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Johann August von Starck 28 Oktober 1741 in Schwerin 3 Marz 1816 in Darmstadt war ein deutscher Schriftsteller Freimaurer lutherischer Theologe und Generalsuperintendent zu Konigsberg in Preussen 1776 1777 Zeitweilig eine fuhrende Gestalt der Freimaurerei stand diese neben kirchengeschichtlichen Arbeiten im Zentrum seines schriftstellerischen Schaffens Johann August von Starck Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften und Ansichten 3 Werke 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenStarck war ein Sohn des Predigers am Schweriner Dom Samuel Christfried Starck 1688 1769 Er studierte Theologie und Orientalistik an der Universitat Gottingen unter Johann David Michaelis von dem er sich jedoch spater abwandte Als er 1761 seine Studien begann wurde er in eine Freimaurerloge in Gottingen aufgenommen 1763 verschaffte ihm Anton Friedrich Busching den er in Gottingen kennengelernt hatte einen Posten als Lehrer fur alte Geschichte und Orientalistik in St Petersburg obwohl er sein Studium noch nicht abgeschlossen hatte Der Magistergrad wurde ihm 1766 in absentia verliehen In St Petersburg lernte Starck einen Grafen Peter Melesino oder Melissino 1726 1797 kennen der griechischer Herkunft und Generalleutnant der Kaiserlichen Russischen Armee war Dessen Freimaurerloge arbeitete nach einem Hochgradsystem das angeblich auf den Templerorden zuruckging der wiederum das Geheimwissen der alten Juden und Agypter erhalten haben sollte Starck schloss sich dieser Richtung und spater der Strikten Observanz Karl Gotthelfs von Hund und Altengrotkau an In Wismar wo er von 1766 bis 1768 Konrektor des Gymnasiums war war er im Februar 1767 Mitbegrunder einer Loge der Strikten Observanz 1768 kehrte er vermutlich in Freimaurerangelegenheiten nach St Petersburg zuruck und liess sich am 28 September 1769 in Konigsberg nieder wo er ein Nachbar Immanuel Kants war Beide wohnten in Raumen des Buchhandlers Kanter dem Starck anscheinend keine Miete zu zahlen brauchte Seit dem Sommersemester 1770 lehrte Starck zunachst als ausserordentlicher Professor fur Orientalistik an der Konigsberger Universitat und erhielt bald den dortigen Lehrstuhl fur Logik und Metaphysik Im selben Jahr wurde er zum zweiten Hofkaplan ernannt 1773 erhielt er ein Doktorat fur Theologie was nachtraglich seine Einsetzung als vierter Professor dieser Fakultat im Jahr zuvor rechtfertigte Im Herbst 1773 gab er den Philosophielehrstuhl auf Im April 1774 heiratete er Maria Albertine Schultz die jungste Tochter des verstorbenen Generalsuperintendenten Franz Albert Schultz 1776 wurde er Haupthofkaplan dritter Professor der Theologie und Generalsuperintendent sowie qua diesem Amt Vorsitzender des lutherischen Preussischen Konsistoriums zu Konigsberg 1 der regionalen Kirchenbehorde des Lutherischen Oberkonsistoriums zu Berlin das fur die gesamte Monarchie zustandig war 2 Zu den Aufgaben der Konigsberger Generalsuperintendentur gehorte auch die Aufsicht uber die ostpreussischen Schulen Sein direkter Vorganger war Generalsuperintendent Daniel Heinrich Arnoldt sein Nachfolger Johann Ernst Schulz 1777 verliess Starck Preussen und ging an die Academia Petrina nach Mitau damals die Hauptstadt von Herzogtum Kurland und Semgallen und ein Zentrum der Freimaurerei gegenuber deren bloss politisch motivierten Brudern sowie den bloss Geselligkeit suchenden er eine wachsende Entfremdung fuhlte Aufgrund seiner Ansichten und moglicherweise auch seiner Personlichkeit wurde er in Mitau bald unbeliebt und siedelte 1781 nach Darmstadt uber wo er den Rest seines Lebens als Hofkaplan und Generalsuperintendent fur die Schulen von Giessen und Darmstadt zubrachte 1811 wurde er in den Freiherrnstand erhoben Da seine Ehe mit Maria Albertine kinderlos geblieben war adoptierte er im Jahre 1812 zwei mannliche Verwandte seiner Frau Karl Rinck von Starck und Gustav von Starck Er starb am 3 Marz 1816 Schriften und Ansichten BearbeitenAm Anfang seiner Karriere zeigte Starck eine deistische Auffassung die geeignet war doktrinare Gegensatze zu uberbrucken In seiner anonym erschienenen Apologie des Ordens der Freymaurer 1770 argumentierte er dass die Weisheit der eleusinischen Mysterien der Freimaurerei und des Christentums