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Karl Willy Wagner 22 Februar 1883 in Friedrichsdorf Taunus 4 September 1953 ebenda war ein deutscher Nachrichtentechniker und neben George Ashley Campbell Mitbegrunder der Theorie der elektrischen Filter Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Auszeichnungen 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWagner war der Sohn von Georg Wilhelm Wagner und Emilie Zeline geborene Gauterin Die Mutter war eine traditionsbewusste Hugenottin deren 1690 aus der Champagne eingewanderte Familie zu den Grundern Friedrichsdorfs zahlte Nach der Realschule bildete sein Onkel Gustav Gauterin ihn in seiner Mechanikerwerkstatt in der Bahnstrasse aus Daraufhin begann er im April 1900 am Technikum Bingen das Studium der Elektrotechnik und legte 1902 seine Ingenieurprufung ab Wahrend seiner Studienjahre in Bingen am Rhein trat er dem Technischen Sangerkreis Loreley der heutigen Landsmannschaft Rheno Teutonia bei mit welcher er bis zu seinem Tode stets verbunden blieb 1 Anschliessend ubernahm er eine Lehrtatigkeit am Technikum in Bad Frankenhausen Thuringen 1903 veroffentlichte er einen Beitrag zur Theorie elektrischer Schwingungen Von 1904 bis 1908 arbeitete er als Forschungsingenieur im Hochspannungslaboratorium bei den Berliner Siemens Schuckertwerken Zum 1 April 1909 erhielt er auf Empfehlung seines Doktorvaters eine Anstellung als kommissarischer Telegrapheningenieur im Kaiserlichen Telegraphen Versuchsamt 2 in Berlin Beauftragt wurde er hier mit der Verbesserung des damals noch immer verwendeten Bell Fernsprechers um uber grossere Entfernungen telefonieren zu konnen Er arbeitete unter anderem auf den Gebieten Ausbreitung elektrischer Strome in langen Kabeln Wanderwellen und dielektrische Nachwirkung Sein Aufsatz Verlauf telegraphischer Zeichen in langen Kabeln gefiel dem Leiter des Reichspostamtes Karl Strecker der beim Aufbau des transozeanischen Netzes von Telegraphenkabeln beteiligt war so gut dass er ihn anheuerte Mit dem Kabelleger Dampfer Stephan der Norddeutschen Seekabelwerke stach er in See um Kabel zwischen Westafrika und Brasilien zu verlegen Zwischenzeitlich promovierte er 1910 an der Universitat Gottingen zum Dr phil mit der Dissertation Der Lichtbogen als Wechselstromerzeuger und habilitierte sich 1912 an der Technischen Hochschule Berlin wo er zunachst Privatdozent wurde 1913 oder Herbst 1912 wurde er zum Professor und Mitglied der Physikalisch Technischen Reichsanstalt berufen Er war mit der Leitung der elektrotechnischen Laboratorien betraut und forschte hier auf den Gebieten von Wanderwellen und der Theorie der Kettenleiter was ihn 1915 zur Erfindung der Siebkette fuhrte Im Ersten Weltkrieg arbeitete er an der Verbesserung der drahtlosen Stationen fur Flieger und U Boote und entwickelte fur das Heer ein Verfahren zur Geheimtelefonie 1917 18 war er Mitarbeiter bei Telefunken 3 Im Dezember 1918 trat er wieder in den Dienst der Reichspost und wurde Direktor des Telegraphen Versuchsamtes Er unternahm nun Versuche zur Mehrfachtelefonie und fuhrte bei der Deutschen Post das Tragerfrequenzverfahren ein Dieses Verfahren unterstutzte den Wiederaufbau des wahrend des Ersten Weltkriegs zusammengebrochenen Fernverkehrs Mit dem Organisieren von Forschungen erlangte Wagner eine ebenso grosse Bekanntheit wie mit seinen experimentellen Forschungen auf dem Gebiet der Funktechnik Nach Streckers Pensionierung war er von 1923 bis 1927 Prasident des Nachfolgeinstituts des Telegraphen Technischen Reichsamts 1924 grundete er die Zeitschrift Elektrische Nachrichtentechnik 4 An der TH Berlin an der er gleichzeitig lehrte wurde er 1925 zum Honorarprofessor berufen Im Oktober 1926 verfasste er eine heute verschollene Denkschrift