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Julius Wulff 12 Januar 1822 in Bochum 26 Januar 1904 in Dusseldorf war ein deutscher Revolutionar und Vorsitzender des Volksklubs einer politischen Vereinigung der fruhen Arbeiterbewegung in Dusseldorf die zu Beginn der Deutschen Revolution gegrundet worden war Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWulff hatte Jura studiert und war Notariatskandidat als er sich im Fruhjahr 1848 in Dusseldorf an der Grundung des Volksklubs beteiligte dessen Ziel es war im Zuge der Marzrevolution eine republikanische Verfassung und soziale Verbesserungen fur die besitzlosen Stande zu erreichen Im Gegensatz zum Verein fur demokratische Monarchie einer mit dem Volksklub konkurrierenden burgerlichen Bewegung die fur eine demokratische Staatsform mit einem konstitutionell beschrankten Monarchen in einem vereinten Deutschland eintrat wollte der Volksklub die Adels und Konigsherrschaft vollstandig beenden sowie die bestehenden Lebens und Besitzverhaltnisse durch eine sociale Demokratie 1 umfassender verandern Die Gruppierung bestand anfangs aus etwa 20 Mannern die sich zunachst dem von 50 Handwerksgesellen und Arbeitern am 28 April 1848 gegrundeten Arbeiterverein angeschlossen hatten Dort kam es zu internen Spannungen Sie verliessen den Arbeiterverein und grundeten im Mai Juni 1848 den Volksklub um radikalere Positionen vertreten zu konnen Wulff wurde am 6 Juni zum Prasidenten des Volksklubs gewahlt der Dichter Ferdinand Freiligrath ubernahm zeitweise das Amt des Kassierers Weitere bedeutende Akteure dieser politischen Vereinigung deren Mitgliederzahl bald auf 900 anstieg waren Ferdinand Lassalle der auf Veranstaltungen des Volksklubs als charismatischer Redner auftrat Louis Kugelmann Friedrich Schnake Emil Gottfried Rockmann Otto Weinhagen Ehemann von Wulffs Schwester Caroline und Paul von Hatzfeldt Ein bedeutender Gastredner war Karl Marx der am 30 Juni vor dem Volksklub sprach 2 Der Volksklub debattierte aktuelle politische Fragen und entwickelte politische Forderungen Die im Mai 1848 zusammengetretene Preussische Nationalversammlung forderte er in einer Petition auf eine Habeas Corpus Akte zu erlassen und die alten Gesetze aufzuheben die die Rede Presse und Versammlungsfreiheit beschrankten 3 Auf einer Veranstaltung des Volksklubs am 3 Juli 1848 trug Wulff die von Max Cohnheim anonym verfasste Schrift Republikanischer Katechismus fur das deutsche Volk vor dessen erstes Kapitel von den uberflussigen Fursten handelt Exemplare der Schrift die er an diesem Tag von Emil Annecke aus Koln erhalten hatte verteilte er Auf der folgenden Veranstaltung am 6 Juli verkaufte er weitere 150 Exemplare die aus Berlin an Friedrich Schnake geschickt worden waren fur einen Silbergroschen das Stuck Auf Initiative des Ober Prokurators Karl Schnaase wurde Wulff am 8 Juli 1848 verhaftet Dabei wurden seine Wohnung durchsucht und noch weitere Exemplare der Schrift gefunden Der General Prokurator beim rheinischen Appellations Gerichtshof Koln sah in Wulffs Aktivitaten eine Aufreizung zu hochverratherischen Unternehmungen und klagt ihn am 11 September 1848 an 4 Kurz zuvor war Freiligrath verhaftet und in derselben Zelle des Dusseldorfer Arresthauses eingesperrt worden nachdem er in einer Volksklub Veranstaltung im Wirtshaus von Stubben am 1 August sein Revolutionsgedicht