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Johan Gadolin 5 Juni 1760 in Abo finnisch Turku 15 August 1852 in Virmo finnisch Mynamaki war ein finnischer Chemiker Gadolin entdeckte im Jahre 1794 das erste chemische Element aus der Gruppe der Seltenen Erd Metalle das Yttrium im Mineral Ytterbit heute Gadolinit und war einer der ersten Verfechter von Lavoisiers Verbrennungstheorie in Skandinavien Johan Gadolin im Alter von 19 Jahren Heliogravur 1910 nach einem alteren Gemalde Universitat Abo Turku in Sudwestfinnland vor der Zerstorung im Stadtbrand von 1827 Chemisches Laboratorium der Koniglichen Akademie in Uppsala Studienort von Johan Gadolin Kupferstich von Fredrik Akrelius 1770 Bischofskathedrale von Abo TurkuDas Mineral SamarskitDas Mineral Gadolinit Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Ausbildung 2 Wissenschaftliche Arbeit 2 1 Die Entdeckung des Yttriums 3 Spate Jahre 4 Leistungen und Wurdigungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseKindheit und Ausbildung BearbeitenJohan Gadolin wurde in einer finnlandschwedischen Gelehrtenfamilie geboren Sein Vater war Professor fur Physik und Theologie in der Universitat von Abo Spater wirkte dieser als Bischof in dieser Stadt Durch seine gebildete Familie kam er in seiner Kindheit mit naturwissenschaftlichen Themen besonders der Physik und Astronomie in Verbindung Sein Grossvater Johan Browall besass grosse Verdienste als Professor der Physik und als Bischof Durch ihn bestanden freundschaftliche Beziehungen der Familie zu Carl von Linne Dieses Umfeld pragte Johan Gadolin fruhzeitig Nach einer Schulausbildung begann er 1775 an der Koniglichen Akademie seiner Geburtsstadt das Studium in den Fachern Mathematik und Physik spater wechselte er zu den Chemievorlesungen von Professor Pehr Adrian Gadd der seit 1761 den ersten Lehrstuhl fur Chemie an dieser Universitat besass Sie ist die alteste Universitat Finnlands Die erlebten Chemievorlesungen waren ihm aber zu einseitig da sie sich sehr auf praktische Anwendungen und den Ackerbau orientierten Seine Interessen konzentrierten sich auf theoretische Fragen und er empfand die Vorlesungen zunehmend als unbefriedigend Deshalb wechselte Gadolin 1779 zur Universitat Uppsala und besuchte die Lehrveranstaltungen bei Torbern Olof Bergman Hier verstarkte er auch wieder seine Studien in Physik und Mathematik In den veranstaltungsfreien Sommern reiste er in Schweden umher um seine mineralogischen und metallurgischen Kenntnisse zu verbessern Wahrend des Studiums in Uppsala begegneten sich Gadolin und Carl Wilhelm Scheele die daraufhin eine lebenslange Freundschaft verband Mit Unterstutzung von Bergman schrieb er 1781 eine Dissertation mit dem Thema De analysi ferri Im folgenden Jahr erlangte er mit dem Thema De problemate catenario seinen Magister in der Philosophie Nun begannen seine bedeutenden Arbeiten zur Warmelehre die er spater in Abo finnisch Turku fortsetzte und 1784 publizierte Im Jahr 1783 verliess er die Universitat Uppsala und ubernahm eine ausserordentliche Professur in seiner Geburtsstadt Wissenschaftliche Arbeit BearbeitenSein Bestreben nach weiteren Erkenntnissen verfolgte Gadolin in der neuen Aufgabe an der Koniglichen Akademie von Abo durch eine fast zweijahrige Studienreise in Europa Sie begann 1786 und fuhrte uber Danemark Deutschland Holland und England Zu seinen wichtigsten Stationen gehorten Luneburg Helmstedt das Bergbaugebiet im Harz Gottingen Amsterdam London und Dublin Wahrend dieser Reise wurden fur ihn wertvolle Erfahrungen und vor allem Informationen uber die neue chemische Nomenklatur gewonnen Eine besonders lang nachwirkende Beziehung entstand