zur Schaffung eines Instituts zur Erforschung elektrischer und akustischer Schwingungen Im August 1927 wurde er Stiftungsprofessor fur allgemeine Schwingungslehre an der TH Berlin und mit der Grundung des Instituts fur Schwingungsforschung betraut das am 7 Marz 1930 unter dem Namen Heinrich Hertz Institut HHI Franklinstrasse 1 eingeweiht wurde Als dessen Direktor arbeitete er an der Analyse von Gerauschen und Larm Nachbildung von Vokalen Ionosphare etc Als er im Fruhjahr 1933 intensiv Formanten untersuchte waren Winston E Kock und Oskar Vierling sein Assistenten Drei Jahre nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten brach seine Karriere jah ab Da er sich weigerte judische Mitarbeiter zu entlassen wurde er 1936 seiner Amter enthoben und als Institutsdirektor abgesetzt Der Physiker und Mathematiker Alfred Thoma der von 1934 bis 1936 Assistent von Karl Willy Wagner und spater Mitherausgeber der Zeitschrift Archiv der Elektrischen Ubertragung war schilderte die naheren Umstande der Entlassung durch die Nationalsozialisten in seiner Autobiographie 5 Da er sich bei dem von den Nationalsozialisten inszenierten Tribunal im Audimax des Heinrich Hertz Institutes als einziger der Anwesenden fur Wagner einsetzte wurde auch er sofort von den Nationalsozialisten entlassen Beide verband bis zum Lebensende eine enge Freundschaft Wagner arbeitete anschliessend als Privatlehrer in Thuringen Von 1943 bis 1945 war er als Berater in wissenschaftlichen Fragen bei der Amtsgruppe Forschungen Erfindungen und Patente im Oberkommando der Kriegsmarine tatig Nach dem Zusammenbruch wurde er im Jahre 1945 von der US Militarregierung als Vorsitzender fur einen Planungsausschuss berufen mit der Aufgabe den Wiederaufbau des Post und Fernmeldewesens in der damaligen Bizone zu bilden Nach Abschluss dieser Arbeit widmete er sich wieder ganz seiner wissenschaftlichen Tatigkeit Seit 1937 hatte er sich in Friedrichsdorf vehement aber zunachst erfolglos fur die Einrichtung einer Gedenkstatte im ehemaligen Wohnhaus von Philipp Reis eingesetzt Erst als 1951 der Abriss bevorstand konnte er neben vielen Friedrichsdorfern auch den Physikalischen Verein und die Oberpostdirektion Frankfurt fur seine Idee gewinnen Am 27 Oktober 1952 wurde die Gedenkstatte eroffnet die inzwischen im stadtischen Museum aufgegangen ist Nach dem Tod seiner Schwester Ella Witwe des Backers Ludwig Schmitt erbte er in Friedrichsdorf das Haus in der Hugenottenstrasse 61 das er zusammen mit seiner Frau bezog Hier engagierte er sich in verschiedenen Vereinen vor allem im Deutschen Hugenotten Verein und ubernahm den Vorsitz im Verkehrsverein 1949 erschien eine Vortragssammlung unter dem Titel Bau und Entstehung des Weltalls Im gleichen Jahr ubernahm er das Amt des Prasidenten der Akademie der Wissenschaften und Literatur dem Vorlaufer der von ihm mitbegrundeten Universitat Mainz an der er 1951 eine Honorarprofessur ubernahm Ferner war er Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin Ehrendoktor der Universitat Stockholm und Mitglied der Koniglichen Schwedischen Akademie der Ingenieurwissenschaften sowie Ehrenprasident der Technischen Hochschule Darmstadt 1953 wurde ihm das Grosse Bundesverdienstkreuz mit Stern verliehen Am 3 September 1953 erlag er in den fruhen Morgenstunden einem Herzinfarkt Auszeichnungen Bearbeiten1919 Goldene Cedergrene Medaille Stockholm 1925 Ehrenburger der Technischen Hochschule Karlsruhe und ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften Berlin 1929 Goldene Heinrich Hertz Medaille 1930 Slaby Plakette des Deutschen Funktechnischen Verbandes 1931 Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences Boston 1933 Gauss Weber Gedenkmunze der Universitat Gottingen 1935 Korrespondierendes