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Die Kahlhechte oder Amerikanischen Schlammfische Amia auf Englisch meist bowfin genannt sind eine Raubfischgattung aus Nordamerika Sie zeigt noch zahlreiche Merkmale urtumlicher Knochenfische Ganoiden und ist die einzige rezente Gattung sowohl der Familie der Kahlhechte oder Schlammfische Amiidae als auch des nachsthoheren Taxons der Ordnung der Kahlhechtartigen oder Schlammfischartigen Amiiformes KahlhechteKahlhechtSystematikUnterklasse Neuflosser Neopterygii Teilklasse Knochenganoiden Holostei HalecomorphiOrdnung AmiiformesFamilie AmiidaeArt KahlhechteWissenschaftlicher NameAmiaLinnaeus 1766 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Anatomie 3 Verbreitung 4 Fortpflanzung 5 Systematik 6 Stammesgeschichte 7 Fischerei 8 Anmerkung 9 Literatur 10 Einzelnachweise 11 WeblinksMerkmale BearbeitenKahlhechte haben einen langgestreckten hechtartigen Korper Die Ruckenflosse nimmt ein Drittel der Korperlange ein und hat 42 bis 56 Flossenstrahlen und zwei dunkle Langsstreifen Die Afterflosse ist klein hat zehn bis zwolf Flossenstrahlen und beginnt auf Hohe der Ruckenflossenmitte Die Bauchflossen sitzen in der Korpermitte Kahlhechte sind von kleinen Cycloidschuppen bedeckt die noch einen Ganoinbelag ein urtumliches Merkmal besitzen Ein weiteres primitives Merkmal ist eine kleine Knochenplatte Gulare zwischen den beiden Asten des Unterkiefers Das Innere der Schwimmblase ist durch eine netzartige Struktur vergrossert und ermoglicht dem Fisch Luft zu atmen wenn seine Wohngewasser im Sommer durch hohe Temperaturen sauerstoffarm werden Die Farbe der Kahlhechte ist braun bis oliv mit einer dunkleren netzartigen Zeichnung auf den Flanken Mannchen haben an der oberen Schwanzflossenwurzel einen dunklen gelb oder orange umfassten Augenfleck nbsp Mannlicher KahlhechtKahlhechte ernahren sich von kleinen Fischen Froschen grosseren Wasserinsekten und Krebstieren Sie werden meist 65 bis 70 Zentimeter lang und erreichen bei einer maximalen Lange von etwa 110 Zentimeter ein Gewicht von bis zu 10 kg Alter bis 30 Jahre die Mannchen bleiben kleiner Ihre normale Schwimmweise heisst amiiform wobei die Ruckenflosse undulierend Vor oder auch Ruck trieb erzeugt Bei der Flucht kann Amia naturlich mit dem seitlich abgeflachten sehr biegsamen Schwanz anguilliform nachhelfen Flossenformel Dorsale 42 56 Anale 9 12 Pectorale 16 18 Ventrale 8 10 Caudale 30 Wirbel 80 90 Schuppenformel SL 70 Branchiostegalstrahlen 12 keine Pylorusschlauche Anatomie Bearbeiten nbsp Dermato und Neurocranium von Amia calva Die Knochennamen entsprechen weitgehend den jetzt ublichen Amia unterscheidet sich anatomisch von den Teleostei z B im Flossen und Wirbelbau In den Basen der Paarflossen gibt es noch pterygiale Elemente wie bei Storen und besonders Polypterus Das Schwanzskelett ist noch etwas variabel einige Epuralia sind vorhanden Die Wirbel die die Chorda dorsalis schon stark einengen sind zum Teil als Doppelwirbel ausgepragt was zeigt dass keine nachste Verwandtschaft zu Teleosteern besteht Uber den zahlreichen Ruckenflossen Pterygiophoren stehen mitunter je zwei Radien Am Ende des Mitteldarms ist noch ein kurzer Spiraldarm vorhanden Am Ort des Spritzloches ist ein Blindgang vorhanden der noch den wahrscheinlich furs Horen zustandigen grossen Neuromasten cupulares Sinnesorgan enthalt Am Ort der Operkularkieme von Storen und Knochenhechten ist noch ein gut entwickeltes Gefassnetz vorhanden die Kieme selbst aber ist schon unmoglich wegen der Operkelhebung zur Maul Offnung Vom Pharynx Constrictor hat sich apomorph ein paariger Retractor Muskel zur Wirbelsaule differenziert der es wie bei hoheren Knochenfischen gestattet gepackte Beute rasch zu schlucken um aus einem Schwarm womoglich gleich weitere zu machen Wie etwa Polypterus aber auch Notopterus Anguilla u a hat Amia Nasententakel rohrchen zum Schnuffeln vor dem Maul An 1 Amia ist der einzige Fisch von dessen Kaumuskulatur eine eigene Portion furs Riechen abdifferenziert ist der Musculus nasalis Der Schadel besteht aus 44 grossteils paarigen Knochen diese Zahl ist bei Teleosteern meist deutlich