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Jacob Ovens um 1685 bei Dithmarschen oder Friedrichstadt war ein Deichbauunternehmer und Hochstapler zu Zeiten der Sturmfluten 1717 1718 und 1721 Als Oberdeichinspektor in kurhannoverschen Diensten verursachte er immense Ausgaben Jacob Ovens Memoiren 1724 wohl eine Falschung Inhaltsverzeichnis 1 Leben nach Ovens vermeintlicher Autobiographie 1724 1 1 Herkunft und Jugend 1 2 Lebenswandel als Glucksritter und autodidakter Ingenieur 1 3 Berufung als kurhannoverscher Oberdeichinspektor 1 4 Unterschlagungen bei den Deichreparaturen in Wischhafen 1 5 Flucht und angebliche Autobiographie 2 Jacob Ovens spateres Schicksal nach Jobelmann 1880 2 1 Untersuchungskommissionen 2 2 Haft in Stade Flucht und erneute Haft 3 Verstrickung des Regierungsrates Albrecht Andreas von Ramdohr 4 Brief des Johann Friedrich von Staffhorst vom 29 Juni 1724 5 Literatur und Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben nach Ovens vermeintlicher Autobiographie 1724 BearbeitenHerkunft und Jugend Bearbeiten Jacob Ovens war ein Sohn der Mennoniten Familie Ovens und vermutlich ein Abkommling in der Enkel Generation des Malers Jurgen Ovens 1 Sein Vater war wohl Bauer Hausmann und Aufseher eines Districts der dortigen Deiche und schulte seinen Sohn bereits fruh als Handlanger Nach erfolglosen Versuchen als Muhlenbauer Branntweinbrenner und Quacksalber zog Jacob Ovens nach dem Tod seines Vaters ohne nennenswertes Erbe vorubergehend zu einem Vetter Dieser uberredete den damals etwa 24 jahrigen Jacob Ovens in eine lutherische Bauernfamilie bei Poppenbull einzuheiraten Statt der Landwirtschaft widmete sich Ovens hier aber der Erfindung diverser Maschinen Lebenswandel als Glucksritter und autodidakter Ingenieur Bearbeiten Ohne Kinder zu hinterlassen und so gut wie bankrott soll Ovens etwas spater nach Garding geflohen Aufnahme bei einem Schiffer namens Petersen gefunden und eine von Pferden angetriebene Getreidegrutzmuhle konstruiert haben 2 Nach einer Affare mit Petersens Frau floh Ovens nach Kopenhagen Dort soll er einem Kriegskommissar von Platen den Bau einer wassergetrieben Sabel und Gewehrmanufaktur versprochen haben Schon bald soll er in die Kriegsmarine unter dem Befehl von Christian Thomesen Sehested eingetreten und an Gefechten mit den Schweden bei Rugen teilgenommen haben Zuruck in Kopenhagen heiratete er die Tochter eines Schriftsetzers Uber seine Schwagerin die Frau eines Speisenaufdeckers am koniglichen Hof konnte Ovens edle Speisen stehlen und mit selbstgemachtem Branntwein als Schankwirt verkaufen Trotz dieser Art des Lebensunterhalts wurde er vom Hof mit einem Kanalprojekt beauftragt musste aber bald fliehen und wurde per Trommelschlag zur offentlichen Fahndung ausgerufen In den Kriegswirren soll Ovens eine Stellung als Kaperkapitan auf einem danischen Kriegsschiff erhalten haben Er wurde aber als gesuchter Betruger erkannt verbarg sich als Bauer in Holstein entwich vor ihn verfolgenden danischen Truppen nach Hamburg betrieb dort Affaren und Hochstapeleien und war bald erneut bankrott Er versuchte sich wieder als Erfinder von Maschinen und es gelang ihm vom Hamburger Magistrat Vorschusse fur Kanalprojekte und Schlammbagger zu kassieren wonach er sich in Misskredit brachte Als nachstes soll er einem englischen