im Wesentlichen eins sei Sein Hephastion 1775 fuhrte einige Aspekte des Christentums auf heidnische Wurzeln zuruck und wurde deswegen scharf angefeindet etwa von Georg Christoph Pisanski der einen Antihephastion schrieb In der Zeit der Franzosischen Revolution wandte Starck sich dem Reformkonservativismus zu In der Zeitschrift Eudamonia war er fuhrend an der Verbreitung der Verschworungstheorie beteiligt die die Ursache der Franzosischen Revolution im Wirken der Aufklarungs Philosophen der Freimaurer und Illuminaten sah 3 Mit den Freymuthigen Betrachtungen uber das Christenthum begann Starck 1780 eine Wende zu einer konservativeren Theologie die in dem vielgelesenen Triumph der Philosophie im achtzehnten Jahrhunderte 1803 ihren Abschluss fand In diesem Werk das teilweise von Augustin Barruels 1797 98 erschienenen Denkwurdigkeiten zur Geschichte des Jakobinismus inspiriert war machte er Philosophismus d h die Aufklarung und die politisierte Freimaurerei fur den Verfall der Religion und alle Missstande seiner Zeit verantwortlich In seinem Briefwechsel mit dem Zurcher Freimaurer Diethelm Lavater betonte Starck aber bis zu seinem Lebensende dass er Freimaurer geblieben sei 1809 schrieb er Es sind seit jener Zeit wie in der politischen Welt also auch im Orden allerlei grosse Veranderungen vorgefallen eine Szene hat mit der anderen abgewechselt und es sind nun schon 32 Jahre dass ich mich von allem ganz zuruckgezogen habe und an allem was vorgenommen wird und noch werden wird keinen andern Anteil nahm als dass ich zusehe wie man das ausgeblasene Ei bald so bald anders farbt und damit spielt es auch wohl dazu braucht wozu es am wenigsten gebraucht werden sollte Bei dem allem sind aber meine Uberzeugungen von der Sache selbst dieselbigen die sie damals waren und werden es auch immer bleiben Die Wahrheit mein verehrtester Freund und Bruder ist nur eine und unveranderlich und dass diese da existiert wo wir ihre Existenz zu glauben berechtigt waren davon bin ich nach reiflicher Prufung vollkommen uberzeugt Werke BearbeitenDe Aeschylo et eius imprimis tragoedia Prometheus vinctus inscripta est libellus Gottingen 1763 Commentationum et observationum philologico criticarum Konigsberg 1769 Antrittspredigt zum Hofpredigeramt Konigsberg 1770 Apologie des Ordens der Freymaurer Von dem Bruder Mitgliede der Schottischen Loge zu P Freimaurer Anon Konigsberg 1770 Dissertatio inauguralis de usu antiquarum versionum Scripturae Sacrae interpretationis subsidio Konigsberg 1773 De tralatitiis et gentilismo in religionem christianam liber singularis Konigsberg 1774 Hephastion Konigsberg 1775 Antrittspredigt zum Oberhofpredigeramt Konigsberg 1776 Neujahrs und Abschiedspredigt Konigsberg 1777 Geschichte der christlichen Kirche des ersten Jahrhunderts Berlin und Leipzig 1779 80 Freymuthige Betrachtungen uber das Christenthum Anon Berlin 1780 Ueber den Zweck und Nutzen des Freymaurerordens Anon Berlin 1781 Ueber die alten und neuen Mysterien Berlin 1782 Versuch einer Geschichte des Arianismus Berlin 1783 85 Saint Nicaise oder eine Sammlung merkwurdiger maurerischer Briefe fur Freymaurer und die es nicht sind Anon Frankfurt am Main 1785 Wahrhafte Begebenheiten einiger Bruder Freymaurer die sich durch ein falsches Licht blenden liessen und endlich zur wahren Erkenntniss gelangten Von ihnen selbst in Briefen an ihre Freunde geschrieben 1786 Ueber Krypto Katholicismus Proselytenmacherey Jesuitismus geheime Gesellschaften und besonders die ihm selbst von den Verfassern der Berliner Monatsschrift gemachte Beschuldigungen mit Acten Stucken belegt Frankfurt am Main und Leipzig 1787 Auch Etwas wider das Etwas der Frau von der Recke uber des Oberhofprediger Starcks Vertheidigungsschrift Leipzig 1788 Beleuchtung der letzten Anstrengung des Herrn Kessler von Sprengseysen seine verehrungswurdigen Obern die Berliner und sich selbst vor aller Welt zu vertheidigen Nebst einigen Erwagungen das neue Betragen der Berliner betreffend Leipzig 1788 Christian Nicolai Buchfuhrers zu Bebenhausen in Schwaben Wichtige Entdeckungen auf einer gelehrten Reise durch Deutschland und aus Eifer fur die christliche vornehmlich evangelische Kirche durch den Druck bekannt gemacht Anon Dessau und Leipzig 1788 Dokumentirter Anti Wehrt nebst einer kurzen