geringer Das Maxillare ist bereits vorschwenkbar im Sinne der Verengung der Maulspalte im Mundwinkel zum Saugschnappen s Maxillarapparat Das stark bezahnte Pramaxillare besteht noch aus mehreren kleineren Knochen und der Unterkiefer aus mindestens neun Einzelknochen bei den Teleostei bloss drei Fast alle Knochen der Mundhohle sind bezahnt Das Symplecticum reicht bis ans Kiefergelenk Das Praeoperculare hat bereits die fur Teleosteer typische sichelformige Gestalt es leitet die Hebung des Kiemendeckels durch einen eigenen Muskel uber das Interoperculum in eine Maul Offnung um Mit den Lepisosteidae teilt Amia z B den Verlauf der ventralen Spinalnerven gegen den Bauch aussen von der Rumpfmuskulatur nicht innen an der Leibeshohle wie bei allen anderen Fischen nbsp Das Verbreitungsgebiet der Kahlhechte im westlichen NordamerikaVerbreitung BearbeitenKahlhechte leben in Sumpfen pflanzenreichen Seen und Flussen im ostlichen Nordamerika von den Grossen Seen mit Ausnahme des Oberen Sees und dem Sankt Lorenz Strom uber das Gebiet des Mississippi und Missouri bis nach Florida und dem Unterlauf des Rio Grande Sie fehlen in den nordlichen Neuengland Staaten und in den nordlichen Appalachen Der Mensch hat sie lokal etwas nach Westen verbreitet Fortpflanzung BearbeitenDie Laichzeit fallt in die Monate Mai Juni Die Mannchen bauen dann Nester auf dem Gewassergrund zu denen sie die verschiedensten Pflanzenteile zusammentragen Der Nestbau und das Laichen geschehen nachts Das Mannchen bewacht die ca 20 000 bis 70 000 Eier und spater auch die ausgeschlupften Jungfische bis sie eine Lange von etwa einem Zentimeter erreicht haben Die Larven schlupfen nach 8 10 Tagen Mit ihrem Haftorgan am Maul heften sie sich zunachst an Wasserpflanzen fest spater sammeln sie sich im Schatten unter dem Bauch des Vaters der sie fuhrt Brutpflege Diesem Verhalten verdanken wohl die Jungfische ihr Uberleben mit Sonnenbarschen u a Raubern im selben Biotop Systematik Bearbeiten nbsp Amia ocellicaudaDie wissenschaftlichen Bezeichnungen der Gattung Amia und der Art Amia calva wurden schon 1766 durch den schwedischen Naturforscher Carl von Linne eingefuhrt Amia kommt aus dem Griechischen Amia ist ein undefinierter Fischname mehrerer antiker Autoren Zwischen 1836 und 1870 wurden 12 weitere rezente Amia Arten beschrieben die Ende des 19ten Jahrhunderts jedoch alle mit Amia calva synonymisiert wurden ohne dass die morphologischen Variationen zwischen den Taxa naher untersucht worden sind 1 2022 stellte man anhand genetischer Daten und geringer morphologischer Unterschiede jedoch fest dass es zwei Kahlhechtpopulationen gibt die sich wahrend des Ubergangs vom Pliozan zum Pleistozan vor etwa 2 6 Millionen Jahren evolutionsbiologisch voneinander getrennt haben Somit wird die Gattung heute in zwei rezente und einige ausgestorbene Arten unterteilt 2 Amia calva Linnaeus 1766 Typusort Charleston South Carolina Verbreitung sudliche USA vom Pearl River im Bundesstaat Mississippi im Westen bis Florida im Sudosten und Virginia im Norden Merkmale Grundfarbung rotlich braun Mannchen zeigen wahrend der Laichzeit eine leichte Grunfarbung auf den Flossen Augenfleck auf dem oberen Abschnitt des Schwanzstiels oft nur wenig entwickelt 16 oder 17 Zahne auf der linken Seite der ausseren Zahnreihe im Unterkiefer dd Amia ocellicauda Richardson 1836 3 Typusort HuronseeVerbreitung Colorado River Flusse des ostlichen Texas Stromgebiet des Mississippi und des Missouri Einzugsbereich der Grossen Seen unterer Sankt Lorenz Strom Lake Champlain Connecticut River Merkmale Mannchen zeigen wahrend der Laichzeit eine dunkelgrune bis smaragdgrune Flossenfarbung Augenfleck auf dem oberen Abschnitt des Schwanzstiels bei Mannchen sehr deutlich ausgepragt 15 Zahne auf der linken Seite der ausseren Zahnreihe im Unterkiefer dd nbsp Amia pattersoni aus dem Eozan der Green River Formation Wyoming Amia ist die einzige rezente Gattung sowohl der Familie der Kahlhechte oder Schlammfische Amiidae als auch der Ordnung der Kahlhechtartigen oder Schlammfischartigen Amiiformes Die Amiiformes bilden zusammen mit den Halecomorphi 4 ihren engen fossilen