www.wikidata.de-de.nina.az
Johanna in Ravenna in Venedig spater Giovanna war von 959 bis 963 oder 966 nach anderen 967 68 auch um 960 wurde vermutet jedenfalls bis zu ihrer Verstossung die erste Ehefrau des venezianischen Dogen Petrus IV Mit ihm hatte sie eine Tochter und einen Sohn Sie ging nachdem ihr Mann sie dazu gezwungen hatte wie es in der zeitlich nachsten Quelle heisst ins Frauenkloster San Zaccaria dessen Abtissin sie bald wurde Mosaik in der Kirche San Zaccaria 9 JahrhundertDer Doge erwarb durch die zweite Ehe namlich mit Waldrada einer Verwandten Kaiser Ottos I umfangreiche Guter in Oberitalien Diese Erwerbungen brachten ihn bald in Konflikte auf Reichsboden jedoch unterstutzte ihn Kaiser Otto I und auch sein Sohn und Nachfolger Otto II Dennoch wurde Petrus im Jahr 976 in einem Aufstand in dessen Verlauf es zu einem verheerenden Stadtbrand kam ermordet womit der Jahrzehnte wahrende Versuch scheiterte eine Dynastie seiner Familie der Candiano durchzusetzen An der Frage der Motive des Dogen Johanna zu verstossen und Waldrada zu heiraten orientierte sich die Geschichtsschreibung bei der Deutung der Rolle Johannas ebenso wie an der Frage des Tyrannenmordes der Anlehnung an eine auswartige Macht des Einflusses der Ottonen der Schaffung einer Privatarmee aus Nichtvenezianern Die Rolle Johannas wurde dabei mehrfach umgedeutet Jungere Forschungen deuten darauf hin dass die Landerwerbspolitik der weitverzweigten Candiano Familie nicht einheitlich war Im Gegenteil fuhrte die Politik um Petrus innerhalb dieses Grossklans zu schweren Konflikten also nicht nur zu Kampfen mit anderen Klans oder Machten auf dem benachbarten italienischen Festland wie man lange annahm Inzwischen wird angenommen dass die Politik des Landerwerbs auf dem oberitalienischen Festland bereits wahrend Petrus erster Ehe mit Johanna begonnen worden war die als Abtissin gleichfalls Landereien auf dem Festland fur ihr Kloster San Zaccaria erwarb Demnach stand nicht die Frage nach dem Verhalten gegenuber Berengar II und Otto I im Mittelpunkt des politischen Schwenkes des Dogen wie lange angenommen oder die einer Fraktion die fur Venedig nach einem autonomen Weg verlangte sondern der Versuch des vierten Candiano sich ein eigenes Territorium zu schaffen Es konnten also die Spannungen innerhalb der Candiano zur Katastrophe von 976 gefuhrt haben worin Johanna von Anfang an eine entscheidende Rolle gespielt hatte Dass durch Johannes Diaconus nicht nur die alteste venezianische Chronik die Istoria Veneticorum entstand sondern diese nur wenige Jahrzehnte nach der Katastrophe von 976 abgefasst wurde ist einerseits eine wesentliche Ursache fur die ungewohnlich dichte Uberlieferung der Vorgange Aber sie sorgte andererseits auch fur eine grosse Kontinuitat seiner personlichen Deutungsmuster Aufgrund seiner offenkundigen Loyalitat wurde er als Hauschronist der Orseoli bezeichnet der dritten Familie die einen Versuch unternahm Venedig als Dynastie zu beherrschen nachdem die Candiano unter Petrus IV gescheitert waren In seiner Chronik nennt der Verfasser nur Maria 1007 die Ehefrau des Mitdogen Giovanni Orseolo ausdrucklich ductrix 1 jedoch weder Johanna noch Waldrada Dabei handelt es sich um die weibliche Form von dux ein Titel von dem sich wiederum der Dogentitel ableitet Die Entwicklung zu einer eigenen staatlichen Amtsauffassung fur die Ehefrauen der Dogen die dann als Dogaresse bezeichnet wurden war um 1000 bereits eingeschlagen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Ehefrau und Verstossung Nonne Rollen der Kinder 1 2 Landerwerbspolitik und die Rolle von Waldradas Mitgift Abtissin 2 Rezeption 2 1 Bis gegen Ende der Republik Venedig 1797 2 2 Historisch kritische Darstellungen ab dem 18 Jahrhundert 3 Quellen 