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John Lekschas 10 Oktober 1925 in Memel 8 Juli 1999 in Berlin war ein deutscher Jurist und Autor Er war fuhrender Kriminologe in der DDR Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Wirken in Halle Saale 1 2 Tatigkeiten in Berlin 2 Auszeichnungen 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer Sohn eines Kapitans der Kustenschifffahrt besuchte die Volks und Mittelschule in Konigsberg Er leistete von 1943 bis 1945 Kriegsdienst in der Kriegsmarine und war kurzzeitig in amerikanischer Kriegsgefangenschaft Von 1945 bis 1947 absolvierte er eine Maurerlehre in Hamburg und in Waldheim Sachsen Im Jahr 1947 wurde er Mitglied der SED und von seinem Baubetrieb an die Vorstudienanstalt in Leipzig delegiert wo er die Hochschulreife erwarb Von 1947 bis 1951 studierte Lekschas an den Juristischen Fakultaten der Universitaten Berlin und Halle Rechtswissenschaft Wirken in Halle Saale Bearbeiten Von 1951 bis 1961 arbeitete er als Hochschullehrer an der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg MLU Nach Umorganisierung der Fakultatsstruktur durch Abschaffung des uber hundert Jahre bestehenden Rechtswissenschaftlichen Seminars amtierte der so genannte Wahrnehmungsdozent Lekschas zugleich als Direktor des Instituts fur Strafrecht wahrend seine Ehefrau Eva Lekschas Lange Tochter des Volksbildungsministers Fritz Lange an der der Juristischen Fakultat der Universitat Halle in gleicher Position fur Staats und Verwaltungsrecht zustandig war An der MLU erfolgte 1952 die Promotion des Strafrechtlers Lekschas mit einer Arbeit zum Thema Die Kausalitat bei der verbrecherischen Handlung 1 Lekschas gehorte zu den Initiatoren und Unterzeichnern einer Erklarung der Juristischen Fakultat der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg vom 18 Juni 1953 in welcher der Arbeiteraufstand vom Vortage und die damit zusammenhangenden Ereignisse in Halle Saale dahingehend interpretiert wurden dass sich Burger der DDR von faschistischen Provokateuren zu Angriffen auf die Errungenschaften und Aufbauerfolge missbrauchen liessen und sie als Versuche bewertet die Massnahmen der DDR Regierung zur Verbesserung der Lage der Werktatigen und zur beschleunigten Wiedervereinigung Deutschlands zu durchkreuzen 2 Nachdem er von 1955 bis 1957 als nebenamtlicher Richter am Kreisgericht Halle tatig gewesen war wurde er 1957 nebenamtlicher Richter am Obersten Gericht der DDR In der Sitzung des Senats der Universitat Halle am 4 Marz 1957 nahm er als Prodekan in Vertretung des Dekans der Juristischen Fakultat teil und wies bei der Vorstellung auf seine bisherige Hochschullehrerlaufbahn hin 3 Mit 31 Jahren erhielt er einen Lehrauftrag als Professor fur Strafrecht an der Universitat Halle Von 1957 bis 1961 war Lekschas als Prodekan und spater als Dekan an der Juristischen Fakultat Halle tatig Im Jahre 1961 habilitierte er sich Er lud den damals an der Universitat Munster lehrenden Strafrechtler Arthur Wegner ein der 1937 in Halle Saale wegen seiner judischen Ehefrau amtsenthoben wurde und mit dem er nach dessen Veroffentlichung des Lehrbuchs Strafrecht Allgemeiner Teil seit 1951 fachlich korrespondiert hatte 4 an der Nationalratstagung der Nationalen Front am 1 Juli 1959 in Berlin teilzunehmen Er war an der Profilierung der Juristischen Fakultat in Halle wesentlich beteiligt 5 Der Nachfolger im Amt von Lekschas als Dekan der Juristischen Fakultat der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg wurde der Volkerrechtler Gerhard Reintanz 6 Tatigkeiten in Berlin Bearbeiten 1961 wurde Lekschas an die Humboldt Universitat Berlin zur Verstarkung