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Joseph Kahn geboren am 2 September 1809 in Wawern damals franzosisches Kaiserreich gestorben am 10 Juli 1875 in Amsterdam war von 1841 bis 1875 Oberrabbiner von Trier 1 Rabbiner Joseph Kahn Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Rabbinat 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJoseph Kahn war Sohn des judischen Vorbeters Mayer Kahn 1772 1813 und dessen Frau Bees Kahn geb Levy Als Joseph vier Jahre alt war starb sein Vater und Jacob Samuel 1792 1858 sein Halbbruder aus erster Ehe der Mutter ubernahm fur die Zeit der Ausbildung die Vormundschaft Den vorgesehenen Beruf eines Viehhandlers konnte Joseph Kahn infolge einer Verletzung die er sich bei einem Sturz vom Pferd zugezogen hatte nicht ergreifen Daher wurde bestimmt dass er Rabbiner werden sollte 2 Joseph Kahn besuchte ab 1823 die Talmudschule bei Meyr Lazard in Metz und wechselte im September 1827 an die Schule von Jakob Ettlinger in Mannheim wo er nach vier Jahren die Berechtigung zum Hochschulzugang erlangte Anschliessend studierte er ab Ende 1831 fur zwei Semester Theologie an der Universitat Heidelberg Vom Wintersemester 1833 34 bis zum Mai 1838 setzte er sein Studium an der Universitat Bonn fort wo er Vorlesungen unter anderem bei August Wilhelm Schlegel sowie den Theologen Karl Immanuel Nitzsch und Immanuel Hermann Fichte dem Sohn Johann Gottlieb Fichtes horte Sein Studium beendete er dann aber anscheinend ohne Abschluss Eine 1837 verfasste Preisschrift uber den Propheten Zacharias erzielte den erhofften Preis nicht Im Jahre 1840 war Joseph Kahn zunachst in der judischen Gemeinde von Saarlouis tatig und machte durch erste Predigten auf sich aufmerksam Am 21 Juni 1840 noch vor seiner Rabbinatszeit hielt er zu Ehren Wilhelms II der Niederlande in Luxemburg am Pessachfest die Festpredigt Nachdem 1840 seine Berufung als Rabbiner in Koblenz vom Bonner Konsistorium hintertrieben worden war 3 wurde er am 18 August 1841 mit 19 von 25 Stimmen vom Trierer Konsistorium zum Oberrabbiner von Trier gewahlt 4 Die Semicha im Rahmen der rabbinischen Ordination erfolgte durch die Rabbiner Lion Ullmann Joseph Abraham Friedlander und Abraham Geiger die Amtseinfuhrung im Trierer Landratsamt fand am 15 Dezember 1841 in der Trierer Synagoge am 18 Dezember 1841 statt Am 14 Oktober 1844 heiratete er Rebekka van Biema 1823 1858 aus Leer mit der er drei Tochter hatte Wahrend des Besuchs einer seiner Tochter 1875 in Amsterdam verstarb er Sein Grab befindet sich auf dem historischen judischen Friedhof an der Weidegasse in Trier Rabbinat BearbeitenJoseph Kahn war ein gemassigter Verfechter des Reformjudentums 2 und vertrat viele Position des luxemburgischen Oberrabbiners Samuel Hirsch bei dessen Amtseinfuhrung 1843 er die Festrede gehalten und mit dem zusammen er bereits in Bonn studiert hatte Beide nahmen auch an den Reform Rabbinerkonferenzen in Braunschweig 1844 Frankfurt am Main 1845 und Breslau 1846 teil Zu raschen und durchgreifenden Reformbestrebungen hielt er seinen pragmatischen Standpunkt entgegen nachdem man auch diejenigen die keine Notwendigkeit fur Reformen erkennen konnten nicht enttauschen durfte Reformen sollten daher in kleineren Schritten erfolgen Gleichwohl wurde er fur seine Positionen von Vertretern des konservativen Judentums aus Frankfurt Amsterdam