zu dem Gottinger Chemiker und Bergrat Lorenz von Crell In London beschaftigte er sich mit analytischen Untersuchungen an Eisenerzen und publizierte hierzu seine Erkenntnisse Dabei ausserte Gadolin erste Uberlegungen zur Massanalyse in der Chemie Die chemische Industrie Englands gehorte zu den Besuchzielen wahrend seines Aufenthaltes Mit dem befreundeten irischen Privatgelehrten Richard Kirwan unternahm er eine Reise nach Irland die vorrangig mineralogischen Studien diente Ein Aufsatz in dem Chemischen Journal seines Freundes Crell berichtet uber die irischen Reiseeindrucke Mit einem grossen Erfahrungsschatz kehrt Gadolin in seine finnische Heimat zuruck und gibt 1788 eine Abhandlung uber die neue Nomenklatur in der Chemie heraus Sie ist den verdienstvollen Arbeiten von Antoine Laurent de Lavoisier Louis Bernard Guyton de Morveau Antoine Francois de Fourcroy und Claude Louis Berthollet gewidmet Das brachte ihm die Aufmerksamkeit dieses Personenkreises ein Ein intensiverer wissenschaftlicher Austausch ergab sich in der Folge mit Berthollet und Guyton de Morveau Sein Freund Crell schrieb ihm nach der Ruckkehr Das Sie die Chemie in Finnland zur Bluhe bringen werden wurde mich bei Ihren Talenten und Kenntnissen gar nicht wundern Nun festigte sich die berufliche Entwicklung von Gadolin Zuerst 1789 zum Adjunkten berufen kam er schnell in die Anwartschaft zum Professor Noch in den letzten Lebensjahren seines Lehrers Gadd ubernahm er Vorlesungen und nach dessen Tode 1787 auch die ordentliche Professur Auf der Grundlage seiner reichen Erfahrungen veranderte er die Studieninhalte des Unterrichts und gilt heute als eigentlicher Begrunder der wissenschaftlichen Chemie in Finnland Bereits wahrend seiner Europareise verfasste er eine Schrift zur Phlogistontheorie 1788 Zunachst ging er noch von der Existenz des Phlogistons aus hatte aber Kenntnis von der Rolle des Sauerstoffs bei der Verbrennung Mit diesem Aufsatz versuchte Gadolin durch eine eigene Theorie einen vermittelnden Ansatz zwischen beiden Meinungslagern Schliesslich minderten sich seine Bedenken gegen die Ansichten Lavoisiers und er schloss sich als erster skandinavischer Chemiker den neuen Lehren uber die Verbrennung an Folgerichtig verfasste Gadolin das erste antiphlogistische Chemielehrbuch in schwedischer Sprache erschienen 1798 mit dem Titel Einleitung in die Chemie Es leistete einen entscheidenden Beitrag zur Verbreitung der neuen Kenntnisse unter den nordeuropaischen Wissenschaftlern Seine sprachlichen Fahigkeiten ermoglichte eine vielseitige Kommunikation mit verschiedenen wichtigen Partnern in Europa Gadolin beherrschte neben seiner Muttersprache Schwedisch auch Latein Deutsch Englisch Franzosisch Russisch und Finnisch 1 Zu den Korrespondenzpartnern gehorten Joseph Banks Torbern Olof Bergman Claude Louis Berthollet Adair Crawford Lorenz Florenz Friedrich Crell Johann Friedrich Gmelin Louis Bernard Guyton de Morveau Richard Kirwan Martin Heinrich Klaproth Antoine Laurent Lavoisier und Carl Wilhelm Scheele Die Entdeckung des Yttriums Bearbeiten Sein wohl bekanntester wissenschaftlicher Beitrag als Chemiker besteht in der Analyse eines schwarzen Minerals von dem Feldspatbruch Ytterby auf der schwedischen Insel Resaro der fur die Porzellanfabrik von Stockholm betrieben wurde Dort fand 1788 der Sammler und schwedische Artillerieoffizier Carl Axel Arrhenius ein bis dahin unbekanntes schwarzes Mineral das von Bengt Reinhold Geijer 1758 1815 2 und Sven Rinman 1720 1792 3 erstmals beschrieben wurde und spater den Namen Gadolinit erhielt Gadolin erhielt eine Probe dieses Minerals und untersuchte sie im Zeitraum 1792 bis 1793 eingehend