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Der Judensand auch Alter judischer Friedhof Mainz ist die alteste bekannte Begrabnisstatte der Judischen Gemeinde in Magenza dem judischen Mainz Neben dem Heiligen Sand in Worms gilt er als altester judischer Friedhof Europas Seit dem 27 Juli 2021 gehort er als Teil der judischen Kulturstatten der so genannten SchUM Stadte Speyer Worms und Mainz zum UNESCO Weltkulturerbe 1 Blick von der Mombacher Strasse auf den Judensand Inhaltsverzeichnis 1 Mittelalter 2 Neuzeit 3 Denkmalfriedhof 4 Gegenwart 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseMittelalter BearbeitenDer Erwerb des Grundstucks ist nicht belegt nach einer ungesicherten Uberlieferung wurde aber bereits im Jahr 1012 ein Grundstuck zur Anlage eines Friedhofs von einem Mar Samuel und seiner Frau Rahel erworben Die Bezeichnung Judensand steht aller Wahrscheinlichkeit nach in Zusammenhang mit der landwirtschaftlich ungunstigen Bodenstruktur des Gelandes das deshalb gunstig zu erwerben war Er lag vor der damaligen Stadtmauer vor dem Munstertor im heutigen Stadtteil Hartenberg Munchfeld an der Mombacher Strasse Die alteste erhaltene Erwahnung als Judensand stammt von 1286 2 1397 ist er als Judenkirchhof erwahnt Grundlegende Formen der aschkenasischen Grabgestaltung stammen aus Mainz und wurden fur das mitteleuropaische Judentum massgebend Vom 11 bis 15 Jahrhundert waren die Juden von Mainz mehreren Verfolgungen und Vertreibungen ausgesetzt was dazu fuhrte dass der Friedhof zeitweise nicht mehr genutzt werden konnte Steine wurden abgeraumt und als Baumaterial verwendet Jedoch kehrten Juden stets nach Magenza zuruck und belebten die Judische Gemeinde neu 1438 wurden die Juden unter Albrecht II durch den Rat der Stadt endgultig aus Mainz vertrieben 3 Danach existierte zwar die Judische Gemeinde nicht mehr jedoch wurde der Friedhof fur Beerdigungen von Juden aus Orten in der Umgebung genutzt Der Grossteil des Friedhofareals allerdings wurde Ende des 15 Jahrhunderts geraumt und einer anderen Nutzung zugefuhrt Die Grabsteine wurden als Baumaterial fur Strassen Brucken und Gebaude in der ganzen Stadt genutzt ein Teil des Friedhofsgelandes wurde von der Stadt als Weinberg verpachtet Unterirdische Grabstatten und bereits versunkene Grabsteine blieben jedoch erhalten Der sandige Untergrund des Graberfeldes und wohl auch mutwillige Zerstorungen fuhrten dazu dass sich aus der Zeit bis zum Ende des 17 Jahrhunderts in der sich niemand um die Instandhaltung kummerte keine Grabsteine in situ erhalten haben 4 Neuzeit BearbeitenIm 17 Jahrhundert konstituierte sich langsam wieder eine judische Gemeinde in Mainz Ab 1700 wurde der verbliebene Teil des Judensandes wieder belegt Es handelt sich um das heute an der Mombacher Strasse gelegene untere Graberfeld Dieser Bereich wurde bis 1888 belegt Er umfasst eine Flache von 1 85 ha und war bis 1813 mit einem Zaun umgeben Bei einer Bestandsaufnahme im Jahr 1937 wurden etwa 1 500 Grabsteine von ca 1700 bis 1888 gezahlt 1862 erwarb die Judische Gemeinde ein Grundstuck zuruck das sich ebenfalls auf dem ursprunglichen mittelalterlichen Gelande befand und zukunftig als Erweiterungsflache fur das bereits stark belegte Graberfeld dienen sollte Dazu kam es jedoch nicht da Ende des 19 Jahrhunderts ein neuer judischer Friedhof auf dem Zentralfriedhof an der Unteren Zahlbacher Strasse eingerichtet wurde Wiederholt wurden bei Bauarbeiten im Stadtgebiet oder bei Grabungen und Baumassnahmen auf dem weiteren Gelande des einstigen Friedhofs mittelalterliche Grabsteine aufgefunden Der alteste erhaltene Grabstein er befindet sich im Landesmuseum Mainz stammt aus dem Jahre 1049 und erinnert an Jehuda ben Schne or Denkmalfriedhof BearbeitenEtwa hundert der als Baumaterial benutzten historischen Steine konnten im 19 und beginnenden 20 Jahrhundert auch bei Bauarbeiten zur Rheinbegradigung und zur Entfestigung der Stadt freigelegt und geborgen werden 5 1926 wurde mit den Fundstucken auf Betreiben der Rabbiner Sali Levi und Siegmund Salfeld auf dem Erweiterungsgrundstuck und damit auch auf dem Areal des mittelalterlichen Friedhofes ein Denkmalfriedhof angelegt Zum Zeichen dass es sich nicht um ein in situ erhaltenes Graberfeld handelt wurden die Grabsteine nicht nach Osten ausgerichtet wie es sonst auf judischen Friedhofen ublich ist Die Grab und Memorsteine wurden entlang eines didaktischen Pfades errichtet der den Besuchern die sich uber Jahrhunderte verandernde judische Grabkultur naher bringen sollte 6 Es handelte sich um rund 210 Grabsteine jedoch wurden durch Absacken des Gelandes und die Witterung einige Steine verschuttet sodass mit Stand 2017 noch etwa 170 Steine zu