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Kastell Szekszard das auch unter dem Namen Alisca bekannt wurde ist ein mutmassliches archaologisch nicht gesichertes romisches Militarlager das als Kohortenkastell einen Abschnitt des pannonischen Donaulimes Limes Pannonicus uberwacht haben soll Der Standort dieser strittigen Anlage soll sich in oder um der heutigen sudungarischen Stadt Szekszard befunden haben die im Komitat Tolna liegt Kastell SzekszardAlternativname Alisca Limes Pannonischer LimesAbschnitt 8Datierung Belegung unbekanntTyp KohortenkastellEinheit a Cohors III Lusitanorum b Vexillation der Legio II Adiutrix Grosse unbekanntBauweise unbekanntErhaltungszustand spekulativer archaologisch nicht nachgewiesener KastellplatzOrt SzekszardVorlage Infobox Limeskastell Wartung UnauffindbarVorhergehend Kastell Tolna Alta Ripa nordostlich Anschliessend Kastell Alisca sudostlich Burgus Ocseny Sovanytelek sudlich Die Lage des mutmasslichen Kastells am niederpannonischen Donaulimes Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Name 3 Forschungs und Baugeschichte 4 Truppe 5 Fundverbleib 6 Denkmalschutz 7 Siehe auch 8 Literatur 9 AnmerkungenLage BearbeitenSzekszard liegt in einer Niederung die sich zwischen den Szekszarder Bergen und der Donau erstreckt Der einst am Rande weit ausufernder Donauauen und sumpfiger Gelandeabschnitte gelegene Platz war bereits in keltischer Zeit besiedelt 1 Mit der endgultigen romischen Besetzung des Landes in den ersten Jahrzehnten des 1 Jahrhunderts n Chr die neben den Soldaten auch viele Neusiedler nach Pannonien brachte setzte bei der einheimischen Bevolkerung eine rasche Romanisierung ein Szekszard nun eine Grenzsiedlung entwickelte sich aufgrund einer positiven Wirtschaftsentwicklung zu einer wichtigen lokalen Ortschaft deren Bevolkerung sich einigen Luxus leisten konnte Dazu trug die Anbindung an die Limesstrasse bei die entlang der Donau eine der bedeutendsten Handels und Heerstrassen des Landes war Nordlich von Szekszard uberquerte die Limesstrasse uber eine Brucke den Fluss Sio der nordostlich des romischen Siedlungsgelandes uberwacht von einem spatantiken Burgus in die Donau abfloss Bevor die nach Suden laufende Strasse die Gebaude von Szekszard erreichte durchquerte sie ein Graberfeld An dessen Nordwestrand zweigte eine weitere Strassentrasse nach Sudosten ab durchquerte die anschliessenden Sumpfe auf einem hohen Damm und mundete rund sieben Kilometer Luftlinie vom modernen Szekszard entfernt vor dem Westtor des Kastells Ocseny Szigetpuszta 2 Diese Garnison ist moglicherweise fruhestens um 100 n Chr errichtet worden 1 Name BearbeitenDie einzige Quelle fur eine relative Prazisierung der antiken Namen in dieser Region das Itinerarium Antonini ein Verzeichnis wichtiger romischer Reichsstrassen und Siedlungen stammt aus dem 3 Jahrhundert n Chr Leider fehlen dort zwischen einigen Kastellen die Meilenangaben sodass gerade auch im Fall von Szekszard eine eindeutige Ansprache dieses Ortes mit einem der fur diese Region bekannten lateinischen Namen nicht moglich ist zumal auch das schon lange vermutete romische Militarlager bislang nicht entdeckt werden konnte Das in dem Verzeichnis genannte Alisca ad latus wird in der Fachwelt heftig diskutiert Einige Forscher haben den