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Das Kastell Ad Statuas war ein romisches Militarlager das als Kohortenkastell einen Abschnitt des pannonischen Donaulimes Limes Pannonicus sicherte Die archaologisch wenig bekannte und inzwischen uberbaute Anlage wurde einst nahe dem Donauwestufer gegrundet und befindet sich heute mitten im ungarischen Dorf Vardomb im Komitat Tolna Kastell Ad Statuas Vardomb Limes Pannonischer LimesAbschnitt 8Datierung Belegung flavisch trajanischbis 4 Jh n Chr Typ KohortenkastellEinheit a Cohors I Augusta Ituraeorum sagittariorum b Cohors II Asturum et Callaecorum c Equites Dalmatae d Auxilia UrsarensiaGrosse unbekanntBauweise SteinErhaltungszustand Nicht sichtbar das Kastellareal ist vollstandig uberbaut Ort VardombGeographische Lage 46 14 55 8 N 18 41 12 3 O 46 248841666667 18 68675 96Hohe 96 mVorhergehend Kastell Alisca nordostlich Anschliessend Kastell Dunaszekcso Lugio Florentia sudostlich Die Lage von Ad Statuas am niederpannonischen Donaulimes Das von Sudwesten nach Nordosten aufgenommene Luftbild zeigt die Lage von Ad Statuas mit seinem Umfeld sowie das Kastell Alisca Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungs und Baugeschichte 3 Truppe 4 Graberfeld 5 Fundverbleib 6 Limesverlauf zwischen dem Kastell Ad Statuas bis zum Kastell Dunaszekcso 7 Denkmalschutz 8 Siehe auch 9 Literatur 10 AnmerkungenLage BearbeitenDas Kastell befindet sich in Unterhanglage am Westrand einer Niederung die sich zwischen den westlich ansteigenden Bergen von Szekszard und der weiter ostlich fliessenden Donau erstreckt Es entstand auf einer leichten Erhebung uber dem Saum des sumpfigen Terrains das die ausladenden antiken Donauauen gebildet hatten Aufgrund der massiven neuzeitlichen Kanalisierung kam es zu einer deutlichen Ruckverlegung des Flusses nach Osten und damit zu einer Entfernung des Gerinnebettes von den romerzeitlichen Strukturen Auch eine weitere Auenbildung wurde bei diesen Massnahmen deutlich eingeschrankt Die von Norden kommende Limesstrasse umlauft den ehemals schwierigen hochwassergefahrdeten Gelandebereich fuhrte direkt an der Fortifikation vorbei und verlauft Richtung Suden zum Kastell Dunaszekcso 1 Der Garnisonsort befand sich auf dem Gebiet inmitten des heutigen Dorfes Vardomb Ihr Standort lasst sich an dem uber 100 Meter breiten leichten Gelanderucken erkennen 2 Forschungs und Baugeschichte BearbeitenWie der mit Burghugel zu ubersetzende ungarische Ortsname Vardomb verdeutlicht ging das Wissen um eine alte Befestigungsanlage aufgrund der offenbar noch lange sichtbaren Baureste nie vollstandig verloren Der Archaologe Mor Wosinsky 1854 1907 der als Erster Ad Statuas in Vardomb lokalisierte konnte auf der Anhohe Ujberekpuszta am Nordrand von Vardomb Baureste und Ziegelbruchstucke sichern die moglicherweise mit einem Wachturm oder einem anderen militarisch genutzten Gebaude in Verbindung standen Aus den kastellnahen Grundstucken wurden immer wieder romische Funde und Mauerreste geborgen 2 Unter diesen Funden befand sich auch ein bereits im 19 Jahrhundert bekannt gewordener Ziegelstempel des Tribuns Flavius Macianus 3 Die Anlage wird wahrend der Regierungszeit der Flavier 69 96 2 oder des Kaisers Trajan 98 117 4 errichtet worden sein In den 1980er Jahren kam ostlich der Hauptstrasse schrag gegenuber dem Wirtshaus eine 0 8 bis 0 9 Meter breite Mauer aus dem Boden die vielleicht als Teil der steinernen