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Der Judenhof Speyer war der zentrale Bezirk des mittelalterlichen judischen Viertels von Speyer und bestand aus der Synagoge samt Frauenschul Synagogenhof und Jeschiwa sowie der in Mitteleuropa altesten erhaltenen Mikwe 2 dem rituellen Tauchbad der Juden Die Synagoge wurde um 1100 erbaut die Frauenschul wenig spater hinzugefugt Auch die Mikwe stammt aus dieser Zeit Das Gelande wurde nach 1534 nicht mehr genutzt und verfiel Die neue Synagoge Speyers an der Maximilianstrasse 1837 erbaut wurde wahrend der Novemberpogrome 1938 zerstort Der Judenhof mit Frauenschul alter Synagoge und Mikwe zahlt seit 2021 zum UNESCO Weltkulturerbe 3 Judenhof SpeyerModell der Mikwe in Speyer von Otto Martin aus dem Jahr 1911 Museum SchPIRA im Judenhof Speyer Dauerleihgabe des Historischen Museums der Pfalz Speyer 1 DatenOrt SpeyerBaustil KleinquadermauerwerkBaujahr um 1100Abriss nach 1534 durch Verfall und 1689 durch Stadtbrand bis auf Teile der Ost und Westwand des SynagogenkomplexesKoordinaten 49 18 58 N 8 26 23 O 49 316111111111 8 4397222222222 Koordinaten 49 18 58 N 8 26 23 OJudenhof Speyer Rheinland Pfalz Besonderheiten Komplex bestehend aus Mannersynagoge Frauenhof Mikwe und Jeschiwa 1965 1968 fanden umfangreiche Grabungen statt Gelande wurde 1998 und 1999 archaologisch erschlossen und umgestaltetUberreste von Frauenschul Hintergrund und Synagoge Vordergrund Inhaltsverzeichnis 1 Komponenten 1 1 Synagoge 1 2 Frauenschul 1 3 Mikwe 1 4 Synagogenhof 1 5 Jeschiwa 2 Gegenwart 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseKomponenten BearbeitenSynagoge Bearbeiten Zentral auf dem Gelande des Judenhofs stehen die aufragenden Reste der mittelalterlichen Synagoge Speyers Sie wurde 1104 eingeweiht Von dem als Saalbau konzipierten Gebaude sind die Umfassungsmauern teilweise erhalten damit ist sie die am besten erhaltene Synagoge aus dem fruhen 12 Jahrhundert in Europa Weiterhin gilt sie als fruhestes erhaltenes Beispiel einer Synagoge ihrer Bauform Saalbau die uber Jahrhunderte in Aschkenas pragend wurde nbsp Innenraum der Synagoge Hintergrund Anbau der Frauenschul Eine Brandspur im Baubefund wird mit dem chronikalisch bezeugten Pogrom von 1196 im Verlauf des Kreuzzugs Heinrich VI in Verbindung gebracht um 1200 wird der Wiederaufbau der Synagoge vermutet Aus dieser Zeit sind zwei Rundbogenfenster aus der Westwand erhalten Sie blieben bis 1899 verbaut bis man sie im Historischen Museum der Pfalz ausstellte Wahrend der Gotik wurden in der Ostwand zwei Fenster durch grossere ersetzt Auch eines der auf beiden Giebelseiten verbauten Okuli ist erhalten geblieben Von aussen war die Synagoge vermutlich verputzt darauf lassen kleinste Putzreste auf den Aussenmauern schliessen 4 An der Ostwand der Synagoge hin zur Mikwe war eine Jeschiwa ein Lehrhaus angebaut Der Bau datiert in die erste Halfte des 14 Jahrhunderts und war als Quadratbau mit Kreuzgewolbe angelegt Seit Mitte des 16 Jahrhunderts nachdem es keine judische Gemeinde mehr in Speyer gab blieb der Bau ungenutzt wurde teilweise abgetragen und spatestens durch einen grossen Stadtbrand im Jahr 1689 zerstort Die Jeschiwa besteht heute als Bodendenkmal in der Ostwand der Synagoge sind noch Hinweise auf den Anbau zu finden Frauenschul BearbeitenDie Frauensynagoge auch als Frauenschul bezeichnet wurde um 1250 sudlich der Synagoge angebaut 40 Jahre zuvor war in Worms erstmals eine eigene Synagoge fur Frauen errichtet worden diesem Vorbild folgte die judische Gemeinde in Speyer mit ihrem Bau der Frauenschul 4 Gleichzeitig erneuerte die Gemeinde das Innere der Synagoge in gotischen Formen In die Sudwand zur Frauenschul hin wurden sechs teilweise heute noch sichtbare Horschlitze eingefugt damit die Frauen im Nachbarraum den Gottesdienst mithoren und ihre eigenen Gebete und Gesange dem Ablauf anpassen konnten Die Frauenschul war ein Hallenbau Im Inneren gab es gemauerte Sitzbanke an der Nord Sud und Ostwand in der Westwand befanden sich die heute nicht mehr erhaltenen Eingange Weitere Informationen zum inneren Erscheinungsbild sind Vermutungen jedoch erhielt die Frauenschul Mitte des 14 Jahrhunderts ein Gewolbe wodurch ein zweischiffiger und vierjochiger Innenraum entstanden ist 4 nbsp Becken der mittelalterlichen Mikwe von 1126 5 in SpeyerMikwe Bearbeiten nbsp UmkleideraumOstlich der Synagogenmauern befindet sich das um 1110 