4 Literatur 5 AnmerkungenLeben BearbeitenEhefrau und Verstossung Nonne Rollen der Kinder Bearbeiten nbsp Das Romisch deutsche Reich zwischen 972 und 1032Petrus IV Candiano heiratete Waldrada um 966 in zweiter Ehe moglicherweise auch einige Jahre fruher Johannes Diaconus IV 11 Um sie ehelichen zu konnen musste er sich von seiner Frau Johanna trennen wie schon die alteste Uberlieferung behauptet Demnach zwang er sie coegit heisst es ausdrucklich bei Johannes Diaconus als Nonne in das Kloster San Zaccaria einzutreten wo sie 963 als Abtissin nachgewiesen ist 2 Ihren gemeinsamen Sohn Vitale machte der Doge zum Kleriker der zum Patriarchen von Grado aufstieg Die Tochter Marina heiratete Tribuno Memmo der 979 den Dogenthron besteigen sollte Landerwerbspolitik und die Rolle von Waldradas Mitgift Abtissin Bearbeiten Als Kaiser Otto I zwischen September 966 und Sommer 972 erneut in Italien war bildete Venedig einen Teil des Repressionsapparats Ottos gegen die Anhanger seines einstigen 964 in Gefangenschaft geratenen Widersachers Berengar II Dies schlug sich auch in den Rechtssetzungen gegenuber Venedig nieder etwa in der Bestatigung der Besitzrechte im Territorium von Monselice im Comitato Paduas in der Gegend von Cavarzere einem wichtigen Zentrum fur die Okonomie des Dukats die am 26 August 963 von Otto fur die Abtissin von San Zaccaria eben jene Johanna ausgefertigt wurde der ersten Ehefrau des Dogen Ahnlich zu deuten ist die Zuerkennung von Fiskalgutern vom selben Tag die zugunsten von Vitale Candiano Veneticus noster fidelis ausgefertigt wurde der mit dem Bruder des Dogen identifiziert wird Diese Guter befanden sich in den Grafschaften Treviso und Padua Dann wurde auf einer romischen Synode die von Dezember 967 bis Anfang Januar 968 tagte der Patriarchentitel von Grado anerkannt Jener Vitale genannt Ugo oder Hugo Bruder des Dogen wurde Comes von Padua und Vicenza All dies waren Fruchte der ottonenfreundlichen Politik des Dogen und vielleicht seiner beiden Frauen Nach Carlo Guido Mor anderte der Doge erst mit dem endgultigen Zerfall der Berengar Fraktion und der Niederlage von Byzanz auf Sizilien seine Politik Er naherte sich seitdem wieder Grado an wo sein Sohn Patriarch war um gegen einen der treuesten Verbundeten des Kaisers den Patriarchen von Aquileia Rodoald Unterstutzung zu erhalten Erst die Erneuerung des Pactums von 840 und die Anerkennung des Patriarchentitels waren fur Mor Anzeichen einer neuen nun freundschaftlicheren Beziehung zwischen dem Dogen und dem Kaiser Die Frage welche der beiden Hypothesen zutreffender sei hangt an der Frage der Datierung der Eheschliessung mit Waldrada bzw der Verstossung Johannas Die Eheschliessung fand zwischen dem 26 August 963 Privileg Ottos fur Johanna die Abtissin von San Zaccaria die durchgangig mit der Ehefrau des Dogen identifiziert wird und dem 11 August 976 statt dem Todestag des Dogen denn der erste Beleg fur Waldrada stammt erst vom September 976 als sie bereits Witwe war 3 Otto I und sein Sohn und Nachfolger Otto II versuchten die Candiano zu stutzen doch 976 wurde Petrus IV gesturzt und ermordet Waldrada entging dem Morden Unter Vorsitz der Kaiserin Adelheid tagte bereits am 25 Oktober 976 in Piacenza ein Gericht ein placitum Gegen eine hohe Kompensation verzichtete die Witwe auf samtliche Anspruche gegen Venedig 4 Rezeption BearbeitenBis gegen Ende der Republik Venedig 1797 Bearbeiten nbsp Italien und der Adriaraum um 1000Fur das Venedig des 14 Jahrhunderts war die Deutung die man der Herrschaft der Candiano und besonders Pietros IV gab von hochster symbolischer Bedeutung Das Augenmerk der Chronik des Dogen Andrea Dandolo reprasentiert in vollendeter Form die Auffassungen der zu seiner Zeit langst fest etablierten politischen