Umfassungsmauer dieser Garnison anzusehen ist 2 Der antike Name Ad Statuas ist erstmals durch das Itinerarium provinciarum Antonini Augusti 5 ein Verzeichnis der wichtigsten romischen Reichsstrassen aus dem 3 Jahrhundert n Chr uberliefert Truppe BearbeitenAuf einem im Ort gefundenen Grabstein mit einer beschadigten Inschrift lasst sich moglicherweise der dort genannte Truppenname rekonstruieren und zu Cohors III Lusitanorum Dritte Kohorte der Lusitaner erganzen Aufgrund der aus den Militardiplomen abgeleiteten topographischen Truppenaufzahlungen vermutete der Limesexperte und Archaologe Zsolt Visy dass fur den Standort Ad Statuas jedoch eher die Cohors II Asturum et Callaecorum Zweite Kohorte der Asturer und Callaecier vermutet werden darf 2 Fur den Epigraphiker Barnabas Lorincz 1951 2012 blieb der pannonische Standort dieser Einheit jedoch unbekannt 6 2003 stellte Visy folgende Truppenchronologie fur das Kastell vor Von der flavischen Epoche 69 96 bis 108 n Chr mutmasste er die zuvor im Kastell Esztergom stationierte Cohors I Augusta Ituraeorum sagittariorum eine Bogenschutzen Kohorte am Platz ihr folgte ab Trajan die Cohors II Asturum et Callaecorum fur die in der Spatantike die Equites Dalmatae Dalmatinische Reiter und die Auxilia Ursarensia nachruckten 7 Die Verlegung der letztgenannten Hilfstruppe aus ihrem vorherigen Standort am Kastell Visegrad Sibrik nach Vadomb ist durch die Notitia dignitatum ein Staatshandbuch aus dem 4 Jahrhundert belegt 8 Lorincz hingegen vermutete dass nach den Markomannenkriegen 166 180 bis um 250 oder spater die zuvor im Kastell Szekszard liegende Cohors I Noricorum equitata Erste teilberittene Kohorte der Noriker nach Ad Statuas kam 9 Auf einer weiteren Grabstele wird ein aus dem syrischen Hemesa stammender Veteran der in Aquincum Budapest liegenden Legio II Adiutrix genannt der in Ad Statuas seinen Sohn begrub 10 Offensichtlich hatte sich der Legionar nach seinem Ausscheiden aus der Armee in oder um Vardomb niedergelassen Graberfeld BearbeitenAus dem Umfeld des in den 1980er Jahren entdeckten Mauerabschnittes an der Hauptstrasse hauptsachlich jedoch westlich dieser Stelle wurden zahlreiche romische Bestattungen bekannt die jedoch grosstenteils ohne archaologische Befundaufnahme geplundert und beseitigt wurden Es liess sich feststellen dass es sich bei den Grablegen zumeist um Ziegelgraber gehandelt hat Von den zu diesem Graberfeld gehorenden Grabinschriften konnten nur wenige fur die Wissenschaft gesichert werden Einige wurden von der Dorfbevolkerung in ihren Bauernhausern vermauert 2 Fundverbleib BearbeitenFunde befinden sich heute im Wosinsky Mor Muzeum in Szekszard Limesverlauf zwischen dem Kastell Ad Statuas bis zum Kastell Dunaszekcso BearbeitenSpuren der militarischen Bauwerke zwischen Vardomb und Dunaszekcso Strecke 11 Name Ort Beschreibung Zustand8 Bataszek Kovesd Burgus Ad Statuas 1 12 Als erster beschrieb Mor Wosinsky die Fundstatte Er beobachtete ein grosses Gebaude und romische Graber die in der Nahe lagen Da der Ort an einem nach Osten abfallenden Hang nahe der ostlich vorbeifuhrenden romischen Limesstrasse lag konnte es sich bei Wosinskys Befunden moglicherweise um die Uberreste einer Turmstelle handeln 13 8 Bataszek Burgus Ad Statuas 5 Der Wachturm wurde auf einem Luftbild im Jahr 2009 entdeckt Die Turmstelle wird von einem leicht trapezformigen Doppelgraben umgeben Der aussere Graben besitzt einen Durchmesser