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Hajo Wilhelm Johann Duken 12 Januar 1889 in Brake 20 August 1954 in Heidelberg war ein deutscher Padiater Hochschullehrer und Nationalsozialist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit Jugend Studium 1 2 Hochschullehrer in Jena Beginn nationalsozialistischer Betatigung 1 3 Hochschullehrer in Giessen Intensivierung nationalsozialistischer Betatigung 1 4 Hochschullehrer in Heidelberg Befurworter der Kindereuthanasie 1 5 Nachkriegszeit 1 6 Familie 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit Jugend Studium Bearbeiten Duken besuchte die Burgerschule in seiner Heimatstadt und beendete seine Schullaufbahn 1908 an einem Bremer Gymnasium mit der Reifeprufung Danach begann er an der Universitat Heidelberg ein Medizinstudium das er in Berlin fortsetzte und 1913 an der Universitat Munchen mit dem Staatsexamen abschloss Anschliessend war er Assistent am Pathologischen Institut der Universitat Munchen sowie am ortlichen Gisela Kinderspital unter Jussuf Ibrahim tatig wo er in der Rontgenabteilung arbeitete 1 Wahrend dieser Tatigkeit erlitt er aufgrund unzureichender Schutzmassnahmen durch Rontgenstrahlen bedingt schwere Verbrennungen Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges war er in der Rontgenabteilung des Garnisonslazaretts Munchen eingesetzt und leistete ab 1915 als Kriegsfreiwilliger Militardienst beim Deutschen Heer an der West und Ostfront In der Nachkriegszeit betatigte er sich in volkisch nationalen Verbanden So war er 1918 Begrunder eines Offizierskorps in Jena nahm an der Niederschlagung der Munchner Raterepublik teil und diente als Zeitfreiwilliger bei den Goslarer Jagern Danach war er Mitglied der Organisation Consul 2 Hochschullehrer in Jena Beginn nationalsozialistischer Betatigung Bearbeiten An der Universitat Jena wurde Duken 1918 zum Dr med promoviert Ab 1919 war er als Assistent an der Jenaer Kinderklinik unter Ibrahim tatig Dort beschaftigte er sich zunachst mit Kindertuberkulose und richtete aus Stiftungsmitteln fur diese Klientel neben der Kinderklinik eine Kinder Tuberkuloseklinik Therapeutikum ein in der er ehrenamtlich tatig wurde An der Medizinischen Fakultat der Universitat Jena habilitierte er sich im Juli 1924 fur Kinderheilkunde und wurde an der dortigen Universitatskinderklinik 1925 Oberarzt und im Dezember 1926 zum ausserordentlichen Professor ernannt 3 Im Zuge der nationalsozialistischen Machtergreifung gehorte Duken zu den 18 Jenaer Hochschullehrern die eine am Tag vor der Reichstagswahl am 5 Marz 1933 im Volkischen Beobachter erschienene Erklarung von 300 deutschen Universitats und Hochschullehrern fur Adolf Hitler unterzeichnet hatten 4 Der NSDAP trat Duken zum 1 Mai 1933 bei Mitgliedsnummer 2 765 363 5 6 Da bei seiner ersten Ehefrau judische Vorfahren vermutet wurden wurde seine Parteimitgliedschaft erst nach deren Tod 1934 gultig dieser Sachverhalt wurde vor dem Obersten Parteigericht verhandelt 7 Ab Juli 1933 gehorte er dem NS Lehrerbund und dem NS Arztebund an 6 Des Weiteren trat er der SA und der NSV bei 8 Daruber hinaus betatigte er sich ab 1933 als Schulungsleiter fur politische Erziehung in Jena und setzte dieses Engagement spater bis 1935 in Giessen und Mainz fort 6 Ende April 1933 hatte Duken bereits den Vorsitz der Volkshochschule Thuringen und im Monat darauf den Vorsitz der Volkshochschule in Jena ubernommen Im September 1933 wurde er Landesfuhrer der Deutschen Heimatschule der durch die Nationalsozialisten umbenannten Volkshochschule 1 Zu dieser Zeit lernte Duken