Mitglied der Koniglichen Akademie der Ingenieur Wissenschaften zu Stockholm 1949 Prasident der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz 1951 Honorarprofessor der Universitat Mainz 1953 Grosses Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland Ehrensenator der Technischen Universitat Berlin Charlottenburg Ehrenmitglied des Verbandes Deutscher Elektrotechniker und des Elektrotechnischen Vereins e V Berlin Ehrendoktorwurde der Universitat Stockholm Ehrenprasident der Technischen Hochschule DarmstadtWerke BearbeitenElektromagnetische Ausgleichsvorgange in Freileitungen und Kabeln Teubner Leipzig 1908 Dielektrische Eigenschaften von verschiedenen Isolierstoffen Mitteilung aus dem Kaiserlichen Telegraphen Versuchsamt Springer Berlin 1914 Induktionswirkungen von Wandlerwellen in Nachbarleitungen Mitteilung aus der Physikalisch Technischen Reichsanstalt Springer Berlin 1914 Uber Prazisionswiderstande fur hochfrequenten Wechselstrom Mitteilung aus der Physikalisch Technischen Reichsanstalt 2 Mitteilung Springer Berlin 1915 Die wissenschaftlichen Grundlagen des Rundfunkempfangs Springer Berlin 1927 Les Proprietes des matieres isolantes electrotechniques et leur mesure Paris 1932 Das larmfreie Wohnhaus VDI Berlin 1934 Ein neues elektrisches Sprechgerat zur Nachbildung der menschlichen Vokale Verlag der Akademie der Wissenschaften Berlin 1936 Operatorenrechnung nebst Anwendungen in Physik und Technik Barth Leipzig 1940 Einfuhrung in die Lehre von den Schwingungen und Wellen Dieterich sche Verlagsbuchhandlung Wiesbaden 1947 Bau und Entstehung des Weltalls Vieweg Braunschweig 1949 mit W Kossel und F Hund Das Molekul und der Aufbau der Materie Vieweg Braunschweig 1949 Operatorenrechnung und Laplacesche Transformation nebst Anwendungen in Physik und Technik 3 Auflage Bearbeitet von Alfred Thomas Barth Leipzig 1962 Elektromagnetische Wellen Eine Einfuhrung in die Theorie als Grundlage fur ihre Anwendung in der elektrischen Ubertragungstechnik Birkhauser Basel 1953 Archiv der elektrischen Ubertragung Band 4 1950 Band 15 1961 Band 16 1962 Literatur BearbeitenErika Dittrich Kalendarium Das Stadtarchiv Friedrichsdorf stellt Personlichkeiten aus Friedrichsdorf und seinen Stadtteilen vor In Jahrbuch Hochtaunuskreis Bd 15 2007 ISSN 0943 2108 S 220 243 Erika Dittrich Prof Dr Karl Willy Wagner Ein Leben zwischen Tradition und Innovation In Friedrichsdorfer Schriften Bd 3 2003 2004 2003 S 32 51 Marianne Peilstocker Professor Dr Karl Willy Wagner 1883 1953 In Jahrbuch Hochtaunuskreis Bd 11 2003 2002 ISSN 0943 2108 S 96 103 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Karl Willy Wagner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Karl Willy Wagner auf der Website der TU Berlin Memento vom 8 Marz 2018 im Internet Archive Hans Joachim Braun Music Engineers The Remarkable Career of Winston E Kock Electronic Organ Designer and NASA Chief of Electronics PDF Datei 1 63 MB Einzelnachweise Bearbeiten Bernhard Gerster 100 Jahre Landsmannschaft Rheno Teutonia Siehe Das Kaiserliche Telegraphen Versuchsamt In Telefunken Zeitung 3 Jg Nr 13 1914 S 7 9 PDF Datei 2 12 MB s 25 Jahre Telefunken Festschrift 1928 ENT Nachfolger Archiv der Elektrischen Ubertragung AEU Einzelheiten zur Entlassung von Karl Willy Wagner im Jahre 1936 in der unveroffentlichten Autobiographie seines Assistenten Alfred Thoma online Normdaten Person GND 11710289X lobid OGND AKS LCCN no2011175997 NDL 00549911 VIAF 22910264 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wagner Karl WillyKURZBESCHREIBUNG deutscher PhysikerGEBURTSDATUM 22 Februar 1883GEBURTSORT FriedrichsdorfSTERBEDATUM 4 September 1953STERBEORT Friedrichsdorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Willy Wagner amp oldid 236717431