uberlieferten Ausdruck in zwei Teile zerlegt und das Wort Alisca auf den mutmasslichen Kastellplatz von Szekszard angewendet wahrend Ad Latus was in etwa abseits seitwarts bedeutet fur die baulichen Uberreste von Ocseny Szigetpuszta eingesetzt wurde Auch der Limesexperte Zsolt Visy unterstutzte in der Vergangenheit die Hypothesen der Archaologen Mor Wosinsky 1854 1907 und Jozsef Csalog 1908 1978 die Ocseny Szigetpuszta als ad latus bezeichneten 2 Die meisten Forscher haben in der Vergangenheit diese Thesen jedoch abgelehnt und wie Sandor Soproni 3 4 Ocseny Szigetpuszta mit dem antiken Alisca gleichgesetzt 5 was auch Visy heute fur wahrscheinlicher halt Der Archaologe gab auch zu bedenken ob das in der fruhen Limeskette fehlende Kastell tatsachlich in Szekszard oder dessen Nahe zu suchen sei 6 Trotzdem wird das fruhe Kastell von Alisca von vielen Forschern immer noch in Szekszard vermutet 1 Daher war die Theorie Szekszard mit Alisca gleichzusetzen auch 2001 von dem Epigraphiker Barnabas Lorincz 1951 2012 vertreten worden der damals den Versuch unternahm die romische Truppenaufstellung fur Pannonien neu zu ordnen Forschungs und Baugeschichte BearbeitenDie weitflachige romische Siedlung unter der Altstadt von Szekszard mit ihren reichen Graberfeldern spricht fur die Hypothese dass dort ein Kastell gestanden haben konnte zumal die Limesstrasse mitten durch die heutige Stadt allerdings westlich der modernen Strasse entlangfuhrte Anstelle der heutigen Trasse befand sich in der Antike ein Flussbett Der Gelehrte Luigi Ferdinando Marsigli berichtete im 17 Jahrhundert von einer Burgruine auf dem Hugel den heute der Belaplatz einnimmt aus der zahlreiche lateinische Inschriften stammten Diese waren dort offensichtlich als Spolien verbaut worden Im 19 Jahrhundert werden zudem im Umfeld dieses Hugels einige Steinbauten erwahnt die romischen Ursprungs gewesen sein sollen Ebenfalls aus dem Bereich des Belaplatzes sind zahlreiche Graber der mittleren und spaten Kaiserzeit bekannt geworden die jedoch nur selten wissenschaftlich untersucht werden konnten Herausragend war ein 1845 entdeckter Marmorsarkophag der in sekundarer Verwendung eine fruhchristliche Bestattung barg Als schonste Grabbeigabe konnte aus diesem Sarkophag ein spatantikes Diatretglas geborgen werden das einen christlichen Spruch trug Die Limesstrasse verliess die antike Siedlung wahrscheinlich westlich der heutigen Landstrasse und uberschnitt sich mit dieser Trasse erst wieder auf der Hohe des Alten Zollhauses von Szekszard 7 Truppe BearbeitenAls Besatzung des mutmasslichen Kastells wurde in der Vergangenheit aufgrund der topographischen Truppenaufzahlungen in den vielerorts aufgefundenen Militardiplomen die Cohors III Lusitanorum 3 Kohorte der Lusitanier aufgefuhrt die noch bis in das 4 Jahrhundert hier gestanden haben konnte Anschliessend soll eine Vexillation der Legio II Adiutrix 2 Legion die Helferin die Hilfstruppeneinheit abgelost haben 8 2001 stellte Lorincz eine vollig neue Konstellation fur Szekszard zusammen Zeitstellung Truppenname Bemerkung113 114 118 119 n Chr Cohors II Augusta Nervia Pacensis milliaria Brittonum Die 2 Doppelkohorte der Briten wurde im Jahr 113 114 nach Pannonien verlegt und in Alisca stationiert Um 118 119 versetzte man die Einheit in