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Johann Baptist Anton Graf von Pergen 15 Februar 1725 in Wien 12 Mai 1814 ebenda war ein Diplomat und Staatsmann der Habsburgermonarchie Er war einer der einflussreichsten Mitarbeiter von Joseph II Als Staatsminister machte er sich fur eine Modernisierung des hoheren Schulwesens und fur eine Zuruckdrangung des kirchlichen Einflusses stark Er organisierte aber auch das Polizeiwesen neu Die Polizei wurde zentralisiert und eine geheime Polizei aufgebaut Diese Aufgabe nahm er auch wieder unter Franz II wahr und war massgeblich verantwortlich fur die Bekampfung oppositioneller Krafte Zur Unterscheidung von Angehorigen anderer Linien der damals weitverzweigten Familie benutzten er und seine Nachkommen den Namenszusatz zu Thomasberg 1 Johann Baptist Anton von PergenStandbild des Johanna Baptist Anton von Pergen an der ehemaligen niederosterreichischen Statthalterei in WienInhaltsverzeichnis 1 Familie und privates Leben 2 Aufstieg 3 Reichspolitik und Bildungsreform 4 Organisation des Polizeiwesens 5 Kampf gegen die Revolution 6 Ehrungen 7 Werke 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseFamilie und privates Leben BearbeitenJohann Baptist Anton wurde als jungster Sohn des Grafen Johann Ferdinand Wilhelm von Pergen und der Maria Elisabeth geb Freiin Orlick von Laziska geboren Sein Vater war damals Vizeprasident der Regierung fur Niederosterreich in Justizsachen in Wien Ein alterer Bruder Johann Joseph von Pergen war 37 Jahre lang Bischof von Mantua ein anderer Johann Baptist Leopold fiel 1741 in der Schlacht bei Mollwitz Er selbst heiratete Philippine Gabriele Johanna Sophie geb Freiin von Groschlag zu Dieburg eine Tochter des Prasidenten des Reichskammergerichts Philipp Karl von Groschlag 1692 in Dieburg 1757 in Wetzlar Aus der Ehe gingen ein Sohn und zwei Tochter hervor von denen die eine bereits im Kindesalter starb 1 Der Sohn Joseph von Pergen wurde spater unter anderem Hofkammervizeprasident die Tochter Maria Anna heiratete einen Grafen Breuner Vor der Ehe hatte sich seine Frau in Frankfurt am Main in den spateren Kaiser Joseph II verliebt Spater fuhrte sie in Wien ein grosses Haus Auch er selbst fuhrte einen aufwandigen Lebensstil und forderte die Kunste Damit verbunden war ein hoher Geldbedarf Er erwarb 1782 das Schloss Pottenbrunn und stattete dieses und den Park mit romantischen Bauten aus Erhalten ist ein Gartenpavillon gestaltet als gotischer Tempel 2 Aufstieg BearbeitenSeine schulische Ausbildung hat er bei den Jesuiten erhalten Danach studierte er Rechtswissenschaften Nach Abschluss des Studiums wurde er 1747 Sekretar bei der kaiserlichen Gesandtschaft in Kurmainz Danach diente er an der Gesandtschaft in Grossbritannien Nach seiner Ruckkehr ubernahm er wieder seinen Posten in Mainz Im Jahr 1750 wurde er dem britischen Minister Richecourt bei dessen diplomatischer Reise nach Deutschland als Begleiter zugeteilt Kurze Zeit spater wurde er nach Wien berufen und 1751 ernannte ihn Maria Theresia zum Kammerer bei den Erzherzogen Karl und Leopold Im Jahr 1753 wurde er kaiserlicher Gesandter in Mainz Zu seinem Aufgabengebiet gehorten auch die diplomatischen Beziehungen zu den ubrigen rheinischen Kurfursten und den vorderen Reichskreisen Anlasslich der Wahl des obersten Burggrafen der Reichsburg Friedberg gelang es ihm die Spannungen zwischen evangelischen und katholischen Rittern zu mildern Bei der Wahl des Propstes des Stifts Ellwangen fungierte er 1756 als kaiserlicher Kommissar Im selben Jahr wurde er erneut kaiserlicher Gesandter in Mainz Wahrend des Siebenjahrigen Krieges verwaltete er zwischen 1757 und 1763 die besetzten preussischen Gebiete im Westen Er war Prases der k k Besatzungsadministration in seiner Eigenschaft als bevollmachtigter Minister beim Niederrheinisch Westfalischen Reichskreis Gleichzeitig diente er an mehreren deutschen Hofen als kaiserlicher Kommissar Bei der Konigswahl 1765 war er koniglich bohmischer Wahlbotschafter 1 Reichspolitik und Bildungsreform BearbeitenIm Jahr 1766 wurde er neben Georg Adam von Starhemberg Zweiter Staatsminister Mitglied des Staatsrates und stellvertretender Staatskanzler Hinsichtlich der Reichspolitik stand Pergen in einer gewissen Gegnerschaft zu Kaunitz Fur diesen stand ein expansiver Ausbau der