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Jan Pawel Woronicz dt Johann Paul Woronicz vɔ rɔnitʃ wahrscheinlich am 28 Juni 1757 in Tajkury oder Brodow bei Ostrog in Wolhynien 7 Dezember 1829 in Wien war ein katholischer Geistlicher im Konigreich Polen Jesuit Prediger Bischof Dichter und Politiker Jan Pawel Woronicz Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Familie 1 2 Studium 1 3 Amter und Tatigkeit 1 3 1 In Polen Litauen 1 3 2 Im Herzogtum Warschau 1 3 3 In Kongresspolen 2 Schaffen 2 1 Werke Auswahl 3 Auszeichnungen und Ehrungen 4 Kritische Wurdigung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und Familie Bearbeiten Ort und genaues Datum seiner Geburt sind nicht bekannt weil die Dokumente daruber die Wirren der Zeit nicht uberstanden Allgemein nimmt man Tajkury wo das Schlosschen seines Vaters steht als Geburtsort an Neben dem 28 Juni 1757 wird in den Quellen auch der 6 Juli 1757 als sein Geburtsdatum angegeben der jedoch sein Taufdatum sein durfte Jan Woronicz war ein Sohn des adeligen Peter Woronicz aus dessen Ehe mit Magdalena geb Jackowska aus dem Hause Kmita einer der altesten Familien Polens Jan besuchte die Jesuitenschule in Ostrog Fruh zeigte sich seine dichterische Begabung bei Stegreifversen fur verschiedene Gelegenheiten Er schrieb seine ersten Idyllen Die Jesuiten fuhrten ihn auch an die geistliche Berufung heran Studium Bearbeiten Noch in Ostrog trat er am 5 September 1770 in den Jesuitenorden ein wo er ein zweijahriges Noviziat absolvierte und danach ein einjahriges Studium der Rhetorik Da der Orden jedoch 1773 aufgelost wurde setzte er seine Priesterausbildung erst spater 1783 84 auf herkommlichem Wege am Hl Kreuz Seminar in Warschau fort Dieses wurde vom Orden der Missionare lat Congregatio Missionis gefuhrt die ihn nach Auflosung seines Ordens aufgenommen hatten Woronicz wurde am 20 Mai 1784 zum Diakon und am 5 Juni 1784 zum Priester geweiht Danach studierte er Rechtswissenschaften an der Akademie zu Wilna 1 Dort erwarb er den Titel Doktor beider Rechte d h Doktor des weltlichen und kirchlichen Rechts Amter und Tatigkeit Bearbeiten In Polen Litauen Bearbeiten Im Jahr 1777 arbeitete er als Elementarlehrer an derselben Schule die er als Schuler besucht hatte Nach Aufhebung des Ordens kam er fur knapp vier Jahre ins Kloster der Missionare in Warschau Wahrenddessen wurde er haufig als Seelsorger in den Bistumern Chelm und Kiew eingesetzt Auf diesen Dienstreisen lernte er einflussreiche Leute kennen was seine Karriere forderte Ab 1781 hielt er sich in Warschau und Osieck bei Pfarrer Jedrzej Reptowski Pfarrer in Osieck Domherr in Posen auf So lernte er u a den Bischof von Posen und Warschau Antoni Okecki und den Bischof Matthias Garnysz kennen der Bischof von Chelm und zugleich Vizekanzler der Krone war Der erste verschaffte ihm noch drei Monate vor seiner Priesterweihe am 5 Juni 1784 die infulierte Propstei von Liwa wahrend er mit dem zweiten in die direkte Umgebung des Konigs von Polen Stanislaus August Poniatowski gelangte Dieser wurde auf Woronicz spatestens dann aufmerksam als jener wahrend des vierjahrigen Sejm 1788 1792 in der Kommission fur religiose Angelegenheiten arbeitete und geistreiche politische Flugschriften publizierte Daneben schrieb er Reden fur die Bischofe Kasper Cieciszowski und Matthias Garnysz Noch 1784 wurde Woronicz zum Domkapitular von Kiew bestellt 1791 hatte ihn der neue Bischof von Chelm zum Auditor seiner Kurie ernannt 1794 wurde