Fuhrungsgremien die vor allem seit diesem Dogen die Geschichtsschreibung steuerten Sein Werk wurde von spateren Chronisten und Historikern immer wieder als Vorlage benutzt Dabei standen die Fragen nach der politischen Unabhangigkeit zwischen den zu neuer Machtfulle aufgestiegenen Kaiserreichen des Rechts aus eigener Wurzel mithin der Herleitung und Legitimation ihres an dieser Stelle Ruckschlage erleidenden territorialen Anspruches stets im Mittelpunkt Sowohl das Romisch deutsche Reich als auch Byzanz meldeten ihre Rechte und Interessen in Italien mit seit langer Zeit nicht gesehener Intensitat an Dabei war es fur Dandolo wichtig der Rolle der Candiano Familie eine wesentliche Rolle zu verleihen Denn deren Anspruch auf eine Art Erbmonarchie war in keiner Weise mit den Interessen der zu dieser Zeit herrschenden Familien vor allem aber nicht mehr mit dem Stand der Verfassungsentwicklung in Ubereinstimmung zu bringen Zugleich war einerseits der Ausgleich zwischen den ehrgeizigen und dominierenden Familien eines der wichtigsten Ziele andererseits die Herleitung ihrer herausgehobenen Position im Staat Die Etappen der politischen Entwicklungen die schliesslich zur Entmachtung des Dogen dem man zunehmend Reprasentationsaufgaben zuwies aber keine eigenstandigen Entscheidungen mehr zugestand war ein weiteres Darstellungsziel das Johannes Diaconus als zeitlich sehr viel naherer Chronist noch keineswegs vor Augen hatte Doch die Entmachtung war im 14 Jahrhundert vergleichsweise weit vorangeschritten Der steile Sturz von 976 mit seinen verheerenden Folgen einschliesslich der Zerstorung des Archivs und damit der Moglichkeit die Vergangenheit an die jeweiligen Zeitbedurfnisse ausgesprochen weitgehend anzupassen brachte diesen Prozess der im Ruckblick auf eine Ausbalancierung aller inneren Machtgruppen hinauslief in eine bedeutsame Phase Johanna ubernimmt infolgedessen die ausschliessliche Rolle eines Opfers des geradezu absolutistischen Strebens nach Macht und Besitz und der letztlich gescheiterten Annaherungspolitik des Dogen an den westlichen Kaiser Die alteste volkssprachliche Chronik die Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo aus dem spaten 14 Jahrhundert stellt ausschliesslich den ublen Charakter des Dogen dar 5 Als pessimo homo zwang der Doge seine Frau zur Nonne zu werden und ins Kloster San Zaccaria zu gehen Den von ihr geborenen gemeinsamen Sohn Vidal machte er zum Kleriker zum Patriarchen von Grado Pietro Marcello nahm 1502 in seinem spater ins Volgare unter dem Titel Vite de prencipi di Vinegia veroffentlichten Werk 6 eine andere Gewichtung vor Bei ihm wurde die Stadt wie sie es verdient hatte durch die Tyrannei des Dogen mit dessen Tod und dem des figliuolo bambino bestraft Auch nach Marcello zwang er seine Ehefrau ins Kloster zu gehen doch diesmal weil sie alt war eine Deutung die spater immer wieder auftaucht dann machte er ihren gemeinsamen Sohn zum Patriarchen Nachdem er seine Frau also verjagt hatte cacciata heiratete er Gualdera Hatte der Doge bis dahin seinen schrecklichen Charakter und seine Boshaftigkeit verborgen gehalten so verwandelte er il Prencipato in eine Tyrannei voll von Hochmut Drohungen und dem Volke furchterlich Auch nach der Chronik des Gian Giacomo Caroldo 7 zwang Pietro seine consorte und ihren gemeinsamen Sohn Kleriker zu werden wobei letzterer anni circa L dort lebte also fur etwa 50 Jahre Er nahm stattdessen Valderacha zur Frau die grosse Besitztumer und zahlreiche Vasallen molte possessioni vassali et beni per grande valore mit in die Ehe brachte nbsp Die Reliquienschreine der Heiligen Athanasius und Zacharias in San ZaccariaIn der 1574 erschienenen Chronica das ist Warhaffte eigentliche vnd kurtze Beschreibung aller Hertzogen zu