Abfertigung der drey Berliner und des Herrn Carl von Sacken Frankfurt am Main und Leipzig 1789 Apologismus an das bessere Publikum Halle und Leipzig 1789 Geschichte der Taufe und Taufgesinnten Leipzig 1789 Der Triumph der Philosophie im achtzehnten Jahrhunderte Anon Frankfurt am Main 1803 Theoduls Gastmahl oder uber die Vereinigung der verschiedenen christlichen Religions Societaten Anon Frankfurt am Main 1809 Theoduls Briefwechsel Seitenstuck zu Theoduls Gastmahl Anon Frankfurt am Main 1828Literatur BearbeitenGeorg Christoph Pisanski Entwurf einer preussischen Literargeschichte in vier Buchern 1790 Mit einer Notiz uber den Autor und sein Buch Hrsg von Rudolf Philippi Hartung Konigsberg 1886 Digitalisat S 565 570 592 596 601 637 708 Friedrich Wilhelm Strieder Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten und Schriftstellergeschichte Kassel 1806 Band 15 S 225 237 Dirk Fleischer Starck Johann August Freiherr von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 64 Digitalisat Paul Tschackert Starck Johann August In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 35 Duncker amp Humblot Leipzig 1893 S 465 f Paul Konschel Hamanns Gegner der Kryptokatholik D Johann August Starck Oberhofprediger und Generalsuperintendent von Ostpreussen Ein Beitrag zur Geschichte der Aufklarungszeit Konigsberg 1912 Schriften der Synodalkommission fur ostpreussische Kirchengeschichte Heft 13 Digitalisat Michael Vesper Aufklarung Esoterik Reaktion Johann August Starck 1741 1816 Geistlicher Gelehrter und Geheimbundler zur Zeit der deutschen Spataufklarung Verlag der Hessischen Kirchengeschichtlichen Vereinigung Darmstadt 2012 Quellen und Studien zur hessischen Kirchengeschichte 3 ISBN 3 931849 02 3 Claus Oberhauser Die verschworungstheoretische Trias Barruel Robison Starck Innsbruck Wien Bozen 2013 ISBN 978 3 7065 5307 0 Claus Oberhauser Barruel Robison Starck Merkmale von Verschworungstheorien in der Spataufklarung In Johannes Kuber Michael Butter Ute Caumanns Bernd Stefan Grewe Johannes Grossmann Hrsg Von Hinterzimmern und geheimen Machenschaften Verschworungstheorien in Geschichte und Gegenwart Im Dialog Beitrage aus der Akademie der Diozese Rottenburg Stuttgart 3 2020 S 77 919 Boris Telepneff J A Starck and his Rite of Spiritual Masonry In Transactions of the Quatuor Coronati Lodge Bd 41 London 1929 S 238 284 Klaus Epstein The Genesis of German Conservatism Princeton University Press Princeton NJ 1966 S 506 517 Werner G Zimmermann Von der alten zur neuen Freimaurerei Briefwechsel und Logenreden von Diethelm Lavater nach 1800 Zurich 1994 enthalt 36 Briefe Starcks an Lavater 1809 1815 Christopher Spehr Starck Johann August In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 7 Mohr Siebeck Tubingen 2004 Sp 1687 1688 Einzelnachweise Bearbeiten Heinrich Friedrich Jacobson Geschichte der Quellen des evangelischen Kirchenrechts der Provinzen Preussen und Posen mit Urkunden und Regesten Gebruder Borntrager Konigsberg in Pr 1839 Geschichte der Quellen des Kirchenrechts des Preussischen Staats mit Urkunden und Regesten Tl 1 Bd 2 S 134 Vgl Instruction vor das uber alle Konigliche Lande errichtete Lutherische Ober Consistorium de dato Berlin den 4 Octobr 1750 In Corpus Constitutionum Marchicarum Oder Konigl Preussis und Churfurstl Brandenburgische in der Chur und Marck Brandenburg auch incorporirten Landen publicirte und ergangene Ordnungen Edicta Mandata Rescripta etc Von Zeiten Friedrichs I Churfurstens zu Brandenburg etc biss ietzo unter der Regierung Friderich Wilhelms Konigs in Preussen etc ad annum 1736 inclusive IV Continuatio Sp 291 ff Klaus Epstein The Genesis of German Conservatism Princeton University Press Princeton NJ 1966 Kapitel 10 VorgangerAmtNachfolgerDaniel Heinrich ArnoldtGeneralsuperintendent in Konigsberg furs Lutherische Oberkonsistorium Preussens 1776 1777Johann Ernst SchulzNormdaten Person GND 119535890 lobid OGND AKS LCCN nr90006767 VIAF 46783379 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Starck Johann August vonKURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller und TheologeGEBURTSDATUM 28 Oktober 1741GEBURTSORT SchwerinSTERBEDATUM 3 Marz 1816STERBEORT Darmstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann August von Starck amp oldid 235274763