Die Todten an die Lebenden vorgetragen hatte Dafur wurde er des gleichen Verbrechens beschuldigt Freiligraths Prozess der uberregionale Aufmerksamkeit auf sich zog fand am 3 Oktober 1848 statt der Prozess gegen Wulff am Folgetag Beide endeten mit Freispruchen durch die Geschworenen und anschliessenden Sympathiekundgebungen der Burgerschaft Dusseldorfs Nach Polizeiberichten waren dabei 15 000 Menschen auf den Beinen unter ihnen Karl Marx Am 8 Oktober nahm Wulff neben Lassalle und dem Arzt Peter Joseph Neunzig als Redner an einer grossen politischen Demonstration in Gerresheim teil zu der der Volksklub aufgerufen hatte die erste grosse Demonstration unter roten Fahnen 5 Vor rund 5000 Teilnehmern behandelte er dabei aktuelle Ereignisse in Polen und Schlesien Er verlangte die Abschaffung der Schlacht und Mahlsteuer und forderte die Teilnehmer dazu auf der Reaction mit Gewalt Widerstand zu leisten Seine Rede gipfelte in dem Ruf nach einer rothen Republik 6 7 Der Volksklub unterstutzte im Besonderen die Forderung von arbeitslos gewordenen Arbeitern nach Fortsetzung eines kommunalem Beschaftigungsprogramms die sie als Petition vor dem Magistrat Dusseldorfs am 9 Oktober vortrugen Der Maler Johann Peter Hasenclever hielt dieses Ereignis in seinem Bild Arbeiter vor dem Magistrat fest 8 Im weiteren Verlauf der Revolution trat Wulff mit seinen Mitstreitern fur einen Steuerboykott ein zu dem die Preussische Nationalversammlung aufgerufen hatte Der Volksklub hielt standigen Kontakt zu Lorenz Cantador dem Kommandeur der Dusseldorfer Burgerwehr Unter Catadors Leitung wurde eine Kommission fur den Barrikadenbau gebildet der auch Wulff angehorte Als sich die Situation im November 1848 weiter zuspitzte tauchte Wulff ab und trat erst im Mai 1849 wieder in Erscheinung 9 Wahrend der Maiunruhen und eines in der Nachbarstadt Elberfeld ausgebrochenen Aufstandes kam es in der Nacht vom 9 auf den 10 Mai 1849 zu Barrikadenkampfen in Dusseldorf bei dem 16 Todesopfer zu beklagen waren unter ihnen der Maler Ludwig von Milewski Wulff floh um einer neuerlichen Verhaftung zu entgehen Gemeinsam mit Sophie von Hatzfeldt der Lebensgefahrtin Lassalles und ihrem Sohn Paul begab er sich nach Suddeutschland wo er beim Heckeraufstand in Baden als Freischarler gefangen genommen und nach Preussen ausgeliefert wurde Dort wurde er 1850 vor ein Gericht gestellt Anton Bloem sein Verteidiger konnte in dem Strafprozess nicht verhindern dass Wulff zu einer langjahrigen Haftstrafe verurteilt wurde 1865 wanderte Wulff in die Vereinigten Staaten aus das Hamburger Dampfschiff Teutonia das nach New York fuhr fuhrte ihn auf seiner Passagierliste 10 Dort verlieren sich seine Spuren Bekannt ist aber dass er 1898 im Alter von 77 Jahren nach Dusseldorf zuruckkehrte wo er 1904 starb 11 Eine Silhouette von Julius Wulff ist in einem Scherenschnitt aus dem Jahr 1848 erhalten der sich heute in der Sammlung des Stadtmuseums Dusseldorf befindet 12 Schriften BearbeitenDeutschland eine constitutionelle Monarchie oder Republik In Republik Drei Abhandlungen aus der Deutschen Volkszeitung Verlag von Heinrich Hoff Mannheim 1848 S 3 Google Books Die Natur der Monarchie und der Republik In Republik Drei Abhandlungen aus der Deutschen Volkszeitung Verlag von Heinrich Hoff Mannheim 1848 S 8 Google Books Literatur BearbeitenOtto Most Geschichte der Stadt Dusseldorf