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Das KZ Aussenlager Hamburg Sasel war ein vom 13 September 1944 bis zum 5 Mai 1945 bestehendes Frauenaussenlager des KZ Neuengamme in Hamburg Sasel Gedenkstein in SaselGedenktafel in SaselGedenkstatte in Bergstedt von Axel PetersDenkmal in Poppenbuttel Inhaltsverzeichnis 1 Das Lager 2 Strafrechtliche Ahndung 3 Zum Gedenken 4 Streit um exakte Lage und Grosse des Lagers 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDas Lager BearbeitenAm 13 September 1944 wurde das ehemalige Kriegsgefangenenlager nahe der Mellingburger Schleuse zum Frauenaussenlager Sasel umfunktioniert Das Gelande des Lagers befand sich am Feldblumenweg zwischen den Strassen Saseler Muhlenweg und Hohensasel In dem Lager wurden 500 uberwiegend polnische Judinnen inhaftiert die uber das Ghetto Litzmannstadt und das KZ Auschwitz Birkenau nach Hamburg deportiert und dort zunachst vier Wochen im Aussenlager Dessauer Ufer untergebracht wurden Fur die Firmen Moller und Wayss amp Freytag mussten die Frauen beim Bau von Behelfsunterkunften in den Hamburger Stadtteilen Poppenbuttel und Wandsbek arbeiten Daruber hinaus mussten einige Frauen auf dem Heiligengeistfeld arbeiten um fur die Firmen Moll und Kowahl amp Bruns aus Trummerschutt Betonplatten herzustellen Weitere Einsatzorte waren Sternschanze St Pauli Altona der Freihafen des Hamburger Hafens und die S Bahn Station Rubenkamp Die Leiter des Aussenlagers waren am Anfang der Hauptmann der Wehrmacht Merker und ab dem 1 November 1944 der SS Oberscharfuhrer Leonhard Stark Zur Bewachung der Haftlinge ausserhalb des Lagers wurden 20 bis 25 dienstverpflichtete ehemalige pensionierte Zollbeamte aus Hamburg eingesetzt und innerhalb des Lagers etwa 25 KZ Aufseherinnen Am 3 oder 4 April 1945 wurden einige Frauen des KZ Aussenlagers Hamburg Langenhorn ins Aussenlager Hamburg Sasel verlegt Vermutlich am 7 April wurde das Saseler Aussenlager von der Waffen SS geraumt und die Frauen per Bahn in das KZ Bergen Belsen deportiert Im Zuge der Raumung der Aussenlager des KZ Neuengamme startete am 10 April ein Zug mit 50 Waggons weiblicher und mannlicher Haftlinge vom KZ Aussenlager Helmstedt Beendorf und fuhr uber Magdeburg Stendal und Wittenberge bis nach Sulstorf wo der Zug vom 13 bis 15 April stehen blieb weil ein Gleis blockiert war In jedem Waggon befanden sich 150 bis 170 Haftlinge Hunderte Gefangene starben bei dem Transport fast ohne Wasser und Verpflegung Am 15 fuhr der Zug endlich los und erreichte das KZ Wobbelin bei Ludwigslust wo die mannlichen Haftlinge aussteigen mussten Von dort ging die Odyssee fur die Frauen weiter Sie mussten weitere sechs Tage in den Waggons zubringen und wurden bei der Ankunft in Hamburg dann aufgeteilt Ein Teil traf vollig geschwacht am 21 April im Aussenlager Sasel ein 1 Am 1 Mai 1945 konnten die meisten der Haftlinge des Aussenlagers Sasel mit einem Zug des schwedischen Roten Kreuzes Hamburg verlassen Uber Danemark wurden sie nach Schweden gebracht Die in Hamburg verbliebenen Frauen wurden einige Tage spater vermutlich am 4 oder 5 Mai von britischen Soldaten befreit Mindestens 35 Haftlinge starben im Aussenlager Sasel an Hunger Krankheiten Misshandlungen und Erschopfung Sie wurden auf dem Bergstedter Friedhof beigesetzt Sechs von ihnen waren bis zum 7 April gestorben alle anderen