Venedig Leben des Frankfurter Juristen Heinrich Kellner die auf Pietro Marcello aufbauend die venezianische Chronistik im deutschen Sprachraum bekannt machte 8 beginnt der Passus uber Pietro IV mit der Ankundigung die Stadt und der neue Doge wurden nicht ungestraft bleiben Nemlich die Statt mit Brandt und Tyranney des Hertzogs Petrus aber mit seinem und seines jungen Sons erschrecklichen Todt Peter nach dem er Hertzog was scheidete er sich von seinem Weib Johanna dieweil sie alt war und wolt auch seinen Son den er mit ihr hatt nicht erkennen sondern macht in Geistlich Hier merkt der Autor an dies sei dem Sohn zugutegekommen denn er sei Patriarch zu Grado geworden Durch die neue Ehe und vor allem den daran hangenden Reichtum wurde Petrus uberheblich in den Worten Kellners Und dieweil er mit derselbigen viel Land Gelt und Fahrendhaab von grossem wehrt uberkommen hatt ward er dadurch gantz stoltz und auffgeblasen Nun konnte er seinen wilden Muth bose Natur und Art die er biss daher verborgen gehalten hatte nicht mehr bandigen In der Ubersetzung von Alessandro Maria Vianolis Historia Veneta die 1686 in Nurnberg unter dem Titel Der Venetianischen Hertzogen Leben Regierung und Absterben Von dem Ersten Paulutio Anafesto an biss auf den itzt regierenden Marcum Antonium Justiniani erschien 9 sollten Stadt und Doge gleichfalls wegen des Eidbruches und des ubergrossen Mutwillens und der Thorheit nicht ungestraft bleiben Er habe seine Frau genothiget ins Kloster zu gehen sein Sohn so doch dem Knaben zu seinem Besten gereichet musste Kleriker werden nur damit er desto ehender in den neuen Ehestand welchen er schon langsten mit Valderanda eines Herzn von Ferrara Tochter bey sich beschlossen schreiten mochte Durch ihre reiche Mitgift wurde er noch weit verwegener und aufgeblasener also dass er sein boses Gemuth so er doch bisshero in etwas in Zaum gehalten nunmehro nicht mehr bandigen konnen Nun verwandelte er das Hertzogthum in eine offentliche Tyranney 1687 schrieb Jacob von Sandrart in seinem Opus Kurtze und vermehrte Beschreibung Von Dem Ursprung Aufnehmen Gebiete und Regierung der Weltberuhmten Republick Venedig lakonisch uber Petrus Dieser stiess hierauf seine Gemahlin von sich und heirathete eine andere die sehr machtig war an Sclaven und Land Gutern 10 Historisch kritische Darstellungen ab dem 18 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Luftbild des Gebietes um das heutige Kloster San ZaccariaJohann Friedrich LeBret der ab 1769 seine vierbandige Staatsgeschichte der Republik Venedig publizierte und sich darin ausfuhrlich mit der venezianischen Verfassung beschaftigte 11 untersuchte den Zusammenhang zwischen der Einsetzung dieses Piraten zum Nachfolger des alten Dogen die trotz entgegengesetzten Eides geschah und der venezianischen Kirchen und Staatsverfassung welche Fehler sich dort eingeschlichen hatten S 199 215 Er wollte seine Hoheit auch auf dem festen Lande grunden und dazu glaubete er wurde eine Vermahlung den Weg bahnen Seine Ehefrau Johanna opferte er seinem Ehrgeize auf verstiess sie Auch ihr gemeinsamer Sohn musste auf die Seite geschaffet werden Nun suchete er sich eine Gemahlinn aus durch welche er im italienischen Reiche vorzugliche Guter erlangete und unter den Machtigen Italiens einiges Ansehen hatte Der sehr detailreich darstellende und in den historischen Zusammenhang der benachbarten Herrschaftsgebiete einbettende Samuele Romanin der diese Epoche 1853 im ersten der zehn Bande seiner Storia documentata di Venezia darstellte umriss in knappen Worten die dramatischen Szenen in Venedig 12 So wurde der Sohn trotz des Eides der die Verbannung auf Lebenszeit vorsah und der dadurch niemals in sein Amt hatte zuruckkehren sollen zum Dogen erhoben Durch Gebete