Verwandten und den Knochenhechtartigen Lepisosteiformes und deren engeren fossilen Verwandten den Ginglymodi 5 die Gruppe der Knochenganoiden Holostei 6 Stammesgeschichte Bearbeiten nbsp Amiopsis lepidota im Museum fur Naturkunde Berlin nbsp Cyclurus kehreri aus der Grube Messel bei DarmstadtDie Amiiformes erlebten ihre Blute zusammen mit anderen ursprunglichen Knochenfischen wie den Semionotiformes und den Lepisosteiformes im Mesozoikum und stellten einen grossen Teil der Fischfauna Wahrend der mittleren Kreide wurden sie weitgehend von den Echten Knochenfischen Teleostei verdrangt Drei Familien der Amiiformes sind ausgestorben Caturidae Caturus Eoeugnathus Eugnathus Furo Heterolepidotus Macrepistius Strobilodus Liodesmidae Liodesmus Sinamiidae Sinamia Die Amiidae sind mit den Kahlhechten die einzige uberlebende Familie und lebten mit Amiopsis und Amia schon in der Oberkreide Amia kehreri jetzt Cyclurus kehreri lebte auch in Europa Funde aus dem Eozan gibt es z B in der Grube Messel in Hessen Fischerei BearbeitenAls Speisefisch haben Kahlhechte keinen guten Ruf Das Fleisch gilt als weich strukturlos und fade im Geschmack Vor allem gerauchert finden die Fische jedoch ihre Anhanger und sind regional bedeutsam fur die Ernahrung Breitere Zustimmung erlangt der als Kaviar zubereitete Rogen Als guten Kampfer beurteilen sie US Sportfischer Anmerkung Bearbeiten Laut einer anderen Angabe handelt es sich aber um kurze Barteln die neben den vorderen Narinen stehen Literatur BearbeitenErik Jarvik 1980 Basic structure and evolution of vertebrates Vol 1 Academic Press London Enthalt eine gute Anatomie der Amia Joseph S Nelson Fishes of the World John Wiley amp Sons 2006 ISBN 0 471 25031 7 Kurt Fiedler Lehrbuch der Speziellen Zoologie Band II Teil 2 Fische Gustav Fischer Verlag Jena 1991 ISBN 3 334 00339 6 Gunther Sterba Susswasserfische der Welt 2 Auflage Urania Leipzig Jena Berlin 1990 ISBN 3 332 00109 4 K A Frickhinger Fossilien Atlas Fische Mergus Verlag Melle 1999 ISBN 3 88244 018 X Einzelnachweise Bearbeiten David S Jordan u Barton W Evermann 1896 The fishes of North and Middle America a descriptive catalogue of the species of fish like vertebrates found in the waters of North America north of the Isthmus of Panama Part I Bull US Nat Mus 47 S 1 1240 Chase D Brownstein Daemin Kim Oliver D Orr Gabriela M Hogue Bryn H Tracy M Worth Pugh Randal Singer Chelsea Myles McBurney Jon Michael Mollish Jeffrey W Simmons Solomon R David Gregory Watkins Colwell Eva A Hoffman Thomas J Near Hidden species diversity in a living fossil vertebrate The Royal Society Biology Letters 18 20220395 November 2022 doi 10 1098 rsbl 2022 0395 John Richardson 1836 Fauna Boreali Americana or the zoology of the northern parts of British America containing descriptions of the objects of natural history collected on the late northern land expeditions under the command of Sir John Franklin R N Part 3 London UK J Bentley Lance Grande William E Bemis A Comprehensive Phylogenetic Study of Amiid Fishes Amiidae Based on Comparative Skeletal Anatomy An Empirical Search for Interconnected Patterns of Natural History Society of Vertebrate Paleontology Memoir Bd 4 Supplementum zum Journal of Vertebrate Paleontology Bd 18 1998 696 S DOI 10 1080 02724634 1998 10011114 Adriana Lopez Arbarello Phylogenetic Interrelationships of Ginglymodian Fishes Actinopterygii Neopterygii PLoS ONE DOI 10 1371 journal pone 0039370 Lance Grande An empirical synthetic pattern study of gars Lepisosteiformes and closely related species based mostly on skeletal anatomy the resurrection of Holostei Copeia Band 2010 Nr 2A Oktober 2010Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kahlhechte Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Kahlhechte Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Kahlhechte auf Fishbase org englisch Amiidae auf Fishbase org englisch Amiiformes auf Fishbase org englisch Amia calva in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2013 2 Eingestellt von NatureServe 2011 Abgerufen am 7 Februar 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kahlhechte amp oldid 230612632