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Dieser Artikel beschreibt den Frankfurter Stadtschultheissen und Juristen Johann Wolfgang Textor den Grossvater Johann Wolfgang von Goethes Der Artikel uber Textors gleichnamigen Grossvater den Juristen Johann Wolfgang Textor 1638 1701 ist unter Johann Wolfgang Textor der Altere zu finden Johann Wolfgang Textor 11 Dezember 1 1693 in Frankfurt am Main 6 Februar 1771 ebenda war ein deutscher Reichs Stadt und Gerichtschultheiss und kaiserlicher Rat in Frankfurt sowie Grossvater von Johann Wolfgang von Goethe Johann Wolfgang Textor 1763 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie 2 Anekdotisches 3 Literatur 3 1 Textor als literarische Figur 3 2 Quellenangaben 4 WeblinksLeben Bearbeiten1693 kam er als Sohn des Frankfurter Advokaten Christoph Heinrich Textor 1666 1716 und seiner Frau Maria Katharina geb Appel zur Welt Sein Grossvater war der Jurist Johann Wolfgang Textor 20 Januar 1638 in Neuenstein 27 Dezember 1701 in Frankfurt am Main der 1691 als Stadtsyndikus in die Freie Reichsstadt Frankfurt gekommen war nbsp Wappen derer TextorJohann Wolfgang Textor d J besuchte ab 1702 das Stadtische Gymnasium und studierte zunachst Rechtswissenschaft an der Universitat Altdorf wo sein Grossvater lange Jahre Professor gewesen war 1721 liess er sich als Advokat beim Reichskammergericht in Wetzlar nieder und promovierte in Giessen zum Dr jur Am 2 Februar 1726 heiratete er Anna Margaretha Lindheimer 1711 1783 eine Tochter des aus Frankfurt stammenden Kammergerichtsprokurators Cornelius Lindheimer 1671 1722 und dessen Ehefrau Elisabeth Catharina geb Seip 1680 1759 Am 16 Dezember 1727 wurde er in den Frankfurter Rat gewahlt obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht das Frankfurter Burgerrecht besass Dies fuhrte zum Protest der burgerlichen Fraktion Bank im Frankfurter Rat und legte den Keim fur spatere Auseinandersetzungen um Textors Person 1731 wurde er Schoffe 1738 1741 und 1743 wurde er als Alterer Burgermeister in Frankfurt mehrmals gewahlt Er tat sich als Schoffe und Burgermeister vielfach hervor bevor er am 10 August 1747 mit dem Amte des Stadtschultheissen auf Lebenszeit betraut wurde und den Titel eines kaiserlichen wirklichen Rates erlangte Kaiser Karl VII habe ihm auch den Adel angetragen doch Textor habe dies abgelehnt mit der Begrundung dass ihm dadurch die Verheiratung seiner Tochter erschwert werden wurde Der Adelsstand konne Burgerliche sein geringes Vermogen wiederum Adelige davon abhalten um die Hand einer seiner Tochter anzuhalten 2 Als Stadtschultheiss hatte er das hochste und angesehenste Amt in der stadtischen Justiz inne Zugleich galt er als geschickter Diplomat konfessionell toleranter Protestant und Reprasentant der osterreichischen und antipreussischen Fraktion im Rat Sein Bild in der offentlichen Meinung war umstritten Ein schroffes Urteil fallte der angesehene Zeitgenosse Johann Christian Senckenberg der zusammen mit seinem Bruder Johann Erasmus Senckenberg zu Textors scharfsten Kritikern gehorte Er charakterisierte ihn in seinem Tagebuch als korrupt eitel und masslos Ihm wurde sogar vorgeworfen die Stadt wahrend des Siebenjahrigen Kriegs im Januar 1759 an die mit dem Kaiser verbundete Franzosische Armee verraten und so ihre militarische Besetzung ermoglicht zu haben Der Konflikt zwischen Osterreichischen und Fritzischen in der stadtischen Gesellschaft fuhrte auch zum Zerwurfnis mit seinem Schwiegersohn Johann Caspar Goethe der zur Minderheit der Anhanger Preussens gehorte Im April 1760 kam es bei einer Tauffeier wegen der Beschuldigung des Verrats zu einer tatlichen Auseinandersetzung der beiden Textor warf ein Messer nach seinem Schwiegersohn der seinerseits den Degen zog Dem Pfarrer gelang es mit Muhe die Kontrahenten voneinander zu trennen nbsp Das Textorsche Haus in der Friedberger Gasse hinten mittig Johann Wolfgang Goethe zeichnet in Aus meinem Leben Dichtung und Wahrheit ein anderes Bild seines Grossvaters Er charakterisiert ihn als ruhigen niemals zornigen Menschen in altertumlicher Kleidung der keine Veranderungen in seiner Umgebung und seiner Lebensweise zulasst Seine Freizeit verbringt er in seinem Garten wo er Pfirsiche und Nelken zuchtet Goethe beschreibt in Dichtung und Wahrheit das burgartige Anwesen seiner Grosseltern mit seinem grossen zinnenbewehrten Tor dem schmalen Zugang zum Innenhof und dem Spalier von Pfirsichbaumen an der Sudseite des Gartens Das Haus lag in der Friedberger Gasse in der nordostlichen Neustadt damals ein im Vergleich zur Altstadt dunnbesiedeltes Viertel in dem sich vorwiegend die Gasthofe und Stallungen der in Frankfurt Quartier machenden Fuhrleute befanden Textors