Prozessionen milde Gaben und den Neubau oder die Restaurierung von Kirchen versuchte man den gottlichen Zorn zu besanftigen Dass sich der von den Verwandten und Mitstreitern des exilierten Sohnes aufgehetzte popolo minuto dafur einsetzte den Verbannten vor der Wahl zuruckzuholen wogegen sich die fuhrenden Kopfe der Stadt wehrten entnahm Romanin ohne genauere Angaben einer Cronaca Barbaro 13 Doch Pietro IV hatte eine Neigung zum impero assoluto zur uneingeschrankten Herrschaft Er schickte seine Frau ins Kloster per aspirare a nozzi piu illustri merkt der Autor abschatzig an nbsp Pietro Candiano IV war ein lyrisches Drama von Giovanni Peruzzini 1815 1869 das als Oper 1857 im La Fenice aufgefuhrt wurde 14 Darin verliebte sich Petrus in seinem Exil in Valdrada und schickte seine erste Frau unter Vorwanden ins Kloster August Friedrich Gfrorer 1861 nimmt in seiner erst elf Jahre nach seinem Tod erschienenen Geschichte Venedigs von seiner Grundung bis zum Jahre 1084 an dass Byzanz genau bis zum Dogat Petrus IV Candiano grossten Einfluss in der Lagune ausubte was sich in vielen Einzelheiten widerspiegle 15 Vor diesem Hintergrund kommt er zu ganz anderen Schlussfolgerungen denn der Doge habe sich dem Ottonenkaiser unterstellt Gfrorer geht davon aus dass diejenigen die Pietro IV aus Ravenna zuruckholten diesem einen grossen Rath ohne dessen Einwilligung der vierte Candiano nichts Wichtiges mehr vornehmen durfte zur Seite gesetzt hatten S 263 Der Doge fuhrte sich als Alleinherrscher auf doch die Veneter durchschauten seine Absichten und hatten keine Lust Sclaven des Hauses Candiano zu werden S 286 f Fur Gfrorer ist das Gremium dessen Existenz er vermutet der Kern des Grossen Rates Dieser habe das bisher gebrauchliche System der Kontrolle des Altdogen durch einen Mitdogen ersetzt das danach nur noch in zwei Fallen aufgetaucht sei Zugleich sei fast der ganze Verkehr zwischen dem Abendlande und Constantinopel durch venezianische Schiffe abgewickelt worden was Gfrorer mit Aussagen des ottonischen Gesandten Liutprand von Cremona belegt Schliesslich glaubt der Autor der Doge habe die Oberhoheit des Sachsen uber Venetien 967 in Rom anerkannt S 304 Der Lohn war die Ehe mit Waldrada dazu ihre Guter die dem Dogen zufielen Pietro Pinton der Gfrorers Werk im Archivio Veneto in den Jahresbanden XII bis XVI ubersetzte und annotierte korrigierte dessen Vorstellung von einem zu starken Einfluss von Byzanz Seine eigene kritische Auseinandersetzung mit Gfrorers Werk erschien erst 1883 gleichfalls im Archivio Veneto 16 Was den Schutz Ottos fur Pietro angeht so glaubt auch Pinton dass dieser den Dogen gerade noch im Amt gehalten habe 1861 hatte Francesco Zanotto der in seinem Il Palazzo ducale di Venezia der Volksversammlung erheblich mehr Einfluss einraumte berichtet 17 die Herrschaft des Dogen sei erst durch seine Ehe mit Waldrada und die Verstossung der ersten Ehefrau und ihres gemeinsamen Sohnes uberschattet worden Der neue Reichtum habe Pietro zu einem Gewaltherrscher gemacht der von Vielen gehasst wurde Auch bei Emmanuele Antonio Cicogna riss im ersten 1867 erschienenen Band seiner Storia dei Dogi di Venezia 18 die Erfolgsgeschichte des vierten Candiano erst mit der Verstossung der Ehefrau ab und der Gier nach dem Besitz Waldradas Heinrich Kretschmayr konstatiert Mit dem Dogate des Petrus Candianus Pietro Candiano III beginnen nahezu vierzig Jahre ununterbrochener Herrschaft des candianischen Hauses 19 Das Ziel seines Sohnes war eine auf sich selbst beruhende Monarchie Kretschmayr glaubt Johannes Diaconus sei bloss der Hauschronist der Orseoli gewesen die Verunglimpfung des vierten Candiano wurde umso mehr zum Gesetz je mehr mit den Jahren die aristokratische Oligarchie als die einzig berechtigte Verfassung