er dort Domherr Wahrend des Kosciuszko Aufstandes arbeitete er in der Ordnungskommission des Herzogtums Masovien Am 12 Marz 1795 wurde er Domkapitular in Warschau im November 1797 Domkapitular in Breslau Im Herzogtum Warschau Bearbeiten 1800 trat J P Woronicz als Grundungsmitglied der Gesellschaft der Wissenschaftsfreunde poln Towarzystwo Przyjaciol Nauk bei Aber noch im selben Jahr zog er sich vorubergehend aus der kirchlichen Hierarchie und dem aktiven politischen Leben zuruck um sich als Pfarrer in Kazimierz Dolny niederzulassen Dort trat er mit der Magnatenfamilie Czartoryski in Verbindung die im nahe gelegenen Pulawy residierte Damals schrieb er sein bekanntestes Gedicht Die Sybille das er Furstin Izabela Czartoryska widmete Hier entstand auch Der Reichstag von Wislica Die napoleonische Zeit hatte ihn aus seinem selbst gewahlten Exil in Kazimierz herausgerissen wo er seine Trauer uber den Niedergang und die Teilung Polens auf seine Art literarisch verarbeitete 1803 liess er sich auf die Pfarrei in Powsin bei Warschau versetzen um zwar nicht mitten im hauptstadtischen Geschehen zu sein aber die Hand am Puls zu halten Dieses Pfarramt hatte er offiziell bis 1815 inne Dort liess er das Pfarrhaus mit Fresken und Bildern verschonern und einen grossen Obstgarten voller nationaler Symbole und mit einer Grotte anlegen Hier schrieb er 1805 seinen Hymnus an Gott 1810 initiierte er die Grundung einer Schule und des Sozialzentrums In der Zeit des Herzogtums Warschau war er 1806 Mitglied der Kriegs und Verwaltungskammer poln Izba Wojenno Administracyjna und seit 1808 Mitglied des Staatsrats poln Rada Stanu 1810 wurde er zum Mitglied der Sektion fur Innere Angelegenheiten und Religiosen Kultus 1812 trat er der Generalkonfoderation des Konigreichs Polen poln Konfederacja Generalna Krolestwa Polskiego bei 2 die die formelle Wiederherstellung des Konigreichs Polen auf seinen ehemaligen und nun von napoleonischen Armeen kontrollierten Gebieten erfolglos forderte Nach dem Ruckzug Napoleons und angesichts der Okkupation des Grossherzogtums durch Russland wurde die Generalkonfoderation am 30 April 1813 offiziell aufgelost Nach dem Tod des Kriegsministers und faktischen Staatschefs Furst Poniatowski in der Volkerschlacht bei Leipzig und der Verbannung Napoleons waren die Traume von der Wiedererstehung Polens zwar zerbrochen aber nicht vergessen In Kongresspolen Bearbeiten Im Ergebnis des Wiener Kongresses entstand ein sogenanntes Konigreich Polen sog Kongresowka das aus einem Grossteil der Gebiete des napoleonischen Satellitenstaats Herzogtum Warschau bis auf Grossfurstentum Posen und Republik Krakau bestand und Russland zugeschlagen wurde Kongresspolen war im Inneren zwar weitgehend autonom stand aber in Personalunion mit Russland Zar Alexander I schatzte als aufgeklarter Monarch und erklarter Panslawist den gleichgesinnten Geistlichen So wurde Woronicz von ihm 1815 zum Bischof von Krakau und Senator des Konigreichs Polen ernannt Nach zwolfjahrigem Wirken in Krakau wo er sich als Kunstmazen einen Namen machte wurde er 1827 Erzbischof von Warschau Metropolit und Primas des Konigreichs Polen 1828 wurde er Mitglied des Parlamentarischen Tribunals poln Sad Sejmowy der Staatsfeinde aburteilen sollte Als Primas von Polen leitete er am 24 Mai 1829 die Kronungsfeier des Zaren Nikolaus I zum Konig von Polen am Konigsschloss zu Warschau Der Imperator setzte sich allerdings die Krone selbst auf Da sich sein hohes Alter geltend