Er beschrieb dieses Stuck als einen roten Feldspat in dem das schwarze undurchsichtige Mineral tafel und nierenformig eingelagert ist Das Analyseergebnis ergab Tonerde Eisenoxid und Kieselsaure sowie einen grosseren Anteil 38 eines unbekannten Oxides Uber die Bewertung seiner Entdeckung war er nicht ganz sicher und ausserte seine Bedenken in einem Brief an den Sekretar der Schwedischen Akademie der Wissenschaften Der schwedische Chemiker Anders Gustaf Ekeberg bestatigte mit eigenen Analysen im Jahr 1797 die Ergebnisse von Gadolin und damit die Existenz eines unbekannten Erdoxides Das in diesen Zusammenhangen entdeckte Element Yttrium ist spater von Friedrich Wohler 1824 und Carl Gustav Mosander 1842 in metallischer Form isoliert worden In den Crellschen Chemischen Annalen aussert sich Gadolin zu seiner vermuteten Entdeckung wie folgt Aus diesen Eigenschaften findet man dass diese Erde in vielem mit der Alaunerde ubereinkommt in anderen aber mit der Kalkerde dass sie sich aber auch von beyden so wie auch von ubrigen bisher gekannten Erdarten unterscheidet Daher scheint sie einen Platz unter den einfachen Erdarten zu verdienen weil die bisher gemachten Versuche keine Zusammensetzung von anderen vermuthen lassen Jetzt wage ich noch nicht eine solche neue Erfindung zu behaupten weil mein kleiner Vorrath von der schwarzen Steinart mir nicht erlaubte die Versuche nach meinen Wunsche zu verfolgen Ohnedem halte ich auch dafur dass die Wissenschaft vielmehr gewinnen sollte wenn die mehreren neuerlich von den Scheidekunstlern beschriebenen neuen Erdarten in einfachere Bestandtheile zerlegt werden konnten als wenn die Zahl der neuen einfachen Erdarten noch vergrossert wird Johan Gadolin Crells Chemische Annalen 4 Bei der Namensvergabe gab es vorubergehend verschiedene Auffassungen Das entdeckte Mineral nannte Ekeberg Yttersten und das unbekannte Metalloxid Yttererde Von deutschen Mineralogen und Chemikern wurden die Begriffe Gadolinit und fur die chemische Substanz Gadolinerde vorgeschlagen Schliesslich fand sich ein Kompromiss Das Mineral tragt danach den Namen Gadolinit und das chemische Element heisst Yttrium Die erhebliche Bedeutung der Gadolinschen Untersuchungen mit diesem Mineral besteht in der Tatsache dass in deren Folge mehrere Elemententdeckungen in der Gruppe der Seltenen Erden von skandinavischen Fundstatten gemacht wurden Seine grossen Verdienste zu wurdigen war das Anliegen des Namensvorschlages fur ein neues Element Der Schweizer Chemiker Jean Charles Galissard de Marignac entdeckte 1880 bei einer analytischen Untersuchung vom Mineral Samarskit fruher auch Uranotantal Yttroilmenit ein neues Element das 1886 durch Paul Emile Lecoq de Boisbaudran den Namen Gadolinium erhielt Bis zur Entdeckung der Transurane war es das einzige Element das den Namen eines Forschers trug 5 Als der deutsche Chemiker Johann Friedrich Gmelin starb erhielt Gadolin 1804 den Ruf dessen Professur an der Universitat Gottingen zu ubernehmen Doch seine enge Verbindung zur Heimat liessen ihn von dieser ehrenhaften Berufung Abstand nehmen 6 Spate Jahre BearbeitenWahrend seiner weiteren Universitatsarbeit entwickelte Gadolin Theorien zu chemischen Proportionen und Affinitaten Sie wurden aber wegen geringer publizistischer Verbreitung in Mitteleuropa wenig beachtet und durch Arbeiten anderer Wissenschaftler verdrangt Im Jahr 1822 ging er in den Ruhestand Trotzdem ging die wissenschaftliche Arbeit weiter indem er sich mit einer Systematik im Mineralreich Systema fossilium befasste Die Grundlage fur diese Arbeit waren die unter seiner Verantwortung betrachtlich angewachsenen Naturaliensammlungen an der Universitat