und Trier angegriffen 5 Als Zeichen der Erneuerung des Judentums forderte Joseph Kahn massgeblich den Bau neuer Synagogen in seinem Amtsbezirk Von den uber 30 in seiner Amtszeit erbauten judischen Gotteshausern ragt die 1859 eingeweihte neue Synagoge in Trier heraus 6 Zur Auseinandersetzung um die Gleichstellung der judischen Burger in den linksrheinischen Gebieten Preussens hatte er eine realistische Einstellung 7 Das von Napoleon I den Juden zugesprochene Staatsburgerrecht das sie zu gleichberechtigten Burgern Frankreichs machte galt ab 1801 auch fur die nun zu Frankreich gehorenden linksrheinischen Gebiete Allerdings wurde diese Gleichstellung 1808 eingeschrankt Ziel dieser auf zehn Jahre begrenzten Einschrankung betroffen waren etwa die Freizugigkeit die freie Handelstatigkeit und die Moglichkeiten Forderungen vor Gericht durchzusetzen war es den Prozess der Integration zu fordern indem man ihn starker kontrollierte Nachdem die linksrheinischen Gebiete 1815 durch den Wiener Kongress Preussen zugeschlagen worden waren verlangerte Preussen diese Bestimmungen immer wieder und beschnitt die staatsburgerlichen Rechte der Juden 8 Im Jahr 1843 verfassten daher 150 Trierer Burger eine Petition in der sie die 1815 versprochene Gleichstellung der Juden wie sie unter franzosischer Herrschaft eingefuhrt worden war einforderten 9 Joseph Kahn bat daraufhin in einer Predigt fur den Segen der Trierer Burger Als der preussische Staat 1847 den judischen Gemeinden neue Statuten vorschreiben wollte gehorte Kahn zu den Grundern des Comite fur die Angelegenheiten der Juden in der Rheinprovinz 10 In Zeitungsartikeln wandte er sich immer wieder gegen Ungerechtigkeiten gegenuber Juden oder judischen Gemeinden und forderte die moglichst weitgehende Eigenstandigkeit von Staat und Religion Kahn trat andererseits nachdrucklich fur den Eintritt von Juden in den Militardienst ein um der Forderung nach Gleichberechtigung auch hinsichtlich der staatsburgerlichen Pflichten Ausdruck zu verleihen 11 Zugleich hat er sich fur die schulische Bildung in den zahlreichen kleinen Gemeinden der Region Trier eingesetzt und die Ungerechtigkeit beklagt die damit verbunden war dass Juden das Geld fur den religiosen Unterricht selbst aufbringen mussten wahrend sie zur gleichen Zeit an den allgemeinen Schulkosten beteiligt waren 12 Zum 25 jahrigen Amtsjubilaum am 15 Dezember 1866 nannte ihn Leopold Low in der Zeitschrift Ben Chananja eine n der tuchtigsten Vorkampfer fur Licht und Fortschritt 13 Seine Tatigkeit als Rabbiner ist in rund 140 Selbst und Fremdzeugnissen Artikel Mitteilungen und redaktionelle Beitrage in judischen Zeitschriften dokumentiert 14 Veroffentlichungen BearbeitenNeben seinen Predigten von denen einige im Druck die Titel gesammelt in der Bibliothek judischer Kanzelredner von Meyer Kayserling 1872 der selbst die Rede Liebe und Versohnung nach der Lehre des Judenthums aus dem Jahr 1865 abdruckt vorliegen verfasste er eine Vielzahl von Artikeln etwa fur die Allgemeine Zeitung des Judenthums oder fur die von Leopold Low herausgegebene Zeitschrift Ben Chananja Von Kahn in Druck veroffentlichte Predigten und Reden Auswahl Rede gehalten bei dem besondern Gottesdienst zur Ehre S Maj Unseres Konigs und Grossherzogs Wilhelm II bei Allerhochstderselben Anwesenheit in unserer Stadt Luxemburg am 21 Juni 1840 