Venedigs in Geltung und jeder dagegen gewagte Versuch als fluchwurdige Revolution in Verruf gekommen war Pietro Candiano IV wurde zum Typus des rohen Tyrannen in venezianischer Sage und Geschichte S 110 Der vierte Candiano war in den Augen Kretschmayrs der schwierigen Aufgabe gewachsen zu erreichen dass der kleine Staat nicht wie zwischen zwei Muhlsteinen zerrieben werde Die Aristokratie freilich hat die dogale Monopol und Verbotpolitik mit der grundlichsten Abneigung gegen ihren Trager vergolten S 111 Etwa um 967 68 loste der Candiano unter vollig veranderten politischen Bedingungen seine Ehe heiratete die Brudertochter der Kaiserin Adelheid 1944 brachte Roberto Cessi der Leiter des Staatsarchivs Venedig einige Veranderungen in die Darstellung des Aufstandes von 976 So machte er aus einem Adelsaufstand wieder einen solchen des popolo aus der Stadt wurde eine nazione aus Waldrada eine Fremde all dies war demnach Ursache des Aufstandes der sich zudem gegen die fremden Soldaten richtete Fur ihn lagen die Ursachen nicht mehr dort wo sie Johannes Diaconus sah namlich in der Harte der Herrschaft des vierten Candiano ob austeritatem sui exosum sondern in der Hinwendung zum Reich im Verlust der venezianischen Identitat Noch Gherardo Ortalli sah darin und in der Abwendung von Byzanz eine der Hauptursachen Eine Frau Waldrada namlich wurde damit zur Ursache fur den Umsturz denn sie veranlasste den Candiano dazu sich in die Reichsangelegenheiten einzumischen John Julius Norwich glaubt in seiner 1977 erstmals erschienenen History of Venice Pietro habe sich obwohl es keinen Vater mehr gab gegen den er opponieren konnte gegen alles gewandt fur was dieser gestanden habe die alten strengen republikanischen Tugenden auf die der Staat gegrundet worden war und die ihn gross gemacht hatten ihr Misstrauen gegen personlichen Pomp und Prahlerei Auf dem Festland habe er bei Hof den Luxus kennen gelernt aber auch die autokratische Herrschaft die in so scharfem Gegensatz zu den checks and balances stand die Venedig kennzeichneten Wahrend seines Exils habe er so Norwich ein Auge auf Waldrada geworfen Nun liess er sich scheiden und schickte seine Frau ins Kloster S Zaccaria Das riesige Erbe habe aus dem Dogen einen Feudalherrn gemacht der als Vasall des Ottonenkaisers gegolten habe 20 Die jungere Geschichtswissenschaft versucht sich von den traditionellen Deutungsmustern starker zu losen Vielleicht war Waldrada fur Pietro die von ihm strategisch eingesetzte Vorbedingung auf der Ebene des Regnum Italicum in den Kampfen des Adels eine bedeutende Rolle spielen zu konnen und nicht wie fruhere Historiker gemutmasst haben um sich exotischen Ablenkungen zu uberlassen Dabei verschweige Johannes Diaconus den Vater Waldradas der ein Parteiganger Berengars war wie Chiara Provesi ihre Uberlegungen fortsetzt Pietros Schwenk auf die ottonische Seite werde so kaschiert Luigi Andrea Berto der das Vokabular des Johannes Diaconus untersuchte befasste sich mit dem Begriff der afines denn als solche bezeichnet der Chronist einige der Morder des Dogen Ein solcher Begriff bezeichne Angehorige einer Gruppe die durch Parentel miteinander verbunden waren Als die erste Frau Johanna inzwischen Abtissin von San Zaccaria 963 um eine Bestatigung der Rechte des Klosters bei Otto I nachsuchte so konnte dies auf Wunsch oder unter Zustimmung des Dogen geschehen sein Damit hatten die beiden den politischen Seitenwechsel vorbereitet Welche weiteren Konflikte sich hinter dem Drama verbargen erwies sich nach den Morden und dem Stadtbrand 976 namlich verlangte Waldrada ihre Morgengabe wozu ein Viertel des Besitzes des ermordeten Ehegatten gehorte dann das Erbteil des ebenfalls ermordeten gemeinsamen Sohnes und all das was sie zu Lebzeiten