die Provinz Dacia Porolissensis 9 118 119 180 n Chr Cohors I Noricorum equitata Die 1 teilberittene Kohorte der Noriker wurde bereits ab dem 1 Jahrhundert n Chr in Pannonien eingesetzt Ihr ursprunglicher Standort war dort wahrscheinlich das Kastell Brigetio Der anschliessende Standort zwischen 89 und der Teilung Pannoniens im Jahre 106 lasst sich nicht mehr feststellen Danach gehorte sie der niederpannonischen Armee an lag zwischen 106 und 118 119 moglicherweise in Lugio und wurde bis zum Ende der Markomannen und Sarmatenkriege nach Alisca verlegt Im Anschluss daran konnte sie im Kastell Ad Statuas Vardomb stationiert gewesen sein Um 260 wurde die Einheit unehrenhaft aufgelost und die Damnatio memoriae uber sie verhangt da sie sich in den Machtkampfen der haufig wechselnden Soldatenkaiser als zu wankelmutig erwiesen hatte 10 ab 180 n Chr Cohors I Lusitanorum Die Standorte der 1 Kohorte der Lusitanier sind unbekannt Vermutlich befand sie sich bis 118 119 im Kastell Matrica 11 und zwischen 118 119 und 180 im Kastell Kolked 12 Aufgrund der im Jahr 2000 entdeckten Grabinschrift eines Kohortenzenturios der Cohors I Lusitanorum die aus den Graberfeldern des sudlicher gelegenen Kastells Cuccium stammt ware statt in Szekszard jedoch auch dort mit ein Anwesenheit dieser Einheit zu rechnen Lorincz verortet die Inschrift aus Cuccium auf das Ende des 2 Jahrhunderts n Chr 13 Fur die Aufstellung dieser Truppenliste setzte Lorincz allerdings die Annahme voraus dass Ocseny mit Ad Latus und Szekszard mit Alisca gleichzusetzen ist Daher war nach seiner Uberlegung u a die Cohors I Noricorum in Szekszard stationiert Die in Ocseny Szigetpuszta aufgefundenen Stempel der Cohors I Noricorum und der Cohors II milliaria Brittonum erklarte er damit dass die Ziegel dieser Einheiten von Alisca aus nach Ad Latus transportiert worden sind um mit ihnen dort Gebaude zu errichten 14 Bei Szekszard fand sich nahe dem Sio die heute verschollene Grabinschrift eines Soldaten der einst in der Cohors I Noricorum gedient hatte 15 Fundverbleib BearbeitenDer weiter oben genannte Marmorsarkophag kam gleich nach seiner Auffindung per Schiff nach Buda und befindet sich heute im Ungarischen Nationalmuseum Die meisten Funde darunter eine wohl wahrend der agyptischen Spatzeit entstandene hellblaue Statuette des ibiskopfigen Gottes Thot 16 verblieben jedoch in Szekszard und sind dort im Wosinsky Mor Muzeum fruher Balogh Adam Muzeum zu sehen 17 Denkmalschutz BearbeitenDie Denkmaler Ungarns sind nach dem Gesetz Nr LXIV aus dem Jahr 2001 durch den Eintrag in das Denkmalregister unter Schutz gestellt Die romischen Fundstellen aus Szekszard und Umgebung gehoren als archaologische Fundstatten nach 3 1 zum national wertvollen Kulturgut Alle Funde sind nach 2 1 Staatseigentum egal an welcher Stelle der Fundort liegt Verstosse gegen die Ausfuhrregelungen gelten als Straftat bzw Verbrechen und werden mit Freiheitsentzug von bis zu drei Jahren bestraft Siehe auch BearbeitenListe der Limeskastelle in UngarnLiteratur BearbeitenJeno Fitz Hrsg Der Romische Limes in Ungarn Az Istvan Kiraly Muzeum kozlemenyei Serie A Band 22 Fejer Megyei Muzeumok Igazgatosaga Szekesfehervar 1976 Zsolt Visy Der pannonische Limes in Ungarn Theiss Stuttgart 1988 ISBN 3 8062 0488 8 Zsuzsanna V Peterfi