der Strafrechtsausbildung versetzt wo er bis 1990 als Professor fur Strafrecht und Kriminologie arbeitete In Berlin wirkte er unter anderem als Dekan der Juristischen Fakultat 1962 bis 1964 Direktor des Instituts fur Strafrecht 1962 bis 1966 Prorektor fur Gesellschaftswissenschaften 1966 bis 1968 Direktor der Sektion Rechtswissenschaften 1969 bis 1973 und Dekan der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultat 1975 bis 1979 der Humboldt Universitat Als Direktor der Sektion Rechtswissenschaft gewann er den damaligen Staatssekretar im DDR Ministerium der Justiz Hans Ranke fur die Festrede anlasslich der Verabschiedung von uber 500 Absolventen des juristischen Fernstudienlehrgangs an der Humboldt Universitat zu Berlin 7 Lekschas war von 1963 bis 1968 Mitglied des Kollegiums beim Generalstaatsanwalt der DDR ab 1969 Mitglied des Rates fur Staats und rechtswissenschaftliche Forschung bei der DASR bzw der Akademie der Wissenschaften der DDR AdW und ab 1973 korrespondierendes Mitglied der AdW Nach der Wende in der DDR wurde er 1990 emeritiert John Lekschas war seit dem 23 April 1954 als Geheimer Hauptinformator GHI Hans Jager fur das Ministerium fur Staatssicherheit erfasst 8 Lekschas war von Dezember 1973 bis 1978 Vorsitzender des Freundschaftskomitees DDR Agypten und von 1978 bis 1981 Prasident der Freundschaftsgesellschaft DDR Kanada In seinem wissenschaftlichen Werk widmete er sich seit Mitte der 1950er Jahre Fragen der strafrechtlichen Schuld Die von ihm entworfene Schuldkonzeption wurde im Strafgesetzbuch der DDR von 1968 gesetzlich fixiert In den 60er Jahren wandte er sich immer mehr Problemen der Jugendkriminalitat zu Daneben ruckte die Kriminologie verstarkt ins Blickfeld seiner wissenschaftlichen Arbeit Vertrat er gemeinsam mit anderen Autoren noch in der ersten Monographie Kriminologie 1966 die sogenannte Reliktstheorie die die Ursachen fur Kriminalitat ausserhalb der gegebenen Lebensverhaltnisse ansiedelte Kriminalitat ist dem Sozialismus wesensfremd vorhandene Kriminalitat ist Ausdruck von Relikten uberkommener klein burgerlicher Einstellungen der vorsozialistischen Gesellschaftsordnung und von Einflussen der kapitalistischen Umgebung korrigierte er in der Arbeit Kriminologie Theoretische Grundlagen und Analysen 1983 seine eigene wissenschaftliche Auffassung und stellte die These auf dass auch in der sozialistischen Gesellschaft soziale Widerspruche wirksam seien welche zu delinquenten Verhalten unter Jugendlichen fuhren konnten Er starb am 8 Juli 1999 in Berlin Auszeichnungen Bearbeiten1963 Ernst Moritz Arndt Medaille 1970 Vaterlandischer Verdienstorden in Bronze 1976 Nationalpreis der DDR III Klasse fur Wissenschaft und TechnikWerke BearbeitenDie Kausalitat bei der verbrecherischen Handlung Deutscher Zentralverlag 1952 Die Schuld als subjektive Seite der verbrecherischen Handlung Deutscher Zentralverlag 1955 Uber die Strafwurdigkeit von Fahrlassigkeits Verbrechen Deutscher Zentralverlag 1958 Zur Neuregelung der Schuld im Allgemeinen Teil eines zukunftigen sozialistischen Strafgesetzbuches der Deutschen Demokratischen Republik Deutscher Zentralverlag 1959 Verantwortung und Schuld im neuen Strafgesetzbuch Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik 1964 Jugendkriminalitat und ihre Bekampfung in der sozialistischen Gesellschaft Berlin Staatsverlag 1965 Hrsg v Institut f Strafrecht der Humboldt Universitat Berlin Kriminologie Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik 1983 Rezension Die historische Stellung und die gegenwartige Funktion der von Sigmund Freud begrundeten Psychoanalyse im Prozess der Formierung einer wissenschaftlich