen Kastellbereich wurden auch Abflussgraben angelegt Die in diese Graben gesetzten Schnitte liessen deutliche Schichtfolgen erkennen aus denen datierbare Keramik geborgen werden konnte 9 Nach Zusammenlage aller bisher bekannten Fakten wird deutlich dass das ursprungliche wohl 100 50 Meter rund 0 5 Hektar grosse Kastell des zweiten Jahrhunderts n Chr 9 gegen Ende desselben Jahrhunderts durch ein rund 40 40 Meter rund 0 16 Hektar umfassendes Kleinkastell ersetzt worden ist 10 Diese Befunde erlaubten auch die Neuinterpretation der 1950 von Joyce Maire Reynolds und Ward Perkins veroffentlichten Bauinschrift aus dem Militarbad der Garnison 11 9 M arcus Coeli us NINUS balneum v etustate corrup tum restituendum curavit eidem assam cellam a so lo fecit et cylisterium institu it curante Iunio Suc c esso c enturione principeUbersetzung Marcus Coelius ninus oder Ninus hat dafur gesorgt das Bad das aus Altersgrunden baufallig war wiederherzustellen Derselbe hat den Schwitzraum von Grund auf erbaut und einen Ubungsraum eingerichtet Unter der Leitung des Junius Successus Centurio princeps Der Archaologe David J Mattingly vertritt die Auffassung dass der typographische Duktus der Buchstaben auf dieser Inschrift nicht charakteristisch fur den Zeitraum um 220 und 230 n Chr ist in den die Kalksteintafel traditionell verortet wird Er datiert deren Entstehung in das spate zweite Jahrhundert n Chr und dachte dabei an die ersten Regierungsjahre des Kaisers Septimius Severus 193 211 Die Renovierung und der Ausbau des Bades konnten mit der Erneuerung der Garnison in Form des fur die zweite Bauphase postulierten Kleinkastells in Verbindung stehen Moglicherweise ist dabei an das Jahr 197 n Chr zu denken als am tripolitanischen Kastell Tillibari ebenfalls ein altersschwaches Bauwerk renoviert wurde 9 12 Bestarkt durch seine Forschungsergebnisse widerspricht Mattingly seit Jahrzehnten auch der bis heute in den Publikationen vertretenen Definition von Thenadassa als einer Strassenstation mit einer kleinen Militarabteilung 13 Seiner Meinung nach erklart diese Festlegung allein mit Hinblick auf die schon lange bekannte Bauinschrift und den Befund des Militarbads nicht warum lediglich ein paar Soldaten gefuhrt durch einen Legionscenturio Centurio princeps ein so grosses Balneum benotigt hatten 14 Dem Nachweis einer zweiphasigen Garnison wurde auch spater noch teils keine Aufmerksamkeit in der Fachliteratur geschenkt 15 Vicus BearbeitenUnmittelbar uber den Wasserbecken der Oase erhebt sich ein rund 35 Meter hoher Steilhang der in eine grosse Hochebene ubergeht Auf diesem Plateau mit Blick auf die Quelle entstand eine rund 350 Quadratmeter grosse Siedlung Deren Uberreste sind heute lediglich in Form von niedrigen Trummerhaufen erkennbar zwischen denen sich ehemalige Wande als schwache Linien abzeichnen Gelegentlich lassen sich noch Bruchsteinkonstruktionen erkennen 6 Offensichtlich entstand die Siedlung nicht planmassig und besass auch keine eigene Verteidigungsanlage Nahe dem Ortszentrum fand sich 1948 inmitten von Bauresten aus Bruchsteinen und Orthostaten ein Weihealtar fur Iupiter Dolichenus 16 Der in die Jahre von 198 bis 210 n Chr datierende Alter macht deutlich dass zu jener Zeit ein Tempel fur den beliebten Soldatengott bestand Ihn hatte Marcus Caninius Adiutor Faustinianus gestiftet Dieser war gleichzeitig Praefectus cohortis Kohortenprafekt der Cohors II Hamiorum und Praepositus Fuhrer einer Vexillation der im numidischen Lambaesis stationierten Legio III Augusta 17 Fur das Schicksal Thenadassas in der Spatantike steht eine schwer beschadigte Inschrift die spatestens