2 Die Bestrebungen der neuen Rabbinen zielen nur darauf hin das wahre alte Judenthum wieder herzustellen Predigt gehalten bei seinem Amtsantritt am Sabbath Vajigasch d 5 Tebeth 5602 den 18 Dezember 1841 Hall sche Buchhandlung Trier 1842 Die Feier der Einweihung der neuen Synagoge zu Trier am 9 10 September 1859 10 11 Ellul 5619 J Kahn Trier 1860 Literatur BearbeitenWilli Kortels Der Trierer Oberrabbiner Joseph Kahn 1809 1875 Eine biographische Skizze Forderverein ehemalige Synagoge Konen e V Konz 2010 Michael Brocke Julius Carlebach Carsten Wilke Biographisches Handbuch der Rabbiner K G Saur Munchen 2004 ISBN 978 3 598 24871 9 S 500 502 Heinz Monz Martin Persch Heinrich Studentkowski Trierer Biographisches Lexikon WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier 2000 ISBN 978 3 88476 400 8 S 207 f Isidore Singer Siegmund Salfeld Kahn Joseph In Jewish Encyclopedia Band 7 New York 1904 S 413 Digitalisat Meyer Kayserling Bibliothek Judischer Kanzelredner Eine Chronologische Sammlung der Predigten Biographien und Charakteristiken der Vorzuglichsten Judischen Prediger Band 2 Springer Berlin 1872 S 298 305 Digitalisat Weblinks BearbeitenJoseph Kahn in der Rheinland Pfalzischen Personendatenbank Stellungnahme von Rabbinatskandidat Dr Joseph Kahn zur bevorstehenden Rabbinerwahl 1840 In alemannia judaica de Einzelnachweise Bearbeiten Paul R Mendes Flohr Jehuda Reinharz The Jew in the Modern World A Documentary History 2 Auflage Oxford University Press New York 1995 ISBN 0 19 507452 1 S 183 Manfred Jehle Die Juden und die judischen Gemeinden Preussens in amtlichen Enqueten des Vormarz Einzelveroffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin Band 82 K G Saur Munchen 1998 ISBN 978 3 598 23226 8 S 1472 a b c Meyer Kayserling Bibliothek Judischer Kanzelredner Eine Chronologische Sammlung der Predigten Biographien und Charakteristiken der Vorzuglichsten Judischen Prediger Band 2 Springer Berlin 1872 S 298 f Michael Brocke Julius Carlebach Carsten Wilke Biographisches Handbuch der Rabbiner K G Saur Munchen 2004 S 500 Jahrbuch fur westdeutsche Landesgeschichte Bande 17 18 Selbstverlag der Landesarchivverwaltung Rheinland Pfalz Koblenz 1991 S 171 Zu Joseph Kahn und das Reformjudentum siehe Willi Kortels Der Trierer Oberrabbiner Joseph Kahn S 37 41 Zur Bautatigkeit unter Joseph Kahn Willi Kortels Der Trierer Oberrabbiner Joseph Kahn S 49 55 Zum Folgenden siehe Willi Kortels Der Trierer Oberrabbiner Joseph Kahn S 41 48 Zu den napoleonischen und preussischen Judendekreten dieser Zeit vgl etwa Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Willi Kortels Der Trierer Oberrabbiner Joseph Kahn S 43 f Willi Kortels Der Trierer Oberrabbiner Joseph Kahn S 44 Willi Kortels Der Trierer Oberrabbiner Joseph Kahn S 47 f Willi Kortels Der Trierer Oberrabbiner Joseph Kahn S 46 f Leopold Low Aus dem Regierungsbezirke Trier In Ben Chananja vom 1 Dezember 1866 S 846 Digitalisat Willi Kortels Der Trierer Oberrabbiner Joseph Kahn S 9 f Normdaten Person GND 140443541 lobid OGND AKS LCCN n2012032854 VIAF 107141804 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kahn JosephKURZBESCHREIBUNG Oberrabbiner von TrierGEBURTSDATUM 2 September 1809GEBURTSORT WawernSTERBEDATUM 10 Juli 1875STERBEORT Amsterdam Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joseph Kahn Rabbiner amp oldid 236241190