fundierten Psychoanalyse Vortrage einer Arbeitstagung anlasslich des 125 Geburtstages von Siegmund Freud 9 Zur Vorbeugung der Kriminalitat Minderjahriger Forschungsprobleme Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR Gesellschaftswissenschaften Jg 1984 Nr 1 G Akademie Verlag Berlin Strafrecht der DDR Lehrbuch Leiter des Autorenkollektivs John Lekschas Gesamtredaktion John Lekschas Erich Buchholz Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik 1988 Probleme kunftiger Strafpolitik in der DDR Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften der DDR Gesellschaftswissenschaften Jg 1989 Nr 11 G Akademie Verlag Berlin Literatur BearbeitenGabriele Baumgartner Dieter Hebig Hrsg Biographisches Handbuch der SBZ DDR 1945 1990 Band 1 Abendroth Lyr K G Saur Munchen 1996 ISBN 3 598 11176 2 S 471 Herausgegeben von Jochen Cerny Wer war wer DDR Ein biographisches Lexikon Ch Links Verlag 2 durchgesehene Auflage Berlin 1992 ISBN 3 86153 042 2 S 274 Nekrolog John Lekschas Memento vom 7 November 2002 im Internet Archive bei der Leibniz Sozietat der Wissenschaften zu Berlin 2000 Jan Wielgohs Lekschas John In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Rolf Lieberwirth Geschichte der Juristischen Fakultat der Universitat Halle Wittenberg nach 1945 Fakten und Erinnerungen Koln Munchen 2008 S 40 44 54f und 69 ISBN 3 452 26840 3 Christoph Lorke Von der Biografie und Wissensgeschichte zur Analyse sozialer Ungleichheiten John Lekschas Hans Szewczyk und die Pathologisierung des Sozialen in der DDR In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft Bd 68 2020 Heft 5 S 437 457 Arthur Wegner Von Munster nach Halle In Gunter Wirth Hg Wir leben in der DDR Union Verlag Berlin 1963 S 131 142 138 DNB 455704910 Werner Schuder Hrsg Kurschners Deutscher Gelehrten Kalender Neunte Ausgabe A N Berlin 1961 S 1175 Lekschas John Reprint 2019 ISBN 3 11 230078 5 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber John Lekschas im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Berlin Juristische Fakultat Dissertation vom 7 November 1952 DNB 480256365 Hermann Josef Rupieper Hrsg und das Wichtigste ist doch die Einheit Der 17 Juni 1953 in den Bezirken Halle und Magdeburg Munster Hamburg London 2003 S 274 Dokument 6 ISBN 3 8258 6775 7 Sybille Gerstengarbe Horst Hennig Opposition Widerstand und Verfolgung Leipzig 2009 S 462 und Fussnote 39 daselbst ISBN 978 3 86583 262 7 Pressegesprach des Dekans der Juristischen Fakultat der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Prof Dr John Lekschas mit ADN auszugsweise abgedruckt in der Tageszeitung Neue Zeit 11 August 1959 S 2 Nekrolog John Lekschas Memento vom 7 November 2002 im Internet Archive bei der Leibniz Sozietat der Wissenschaften zu Berlin 2000 Tageszeitung Neue Zeit 22 Oktober 1961 S 2 Neues Deutschland 12 September 1970 S 3 Spalte 6 BStU MfS AIM 3286 P Akte Blatt 29 ff in Matthias Voigt Rechtsgeschichtliche Studien Band 64 Staats und rechtswissenschaftliche Forschungsplanung zwischen II und III Sozialistischer Hochschulreform Anspruch und Wirklichkeit am Beispiel der Juristischen Fakultat der Humboldt Universitat zu Berlin Dr Kovac Hamburg 2013 Seite 114 Rdnr 539 Bernburg 1981 DNB 860480364 Rezension in Staat und Recht 10 1982 S 956 960 ISSN 0038 8858Normdaten Person GND 129328669 lobid OGND AKS LCCN n83180794 VIAF 14785129 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lekschas JohnKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und AutorGEBURTSDATUM 10 Oktober 1925GEBURTSORT MemelSTERBEDATUM 8 Juli 1999STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title John Lekschas amp oldid 235030198