in der Zeit um 370 n Chr entstand Hier wird von incursioni barbarorum Barbareneinfallen berichtet 18 Im spaten vierten Jahrhundert erhielt Thenadassa eine dreischiffige Kirche mit einer westlich orientierten Apsis 19 Diese fand sich am sudostlichen Ende des Ruinenfelds auf einem grosseren Hugel 6 20 Literatur BearbeitenRobert Saxer Epigraphische Studien 1 Untersuchungen zu den Vexillationen des romischen Kaiserheeres von Augustus bis Diokletian Beihefte der Bonner Jahrbucher 18 Bohlau Koln 1967 S 101 David J Mattingly Tripolitania University of Michigan Press 1994 ISBN 0 472 10658 9 S 99 Ain Wif I und S 102 Ain Wif II David J Mattingly The Roman Road Station at Thenadassa Ain Wif In Libyan Studies 13 1982 S 73 80 Anmerkungen Bearbeiten Michael Mackensen Kastelle und Militarposten des spaten 2 und 3 Jahrhunderts am Limes Tripolitanus In Der Limes 2 2010 S 20 24 hier S 22 Richard Goodchild John Bryan Ward Perkins 1949 The Limes Tripolitanus in the light of Recent Discoveries In Libyan studies Select papers of the late R G Goodchild Elek London 1976 ISBN 0 236 17680 3 S 17 34 hier S 5 Itinerarium Antonini 74 5 Itinerarium Antonini 73 77 a b Paul Arthur A Lithic Industry at Ain Wif Tripolitania In Libyan Studies 10 1979 S 11 13 a b c d Richard Goodchild John Bryan Ward Perkins 1949 The Limes Tripolitanus in the light of Recent Discoveries In Libyan studies Select papers of the late R G Goodchild Elek London 1976 ISBN 0 236 17680 3 S 17 34 hier S 21 Richard Goodchild 1950 Roman Tripolitania In Libyan studies Select papers of the late R G Goodchild Elek London 1976 ISBN 0 236 17680 3 S 5 Paul Arthur A Lithic Industry at Ain Wif Tripolitania In Libyan Studies 10 1979 S 11 a b c d e David J Mattingly Tripolitania University of Michigan Press 1994 ISBN 0 472 10658 9 S 3 16 hier S 80 David J Mattingly Tripolitania University of Michigan Press 1994 ISBN 0 472 10658 9 S 102 AE 1950 0127 Inscriptions of Roman Tripolitania IRT 869 mit Foto abgerufen am 24 Mai 2015 AE 1975 00870 Beispielsweise in Christian Witschel Zur Situation im romischen Africa wahrend des 3 Jahrhunderts In Klaus Peter Johne Thomas Gerhardt Udo Hartmann Hrsg Deleto paene imperio Romano Transformationsprozesse des Romischen Reiches im 3 Jahrhundert und ihre Rezeption in der Neuzeit Steiner Stuttgart 2006 ISBN 978 3 515 08941 8 S 187 sowie Duncan B Campbell Roman Auxiliary Forts 27 BC AD 378 Osprey Oxford New York 2009 ISBN 978 1 84603 380 3 S 56 David J Mattingly Tripolitania University of Michigan Press 1994 ISBN 0 472 10658 9 S 99 Michael P Speidel Roman Army Studies 1 Gieben Amsterdam 1984 ISBN 90 70265 75 3 S 194 Richard Goodchild John Bryan Ward Perkins 1949 The Limes Tripolitanus in the light of Recent Discoveries In Libyan studies Select papers of the late R G Goodchild Elek London 1976 ISBN 0 236 17680 3 S 17 34 hier S 22 AE 1950 0126 Inscriptions of Roman Tripolitania IRT 868 mit Foto abgerufen am 25 Mai 2015 AE 1996 1697 Antonio Ibba Gentes e gentiles in Africa Proconsolare ancora sulla dedica al Saturno di Bou Jelida Tunisia In Annali della Facolta di Lettere e Filosofia dell Universita degli studi di Cagliari neue Serie 20 Bd 57 2002 S 174 211 hier S 199 David J Mattingly Tripolitania University of Michigan Press 1994 ISBN 0 472 10658 9 S 211 Kirche bei 32 14 25 07 N 13 22 26 26 O 32 240297222222 13 373961111111Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Ruckwartiger tripolitanischer Limes Dschabal Nafusa und Garian Tentheos Auru Medina Ragda Hadd Hajar Clausura Kastell Thenadassa Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Thenadassa amp oldid 238946594