ihres Gatten erworben hatte Dabei kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen um Waldrada und um Johanna die sich in zwei Dokumenten genauer ihren Abschriften aus dem Jahr 983 fassen lassen Vitale Candiano dem Dogen gelang es nicht seine Hand auf die Morgengabe der Waldrada zu legen sondern er musste sich damit einverstanden erklaren dass eine Restitution der Guter erfolgte die nach dem Tod seines Vaters also nach 976 von den nachfolgenden Dogen sequestriert worden waren Dieses Gebiet die Fogolana gelegen zwischen Padua und Venedig an einem Abzweig des Brenta befand sich nahe bei den Pertinenzien von San Zaccaria Diese Aufspaltung in zwei Zweige fuhrte spater innerhalb der Candiano zu erheblichen Auseinandersetzungen Waldrada verkaufte im Jahr 997 die Vangadizza heute in der Badia Polesine an ihren Bruder Ugo ein Gebiet das sich an der Etsch bis zum Stadtchen Adria erstreckt Einer der letzten Exponenten des Johanna Zweiges der Candiano der Sohn des Tribuno Memmo und der Marina entschied seinen Anteil an der Fogolana dem Kloster Brondolo zu schenken So konnte es sein dass schon die erste Ehe Pietros mit Johanna die vielleicht aus Ravenna stammte dem Erwerb dieser riesigen Gebiete im Suden Venedigs gegolten hatte Dann sei es so die Verfasserin nicht die Frage des Verhaltens gegenuber Berengar und Otto I oder die einer Fraktion die fur Venedig nach einem autonomen Weg verlangte sondern der Versuch des vierten Candiano sich ein eigenes Territorium zu schaffen der letztlich scheiterte Die Binnenspannungen der Candiano konnten zur Katastrophe von 976 gefuhrt haben Dass sich monolithische Familien feindlich gegenuberstanden und dies uber Jahrhunderte die zudem leicht an den Familiennamen zu erkennen seien ist so Chiara Provesi zumindest partiell zu revidieren 21 Quellen BearbeitenLuigi Andrea Berto Hrsg Giovanni Diacono Istoria Veneticorum Fonti per la Storia dell Italia medievale Storici italiani dal Cinquecento al Millecinquecento ad uso delle scuole 2 Zanichelli Bologna 1999 auf Berto basierende Textedition im Archivio della Latinita Italiana del Medioevo ALIM der Universitat Siena Dort heisst es Liber IV 11 Qui non post multum tempus nacta occasione maritale thorum Iohaniae uxori sue interdiciens in sancti Zachariae zoenobio monachicam vestem vi eam recipere coegit Filium siquidem quem ex ea habuit Vitalem nomine clericum devovens Gradensem patriarcham postmodum fieri promovit La cronaca veneziana del diacono Giovanni in Giovanni Monticolo Hrsg Cronache veneziane antichissime Fonti per la storia d Italia Medio Evo IX Rom 1890 S 138 140 Digitalisat Ester Pastorello Hrsg Andrea Dandolo Chronica per extensum descripta aa 460 1280 d C Rerum Italicarum Scriptores XII 1 Nicola Zanichelli Bologna 1938 S 177 f Digitalisat S 176 f ab S 177 letzte Zeile Dort heisst es Interea iste dux ficta occasione Iohanam uxorem suam dimisit et monachalem vestem zenobio sancti Zacharie eam suscipere coegit filiam siquidem quem ex ea habuerat Vitalem nomine clericum fecit Literatur BearbeitenMargherita Giuliana Bertolini Candiano Pietro in Dizionario Biografico degli Italiani Bd 17 1974 S 764 772 stellt die Grundlage des Darstellungsteils dar Chiara Provesi Le due mogli di Pietro IV Candiano 959 976 le donne e i loro gruppi parentali nella Venezia del X secolo in Reti Medievali Rivista 16 2 2015 21 51 Anmerkungen Bearbeiten Holly S Hurlburt The Dogaressa of Venice 1200 1500 Springer 2006 S 206 Anm 13 Als Digitalisat einer Kopie der Urkunde Ottos I von 963 eine Kopie die im 12 Jahrhundert erstellt wurde auf der Website des Staatsarchivs Venedig online Memento des Originals vom 4 Mai 2021 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www archiviodistatovenezia it gestellt b 1 pergg