Habsburger Monarchie im Vordergrund Pergen der seit seiner Zeit in Mainz und anderen Gesandtschaften die Reichsstande kannte warnte vor einer rein auf Osterreich fixierten Politik Er verfasste 1794 eine Denkschrift uber die Bedeutung der Romischen Kaiserkrone fur das Haus Osterreich Er pladierte dafur dass der Kaiser eine Liebe zu Teutschland demonstrieren solle und riet ihm das Systema mit allen Kraften verteidigen zu wollen Diesem Rat folgte der Kaiser nicht 3 Pergen war um 1770 hauptverantwortlich fur eine Bildungsreform Der Staat selbst sollte die Verantwortung fur das Schulwesen ubernehmen Die Ordensgeistlichen sollten ihre Rolle am Lehramt verlieren und durch Laien oder zumindest Weltgeistliche ersetzt werden Zudem sollten die meisten Facher in den hoheren Schulen auf Deutsch unterrichtet werden Fur die Schulen sollten Lehrplane erarbeitet und Lehrerseminare eingerichtet werden Diese sollten aus einem Stiftungsfonds finanziert werden Diese antiklerikale und der Aufklarung verpflichtete Reform liess sich allerdings nicht gegen den Widerstand von Maria Theresia und konservativ gesinnter Kreise am Hof wirklich durchsetzen Zwischen 1772 und 1774 war er Gouverneur fur die in der ersten polnischen Teilung erworbenen Gebiete in Galizien Konigreich Galizien und Lodomerien Dabei arbeitete er mit dem regionalen polnischen Adel zusammen Organisation des Polizeiwesens BearbeitenDanach wurde er 1775 Oberstlandmarschall fur Niederosterreich Nach den organisatorischen Reformen durch Joseph II sass er seit 1782 auch der niederosterreichischen Regierung vor Er war auch Leiter der Polizeihofstelle und mithin verantwortlich fur die offentliche Sicherheit in Wien Auch hatte er den Auftrag eine Staatspolizei in allen Provinzen einzufuhren und das Gefangniswesen zu reformieren Pergen sollte die Organisation der inneren Sicherheit in den Erblanden vereinheitlichen zentralisieren und insgesamt modernisieren Das Personal sollte starker diszipliniert werden Pergen orientierte sich an franzosischen Vorbildern Der Kaiser wollte ihm ursprunglich nur die geheime Polizei unterstellen wahrend die ubrige Polizei in die Zustandigkeit der Hofkanzlei fallen sollte Tatsachlich wurden in den grosseren Stadten Polizeidirektionen eingerichtet Die geheime Polizei sollte unabhangig von der sonstigen Landesverwaltung handeln Die Leiter der Landerverwaltungen sollten fur die restlichen Polizeisachen nur ihm rechenschaftspflichtig sein Sein Ziel einer zentralen von anderen Behorden unabhangigen Polizeiverwaltung erreichte Pergen aber erst 1789 Nunmehr stand er als Staatsminister mit einem entsprechenden Ministerialburo an der Spitze Der Wiener Polizeioberdirektion unterstanden nunmehr auch die Polizeidirektionen in den anderen Provinzen Durch diese Konzentration der Polizei auf seine Person nahm Pergens Macht und sein Einfluss auf den Kaiser weiter zu 4 Im Jahr 1791 wurde er von Leopold II aufgrund eines Augenleidens pensioniert Kampf gegen die Revolution BearbeitenIm Jahr 1793 wurden seine Augen durch eine Operation geheilt Franz II rief ihn darauf als Polizeiminister zuruck Er stellte das zentralistische Polizeisystem wie es unter Joseph II bestanden hatte wieder her Im Jahr 1801 bekam er auch die Verantwortung fur die Zensur Es entstand die Polizei und Zensurhofstelle Franz II und seine Nachfolger bekamen seit Pergens Neuorganisation der Polizei allmorgendlich den neuesten Polizeibericht vorgelegt Pergen nahm an dass die staatliche Ordnung von einer Verschworung bedroht ware Selbst fur den Ausbruch der Revolution in Frankreich machte er Verschworer verantwortlich Vor allem sah er die Freimaurer als Gefahr fur den Staat Die Bevolkerung sollte wegen der Furcht vor einem Ubergreifen der franzosischen Revolution daher so effektiv wie moglich uberwacht werden Veranderungen uber die Ausweitung der Kompetenzen der Polizei wurden nicht mehr veroffentlicht sondern nur noch in Kabinettsverordnungen oder geheimen Instruktionen den zustandigen Stellen bekannt gemacht In diese Zeit fielen auch die Verscharfung der Zensur die Uberwachung der Fremden und die Jakobinerprozesse Pergen legte mit seiner Organisation die Grundlagen auf die Josef von Sedlnitzky wahrend der Ara Metternich von 1814 bis 1848 mit seiner antiliberalen Politik zuruckgreifen konnte 5 Ehrungen