waren Frauen die aus dem Aussenlager Helmstedt Beendorf nach Sasel gebracht worden waren Im Marz 1957 wurden sie zum Friedhof Ohlsdorf umgebettet Insgesamt sollen im Laufe der Zeit in dem Lager ca 1 500 weibliche Haftlinge gewesen sein darunter Judinnen Sintezzas Romnis und politisch verfolgte Frauen aus Polen der Sowjetunion Jugoslawien Frankreich den Niederlanden und Deutschland Strafrechtliche Ahndung BearbeitenAb Juli 1946 fanden die Nebenprozesse zum Neuengamme Hauptprozess und den Aussenlagern des britischen Militargerichts im Hamburger Curiohaus statt Im sogenannten Sasel Case wurde SS Oberscharfuhrer Leonhard Stark zu 15 Jahren Gefangnis verurteilt Die KZ Aufseherinnen Ursula Eberstein Lieselotte Muller Johanna Freund Elfrieda Ignatowitz Magdalena Roper Ilse Sass Sofie Wisch Elisabeth Luth Ida Romer und Hildegard Lenz wurden zu Haftstrafen zwischen einigen Monaten und mehreren Jahren wegen Misshandlungen von KZ Haftlingen verurteilt 2 3 Als einziger Zivilist unter den 24 Angeklagten wurde auch der Unternehmer Emil Bruns verurteilt 4 Zum Gedenken BearbeitenEine Gedenktafel des Tafelprogramms der Hamburger Kulturbehorde Statten der Verfolgung und des Widerstandes 1933 1945 die an die Haftlinge des Aussenlagers Hamburg Sasel erinnert befindet sich seit Juni 1982 am ehemaligen Lagergelande am Petunienweg Ecke Feldblumenweg in Hamburg Sasel 5 Gleich neben der Gedenktafel wurde ebenfalls im Juni 1982 auf der Initiative von Schulerinnen und Schulern der Klasse 10c des Gymnasiums Oberalster und ihres Lehrers Gerd Liszkowski ein Gedenkstein aufgestellt 6 Die Klasse hatte die Geschichte des Lager 1981 und 1982 erforscht und eine Broschure daruber veroffentlicht sowie die Gestaltung des Gedenksteins entworfen Auf dem Gedenkstein wird der erste Satz des 1 Artikels Absatz 1 der Grundrechte des deutschen Grundgesetzes zitiert Die Wurde des Menschen ist unantastbar Anfang 2018 wurde der Stein gereinigt die Inschrift schwarz nachgezogen und neben der deutschsprachigen Tafel zusatzlich eine zweite englischsprachige Tafel vom Denkmalschutzamt Hamburg aufgestellt 7 Das Plattenhaus Poppenbuttel erinnert unter anderen an die Frauen des Aussenlagers Hamburg Sasel die aus Betonfertigteilen eine Plattenbausiedlung von Behelfsheimen in Hamburg Poppenbuttel errichten mussten Seit dem 1 September 1989 erinnert auf dem Vorplatz der Poppenbuttler Gedenkstatte eine als Friedensbaum geschaffene Holzskulptur von Franz Vollert an das Schicksal der Haftlinge und die Schrecken des Zweiten Weltkrieges Am 18 November 1990 wurde die von dem Bildhauer Axel Peters aus Mecklenburg Vorpommern gestaltete Anlage in Hamburg Bergstedt eingeweiht Sie besteht aus zwei Stelen aus Elbsandstein die zu beiden Seiten eines Weges unmittelbar hinter der Bergstedter Kirche platziert wurden Eine der Stelen tragt die Namen beziehungsweise die Haftlingsnummern von den 34 Frauen und eines 33 Tage alten Sauglings die im Aussenlager Hamburg Sasel ums Leben kamen und bis Marz 1957 auf dem Bergstedter Friedhof bestattet waren Die zweite Stele liegt zerbrochen auf der anderen Seite des Weges und soll an die gewaltsamen Umstande ihres Todes erinnern Sie tragt die ubersetzten Worte eines Satzes aus der Jerusalemer Gedenkstatte Yad Vashem Vergessen verlangert das Exil sich erinnern ist das Geheimnis der Erlosung Streit um