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Jan Karski eigentlich Jan Kozielewski 24 April 1914 in Lodz 13 Juli 2000 in Washington D C war ein polnischer Offizier und Kurier der Polnischen Heimatarmee Der Jurist und Diplomat zahlte u a neben Witold Pilecki zu den wichtigsten Zeugen des Holocaust Kopf der Statuette von Jan Karski in WarschauStatuette von Jan Karski in der Universitat von Tel AvivWandmalerei Warschau Inhaltsverzeichnis 1 Kurier der Polnischen Heimatarmee 2 Augenzeuge der deutschen Verbrechen 3 Nach dem Zweiten Weltkrieg 4 Auszeichnungen 5 Erinnerungsorte an J Karski 6 Filme 7 Interviews 8 Schriften 9 Literatur 10 Weblinks 11 FussnotenKurier der Polnischen Heimatarmee BearbeitenKarski wuchs in Lodz auf Wahrend seines Studiums der Facher Rechtswissenschaft und Diplomatie an der Universitat Lemberg gewann er einen popularen Rhetorikwettbewerb Nach dem 1935 abgelegten Examen und einem einjahrigen Militardienst in Wlodzimierz wurde er als Diplomatenanwarter im polnischen Aussenministerium angenommen 1 Er wurde bei der ILO in Genf im polnischen Konsulat in London und in Warschau ausgebildet 1939 wurde er nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges als Offizier in die polnische Armee eingezogen und geriet nach der militarischen Niederlage in sowjetische Gefangenschaft In der Uniform eines einfachen Soldaten liess er sich bei einem Gefangenentausch zwischen den Sowjets und den Deutschen bei Przemysl an die Wehrmacht uberstellen und kam in ein Gefangenenlager bei Radom im Generalgouvernement Auf dem Weitertransport in ein Zwangsarbeitslager sprang er aus dem Zug Karski trat der im Untergrund kampfenden Polnischen Heimatarmee Armia Krajowa bei Seine Sprachkenntnisse machten ihn zu einem wichtigen Kurier zwischen der polnischen Exilregierung in London und der Fuhrung der Heimatarmee in Polen Er uberbrachte in geheimen und gefahrlichen Missionen Nachrichten zwischen Polen Frankreich und Grossbritannien Augenzeuge der deutschen Verbrechen BearbeitenDen Tarnnamen Karski legte sich der junge Diplomat 1942 zu als er fur die polnische Untergrundarmee Armia Krajowa AK zu seiner letzten und gefahrlichsten Mission aufbrach Zwischen 1942 und 1943 informierte er die polnische Exilregierung in London sowie die britische und US amerikanische Regierung von der tragischen Situation in Polen und uber die systematische Ermordung der Juden Karski berichtete als Augenzeuge weil er in einer Uniform der ukrainischen Miliz in das Sammellager Izbica eingeschleust wurde von dem aus vollgeladene Guterzuge in das nahegelegene Vernichtungslager Belzec abfuhren 2 Zunachst hatte Karski gesagt er habe das Lager Belzec besucht aber da sein Bericht nicht der Realitat von Belzec entsprach stellten Historiker die These auf er habe Izbica tatsachlich gesehen und Karski akzeptierte diese These Der Historiker Steffen Hanschen weist jedoch auf topografische und chronologische Schwierigkeiten in der Izbica These hin und kommt zu dem Schluss dass es kaum mit Sicherheit gesagt werden kann dass Karski in Izbica war 3 Durch einen Tunnel des judischen Widerstands gelangte Karski in das Warschauer Ghetto Dort sah er die ausgehungerten Kinder und die sterbende judische Bevolkerung auf den Strassen Einer der ihn aus dem Ghetto eskortierte war der judische Widerstandskampfer Leon Feiner Im Juli 1943 traf sich Karski personlich mit US Prasident Franklin D Roosevelt und berichtete ihm uber die Situation in Polen und daruber was er gesehen hatte Er sprach auch mit anderen US amerikanischen Politikern Fuhrern judischer Organisationen und katholischen Erzbischofen jedoch ohne Erfolg Felix Frankfurter Richter am Obersten Gerichtshof der USA gehorte ebenfalls zu seinen Gesprachspartnern 4 Seinen Schilderungen wurde kein Glauben geschenkt oder sie wurden als Ubertreibungen der polnischen Exilregierung eingestuft siehe zeitgenossische Kenntnis vom Holocaust Nach dem Zweiten Weltkrieg BearbeitenBei Kriegsende konnte Karski als Mitarbeiter der polnischen Exilregierung nicht in das kommunistische Polen zuruckkehren Er liess sich in den Vereinigten Staaten nieder und hielt Vorlesungen an der Georgetown University in Washington D C 1949 begann er ein Studium an der School of Foreign Service in Georgetown das er nach knapp drei Jahren mit dem Grad eines PhD abschliessen konnte 1954 wurde er schliesslich US Burger 1965 