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Kasba Tadla auch Qasbat Tadlah Kasbat Tadla arabisch قصبة تادلة DMG Qaṣba Tadila Zentralatlas Tamazight ⵇⵚⴱⵜ ⵜⴰⴷⵍⴰ Qeṣbt Tadla ist Stadt mit ca 50 000 Einwohnern in der Region Beni Mellal Khenifra am Westrand des Mittleren Atlas in Marokko Der Name ruhrt von der 1687 unter dem Alawiden Sultan Mulai Ismail erbauten Kasbah deren Ruinen zwischen Altstadt und Neustadt am Fluss Oum er Rbia erhalten sind Kasba Tadla قصبة تادلة ⵇⵚⴱⵜ ⵜⴰⴷⵍⴰHilfe zu Wappen Kasba Tadla Marokko Kasba TadlaBasisdatenStaat Marokko MarokkoRegion Beni Mellal KhenifraProvinz Beni MellalKoordinaten 32 36 N 6 16 W 32 595 6 2633333333333 485 Koordinaten 32 36 N 6 16 WEinwohner 47 343 2014 Flache 19 5 km Bevolkerungsdichte 2 428 Einwohner je km Hohe 485 mVorbauten der KasbahVorbauten der KasbahVon der Kasbah uber den Fluss Oum er Rbia nach Sudosten Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Bevolkerung 3 Wirtschaft 4 Geschichte 5 Stadtbild 6 Personlichkeiten 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Stadt Kasba Tadla liegt an einer alten Handelsroute und der heutigen Nationalstrasse 8 route imperiale etwa auf halbem Weg zwischen Marrakesch ca 225 km Fahrtstrecke im Sudwesten und Fes ca 270 km im Nordosten in einer Hohe von ca 485 m 1 Der Ort ist ein Verkehrsknotenpunkt und zusammen mit Beni Mellal einer der beiden alten Hauptorte der fruchtbaren Tadla Ebene Im Osten sind an klaren Tagen die um die 2000 m hohen Gipfel des Mittleren Atlas zu sehen Die Entfernung zur sudwestlich gelegenen Provinzhauptstadt Beni Mellal betragt ca 35 km Die nachste grossere Stadt Richtung Nordosten Khenifra ist ca 95 km entfernt Nach Nordwesten verlauft eine direkte Strasse uber Boujad 26 km Oued Zem 48 km und Rommani nach Rabat ca 210 km Das Klima ist gemassigt Regen ca 520 mm Jahr fallt nahezu ausschliesslich im Winterhalbjahr 2 Bevolkerung BearbeitenJahr 1994 2004 2014Einwohner 36 570 40 898 47 343 3 Anfang der 1970er Jahre wurde die Bevolkerung auf ca 10 000 Personen geschatzt Die anhaltende Zunahme der Bevolkerung beruht im Wesentlichen auf der Zuwanderung von Berberfamilien aus den Bergregionen des Hohen und Mittleren Atlas Wirtschaft BearbeitenDer Oum er Rbia ist der langste ganzjahrig Wasser fuhrende Fluss Marokkos Aus dem Fluss abgeleitete Bewasserungskanale bewassern in der Tadla Ebene seit den 1930er Jahren fruchtbares Ackerland In der Umgebung der Stadt wird vor allem Getreide angebaut In der Stadt haben sich Handler Handwerker und Dienstleistungsunternehmen aller Art angesiedelt Der Tourismus spielt nur eine untergeordnete Rolle Geschichte BearbeitenIm 10 und 11 Jahrhundert gehorte die Region Tadla zum Einflussbereich des Berberstammes der Banu Ifran mit Hauptort Sale In den Jahren 1057 58 eroberten die Almoraviden unter Ibn Yasin die Provinz der Banu Ifran Die in Zelten lebende Bevolkerung der Tadla betrieb Ackerbau und halbnomadische Viehzucht Das Gebiet wurde uber Jahrhunderte zum Schlachtfeld befeindeter Dynastien In den Jahren 1131 32 plunderte der Almohaden Sultan Abd al Mu min Tadla Dasselbe geschah 1267 68 durch Abu Yusuf Yaqub den dritten Sultan der Meriniden Die Herrschaft der Saadier wurde 1640 41 durch Zanata Berber die zur Dila Bruderschaft gehorten beendet In der Tadla entstand damit ein von Marabouts regiertes Staatswesen bis der Alawiden Sultan Mulai ar Raschid den Dila Orden als Bedrohung