Agenten namens von Engel Bauplane anderer Konstrukteure und diverse utopische Vorschlage fur die Zitadelle Harburg verkauft haben Er verschaffte sich den Anschein eines erfolgreichen Planers wodurch er im Herzogtum Bremen Verden einen Auftrag zur Vertiefung der Weser ergattern konnte und schliesslich nach London eingeladen wurde Hier wurde Ovens zunachst von Engel entlarvt konnte sich aber bei dessen Sohn seinem spateren Baukassierer und Gehilfen sowie beim Geheimrat von Bernstorff einschmeicheln Ovens gab nun vor Auftrage fur Muhlen und Kanalprojekte in Mecklenburg fur Bernstorff erlangt zu haben Berufung als kurhannoverscher Oberdeichinspektor Bearbeiten Einen Deichbruch bei London liess Ovens angeblich unbehoben sondern verzog nach Amsterdam wo er jedoch um 1717 eine Reise zur Bewerbung um die Deichreparatur bei Wischhafen angetreten haben soll Ovens gelangte wohl per Jagt uber Hamburg nach Stade Mit kuhnen Projektvorschlagen soll er sich im Mai 1719 3 bei der Stader Regierung fur laufende Deichbauarbeiten des bisherigen Oberdeichgrafen Eybe Siade Johanns angedient haben Sodann scheint Ovens wirklich Projekte fur den Geheimrat von Bernstorff auf dessen Gut Gartow realisiert zu haben Kraft eines Empfehlungsschreibens des Rates von Bernstorff wurde Ovens nun ohne je irgendeine echte Ausbildung absolviert zu haben vom Hof in Hannover als Oberdeichinspektor angestellt Zuruck in Stade ab 22 November 1719 ubte er sodann Druck Kritik und uble Nachrede gegen Johanns aus bis er zu dessen Nachfolger berufen wurde Unterschlagungen bei den Deichreparaturen in Wischhafen Bearbeiten Im November 1719 waren die von Johanns gewarteten Deiche durch Sturmfluten wie jene vom 26 Februar 1718 schwer beschadigt worden Ovens soll Johanns zunachst bis zum Tode gemobbt dann uber seinen Baukassierer den ihm horigen jungen Engel Geldmittel fur die Arbeiten eingetrieben und sich bei Deichgraf Jacobi 4 einquartiert haben In der Folge scheint Ovens problemlos weitere Geldsummen erschlichen zu haben und gewohnte sich ein zunehmend rudes Auftreten als koniglicher Bedienter an Kassierer und Inspektoren soll er mit Gewalt bedroht und vor einem Kaufmann Haxmeister geprahlt haben Wer eine solche Arbeit wie ich damals unter Handen hatte und sich nicht auf einige Jahre dabey versorgete viel arger als der grosste Narr sein musste mein Konig hat Geld und ich habe Courage Auftrage an Subunternehmer vergab Ovens nur gegen Gewinnbeteiligung Rohstoffe liess er anschreiben ohne zu bezahlen Auch Arbeiter sollen ihm wenig gegolten haben und angeblich ausserte er Fiele ein Arbeiter in den Kley Lasset ihn liegen Er ist so gut wie ein Sack Sand Flucht und angebliche Autobiographie Bearbeiten Schliesslich soll Ovens eine Flucht aus der Haft in Stade nach Kiel im danischen Holstein gegluckt sein wo er 1724 vermeintlich eigenhandig seine sittenlosen Memoiren in Form eines Buchleins 5 gedruckt angeblich in Leipzig und Frankfurt veroffentlichte manchen Quellen zufolge kann es sich hierbei um eine von Ovens Gegnern als Schmahschrift verfasste zeitgenossische Falschung handeln die auf allgemein bekannten Details aus Ovens Vita beruhte Darin versucht der Autor vermeintlich Ovens gar nicht erst eine Rechtfertigung oder Entschuldigung hingegen werden skrupelloser Egoismus und opportunistisches