machte und ein alteres Leiden immer bedenklicher auftrat schickten seine Arzte ihn zur Kur in die bohmischen Bader die er aber ungeheilt verliess um den Rat der Wiener Arzte einzuholen Uber Regensburg fuhr er nach Wien wo er in der Nacht zum 7 Dezember 1829 starb Sein Leichnam wurde nach Krakau gebracht und dort in der Wawel Kathedrale am 7 Januar 1830 beigesetzt Sein Begrabnis wurde zu einer grossen nationalen Demonstration Schaffen BearbeitenAls Dichter an der Schwelle vom Klassizismus zur Romantik stehend verfasste er Idyllen Lieder sowie Gelegenheitsdichtungen und verarbeitete in seinen Epen patriotisch angehauchte Stoffe aus der polnischen Geschichte Sein Werk kann als Bindeglied gelten zwischen der antike Motive behandelnden Literatur der polnischen Adelsrepublik und dem polnischen Messianismus des 19 Jahrhunderts als Polen von den Landkarten verschwand Als Geistlicher und Schriftsteller steht er in der Tradition der Jesuiten Er galt unbestritten als der beste Redner und Prediger seit Piotr Skarga 1536 1612 in Polen seiner Zeit Werke Auswahl Bearbeiten Wiersz na pokoje nowe w zamku krolewskim 1786 dt Gedicht auf die neuen Gemacher im Konigsschloss Zjawienie Emilki 1796 97 dt Die Erscheinung Emiliens Idylle Swiatynia Sybilli 1801 dt Die Sybille Gedicht Rozprawy o piesniach narodowych 1803 1806 1810 dt Abhandlungen uber Volkslieder Assarmot 1805 Elegie Hymn do Boga 1805 dt Hymnus an Gott Kazanie przy uroczystym poswieceniu orlow i choragwi 1807 dt Predigt zur Weihe von Adlern und Fahnen Przemowa przy spuszczeniu do grobu zwlok ksiecia Jozefa Poniatowskiego w Warszawie 1817 dt Ansprache zur Beisetzung von Furst Jozef Poniatowski in Warschau Przemowa przy zlozeniu do grobu smiertelnych zwlokow Tadeusza Kosciuszki 1818 dt Ansprache zur Beisetzung von Tadeusz Kosciuszko Pisma wierszem i proza t 1 5 1825 dt Schriften in Versen und ProsaAuszeichnungen und Ehrungen BearbeitenZar Alexander I verlieh ihm 1816 den Sankt Stanislaus Orden 1 Klasse 3 1829 bekam er vom Zar Nikolaus I den Weissen Adlerorden verliehen 4 Nach ihm ist u a jene Strasse in Warschau Mokotow benannt wo das polnische Staatsfernsehen TVP seinen Sitz hat Kritische Wurdigung BearbeitenZur Beurteilung von J P Woronicz gehoren sein Wirken als Priester als Dichter und als Politiker Als Priester wird ihm allgemein eine vorbildliche Ausubung seiner Pflichten bescheinigt obwohl er nach damaligem Brauch von vielen Titularamtern Pfrunden profitierte Er war weder machtbesessen noch bot seine Moral Grund zur Kritik Seine Predigten und Ansprachen fesselten seine Zuhorer und boten ihnen Sinndeutung in einer schweren Zeit Er trug wesentlich dazu bei dass Polen trotz des Verlusts seiner Staatlichkeit seine Identitat bewahren und nach dem Ersten Weltkrieg wieder entstehen konnte Seine hohen Ausgaben fur Kunst dienten weniger dem leeren Prunk als der Erinnerung an nationale Tugenden und die ruhmreiche Geschichte Polens Leider sind fast keine jener Werke die er in Auftrag gab erhalten Als Bischof von Krakau richtete in seinem Bischofspalast ein offentlich zugangliches Museum ein das er mit vielen nationalen Heiligtumern und Erinnerungsstucken fullte Als Dichter traf er den Geschmack seiner Zeitgenossen bleibt jedoch nach heutigen Massstaben zeitgebunden Trotz seines meisterlichen Umgangs mit der polnischen Sprache waren nicht alle seiner Werke originell Seine Sprache unterscheidet sich vom heutigen Polnisch erheblich was eine Rezeption erschwert Es