exakte Lage und Grosse des Lagers BearbeitenDie Freie und Hansestadt Hamburg erliess am 1 Juni 2017 einen positiven Bauvorbescheid fur die Bebauung der bislang freigehaltenen S Bahn Trasse nach Bergstedt zwischen den Strassen Hohensasel und Aalkrautweg der jeweils am Mellingburgredder und am Feldblumenweg endet Der Zentrale Koordinierungsstab Fluchtlinge und der Bauherr f amp w fordern und wohnen planen auf dem Gelande 12 Wohnunterkunfte mit 160 Wohnungen fur Fluchtlinge zu bauen Der Bezirk Wandsbek sieht laut Sprecher Jacob Lowenstrom keine Verdachtsmomente dass im zu bebauenden Bereich Uberreste der KZ Aussenstelle liegen konnten Die Initiative Gedenkstatte KZ Hohensasel ist dagegen uberzeugt dass sich auf dem Gebiet das Lager befand und beruft sich auf die Forschungsergebnisse der Schulerinnen und Schulern des Gymnasiums Oberalster sowie auf Zeitzeugen Die Initiative ist fur Erhaltung des Ortes und die Errichtung einer weiteren Erinnerungsstatte 8 9 10 Literatur BearbeitenGerd Liszkowski Redakteur KZ Sasel Geschichte eines Aussenlagers Schulleitung des Gymnasiums Oberalster Hrsg Hamburg 1982 mehrere Ausgaben KZ Gedenkstatte Neuengamme Hrsg Die Ausstellungen Edition Temmen Bremen 2005 ISBN 3 86108 075 3 Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 5 Hinzert Auschwitz Neuengamme C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 52965 8 S 417 418 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons KZ Aussenlager Hamburg Sasel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Aussenlager Hamburg Sasel bei der Internetprasenz der KZ Gedenkstatte Neuengamme Wanda Edelmann und Suleika Klein bei der Internetprasenz der KZ Gedenkstatte Neuengamme mit PDF Dateien auf rot hervorgehobene Schrift klicken und Skizze des Aussenlagers Sasel Gedenkstatte fur die Opfer des Aussenlagers Sasel bei der Bergstedter Kirche auf gedenkstaetten in hamburg de Gedenkstatte Plattenhaus Poppenbuttel auf gedenkstaetten in hamburg de Website der Initiative Gedenkstatte KZ HohensaselEinzelnachweise Bearbeiten Eintreffen der Frauen vom 21 April Quelle 2 Seite 418 in Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 5 Quelle 3 PDF Datei KZ Aussenlager Hamburg Sasel von der KZ Gedenkstatte Neuengamme Uwe Leps Das vergessene Lager Zwangsarbeit im Schatten des Flughafens 1943 bis 1945 Hamburg 2018 ISBN 978 3 00 059388 8 S 66 Statten der Verfolgung und des Widerstandes 1933 1945 in Detlef Garbe Kerstin Klingel Gedenkstatten in Hamburg Ein Wegweiser zu Statten der Erinnerung an die Jahre 1933 bis 1945 Neuauflage 2008 S 104 Nr 10 PDF Datei von gedennkstaetten in hamburg de Feldblumenweg Aalkrautweg steht dort doch die Tafel steht Feldblumenweg Petunienweg Regelmassige Pflege der Saseler KZ Gedenkstatte auf gymnasium oberalster de Gedenkfeier am Mahnmal des KZ Sasel in Heimat Echo 7 Februar 2018 Initiative Gedenkstatte KZ Hohensasel auf initiative gedenkstaette kz hohensasel com Die Kontroverse auf initiative gedenkstaette kz hohensasel com Nico Binde Joana Nietfeld Fruheres KZ Gelande Streit um Fluchtlinge und Wohnungen In Hamburger Abendblatt 6 November 2018Normdaten Korperschaft GND 4203739 6 lobid OGND AKS VIAF 242153867 53 664662 10 104215 Koordinaten 53 39 53 N 10 6 15 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title KZ Aussenlager Hamburg Sasel amp oldid 233376537