Glucksrittertum des begabten Bauernsohns Jacob Ovens vor dem Hintergrund feudalistischer Selbstherrlichkeit in skurriler Weise glorifiziert Die glaubhafteste Quelle mit einer ausfuhrlichen Schilderung von Ovens wirklichen Taten und Untaten findet man wohl in Jobelmanns Aufsatz aus dem Jahre 1880 siehe Literatur Jacob Ovens spateres Schicksal nach Jobelmann 1880 Bearbeiten nbsp Karte der Niederelbe von Nicolaes Visscher nach 1681Untersuchungskommissionen Bearbeiten Aufgrund des immensen Geldverbrauchs fur den Deichbau bei Stade und Wischhafen im Lande Kehdingen untersuchte im Jahr 1720 eine erste Kommission unter Oberstleutnant Pauli und Major Walmoden die Arbeiten Ovens wobei Walmoden sich auf Ovens Seite geschlagen haben soll die Kommission jedoch eine weitere Offenlegung des Rechnungswesens verlangte Trotz weiterer Beschwerden meldete Ovens am 24 Juni 1720 den vermeintlichen Fortschritt der Werke an die Regierung in Stade was von dieser am 27 September an den Konig berichtet wurde Es waren 100 000 Pfahle eingerammt 20 000 Bunde Faschinen zahllose Sandsacke und Erdkasten und 100 Schiffe versenkt worden aber durch die Neujahrsflut 1721 wurden die unsoliden Holzdeichanlagen die unter Ovens erbaut worden waren grossteils wieder zerstort Ovens regte noch am 31 Dezember 1720 dennoch eine Lotterie im Herzogtum Bremen zur Einnahme neuer Geldmittel fur seine Deichbau Projekte an Am 30 Dezember 1721 machte Ovens sogar den dreisten Vorschlag die Elbdeiche auf eigene Kosten zu erbauen wenn man ihm dafur das ganze Kirchspiel Hamelworden zum freien Privateigentum uberschriebe Nachdem vermehrt Beschwerden uber Ovens Treiben und Taktiken des Regierungsrates Albrecht Andreas von Ramdohr zum Schutze desselben laut wurden vor allem seitens des Oberdeichgrafen und Landrats Engelbert Johann von Bardenfleth 6 wurde per Befehl des Konigs am 20 Februar 1722 eine zweite Kommission zur Untersuchung der Vorfalle bestehend aus Geheimrat von Alvensleben Landdrost von Sporcken zu Harburg und Kanzleirat von Lautensack zu Celle eingerichtet die auf militarische Unterstutzung der Stader Garnison des Regiments von Generalleutnant Detlev von Rantzau zuruckgreifen konnte Diese zweite Kommission untersuchte ab 25 August 1722 die Vorfalle und schickte am 21 September einen Bericht uber die Art und Weise von Ovens Rechnungsfuhrung an den Konig wogegen Ovens am 30 September 1722 Beschwerde beim Konig selbst und beim Oberappellationsgericht in Celle einlegte das daraufhin noch genauere Informationen von der Kommission anforderte Haft in Stade Flucht und erneute Haft Bearbeiten Ende September 1722 kam Ovens einige Tage unter Hausarrest und sodann ins Gefangnis Engelsburg wo Ovens damalige Frau sich beim Pfortner Muller ehem Schulmeister aus Koln einmietete Im November 1722 beschwerte sich Ovens uber angebliche Misshandlungen seitens Lautensacks Im Februar 1723 erfolgten weitere Voruntersuchungen mit langen Verhoren bei denen Ovens trotzig die Aussage verweigerte und daher manchmal in Eisenfesseln gelegt wurde Durch unablassige direkt an den Konig gerichtete Immediateingaben mit ubertriebenen Beschwerden uber die Haft und Verhorumstande versuchte Ovens Zeit zu gewinnen Am 9 Juli 1723 wurden weitere gravierende technische Versaumnisse an den Deichen festgestellt Es kam zu zahlreichen