auch den Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler kennen der ihm aus bislang unbekannten Grunden einen Treueeid abnahm 7 Hochschullehrer in Giessen Intensivierung nationalsozialistischer Betatigung Bearbeiten Anfang Oktober 1933 wurde er als Professor fur Kinderheilkunde an die Universitat Giessen berufen wo er auch der dortigen Kinderuniversitatsklinik vorstand 3 Gemeinsam mit dem Hygieniker Philalethes Kuhn engagierte er sich in Giessen fur die nationalsozialistische Rassenhygiene und die Etablierung eines entsprechenden Instituts an der Universitat In diesem Zusammenhang uberliess er dem Rassenhygieniker Heinrich Wilhelm Kranz Raumlichkeiten der von ihm geleiteten Kinderklinik zur Einrichtung eines Instituts fur Erb und Rassenpflege 9 Spatestens im Februar 1934 trat er der SS bei SS Nr 107 248 10 in die er im Rang eines SS Untersturmfuhrers aufgenommen wurde 6 7 Innerhalb der SS stieg er im September 1939 bis zum SS Obersturmfuhrer auf 8 Als SS Fuhrer wurde er dem Sicherheitsdienst des Reichsfuhrers SS zugeteilt wo er als Spitzel zur Berichterstattung uber Kollegen und Sachverhalte aktiv wurde 11 Spater wurde er Mitglied im Lebensborn 11 Ab 1934 war er fur das Rassenpolitische Amt der NSDAP in Berlin tatig 3 Als Angehoriger der Deutschen Christen gab er mit dem Giessener Universitatsrektor Gerhard Pfahler ab 1934 die Zeitschrift Glaube und Volk in der Entscheidung heraus 8 Duken galt im personlichen Umgang als schroff und unnachgiebig 12 Laut Pfahler habe er einen Lugenfeldzug gegen Kollegen Dozentenschaftsleiter und Rektor gefuhrt und in typisch ostfriesischer Raserei blindlings in der Gegend herumgeschossen 13 So geriet er mit Kollegen der Giessener Kliniken bereits 1934 in schwere Auseinandersetzungen da er den Aufbau einer Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation im Klinikbereich ablehnte 12 Hochschullehrer in Heidelberg Befurworter der Kindereuthanasie Bearbeiten Am 1 April 1937 wurde er als Nachfolger von Ernst Moro auf den Lehrstuhl fur Kinderheilkunde an die Universitat Heidelberg berufen wo er als Direktor die Kinderuniversitatsklinik leitete 3 Zunachst widmete er sich dem Klinikumbau und der Neuorganisation dieser Institution 14 Er trieb den Aufbau einer Fruhgeborenenstation und einer Sammelstelle fur Muttermilch voran 15 Von 1941 bis 1945 sass er der Schwester Frieda Klimsch Stiftung vor die Trager eines der Heidelberger Kinderuniversitatsklinik angeschlossenen Kindersanatoriums in Konigsfeld im Schwarzwald war 3 Der Dekan Johann Daniel Achelis schlug Duken 1943 fur die Verleihung des Kriegsverdienstkreuzes zweiter Klasse vor da dieser sich unter den kriegsbedingt schwierigen Umstanden als Klinikleiter besonders bewahrt habe 16 Duken wurde 1944 in den Wissenschaftlichen Beirat des Bevollmachtigten fur das Gesundheitswesen Karl Brandt berufen 8 1944 lehnte er Rufe an die Universitaten Wien und Berlin ab 3 Duken sprach sich in Vorlesungen offen fur die Euthanasie schwachsinniger Kinder aus 6 Laut Eckart lasst sich eine aktive Tatigkeit Dukens im Rahmen der Kindereuthanasie aber nicht nachweisen 6 Erwiesen ist jedoch dass in der Heidelberger Kinderklinik unter seiner Leitung bei Kindern und Sauglingen die neben einer somatischen Erkrankung auch geistig behindert waren lebensrettende Therapiemassnahmen unterlassen wurden Des Weiteren wurden mindestens sieben Kinder nach erfolgloser Behandlung und negativer Prognose in eine sogenannte Kinderfachabteilung uberwiesen wo diese unter anderem mit hochdosierten Luminalgaben ermordet wurden 17 Professor