Vater hatte das Anwesen von seinen Schwiegereltern geerbt und 1714 bebaut Familie Bearbeiten Johann Wolfgang Textor und Anna Margaretha Lindheimer hatten zusammen funf Kinder die das Erwachsenenalter erreichten Katharina Elisabeth 1731 1808 heiratete 1748 den kaiserlichen Rat Johann Caspar Goethe Sie ist die Mutter von Johann Wolfgang von Goethe der die Vornamen seines Grossvaters und Taufpaten erhielt Johanna Maria 1734 1823 heiratete den Frankfurter Kaufmann Georg Adolf Melber und wurde Mutter von 11 Kindern Goethe beschreibt die Tante Melber als warmherzig und lebhaft Nach ihr ist der Johanna Melber Weg in Sachsenhausen benannt Anna Maria 1738 wurde 1756 die Frau von Johann Jakob Starck Pfarrer an der Katharinenkirche und Sohn von Johann Friedrich Starck Johann Jost 1739 1792 der einzige Sohn wurde Advokat Er wurde nach dem Tode seines Vaters Mitglied des Rates 1783 Jungerer Burgermeister und 1788 Schoffe Sein Sohn war Johann Wolfgang Textor 1767 1831 1816 1831 Schoffe 1817 1820 Mitglied des Engeren Rates 1820 1825 Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung der Freien Stadt Frankfurt 3 Anna Christine 1743 heiratete den Obersten und Stadtkommandanten Georg Heinrich Cornelius Schuler Drei weitere Sohne und eine Tochter starben im Kindesalter Johann Wolfgang Textor erlitt im August 1768 einen Schlaganfall von dem er sich nicht mehr erholte Im Juni 1770 legte er wegen der fortdauernden Behinderung sein Schultheissenamt nieder und starb am 6 Februar 1771 Das Textorsche Haus mit seinem grossen Garten wurde 1796 bei der Beschiessung Frankfurts durch franzosische Truppen beschadigt Im Mai 1863 wurde es endgultig niedergelegt Heute befindet sich auf diesem Gelande das Grandhotel ArabellaSheraton Nach Textor sind eine Strasse und eine Schule im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen benannt Anekdotisches BearbeitenWahrend seiner Wetzlarer Zeit wurde Textor wegen Ehebruchs angeklagt Der betrogene Ehemann warf ihm wahrend der Gerichtsverhandlung als Beweisstuck die Perucke ins Gesicht die er bei seiner ubersturzten Flucht im Schlafzimmer der Geliebten zuruckgelassen hatte 4 Textor wurden hellseherische Fahigkeiten nachgesagt vor allem in Bezug auf sein eigenes Schicksal Seine Berufung zum Schoffen die durch Los erfolgte soll er ebenso vorhergesagt haben wie die Ernennung zum Schultheissen Goethe berichtet diese Anekdote in Dichtung und Wahrheit Literatur BearbeitenAlexander Dietz Textor Johann Wolfgang In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 37 Duncker amp Humblot Leipzig 1894 S 630 632 Reinhard Frost Textor Johan Wolfgang 1693 1771 im Frankfurter Personenlexikon Stand des Artikels 21 April 1995 auch in Wolfgang Klotzer Hrsg Frankfurter Biographie Personengeschichtliches Lexikon Veroffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission Band XIX Nr 2 Zweiter Band M Z Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 7829 0459 1 S 468 469 Textor als literarische Figur Bearbeiten Johann Wolfgang von Goethe Aus meinem Leben Dichtung und Wahrheit Buch 1 Entstanden 1808 bis 1831 Otto Muller Der Stadtschultheiss von Frankfurt Eine Familiengeschichte aus dem vorigen Jahrhundert Familienroman Cotta sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1856 Hans Geisow Der alte Textor Charakterkomodie Urauffuhrung 1924 am Schauspiel FrankfurtQuellenangaben Bearbeiten So alle biographischen Quellen In einem Brief Goethes an seine Schwester datiert auf den 12 Dezember 1765 abends um 8 heisst es allerdings Liebe Schwester es ist heute des Grosspapas Geburtstag und du Quelle Goethe Samtliche Werke 1764 1775 DKV FFM 1997 Heinrich Duntzer Goethes Stammbaume Eine genealogische Darstellung 2014 S 21 Textor Johann Wolfgang Hessische Biografie Stand 5 August 2019 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Richard Friedenthal Goethe sein Leben und seine Zeit S 13 Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1977 ISBN 3 423 00518 1Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Johann Wolfgang Textor im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Johann Wolfgang von Goethe Auszug aus Dichtung und Wahrheit Goethes Ahnentafel Textor Johann Wolfgang Hessische Biografie In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Normdaten Person GND 103114025 lobid OGND AKS VIAF 315522821 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Textor Johann WolfgangKURZBESCHREIBUNG deutscher Reichs Stadt und Gerichtschultheiss Grossvater von Johann Wolfgang von GoetheGEBURTSDATUM 11 Dezember 1693GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 6 Februar 1771STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Wolfgang Textor amp oldid 236135469