1120 erbaute judische Ritualbad Es ist rund 11 m tief und verfugt uber eine Grundflache von knapp 3 m Steigt man hinab gelangt man uber ein romanisches Portal in einen Vorraum mit einer steinernen Bank der als Umkleideraum gedient haben konnte Der Vorraum wird von zierlichen Saulen und einem Zwillingsfenster dominiert Linker Hand befindet sich ein Nischenraum der ebenfalls eine kleine Bank aufweist Die umgangssprachlich als Kleiderkammer bezeichnete Nische kann verschiedene Funktionen gehabt haben bspw fur das Umkleiden oder zum Ablegen von Tuchern zum Abtrocknen Von der Plattform fuhrt eine weitere Treppe hinab zum Wasserbecken Die Architektur der Mikwe orientiert sich am seinerzeit herrschenden romanischen Baustil Der plastische Schmuck im Aus und Ankleideraum war reichhaltig geschmackvoll wie abwechselnd ganz dem romanischen Stil zur Zeit seiner Blute entsprechend 6 Die Mikwe monumentalisiert und choreografiert den Akt der kultischen Reinigung und zwar auch als Antwort auf das gesteigerte Bedurfnis nach kultischer Reinheit fur Manner und Frauen in den SchUM Gemeinden nach den Kreuzzugspogromen Diese Inszenierung spiritueller Reinheit geschieht durch die aufwandige Bauform mit dem langgezogenen Treppenabgang der Plattform und den Saulen und dem Doppelfenster sowie dem aufwendig gestalteten Innenraum Auch dies unterstreicht den einstigen Status der Gemeinde Bis ins 20 Jahrhundert waren Ritualbader ein massgeblicher Teil des Gemeindelebens ohne Mikwe konnte keine Gemeinde bestehen sie war wichtiger als die Synagoge Die Speyerer Mikwe wurde zum Vorbild fur das spater in Worms in etwas kleinerer Dimension errichtete Ritualbad 7 Synagogenhof Bearbeiten An der Nordwand der Synagoge war der Synagogenhof angebaut Er ist heute archaologisch fassbar Der Synagogenhof diente als Versammlungsort und wurde um 1200 nachtraglich an die Synagoge angebaut Jeschiwa Bearbeiten Die Jeschiwa der Lehr und Lernort ist als Bodendenkmal erhalten geblieben Sie schliesst ostlich an Synagogenhof und Synagoge an und war dreiseitig freistehend Die Jeschiwa datiert in die erste Halfte des 14 Jahrhunderts und ist damit eines der ersten eigenstandigen Gebaude in dieser Funktion Seit dem grossen Stadtbrand wahrend des Pfalzischen Erbfolgekrieges existiert sie als Bodendenkmal Gegenwart BearbeitenDer Judenhof wurde 1998 1999 archaologisch erschlossen und umgestaltet Das Gelande und das Museum werden vom Verkehrsverein Speyer verwaltet Zu ihm gehort auch das Museum SchPIRA Ab 2004 lief eine Initiative verschiedener Politiker auf Kommunal und Landesebene mit dem Ziel das materielle Erbe der SchUM Stadte auf die Liste des UNESCO Welterbes setzen zu lassen Am 27 Juli 2021 zeichnete die UNESCO den Speyrer Judenhof als Teil der SchUM Statten als 50 Welterbestatte in Deutschland aus Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mikvah Speyer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Landeskunde online Judenhof in SpeyerEinzelnachweise Bearbeiten s hierzu Elmar Worgull Blicke auf Vita und museale Werke des in Speyer wirkenden Holzbildhauers Otto Martin 1872 1950 In Pfalzer Heimat Zeitschrift der Pfalzischen Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften in Verbindung mit dem Historischen Verein der Pfalz und der Stiftung zur Forderung der pfalzischen Geschichtsforschung Verlag der Pfalzischen Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften Speyer Heft 1 2009 S 19 26 Speyer erhalt neue Synagoge Archiviert vom Original am 17 Juli 2012 abgerufen am 3 Marz 2019 SchUM Statten Speyer Worms und Mainz sind Welterbe Pressemitteilung der UNESCO vom 27 Juli 2021 abgerufen am 27 Juli 2021 a b c Pia Heberer war gezieret an den getunchten Mauern mit Gemahlden Die Synagoge in Speyer In Die Deutsche Gesellschaft fur Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit e V Hrsg Befund und Rekonstruktion Band 22 Heidelberg 2010 http www zum de Faecher G BW Landeskunde rhein staedte speyer mikwedef htm Friedrich Hildenbrand Das romanische Judenbad im alten Synagogenhofe zu Speier am Rhein Speyer 1920 urn nbn de hebis 30 180014392005 Siehe hierzu auch die Webseite der Mikwe in Worms 1 SchUM Statten von Speyer Worms und Mainz Speyer JudenhofWorms Synagoge Mikwe Raschi Haus Heiliger SandMainz Judensand Normdaten Geografikum GND 1050908635 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judenhof Speyer amp oldid 232226006