heiratete er Pola Nirenska eine Tanzerin polnisch judischer Herkunft die 1992 Selbstmord beging In seinem Buch Story of a Secret State schrieb Karski 1944 uber die Zeit als Kurier in geheimer Mission und seine Erfahrungen im besetzten Polen 1985 publizierte er das Buch The Great Powers and Poland E Thomas Wood und Stanislaw M Jankowski beschrieben das Leben von Jan Karski im Buch Karski How One Man Tried to Stop the Holocaust auf Deutsch erschienen als Jan Karski Einer gegen den Holocaust Als Kurier in geheimer Mission Bleicher Verlag 1997 Das Vorwort zur deutschen Ausgabe dieses Buches schrieb Elie Wiesel Erst in dem Dokumentarfilm Shoah des Regisseurs Claude Lanzmann aus dem Jahre 1985 in dem nur Zeitzeugen des Holocaust befragt wurden konnte Jan Karski sein Schweigen brechen Claude Lanzmann wandte sich 1977 zum ersten Mal mit der Idee an Karski ihn in seinen geplanten Dokumentarfilm einzubeziehen der nur auf den Aussagen von Zeugen Opfern und Tatern basieren sollte Uber ein Jahr lang versuchte Lanzmann in Briefen und Telefongesprachen Karski zur Mitwirkung zu uberreden ohne dessen Weigerung zu akzeptieren Nach Lanzmanns Uberzeugung hatte Karski eine historische Verantwortung in dem Film Zeugnis abzulegen Schliesslich drehten Lanzmann und sein Team im Oktober 1978 zwei Tage lang in Karskis Haus Die Befragung dauerte jeweils vier Stunden der Zusammenschnitt aus den Interviews mit Karski nimmt in der Endversion vierzig Minuten ein 5 6 Lanzmann strich fast alles was Karski uber seine Versuche die Welt aufzurutteln erwahnte 7 Karski machte deutlich dass er es bevorzugt hatte wenn auch die Teile des Interviews die sich mit seiner Aufgabe im Westen befassten gezeigt worden waren Er verurteilte den Film jedoch nicht sondern verlangte einen ebenso grossartigen ebenso wahrheitsgetreuen Film der eine zweite Realitat des Holocaust enthullt nicht um der zu widersprechen die Lanzman zeigt sondern um diese zu erganzen 8 9 Karski sagte Ich weiss wie sehr der Film kritisiert wurde vor allem von Polen aber ich habe nur eine Sache zu sagen Das ist der grossartigste Film der jemals uber den Holocaust an den Juden im Krieg gedreht worden ist was Lanzmann mir von Anfang an versichert hatte Jan Karski 1997 berichtete er am 27 Januar in der Synagoge Koln ein weiteres Mal uber seine Erlebnisse 10 Auszeichnungen BearbeitenSeine wichtigsten Auszeichnungen sind zwei polnische Orden Orden vom Weissen Adler hochste zivile Auszeichnung und Orden Virtuti Militari hochste militarische Auszeichnung Fur seine mutigen Handlungen und Versuche Polen und Juden zu retten wurde Karski Ehrenburger Israels Auf der Allee der Gerechten in Jerusalem die zur Yad Vashem Gedenkstatte fuhrt durfte er einen Baum pflanzen der seinen Namen tragt Die Universitaten Georgetown University Oregon State University Baltimore Hebrew College Hebrew College of America Universitat Warschau Maria Curie Sklodowska Universitat Lublin und die Universitat Lodz verliehen ihm Ehrendoktortitel Karski wurde auch fur den Friedensnobelpreis vorgeschlagen Die 1992 vom Filmemacher Sy Rotter gegrundete Foundation for Moral Courage vergibt seit 2000 den Jan Karski Award 11 2012 erhielt er postum die Presidential Medal of Freedom 12 Im Dezember 2016 wurde Karski vom polnischen Staatsprasidenten Duda postum zum General befordert Erinnerungsorte an J Karski Bearbeiten2015 entstand in New York City die Skulptur KarskiNYC von Karol Badyna Es gibt ahnliche Arbeiten von ihm in Washington D C 2002 Kielce 2005 New York 2007 Lodz 2009 Tel Aviv 2009 Warschau 2013 und Krakau 2016 Sie wird oft auch Great Pole s Bench genannt Die Sitzbank fur einen grossen Polen Die Bank steht vor dem Polnischen Generalkonsulat Sie ladt die den Betrachtenden unausgesprochen ein sich neben ihn zu setzen 13 Auf der Bankseitenwand befindet sich eine erklarende Inschrift Von einem Tonband konnen Teile seiner Erinnerungen gehort werden Im Ortszentrum von Izbica steht ein Gedenkstein der an ihn erinnert nbsp Gedenkstein fur Jan Karski in der Ortsmitte von IzbicaFilme BearbeitenJan Karski fr Le rapport Karski Dokumentarfilm von Claude Lanzmann Frankreich 1978 49 Min zweisprachige Erstausstrahlung am 17 Marz 2010 auf ARTE 14 Nachrichten aus dem Untergrund Dokumentarfilm von Andreas Hoessli Schweiz 1997 60 Min 15 Karski und Herrscher der Menschheit pl Karski i wladcy ludzkosci Dokumentarfilm von