Ducken von der Kinderklinik der Universitat Heidelberg ist ein strammer Nationalsozialist Er glaubt fest an die Lehre von der Rassenreinigung Vor allem glaubt er dass die unheilbar kranken und schwachlichen oder geistig minderwertigen Kinder kein Recht auf Leben haben Wenn ein solches Kind in seine Klinik gebracht wird bringt er es um Aus einem britischen Propagandaflugblatt von 1941 wahrend des Zweiten Weltkrieges 18 Nachkriegszeit Bearbeiten Noch vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er am 4 April 1945 durch Soldaten der US Armee festgenommen und kurzzeitig im Internierungslager Ludwigsburg und danach in Moosburg an der Isar interniert wo er als Camparzt tatig wurde 19 Wegen seiner nationalsozialistischen Betatigung wurde er durch die amerikanische Militaradministration Anfang Oktober 1945 ruckwirkend zum 1 April 1945 aus dem Hochschulamt suspendiert 3 Im Juni 1945 hatte eine Kommission der Medizinischen Fakultat der Universitat Heidelberg Duken als extremen Nationalsozialisten SD Spitzel und Euthanasiebefurworter eingeschatzt der daher als Hochschullehrer nicht mehr tragbar sei 20 Aufgrund von Haftunfahigkeit wurde er am 2 April 1947 aus dem Internierungslager Moosburg an der Isar entlassen Nach einem ersten Spruchkammerverfahren wurde er im Januar 1948 als entlastet eingestuft 21 Nachdem durch Presseberichte bekannt geworden war dass belastende Tatbestande in den Akten der Spruchkammer fehlten so etwa das Gutachten der politischen Kommission der Heidelberger Medizinischen Fakultat vom April 1940 kam es zur Wiederaufnahme des Verfahrens vor der Berufungskammer in Karlsruhe Hier wurde er wegen seiner SS Mitgliedschaft und der SD Tatigkeit als Mitlaufer entnazifiziert In der Urteilsbegrundung stand die wahren Ziele des im Grunde menschenfreundlichen Duken seien offenbar nur auf die Herstellung einer gesunden Volksgemeinschaft gerichtet gewesen 22 Danach war er bis 1950 in der Landwirtschaft tatig und arbeitete anschliessend als Kinderarzt in Babstadt Durch die Universitat Heidelberg wurde er Ende September 1950 dienstunfahig pensioniert eine durch ihn betriebene Emeritierung wurde 1954 abgelehnt 3 Familie Bearbeiten Johann Duken war der Sohn des Kapitans Jan Duken 1854 1919 und dessen Ehefrau Catharina Weardina geborene Campen 1852 1935 In erster Ehe war er seit 1917 mit Elisabeth geborene Freiin von Saalfeld 1898 1934 verheiratet Sie war eine Tochter des Prinzen Ernst von Sachsen Meiningen Nach dem Tod seiner Frau heiratete er 1935 Marie Luise geborene Bergmann 1915 1979 Duken hatte drei Sohne und zwei Tochter 3 Schriften Auswahl BearbeitenBeitrag zur Kenntnis der eitrigen Erkrankungen der Harnwege im Kindesalter ein Bakterium der Influenzagruppe als Erreger der Pyelozystitis Aus d Gisela Kinderspit Munchen Stuttgart 1919 zugleich Med Diss Jena 1918 Die Besonderheiten der rontgenologischen Thoraxdiagnostik im Kindesalter als Grundlage fur die Beurteilung der kindlichen Tuberkulose G Fischer Jena 1924 Die ambulante Diagnostik der Kinder Tuberkulose Mit e Beitr von H Beitzke Uber die pathologisch anatomischen Unterlagen f d Diagnose d Hilusdrusen Tuberkulose J F Lehmann Munchen 1926 Aus Blumel Handbuch d Tuberkulose Fursorge Grundlagen zur erziehlichen Behandlung des kranken Kindes im Krankenhaus G Fischer Jena 1933 Literatur BearbeitenDagmar Drull Heidelberger Gelehrtenlexikon 1933 1986 Springer Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 540 88835 2 S 169 170 Maike Rotzoll Gerrit Hohendorf Johann Duken und die Kinderklinik im Nationalsozialismus In Georg F Hoffmann