BearbeitenFur seine Verdienste erhielt er 1788 das Grosskreuz des Koniglich Ungarischen St Stephansordens An der ehemaligen niederosterreichischen Statthalterei in Wien befindet sich ein von Josef Kassin 1897 geschaffenes Standbild Werke BearbeitenEine Denkschrift des Grafen Johann Anton Pergen an den osterreichischen Mitregenten Joseph II daruber welchen Werth der Besitz der Kaysercrone fur das Haus Osterreich habe 1766 Onlineausgabe auf germanhistorydocsLiteratur BearbeitenConstantin von Wurzbach Pergen Johann B Anton Graf In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 22 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1870 S 1 5 Digitalisat Paul P Bernard From the Enlightment to the Police State The Public Life of Johann Anton Pergen Chicago 1991 Peter Fuchs Pergen Johann Anton Graf von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 185 f Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Anton von Pergen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c Artikel Pergen Johann B Anton Graf und Pergen die Grafen Genealogie in Biographisches Lexikon des Kaiserthumes Osterreich Band 22 abgerufen am 14 April 2017 Geschichte des Schlosses Pottenbrunn Memento des Originals vom 23 Marz 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www lernwerkstatt ws Georg Schmidt Wandel durch Vernunft Deutschland 1715 1806 Munchen 2009 S 191 Karl Otmar von Aretin Das Reich Friedensordnung und europaisches Gleichgewicht 1648 1806 Stuttgart 1996 S 29 Sylvia Hahn Migration Arbeit Geschlecht Arbeitsmigration in Mitteleuropa vom 17 bis zum Beginn des 20 Jahrhunderts Gottingen 2008 S 121 Michaela Hohkamp Revolutionsangst und die Suche nach Demokratischer Gesinnung In Denkhorizonte und Handlungsspielraume Historische Studien fur Rudolf Vierhaus zum 70 Geburtstag Gottingen 1992 S 237 Helmut Reinalter Joseph II Reformer auf dem Kaiserthron Munchen 2011 S 43 Helmut Reinalter Franzosische Revolution und Offentlichkeit in Osterreich In Franzosische Revolution und deutsche Offentlichkeit Munchen u a 1992 S 22 Rudolf Hoke Osterreichische und Deutsche Rechtsgeschichte Wien u a 1996 S 312Landmarschalle der Niederosterreichischen Landstande 1454 bis 1848 Vorganger Bernhard Graf von Schaunberg Bernhard Graf von Schaunberg Jorg von Kuenring Jorg von Pottendorf Michael Graf von Maidburg Hardegg Christoph III von Liechtenstein von Nikolsburg Benesch von Ebersdorf Wilhelm von Puchheim Kaspar von Volkensdorf Christoph von Puchheim Georg von Puchheim Wolfgang von Rogendorf Wilhelm von Puchheim Christoph Freiherr von Eyczing Andreas von Puchheim Joachim Freiherr von Schonkirchen Johann Wilhelm Freiherr von Rogendorf Ludwig Freiherr von Schonkirchen Sigismund Freiherr von Lamberg Ortenegg Ottenstein Georg Bernhard von Urschenbeck Seyfried Christoph von Breuner Hans Balthasar der Altere Graf von Hoyos Sigmund Adam von Traun Johann Franz Trautson Graf zu Falkenstein Georg Achaz Graf von Losenstein Ernst Graf von Abensperg und Traun Ferdinand Max Graf von Sprinzenstein Hans Balthasar der Jungere Graf von Hoyos Franz Maximilian Graf von Mollart 1690Otto Ehrenreich Reichsgraf von Abensperg und Traun Meissau Alois Thomas Raimund Graf von Harrach zu Rohrau Ferdinand Leopold Graf von Herberstein Friedrich August Gervasius Graf von Harrach Ferdinand Bonaventura Anton Graf von Harrach Karl Ferdinand Graf von Konigsegg Rothenfels Erps Johann Wilhelm von Trautson Furst von Falkenstein Johann Anton Graf von Pergen Leopold Christoph Graf von Schallenberg Johann Franz Anton Graf von Khevenhuller Metsch Ludwig von Cavriani Karl Graf von Zinzendorf und Pottendorf Franz Joseph von Saurau Joachim Egon Landgraf von Furstenberg Weitra Johann Nepomuk Graf von und zu Trauttmansdorff Weinsberg Joseph Karl Graf von Dietrichstein Johann Peter II Graf von Goess Albert Graf von Montecuccoli Laderchi Nachfolger Franz Joseph Graf von Beroldingen Normdaten Person GND 119012073 lobid OGND AKS LCCN n89106477 VIAF 61556031 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pergen Johann Anton vonALTERNATIVNAMEN Pergen Johann Baptist Anton vonKURZBESCHREIBUNG Diplomat und Minister der Habsburger MonarchieGEBURTSDATUM 15 Februar 1725GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 12 Mai 1814STERBEORT Wien 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