von rund 90 100 Metern der innere misst 45 55 Meter Das Gebiet auf dem sich der Turm befindet ist flach und feucht Der Turm selber liegt auf einer trockenen Erhohung Das Luftbild zeigt einen alten Wasserlauf der ostlich am Turm vorbeifuhrt Aufgrund des hohen Grundwasserspiegels ist heute die Landwirtschaft auf dieser Flache aufgegeben worden Feldbegehungen brachten Steintrummer und spatromische Munzen zu Tage darunter auch solche aus der Regierungszeit des Kaisers Julian 360 363 13 14 8 Bata Burgus Ad Statuas 2 15 Eine kleine Anhohe am Rand der Stadt Bata war der Standort dieses spatromischen Wachturms der insbesondere durch Luftbilder aus den Jahren 1950 und 2010 bekannt ist Sein Doppelgraben umfasste insgesamt rund 50 47 Meter Lesefunde von sechs romischen Bronzemunzen bestatigte die Identifizierung Sie stammen aus der Mitte und dem letzten Drittel des 4 Jahrhunderts Darunter ist eine aus der Regierungszeit des Kaisers Valens 364 378 16 die zwischen 364 und 367 gepragt wurde 14 Unmittelbar nordlich von Ad Statuas 2 gabelt sich die antike Limesstrasse in zwei Aste die zumindest anfangs parallel nach Nordwesten verliefen 8 Burgus Ad Statuas 3 17 Der Turm wurde erstmals durch ein Luftbild bekannt das 1950 aufgenommen worden ist Insbesondere mithilfe eines neuen Luftbilds aus dem Jahr 2010 wurde der Befund wesentlich klarer sichtbar Er stand 1 3 Kilometer sudlich von Ad Statuas 2 und besass einen rund 32 32 Meter grossen Umfassungsgraben 18 Bei Feldbegehungen kamen viele Bruchsteine 19 sowie neun kleine Bronzemunzen des 4 Jahrhunderts ans Licht Nach dem Munzausweis bestand Ad Statuas 3 zeitgleich mit Ad Statuas 2 16 Eine Munze stammt aus der Regierungszeit des Unterkaisers Constantius Gallus 351 354 20 und wurde zwischen 352 und 354 gepragt 14 8 Bata Burgus Ad Statuas 4 21 Ein Luftbild zeigt einen dunkle quadratische Stelle die rund 43 43 Meter umschliesst Das Objekt moglicherweise ein Wachturm lasst sich an der Ostseite der romischen Limesstrasse ausmachen Bei Feldbegehungen wurden Steine und Dachziegelfragmente entdeckt 19 8 Dunaszekcso Das Kastell von Dunaszekcso liegt auf einem machtigen Losshugel dem Varhegy Denkmalschutz BearbeitenDie Denkmaler Ungarns sind nach dem Gesetz Nr LXIV aus dem Jahr 2001 durch den Eintrag in das Denkmalregister unter Schutz gestellt Das Kastell Ad Statuas sowie alle anderen Limesanlagen gehoren als archaologische Fundstatten nach 3 1 zum national wertvollen Kulturgut Alle Funde sind nach 2 1 Staatseigentum egal an welcher Stelle der Fundort liegt Verstosse gegen die Ausfuhrregelungen gelten als Straftat bzw Verbrechen und werden mit Freiheitsentzug von bis zu drei Jahren bestraft Siehe auch BearbeitenListe der Limeskastelle in UngarnLiteratur BearbeitenJeno Fitz Hrsg Der Romische Limes in Ungarn Az Istvan Kiraly Muzeum kozlemenyei Serie A Band 22 Fejer Megyei Muzeumok Igazgatosaga Szekesfehervar 1976 Zsolt Visy The ripa Pannonica in Hungary Akademiai Kiado Budapest 2003 ISBN 963 05 7980 4 S 140 Zsolt Visy Der pannonische Limes in Ungarn Theiss Stuttgart 1988 ISBN 3 8062 0488 8 S 120 Anmerkungen Bearbeiten Limesstrasse bei 46 7 21 58 N 18 44 44 09 O 46 12266 18 74558 Quelle Zsolt Mate Hrsg Frontiers of the Roman Empire Ripa Pannonica in Hungary RPH Nomination Statement Vol 2 National Office of Cultural Heritage Budapest 2011 S 23 Kastell Dunaszekcso bei 46 5 28 13 N 18 45 40 67 O 46 091147222222 18 761297222222 a b c d