Verhandlungen Verhoren und Vernehmungen von Zeugen beider Streitparteien bei denen der Regierungsrat Ramdohr stets zugegen war Schliesslich wurde Ovens durch konigliche Resolution vom 27 August 1723 seines Dienstes verlustig erklart Im Marz 1724 versuchte Ovens aus der Haft heraus eine Verteidigung zu organisieren Er schrieb auch einige Briefe an Ramdohr und erhielt finanzielle Unterstutzung 7 von diesem Statt auf etwaige Erfolge seines Verteidigers Detenhof zu warten entschied sich Ovens am 17 Juli 1724 fur den Ausbruch aus dem Gefangnis seine Frau hatte den Pfortner samt Gattin betrunken gemacht und bei der morgendlichen Visite den wachhabenden Leutnant Ruperthan getauscht so dass dieser einen ausgestopften Schlafrock und Mutze fur den Gefangenen hielt und floh verkleidet als Bauer uber Schulau und Pinneberg nach Bramstedt Ovens wurde durch den Kammerschreiber Halde samt gehoriger Mannschaft verfolgt und schliesslich von ortlichen Kraften in Neumunster verhaftet Zunachst wurde er ins danische Kiel gebracht und dann zum 13 August 1724 nach Stade ausgeliefert und erneut inhaftiert Am 18 Juni 1725 wurde er von der Untersuchungskommission des Betrugs uberfuhrt am 14 August 1725 torquirt gefoltert und bis 16 Marz 1726 in der Frohnerei Stadtgefangnis gehalten Am 5 Marz 1726 war bereits die lebenslange Zuchthausstrafe angeordnet worden die Ovens nach Uberfuhrung mittels vierspanniger Landesfuhr unter der Bedeckung eines Unteroffiziers vier Gemeiner und des Steckenknechts laut Empfangsschein vom 19 Marz 1726 in Celle auch wirklich antrat Verstrickung des Regierungsrates Albrecht Andreas von Ramdohr BearbeitenNicht nur seinen Vorganger Eybe Siade Johanns sturzte Ovens ins Verderben auch Mitglieder der Stader Regierung mussten seinetwegen ihren Abschied nehmen Regierungsrat Albrecht Andreas von Ramdohr war eher vorsatzlich als fahrlassig in die Affare um Ovens verstrickt 8 der sich bereits um 1720 mit Geldgeschenken aus Landesmitteln erkenntlich zeigte Der erste Vorsitzende des Konsistoriums und Vorgesetzte Ramdohrs Johann Friedrich von Staffhorst liess als altester Beamter in der Regierung die Parteinahmen zugunsten Ovens schweigend geschehen und vermied personliche Kontakte mit diesem Ramdohr hatte somit fast allein die Kontrolle uber die Wischafener Angelegenheiten Er protegierte Ovens und pflegte vertraulichen Umgang mit ihm Auch sein Sohn Christian Ludwig von Ramdohr 1691 Celle 4 August 1731 als Refendar der Regierung in Stade war eingeweiht Ramdohrs zweiter Sohn Georg Wilhelm 30 Juni 1693 Celle 14 Juni 1755 Hannover hatte als kurfurstlicher Hofsekretar zu Hannover Einblick in dortige Verhandlungen uber die Freigabe der immensen Staatsmittel Ovens selbst erwahnte Ramdohrs Hilfsbereitschaft gegen Erkenntlichkeiten am 8 Januar 1720 in einem Schreiben an den Deichgrafen Jacobi Wegen der engen Verbindung Ramdohrs und seines Sohns des Referendars Christian Ludwig zu Ovens erhob die Untersuchungskommission 1723 Bedenken hinsichtlich der Anwesenheit Ramdohrs in den Verhandlungen uber Ovens beim Konig wonach Ramdohr von den Prozessen ausgeschlossen wurde Ovens war zudem auch mit dem dritten Sohn Ramdohrs Gottlieb Christian von Ramdohr einem Fahnrich beim Regiment von Rantzow und dessen Kameraden dem Gefreit Korporal Cammann bekannt Am Tage vor Ovens Ausbruch