Slawomir Grunberg Polen 2015 Remember This Spielfilm von Derek Goldman und Jeff Hutchens USA 2022Interviews BearbeitenHolocaust Rescue and Aid Provider Jan Karski Testimony Videointerview mit Jan Karski vom Marz 1995 von Renee Firestone fur das USC Shoah Foundation Institute Dauer ca 1 Std 9 Min Schriften BearbeitenStory of a secret state Houghton Mifflin Boston amp Riverside Press Cambridge 1944 wieder Simon Publications 2001 ISBN 1 931541 39 6 Mein Bericht an die Welt Geschichte eines Staates im Untergrund hrsg von Celine Gervais Francelle aus dem Franzosischen ins Deutsche ubersetzt von Franka Reinhart und Ursel Schafer Verlag Antje Kunstmann Munchen 2011 620 S ill ISBN 978 3 88897 705 3 Siehe die Rezension von Heiko Haumann in Schweizerische Zeitschrift fur Geschichte Band 64 2014 Nr 1 S 189 191 ISSN 0036 7834 Teilabdruck Das Getto in Dschungel Beilage zu jungle world 7 vom 17 Februar 2011 S 19 23 online lesbar Im Print S 18 Foto Karskis von 1943 mit Folterspuren The great powers and Poland 1919 1945 from Versailles to Yalta University Press of America Lanham u a 1985 ISBN 0 8191 4399 5 Material towards a documentary history of the fall of eastern Europe 1938 1948 Thesis Ph D Georgetown University 1952 Literatur BearbeitenLelio Bonaccorso Marco Rizzo Jan Karski Zeuge der Shoah Graphic Novel bahoe books Wien 2018 Yannick Haenel Jan Karski Roman Editions Gallimard Paris 2009 franzosisch deutsch Das Schweigen des Jan Karski Rowohlt Reinbek 2011 ISBN 978 3 498 03007 0 Kurze Rezension Inhaltsangabe ARTE 2010 nicht zu verwechseln mit der Filmankundigung bei ARTE siehe Anm 9 Ausfuhrl Rezension 26 April 2010 Marta Kijowska Kurier der Erinnerung Das Leben des Jan Karski Verlag C H Beck Munchen 2014 ISBN 978 3 406 66073 3 E Thomas Wood Stanislaw M Jankowski Jan Karski einer gegen den Holocaust Piper Verlag Munchen und Zurich 1998 ISBN 3 492 22596 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Jan Karski Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Jan Karski im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Jan Karski in der Internet Movie Database englisch Jan Karski 1914 2000 Verkannter Warner vor dem Holocaust Berichte die keiner horen wollte von Willi Jasper c DIE ZEIT 08 1997 Jan Karski Dies at 86 Warned West About Holocaust In The New York Times Biografie auf yadvashem org Photographic Memory Snapshots of the EmissaryFussnoten Bearbeiten Marta Kijowska Was ist mit den Polen los Portrat einer widerspruchlichen Nation dtv Munchen 2018 S 34 E Thomas Wood Stanislaw M Jankowski Jan Karski einer gegen den Holocaust Piper Verlag Munchen und Zurich 1998 ISBN 3 492 22596 9 S 165 Steffen Hanschen Das Transitghetto Izbica im System des Holocaust Metropol 2018 S 165 167 In einem Videointerview mit seinem Biographen E Thomas Wood schildert Jan Karski diese Begegnung mit Richter Frankfurter Unable to Believe 1996 Dauer ca 6 Min Jan Karski Collections Search United States Holocaust Memorial Museum Abgerufen am 30 Mai 2020 Transkription des Interviews von Claude Lanzmann mit Karski 1978 in Washington im Archiv des United States Holocaust Memorial Museum PDF Dokument 93 Seiten Teil der Claude Lanzmann Shoah Collection nicht einzeln verfugbar Sequenzprotokoll 1 2 Vorlage Toter Link www hist uni hannover de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im November 2022 Suche in Webarchiven nbsp Info 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Mai 2012 Bei msz gov pl Informationen zum Film auf der Webseite von arte tv 1 1 2 Vorlage Toter Link www arte tv Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Als DVD bei Absolut Medien in der Gesamtausgabe von L s Filmen Uber Gerhart M Riegner Jan Karski und Rudolf Vrba Eintrag in der Cinematography of the Holocaust des Fritz Bauer Instituts Archivlink Memento des Originals vom 15 Mai 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www cine holocaust deNormdaten Person GND 119295849 lobid OGND AKS LCCN n84172408 VIAF 109145760 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Karski JanALTERNATIVNAMEN Kozielewski Jan wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG polnischer Offizier und Kurier der Polnischen HeimatarmeeGEBURTSDATUM 24 April 1914GEBURTSORT Lodz Russisches KaiserreichSTERBEDATUM 13 Juli 2000STERBEORT Washington D C Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jan Karski amp oldid 237967282