e f Zsolt Visy Der pannonische Limes in Ungarn Theiss Stuttgart 1988 ISBN 3 8062 0488 8 S 120 CIL 3 3768 Egon Schallmayer Der Limes Geschichte einer Grenze C H Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 48018 7 S 24 Itinerarium Antonini 244 3 Barnabas Lorincz Die romischen Hilfstruppen in Pannonien wahrend der Prinzipatszeit Teil I Die Inschriften Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchaologie Wien 2001 ISBN 3 902086 02 5 S 29 Zsolt Visy The ripa Pannonica in Hungary Akademiai Kiado Budapest 2003 ISBN 963 05 7980 4 S 148 Sandor Soproni Der spatromische Limes zwischen Esztergom und Szentendre Akademiai Kiado Budapest 1978 ISBN 963 05 1307 2 S 163 Barnabas Lorincz Die romischen Hilfstruppen in Pannonien wahrend der Prinzipatszeit Teil I Die Inschriften Forschungsgesellschaft Wiener Stadtarchaologie Wien 2001 ISBN 3 902086 02 5 S 40 Alice Sz Burger Ferenc Fulep Gebiet zwischen der Drau und der Limesstrecke Lussonium Altinum In Die romischen Inschriften Ungarns RIU Bd 4 Akademiai Kiado Budapest 1984 ISBN 963 05 3254 9 S 14 Strecke Nummerierung folgt Zsolt Visy Der pannonische Limes in Ungarn Theiss 1988 sowie Zsolt Visy The ripa Pannonica in Hungary Akademiai Kiado 2003 Burgus Ad Statuas 1 bei 46 11 48 72 N 18 41 16 06 O 46 196866666667 18 687794444444 a b Robert Loki Mate Szabo Zsolt Visy A PTE kutatocsoportja altal felmert lelohelyek katalogusa In Zsolt Visy Hrsg A Danube Limes program regeszeti kutatasai 2008 2011 kozott Universitat Pec Pec 2011 ISBN 978 963 642 447 3 S 53 ff hier S 94 a b c Robert Loki A kozolt leletek katalogusa In Zsolt Visy Hrsg A Danube Limes program regeszeti kutatasai 2008 2011 kozott Universitat Pec Pec 2011 ISBN 978 963 642 447 3 S 163 172 hier S 165 Burgus Ad Statuas 2 bei 46 7 42 67 N 18 44 21 05 O 46 12852 18 73918 Quelle Zsolt Mate Hrsg Frontiers of the Roman Empire Ripa Pannonica in Hungary RPH Nomination Statement Vol 2 National Office of Cultural Heritage Budapest 2011 S 23 a b Robert Loki Mate Szabo Zsolt Visy A PTE kutatocsoportja altal felmert lelohelyek katalogusa In Zsolt Visy Hrsg A Danube Limes program regeszeti kutatasai 2008 2011 kozott Universitat Pec Pec 2N011 ISBN 978 963 642 447 3 S 53 ff hier S 95 Burgus Ad Statuas 3 bei 46 7 9 52 N 18 44 56 54 O 46 11931 18 74904 Quelle Zsolt Mate Hrsg Frontiers of the Roman Empire Ripa Pannonica in Hungary RPH Nomination Statement Vol 2 National Office of Cultural Heritage Budapest 2011 S 23 Zsolt Mate Hrsg Frontiers of the Roman Empire Ripa Pannonica in Hungary RPH Nomination Statement Vol 2 National Office of Cultural Heritage Budapest 2011 S 23 a b Zsolt Visy The ripa Pannonica in Hungary Akademiai Kiado Budapest 2003 ISBN 963 05 7980 4 S 105 Robert Loki Mate Szabo Zsolt Visy A PTE kutatocsoportja altal felmert lelohelyek katalogusa In Zsolt Visy Hrsg A Danube Limes program regeszeti kutatasai 2008 2011 kozott Universitat Pec Pec 2011 ISBN 978 963 642 447 3 S 53 ff hier S 96 Burgus Ad Statuas 4 ungefahr bei 46 6 50 99 N 18 45 5 9 O 46 114163888889 18 751638888889Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Pannonischer Limes in Ungarn Strecke 8 Kastell Tolna Alta Ripa Kastell Szekszard Alisca Kastell Alisca Burgus Ocseny Sovanytelek Kastell Ad Statuas Vardomb Kastell Dunaszekcso Lugio Florentia Burgus contra Florentiam Kastell Mohacs Kolked Altinum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Ad Statuas Vardomb amp oldid 238893527