Wolfgang U Eckart Philipp Osten Hrsg Entwicklungen und Perspektiven der Kinder und Jugendmedizin 150 Jahre Padiatrie in Heidelberg Verlag Kirchheim Co Mainz 2010 ISBN 978 3 87409 489 4 S 77 101 online Wolfgang U Eckart Kinderheilkunde In Wolfgang U Eckart Volker Sellin Eike Wolgast Hrsg Die Universitat Heidelberg im Nationalsozialismus Springer Verlag Berlin 2006 ISBN 3 540 21442 9 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Johann Duken im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b Bettina Irina Reimers Die neue Richtung der Erwachsenenbildung in Thuringen 1919 1933 Klartext Essen 2003 S 685 Maike Rotzoll Gerrit Hohendorf Johann Duken und die Kinderklinik im Nationalsozialismus Mainz 2010 S 78 a b c d e f g h i Dagmar Drull Heidelberger Gelehrtenlexikon 1933 1986 Berlin Heidelberg 2009 S 169 Susanne Zimmermann Thomas Zimmermann Die Medizinische Fakultat der Universitat Jena im Dritten Reich Ein Uberblick In Uwe Hossfeld Hrsg Im Dienst an Volk und Vaterland Die Jenaer Universitat in der NS Zeit Bohlau Verlag Koln 2005 ISBN 3 412 16704 5 S 130 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 7041061 a b c d e f Wolfgang U Eckart Kinderheilkunde In Wolfgang U Eckart Volker Sellin Eike Wolgast Hrsg Die Universitat Heidelberg im Nationalsozialismus Berlin 2006 S 900 a b c Maike Rotzoll Gerrit Hohendorf Johann Duken und die Kinderklinik im Nationalsozialismus Mainz 2010 S 80 a b c d Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 121f Maike Rotzoll Gerrit Hohendorf Johann Duken und die Kinderklinik im Nationalsozialismus Mainz 2010 S 81 Auszug aus SS Dienstaltersliste a b Maike Rotzoll Gerrit Hohendorf Johann Duken und die Kinderklinik im Nationalsozialismus Mainz 2010 S 79f a b Maike Rotzoll Gerrit Hohendorf Johann Duken und die Kinderklinik im Nationalsozialismus Mainz 2010 S 81f Zitiert bei Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 121 Maike Rotzoll Gerrit Hohendorf Johann Duken und die Kinderklinik im Nationalsozialismus Mainz 2010 S 82 Maike Rotzoll Gerrit Hohendorf Johann Duken und die Kinderklinik im Nationalsozialismus Mainz 2010 S 84f Maike Rotzoll Gerrit Hohendorf Johann Duken und die Kinderklinik im Nationalsozialismus Mainz 2010 S 86 Maike Rotzoll Gerrit Hohendorf Johann Duken und die Kinderklinik im Nationalsozialismus Mainz 2010 S 87ff Zitiert bei Ulrich Schultz Dichtkunst Heilkunst Forschung Der Kinderarzt Werner Catel In Gotz Aly Karl Friedrich Masuhr Maria Lehmann Karl Heinz Roth Ulrich Schultz Hrsg Reform und Gewissen Euthanasie im Dienst des Fortschritts Beitrage zur nationalsozialistischen Gesundheits und Sozialpolitik 2 Berlin 1985 S 109 Maike Rotzoll Gerrit Hohendorf Johann Duken und die Kinderklinik im Nationalsozialismus Mainz 2010 S 93 Wolfgang U Eckart Kinderheilkunde In Wolfgang U Eckart Volker Sellin Eike Wolgast Hrsg Die Universitat Heidelberg im Nationalsozialismus Berlin 2006 S 903 Maike Rotzoll Gerrit Hohendorf Johann Duken und die Kinderklinik im Nationalsozialismus Mainz 2010 S 93f Maike Rotzoll Gerrit Hohendorf Johann Duken und die Kinderklinik im Nationalsozialismus Mainz 2010 S 95f Normdaten Person GND 133963438 lobid OGND AKS VIAF 57818067 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Duken JohannALTERNATIVNAMEN Duken Hajo Wilhelm Johann vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Padiater Hochschullehrer und NationalsozialistGEBURTSDATUM 12 Januar 1889GEBURTSORT Brake Unterweser STERBEDATUM 20 August 1954STERBEORT Heidelberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Duken amp oldid 232789216