empfand und 1668 69 ihren in der Nahe von Kasba Tadla gelegenen Hauptsitz Zawiya zerstorte Der oberste Marabout und seine Begleiter mussten in das osmanisch kontrollierte Tlemcen heute im Nordwesten Algeriens fliehen Mit osmanischer Unterstutzung kehrte der Dila Marabout Ahmad al Dalai 1677 aus dem Exil zuruck und liess die Zawiya wieder aufbauen die sogleich von den meisten Stammen aus der Tadla Region und dem Mittleren Atlas gegen den Sultan unterstutzt wurde 4 Der Nachfolger von ar Raschid Sultan Mulai Ismail schlug 1677 einen Aufstand der Zenata nieder einen Sieg uber den Orden konnte er nur muhsam erringen Die Sanhadscha Kampfer Ahmads besiegten zunachst die Expedition des Sultan Erst im April 1678 wurde Ahmad aus der Tadla Region vertrieben und floh in den Mittleren Atlas wo er bis zu seinem Tod 1680 einflussreich blieb 5 Ein Jahrzehnt spater zwangen weitere Unruhen Mulai Ismail zu erneuten Militarexpeditionen in die Region Tadla Um seine Sultansmacht dauerhaft zu sichern liess er dort entlang der Hauptroute eine Reihe von befestigten Siedlungen kasbahs anlegen oder bestehende Anlagen ausbauen Im Jahr 1687 wurde Kasba Tadla gegrundet ahnliche Burgen entstanden nahe Khenifra und in Dila Wie auch in Khenifra veranlasste Mulai Ismail in Kasba Tadla den Bau einer Steinbrucke uber den Oum er Rbia Die zur Bewachung zuruckgelassenen Soldaten aus der Armee des Sultans waren ortsfremde schwarzafrikanische Soldner Gnawa bei denen nicht zu befurchten war dass sie zur lokalen Bevolkerung uberlaufen wurden Bei der Aufteilung der Provinzen 1699 70 erhielt Mulai Ahmad einer der Sohne des Sultans Tadla zugesprochen er residierte in der dortigen Kasbah nbsp Minarett in der Kasbah mit StorchennestWahrend des 18 und 19 Jahrhunderts galt es mehrmals die Angriffe von Berberstammen abzuwehren Es gab mehrere vom Sultan gefuhrte Strafexpeditionen Auf dem Ruckweg von einem Feldzug in den Hohen Atlas starb Sultan Mulai al Hassan I im Juni 1894 bei Kasba Tadla Um die Nachfolge ungestort an den noch minderjahrigen Abd al Aziz ubergeben zu konnen wurde der Tod mehrere Tage geheim gehalten Der Fuhrer des antikolonialen Widerstandes in der Westsahara und Mauretanien war um 1900 Scheich Ma al ʿAinin Sein Befreiungskampf ging von der von ihm gegrundeten Stadt Smara aus und wurde finanziell von Abd al Aziz unterstutzt Nach mehreren verlustreichen Gefechten floh Ma al ʿAinin nach Norden wo seine Krieger im Fruhjahr 1910 in der Nahe von Kasba Tadla vom franzosischen General Moinier geschlagen wurden In den Jahren 1913 14 besetzten die Franzosen gegen den heftigen Widerstand der Sanhadscha den Westrand des Atlas von Kasba Tadla uber Khenifra bis Azrou Um die Sanhadscha die sich seit dem 17 Jahrhundert der Unterordnung unter den Makhzen die Sultansherrschaft verweigerten gewogen zu stimmen gestanden ihnen die Franzosen in einem Dekret Ẓahir vom September 1914 eine lokale Selbstverwaltung zu 6 Dennoch leisteten bis 1933 in der Umgebung einige Berber Widerstand gegen die franzosische Anwesenheit Kasba Tadla bestand Ende des 19 Jahrhunderts aus wenig mehr als den heruntergekommenen Mauern der Festung Wahrend der Zeit des franzosischen Protektorats 1912 1956 wurde der Ort wiederbelebt und die Kasbah zu einem grosseren Militarlager ausgebaut Stadtbild BearbeitenDie Stadt liegt zwischen flachwelligen Hugeln am Nordufer des Oum er Rbia der in einem tief eingeschnittenen Tal