n 1 Eduard Hlawitschka Franken Alemannen Bayern und Burgunder in Oberitalien 774 962 Zum Verstandnis der frankischen Konigsherrschaft in Italien Freiburg 1960 S 203 Julius Ficker Forschungen zur Reichs und Rechtsgeschichte Italiens Bd IV Innsbruck 1874 n 29 S 38 41 nach der Abschrift des Codex Trevisanus im Staatsarchiv Venedig Roberto Pesce Hrsg Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo Origini 1362 Centro di Studi Medievali e Rinascimentali Emmanuele Antonio Cicogna Venedig 2010 S 44 f Pietro Marcello Vite de prencipi di Vinegia in der Ubersetzung von Lodovico Domenichi Marcolini 1558 S 35 38 Digitalisat Șerban V Marin Hrsg Gian Giacomo Caroldo Istorii Veneţiene Bd I De la originile Cetăţii la moartea dogelui Giacopo Tiepolo 1249 Arhivele Naţionale ale Romaniei Bukarest 2008 S 69 73 online Heinrich Kellner Chronica das ist Warhaffte eigentliche vnd kurtze Beschreibung aller Hertzogen zu Venedig Leben Frankfurt 1574 S 13v 14r im Abschnitt uber Pietro III Candiano und 14v 15r Digitalisat S 13v Alessandro Maria Vianoli Der Venetianischen Hertzogen Leben Regierung und Absterben Von dem Ersten Paulutio Anafesto an biss auf den itzt regierenden Marcum Antonium Justiniani Nurnberg 1686 S 137 140 Ubersetzung Digitalisat Jacob von Sandrart Kurtze und vermehrte Beschreibung Von Dem Ursprung Aufnehmen Gebiete und Regierung der Weltberuhmten Republick Venedig Nurnberg 1687 S 24 26 Digitalisat S 24 Johann Friedrich LeBret Staatsgeschichte der Republik Venedig von ihrem Ursprunge bis auf unsere Zeiten in welcher zwar der Text des Herrn Abtes L Augier zum Grunde geleget seine Fehler aber verbessert die Begebenheiten bestimmter und aus echten Quellen vorgetragen und nach einer richtigen Zeitordnung geordnet zugleich neue Zusatze von dem Geiste der venetianischen Gesetze und weltlichen und kirchlichen Angelegenheiten von der innern Staatsverfassung ihren systematischen Veranderungen und der Entwickelung der aristokratischen Regierung von einem Jahrhunderte zum andern beygefugt werden 4 Bde Johann Friedrich Hartknoch Riga und Leipzig 1769 1777 Bd 1 Leipzig und Riga 1769 S 216 221 Digitalisat Samuele Romanin Storia documentata di Venezia 10 Bde Pietro Naratovich Venedig 1853 1861 2 Auflage 1912 1921 Nachdruck Venedig 1972 Bd 1 Venedig 1853 S 243 245 zum Dogat S 246 251 Digitalisat Cronaca SUL R47 Cronaca Barbaro genannt weil sie von Daniele Barbaro stammt der sie in Volgare verfasste Sie umfasst die Zeit von der Entstehung Venedigs bis zum Jahr 1413 Teatro La Fenice Archivio storico August Friedrich Gfrorer Geschichte Venedigs von seiner Grundung bis zum Jahre 1084 Aus seinem Nachlasse herausgegeben erganzt und fortgesetzt von Dr J B Weiss Graz 1872 S 250 259 ausfuhrlich zum Dogat Petrus IV Candiano auf S 260 311 Digitalisat Pietro Pinton La storia di Venezia di A F Gfrorer in Archivio Veneto 25 2 1883 288 313 hier S 308 313 Digitalisat und 26 1883 330 365 hier S 330 335 Digitalisat Francesco Zanotto Il Palazzo ducale di Venezia Bd 4 Venedig 1861 S 47 49 zur Zeit vor dem Dogat zum Dogat Petrus IV Candianus S 49 51 Digitalisat Emmanuele Antonio Cicogna Storia dei Dogi di Venezia Bd 1 Venedig 1867 o S Heinrich Kretschmayr Geschichte von Venedig 3 Bde Bd 1 Gotha 1905 S 108 116 John Julius Norwich A History of Venice Penguin London u a 2011 S 41 Chiara Provesi Le due mogli di Pietro IV Candiano 959 976 le donne e i loro gruppi parentali nella Venezia del X secolo in Reti Medievali Rivista 16 2 2015 21 51 hier S 45 PersonendatenNAME JohannaALTERNATIVNAMEN GiovannaKURZBESCHREIBUNG Ehefrau des Dogen von VenedigGEBURTSDATUM 10 JahrhundertSTERBEDATUM 10 Jahrhundert oder 11 JahrhundertSTERBEORT Venedig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johanna ductrix amp oldid 237719111