Zweiter Band Von 1815 bis zur Einfuhrung der Rhein Stadteordnung 1856 Bagel Dusseldorf 1921 S 74 81 W H Scheller Hrsg Erster politischer Prozess vor dem Geschworenen Gerichte Der Dichter Ferdinand Freiligrath angeklagt durch sein Gedicht Die Todten an die Lebenden die Burger aufgereizt zu haben sich gegen die landesherrliche Macht zu bewaffenen auch die bestehende Verfassung umzusturzen Verbrechen gegen 102 und 87 des Straf Gesetzbuches Nach den am 3 October 1848 zu Dusseldorf stattgehabten Assisenverhandlungen ausgefuhrt und mitgetheilt von J H K Nebst einem Anhange eine kurze Mittheilung des politischen Prozesses gegen den Notariatskandidaten Julius Wulff auch wegen Aufreizung zum Umsturz der bestehenden Verfassung Schaub sche Buchhandlung Dusseldorf 1848 Google Books Anklageschrift wegen Hochverrats gegen Julius Wulff Schaub sche Buchhandlung Dusseldorf 1848 Datenblatt im Portal dhm de Dieter Niemann Die Dusseldorfer demokratische Bewegung und Arbeiterbewegung in den Revolutionsjahren 1848 49 Dissertation Dusseldorf 1979 S 81 83 Dieter Niemann Die Revolution von 1848 49 in Dusseldorf Geburtsstunde politischer Parteien und Burgerinitiativen Veroffentlichungen aus dem Stadtarchiv Dusseldorf 3 Dusseldorf 1993 ISBN 3 926490 02 0 Weblinks BearbeitenDusseldorf wahrend der Revolutionsjahre 1848 49 Memento vom 13 Juli 2015 im Webarchiv archive today Webseite im Portal jaegercorps1844 deEinzelnachweise Bearbeiten Vgl Adresse des Volksklubs an die demokratischen Vereine Deutschlands Dusseldorf 2 Juni 1848 In Zeitung des Arbeiter Vereins zu Koln Nr 9 vom 18 Juni 1848 Google Books Bernhard R Appel keinerlei Unordnung vorgekommen Robert Schumann und die Zensur im Dusseldorfer Musikleben um 1850 In Neue Zeitschrift fur Musik Heft 6 1988 S 13 Stenographische Berichte uber die Verhandlungen der zur Vereinbarung der preussischen Staats Verfassung berufenen Versammlung Erster Band Berlin 1848 S 637 Petition Nr 6042 W H Scheller Hrsg S 52 Hanna Gagel Die Dusseldorfer Malerschule in der politischen Situation des Vormarz und 1848 In Wend von Kalnein Hrsg Die Dusseldorfer Malerschule Verlag Philipp von Zabern Mainz 1979 ISBN 3 8053 0409 9 S 79 Florian Tennstedt Vom Proleten zum Industriearbeiter Arbeiterbewegung und Sozialpolitik in Deutschland 1800 bis 1914 Bund Verlag Frankfurt am Main 1983 S 112 Kurt Soine Johann Petzer Hasenclever Ein Maler im Vormarz Schmidt Neustadt an der Aisch 1990 S 172 Klaus Turk Bilder der Arbeit Eine ikonografische Anthologie Westdeutscher Verlag Wiesbaden 2000 S 168 Wilhelm Matull Der Freiheit eine Gasse Geschichte der Dusseldorfer Arbeiterbewegung Verlag Neue Gesellschaft Bonn 1980 S 17 Allgemeine Auswanderungszeitung Rudolstadt Nr 29 vom 20 Juli 1865 Dusseldorf Geschichte von den Ursprungen bis ins 20 Jahrhundert Band 2 Schwann Dusseldorf 1988 S 440 Der Vorsitzende des Volksklubs Julius Wulff 1822 1904 mit Katechismus Memento vom 18 Juli 2015 im Webarchiv archive today Webseite im Portal duesseldorf deNormdaten Person GND 141693177 lobid OGND AKS VIAF 122739137 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wulff JuliusKURZBESCHREIBUNG deutscher Revolutionar und Vorsitzender in der fruhen ArbeiterbewegungGEBURTSDATUM 12 Januar 1822GEBURTSORT BochumSTERBEDATUM 26 Januar 1904STERBEORT Dusseldorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Julius Wulff amp oldid 234603848