Bedauerlicherweise erlangte sie nach Veroffentlichung auch keine grossere Beachtung Im Jahr 1827 zerstorte ein Grossbrand die Stadt Abo wovon auch die Universitat sowie erhebliche Teile der Sammlungen betroffen waren Dieses Ereignis beendete die aktive wissenschaftliche Arbeit Gadolins Daraufhin verlegte man die finnische Universitat nach Helsingfors heute Helsinki Infolge dieses Verlustes lebte er zuruckgezogen auf seinen beiden Landgutern bei Vichtis heute Vihti und Virmo heute Mynamaki Im hohen Alter von 92 Jahren starb er am 15 August 1852 Leistungen und Wurdigungen BearbeitenIn seiner Heimat Finnland profilierte er die Chemieausbildung nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und fuhrte das regelmassige praktische Arbeiten und Laborubungen fur die Studenten ein Diese Arbeitsweise war zu diesem Zeitpunkt in vielen anderen europaischen Universitaten noch nicht gangige Praxis Nach ihm sind das Mineral Gadolinit 1794 von ihm entdeckt und das Element Gadolinium benannt Der Name des Asteroiden 2638 Gadolin erinnert an ihn sowie an den finnischen Astronomen Jacob Gadolin Mitgliedschaften von Johan Gadolin bestanden bei Koniglich Schwedische Akademie der Wissenschaften Stockholm Russische Akademie der Wissenschaften Sankt Petersburg 7 Koniglich Irische Akademie Dublin Mitglied der Leopoldina seit 1797 Akademie der Wissenschaften zu Gottingen seit 1804 8 Naturwissenschaftliche Gesellschaften in Gottingen Uppsala Moskau Naturforschergesellschaft Marburg Naturforschergesellschaft Literatur BearbeitenEdv Hjelt Robert Tigerstedt Hrsg Johan Gadolin 1760 1852 in memoriam Acta societatis scientiarum Fennicae Tom XXXIX Helsingfors 1910 Lucien F Trueb Die chemischen Elemente Stuttgart Leipzig Hirzel 1996 ISBN 3 7776 0674 X Winfried R Potsch et al Lexikon bedeutender Chemiker Leipzig Bibliograf Institut 1988 ISBN 3 323 00185 0 S 161 Theodor Richter Carl Friedrich Plattner s Probirkunst mit dem Lotrohre oder vollstandige Anleitung zu qualitativen und quantitativen Lotrohr Untersuchungen Leipzig Joh Ambr Barth 1865 4 Aufl Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johan Gadolin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Johan Gadolin Quellen und Volltexte Abhandlung zur Entdeckungsgeschichte der Seltenen Erden chemie master de Portraits von Johan Gadolin Memento vom 27 April 2003 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Rediscovery of the Elements Yttrium and Johan Gadolin PDF Dort In addition to his native Swedish he also was fluent in Latin German English French Russian and Finnish Crells Chemische Annalen 1788 Bd 1 S 229 Sven Rinman Bergwerks Lexicon Artikel Pechstein e Stockholm 1789 schwedisch Johan Gadolin Von einer schwarzen schweren Steinart aus Ytterby Steinbruch in Roslagen in Schweden in Crells Chemische Annalen 1796 I S 313 bis 329 A F Holleman E Wiberg Lehrbuch der Anorganischen Chemie 57 70 Auflage Walter de Gruyter Berlin 1964 S 649 Edv Hjelt Robert Tigerstedt Hrsg Johan Gadolin 1760 1852 in memoriam Acta societatis scientiarum Fennicae Tom XXXIX Helsingfors 1910 S VII Korrespondierende Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 Gadolin Yuhan Jogan Russische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 8 August 2021 russisch Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 88 Normdaten Person GND 118716085 lobid OGND AKS LCCN nr2002031581 VIAF 807177 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gadolin JohanKURZBESCHREIBUNG finnischer ChemikerGEBURTSDATUM 5 Juni 1760GEBURTSORT TurkuSTERBEDATUM 15 August 1852STERBEORT Mynamaki Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johan Gadolin amp oldid 234101854