Die Freilegung des spatromischen Wachturms in Ocseny Sovanytelek In Gaal Attila Hrsg Pannoniai kutatasok A Soproni Sandor emlekkonferencia eloadasai Bolcske 1998 oktober 7 Szekszard 1999 S 161 200 Anmerkungen Bearbeiten a b c Zsolt Visy Die Ergebnisse neuerer Luftbildforschungen am pannonischen Limes In Hermann Vetters Manfred Kandler Hrsg Akten des 14 Internationalen Limeskongresses 1986 in Carnuntum Osterreichische Akademie der Wissenschaften Wien 1990 ISBN 3 7001 1695 0 S 547 560 hier S 554 a b Zsolt Visy Der pannonische Limes in Ungarn Theiss Stuttgart 1988 ISBN 3 8062 0488 8 S 117 Sandor Soproni Tabula Imperii Romani Aquincum Sarmizegetvsa Sirmium Hakkert Amsterdam 1968 S 27 Jeno Fitz Hrsg Der Romische Limes in Ungarn Fejer Megyei Muzeumok Igazgatosaga 1976 S 111 Zsolt Visy Die Ergebnisse neuerer Luftbildforschungen am pannonischen Limes In Hermann Vetters Manfred Kandler Hrsg Akten des 14 Internationalen Limeskongresses 1986 in Carnuntum Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1990 ISBN 3 7001 1695 0 S 547 560 hier S 553 Zsolt Visy Neuere Untersuchungen zu den Hilfstruppenlisten romischer Auxiliardiplome In Militardiplome Die Forschungsbeitrage der Berner Gesprache von 2004 Steiner Stuttgart 2007 ISBN 3 515 09144 0 S 252 Zsolz Visy Der pannonische Limes in Ungarn Theiss Stuttgart 1988 ISBN 3 8062 0488 8 S 119 120 Zsolt Visy Der pannonische Limes in Ungarn Theiss Stuttgart 1988 ISBN 3 8062 0488 8 S 119 Barnabas Lorincz Die romischen Hilfstruppen in Pannonien wahrend der Prinzipatszeit Teil I Die Inschriften Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchaologie Wien 2001 ISBN 3 902086 02 5 S 32 Barnabas Lorincz Die romischen Hilfstruppen in Pannonien wahrend der Prinzipatszeit Teil I Die Inschriften Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchaologie Wien 2001 ISBN 3 902086 02 5 S 40 Barnabas Lorincz Die romischen Hilfstruppen in Pannonien wahrend der Prinzipatszeit Teil I Die Inschriften Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchaologie Wien 2001 ISBN 3 902086 02 5 S 80 Barnabas Lorincz Die romischen Hilfstruppen in Pannonien wahrend der Prinzipatszeit Teil I Die Inschriften Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchaologie Wien 2001 ISBN 3 902086 02 5 S 52 Barnabas Lorincz Zu den Besatzungen der Auxiliarkastelle in Ostpannonien In Miroslava Mirkovic Hrsg Romische Stadte und Festungen an der Donau Filozofski fakultet Belgrad 2005 ISBN 86 80269 75 1 S 63 Barnabas Lorincz Die romischen Hilfstruppen in Pannonien wahrend der Prinzipatszeit Teil I Die Inschriften Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchaologie Wien 2001 ISBN 3 902086 02 5 S 112 CIL 3 3300 Pal Lakatos Beitrage zur Verbreitung der agyptischen Kulte in Pannonien Acta Universitatis Szegediensis Ata antiqua 4 Szeged 1961 S 9 Zsolz Visy Der pannonische Limes in Ungarn Theiss Stuttgart 1988 ISBN 3 8062 0488 8 S 120 Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Pannonischer Limes in Ungarn Strecke 8 Kastell Tolna Alta Ripa Kastell Szekszard Alisca Kastell Alisca Burgus Ocseny Sovanytelek Kastell Ad Statuas Vardomb Kastell Dunaszekcso Lugio Florentia Burgus contra Florentiam Kastell Mohacs Kolked Altinum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Szekszard amp oldid 238952731