von Osten nach Westen fliesst und zwei 90 Grad Kurven bildet bevor er an der ehemaligen Kasbah vorbeifliesst Die Festung steht auf einer Anhohe etwa 100 m vom Flussufer entfernt Die von Zinnen bekronten 300 m langen Aussenmauern wurden aus Stampflehm hergestellt und mit einem glatten Kalkputz uberzogen Aussen waren sie durch rechteckig hervorstehende Flankenturme verstarkt Hinter der Umfassungsmauer befindet sich in geringem Abstand eine zweite Mauer die den Kernbereich mit dem ehemaligen Gouverneurspalast Dar el Makhzen und weiteren Wohngebauden umgibt In das 18 Jahrhundert werden zwei Moscheen innerhalb der Kasbah datiert von denen noch die Minarette erhalten sind Eines der Minarett auf quadratischer Grundflache ist einheitlich mit einem feingliedrigen Ziegel Rautenmuster verziert Das andere erhaltene Ziegelminarett ist an seinen ungewohnlichen weit aus der Fassade herausragenden Holzstangen erkennbar die es in Marokko sonst nur am Minarett der Freitagsmoschee von Tiznit zu sehen gibt Die Holzer verweisen auf Lehmbauten sudlich der Sahara wo besonders in Mali die Aussenwande alter Palaste und Moscheen mit solchen Holzern gespickt sind Moglicherweise brachten die schwarzafrikanischen Sklaven und Soldner animistische Vorstellungen von Totenseelen mit denen die Stangen wie auch an der Grossen Moschee von Tiznit als Ruheplatz dienen sollten 7 Der gesamte Innenbereich ist stark zerfallen ein grosses altes Lagergebaude mit Tonnendach blieb jedoch erhalten Zwischen den Ruinen sind in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts aus Hohlblocksteinen billige Unterkunfte entstanden die aber wie die fruheren Gebaude kaum noch bewohnt werden Etwa 300 m westlich der Kasbah uberquert eine zehnbogige Steinbrucke Pont Portugais den Oum er Rbia Der Name geht darauf zuruck dass beim Bau unter Mulai Ismail in der Zeit um 1700 europaische Gefangene als Arbeiter herangezogen wurden Einige 100 m sudostlich liegt das kleine Marktzentrum der Altstadt Die verwinkelten Gassen erstrecken sich bis zum Flussufer Deutlich grosszugiger geplant sind die ausserhalb gelegenen Neustadtbereiche Nordlich der Kasbah befindet sich an der Durchgangsstrasse der zentrale Busbahnhof umgeben von einem modernen Geschaftszentrum Neue einfache Wohngebiete mit rechteckigen Strassenplanen beginnen westlich am Fluss und ziehen sich weit nach Norden Personlichkeiten BearbeitenLalla Latifa 1946 Witwe von Konig Hassan II Literatur BearbeitenArnold Betten Marokko Antike Berbertraditionen und Islam Geschichte Kunst und Kultur im Maghreb DuMont Ostfildern 2012 ISBN 978 3 7701 3935 4 S 251f Mohammad Hajji Tadla In Encyclopaedia of Islam New Edition Bd 10 2000 S 75a 77aWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Kasba Tadla Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Kasba Tadla Karte mit Hohenangaben Kasba Tadla Klimatabellen Kasba Tadla Bevolkerungsentwicklung Dale F Eickelman Moroccan Islam Tradition and Society in a Pilgrimage Center Modern Middle East Series No 1 University of Texas Press Austin London 1976 S 34 Jamil M Abun Nasr A history of the Maghrib in the Islamic period Cambridge University Press Cambridge 1987 S 231f Jamil M Abun Nasr S 370 372 Arnold Betten Marokko Antike Berbertraditionen und Islam Geschichte Kunst und Kultur im Maghreb DuMont Ostfildern 2012 S 251f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kasba Tadla amp oldid 224171948