entgehen uns vor allem Wortspiele und Allusionen die seinen Zeitgenossen gelaufig waren Auch ist die Kenntnis der nationalen Mythen wie auch der Details der Geschichte notig damit die Bilder ihre Kraft entfalten Oft greift er auf christlich religiose Motive zuruck So vermittelte er den Polen das Gefuhl in einer Art Bundnis mit Gott zu sein Gott werde Polen fur besondere Aufgaben benutzen aber auch fur Untaten und Sunden bestrafen So sei die Teilung Polens eine Strafe fur den moralischen Niedergang des Landes und die Auflosung des Jesuitenordens Dagegen habe das Kongresspolen die Aufgabe Russland zu zivilisieren Erst wenn man um diese seine Uberzeugung weiss kann man seine Kooperationsbereitschaft mit dem zaristischen Regime richtig beurteilen Zunachst blieb seine Politik nicht ohne Erfolge Polen genoss zuerst eine weitgehende Autonomie und auch die sterblichen Uberreste der Nationalhelden Kosciuszko und Poniatowski konnten offiziell ins Land geholt werden Allerdings wurde sein Panslawismus wie auch sein spateres politisches Wirken sehr hart kritisiert Er glaubte dass die polnische Nation nur durch tugendhaftes Leben und bedingungslose Hinwendung zu Gott an der Seite eines starken Russlands zu seiner Souveranitat und alten Grosse wiederfinden konne Aber der polnische Patriotismus definiert sich bis heute durch den Antagonismus mit Russland was Woronicz Verponung im wiedergeborenen Polen zwischen den Weltkriegen und auch nach 1989 erklart Vor dem Fall des Eisernen Vorhangs galt er sogar als Symbol der polnisch russischen Freundschaft Da er mit solchen Inhalten assoziiert wurde verwundert es nicht dass 1969 in seiner Strasse das polnische Staatsfernsehen TVP angesiedelt wurde Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Woronicz Johann Paul In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 58 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1889 S 116 121 Digitalisat Stanislaw Kijenski Album Biograficzne zasluzonych Polakow i Polek Wieku XIX Band 1 Maryja Chelmonska Warszawa 1901 Bibliografia Literatury Polskiej Nowy Korbut Band 6 Teil 1 Polski Instytut Wydawniczy Warszawa 1970 S 451 462 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jan Pawel Woronicz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Woronicz Jan Pawel encyklopedia polnisch Eintrag zu Jan Pawel Woronicz auf catholic hierarchy org Pfarrgemeinde Powsin uber Woronicz polnisch Nachruf zum 250 Geburtstag des J P Woronicz polnisch Informationen uber Jan Pavel Woronicz Wikisource polnisch Einzelnachweise Bearbeiten Academia et Universitas Vilnensis Societatis Iesu Vilniusser Akademie und Universitat der Gesellschaft Jesu 1578 1795 Dziennik Konfederacyi Jeneralnej Krolestwa Polskiego 1812 Nr 2 S 13 Zbigniew Dunin Wilczynski Order Sw Stanislawa Warszawa 2006 S 219 Kawalerowie i statuty Orderu Orla Bialego 1705 2008 2008 S 291 Normdaten Person GND 119195747 lobid OGND AKS LCCN n85191060 VIAF 69733712 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Woronicz Jan PawelALTERNATIVNAMEN Woronicz Jan Pawel B K a I W J W a Jeden z synow ojczyzny Jeden z synow oyczyzny Paweza Woronicz Jan Pawel Woronicz I P Woronicz J P Woronicz Jan Woronicz Jan Pawel Paweza Woronicz Jean Woronicz Johann vonKURZBESCHREIBUNG polnischer Geistlicher Bischof Dichter und PolitikerGEBURTSDATUM unsicher 28 Juni 1757GEBURTSORT TajkurySTERBEDATUM 7 Dezember 1829STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jan Pawel Woronicz amp oldid 214793857