sehen sind Auf dem Gelande befinden sich auch ein Memorstein fur Gershom ben Jehuda und der Grabstein von Jakob ben Jakar einem Lehrer Raschis Insgesamt sind acht Grabsteine mit Inschriften aus dem 11 Jahrhundert erkennbar Sie gehoren somit zu den altesten erhaltenen sozusagen steinernen Dokumenten der Mainzer judischen Gemeinde 6 7 Dieser Denkmalfriedhof ist einzigartig in der Welt Seine Grabsteine zahlen nicht nur zu den altesten Grabsteinen Europas sondern enthalten auch wichtige Informationen zum Leben dieser fruhen judischen Gemeinde und zeugen von ihrer jahrhundertealten Verortung und Verwurzelung in Deutschland Gegenwart BearbeitenIm August 2007 wurde auf einem an den Denkmalfriedhof angrenzenden Grundstuck die ehemalige Landwirtschaftsschule abgerissen Diese war Anfang der 1950er Jahre errichtet worden Bereits damals hatte man bei den Bauarbeiten mittelalterliche Grabsteine gefunden dokumentiert und in situ belassen Nach ihrem Abriss 2007 sollten auf dem rund 9000 Quadratmeter grossen Gelande Stadtvillen mit unverbaubarem Blick entstehen Nach dem erneuten Fund der Graber wurde ein Baustopp verhangt und die Steine von Archaologen und zunachst einheimischen Vertretern der judischen Gemeinde untersucht Da judische Friedhofe der Halacha gemass der ewigen Ruhe unterliegen und damit Graber auch Jahrhunderte spater nicht verandert werden durfen entschieden die Stadt Mainz die Judische Gemeinde Mainz sowie die Orthodoxe Rabbinerkonferenz in Deutschland dass von dem Bauvorhaben Abstand genommen werde und das Grundstuck als Teil des Alten judischen Friedhofes behandelt wird Seit 2004 bemuhten sich Kommunal und Landespolitiker um die Aufnahme des Kulturerbes der SchUM Stadte um die Aufnahme in die Liste des UNESCO Welterbes Zu diesen Kulturstatten gehort auch der Mainzer Judensand Am 27 Juli 2021 erfolgte schliesslich die Aufnahme in die Liste der Welterbestatten Literatur BearbeitenGermania Judaica Band 1 Von den altesten Zeiten bis 1238 Marcus Breslau 1934 S 174 223 Band 2 Von 1238 bis zur Mitte des 14 Jahrhunderts Halbband 2 Maastricht Zwolle Mohr Tubingen 1968 S 512 521 Band 3 1350 1519 Halbband 2 Ortschaftsartikel Mahrisch Budwitz Zwolle Mohr Tubingen 1995 ISBN 3 16 146093 6 S 786 831 Paul Arnsberg Die judischen Gemeinden in Hessen Band 2 Anfang Untergang Neubeginn Societats Verlag Frankfurt am Main 1971 S 7 46 ISBN 3 7973 0213 4 Lit Friedrich Schutz Hrsg Juden in Mainz Katalog zur Ausstellung der Stadt Mainz im Rathaus Foyer November 1978 Stadtverwaltung Mainz Mainz 1978 Lit Dazu Friedrich Schutz Ruckblick auf eine stadthistorische Ausstellung im Mainzer Rathaus Foyer November 1978 Oktober November 1979 Stadtverwaltung Mainz Mainz 1979 Rolf Dorrlamm Magenza Die Geschichte des judischen Mainz Festschrift zur Einweihung des neuen Verwaltungsgebaudes der Landes Bausparkasse Rheinland Pfalz Schmidt Mainz 1995 ISBN 3 87439 366 6 Bernd A Vest Der alte judische Friedhof in Mainz Erweiterte Auflage mit Beitragen von Friedrich Schutz und Manuel Herz Vest Mainz 2000 1 Auflage 1988 Jonas Bondi Der alte Friedhof Menorah H 12 1927 5 S 22 32 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Judensand Sammlung von Bildern Bei Bauarbeiten entdeckt judische Graber Mainz Die judischen Friedhofe bei Alemannia Judaica Abschriften von Grabsteinen des alten judischen Friedhofs an der Mombacher Strasse beim Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland Mainz Alter Friedhof Judensand auf zentralarchiv juden de Arbeiten an Grabsteinen Judischer Friedhof Mainz Das Weltkulturerbe wird restauriert am 27 Marz 2023 auf swr deEinzelnachweise Bearbeiten SchUM Statten Speyer Worms und Mainz sind Welterbe Pressemitteilung der UNESCO vom 27 Juli 2021 abgerufen am 27 Juli 2021 Jonas Bondi Der alte Friedhof In Menorah Jahrgang 5 Heft 12 Mainz 1927 S 22 Sali Levi Magenza Das judische Mainz Zur Einfuhrung In Menorah Jahrgang 5 Heft 12 Mainz 1927 S 13 Jonas Bondi Der alte Friedhof In Sali Levi Hrsg Magenza Ein Sammelheft uber das judische Mainz im funfhundertsten Todesjahre des Mainzer Gelehrten Maharil Wien 1927 Jonas Bondi Der alte Friedhof In Menorah Jahrgang 5 Heft 12 Mainz 1927 S 26 a b Sali Levi Beitrage zur Geschichte der altesten judischen Grabsteine in Mainz Mainz 1926 Datenbank EPIDAT 1 Judische Friedhofe in Mainz Bretzenheim alt Bretzenheim neu Ebersheim Hechtsheim Judensand Mainz WeisenauSchUM Statten von Speyer Worms und Mainz Speyer JudenhofWorms Synagoge Mikwe Raschi Haus Heiliger SandMainz Judensand 50 00593 8 249783 Koordinaten 50 0 21 3 N 8 14 59 2 O Normdaten Geografikum GND 7602760 0 lobid OGND AKS VIAF 134239864 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judensand amp oldid 238157864