im Juli 1724 war nun gerade Cammann der Wachhabende betrank sich angeblich mit Ovens und einem nicht sehr streng bewachten Mithaftling der oft Branntwein und Kleider empfing und vernachlassigte wohl die Ruckgabe des Torschlussels an der Hauptwache Cammann war ein Hausfreund bei der Familie Ramdohr In den Prozessen nach Ovens missgluckter Flucht wurde Albrecht Andreas von Ramdohr daher neben der Begunstigung auch der Fluchthilfe verdachtigt Er ersuchte um seine Entlassung 9 und schied am 9 November 1724 aus seinen Amtern Die Vorwurfe gegen ihn wurden jedoch durch Milde des Konigs angesichts Ramdohrs langjahriger Dienstzeit und durch Vermittlung des ausgedehnten Freundeskreises nicht ernsthaft weiter verfolgt Sein Sohn Christian Ludwig von Ramdohr verlor zwar seinen Posten als Referendar in Stade durch konigliche Resolution vom 7 November 1724 10 wurde aber nicht weiter belangt Georg Wilhelm von Ramdohr blieb kurfurstlicher Hofsekretar und wurde lediglich vom Dienst in den Bremenschen Kammersachen abgezogen In einem historischen Kriminalroman 11 wird Ramdohrs Verstrickung ganz im Stile des mutmasslich eigenhandigen Lebenslauff geschildert Ovens gelingt es mit seinem Gehilfen Engel den zunachst hochmutigen Regierungsrat zu beeindrucken um somit weitere Gelder fur den Deichbau zu erhalten Ovens wird von Ramdohr sehr zum Missfallen seiner Gattin Sarah geb Bacmeister in dessen Haus in Stade eingeladen was den Tatsachen entspricht wo der Komplott zur Abzweigung von Staatsmitteln zunehmend Formen annimmt Zuletzt sollte nur noch Ramdohr Zugang zu den Baustellen gewahrt werden wahrend die Uberprufung durch andere Inspektoren verhindert wurde Auf diese Weise konnte Ramdohr Ovens Tatigkeiten protegieren und die Abzweigung von Baugeldern konnte weiter betrieben werden In einem amtlichen Schreiben Staffhorsts vom 29 Juni 1724 Erwagungen zur Nachfolge nach Albrecht Andreas von Ramdohr heisst es dazu dass Secretarius von Ramdohr jener Zeit da er die dortige Brem und Vehrdische Expedition angetreten wir avis nicht anderes wissen noch glauben bloss aus besonderer Faveur und Gratification eine Portion an dem hiesigen Secretarium Fiscus dazu er jedoch nichts conferieret mit erlanget hatte Als Nachfolger Ramdohrs wurde alsbald der durch den Drost Detlef Reinhold von der Pahlen 1685 1723 und durch Staffhorst empfohlene Richter Johann Georg Pauli zu Oberndorf 12 zum Secretarius bestallt Brief des Johann Friedrich von Staffhorst vom 29 Juni 1724 BearbeitenOriginal im Niedersachsischen Landesarchiv Stade als Public Domain ausgewiesen nbsp Seite 1 nbsp Seite 2 und 3 nbsp Seite 4Ungefahre Abschrift nach NLA ST Rep 40 Nr 1123 Aufnahmen 0016 bis 0018 Seite 1 An die Herren Geheimen Rathe zu Hannover Stade den 29 Juni 1724Es ist allhier wohl eingelaufen was euer Excellences wegen der von seiner Konigl Majestat allergnadigsten Herren allerselbst mit dem dortigen Secretario von Ramdohr beliebten Veranderung und allergnadigsten Resolution dass dessen sonst abgehabte Brem und Vehrdischen Expedition jemand anders aufgetragen werden sollte uns zu eroffnen und zu was Euch dieselbe wegen jenes bequemen Subjecti unserer Gedenken zu erfordern belieben wollen Als nun euer Excellences dieshalb auf den hiesigen Secretraium Frielinghausen Reflexion gemacht so halten wir denselbigen zu der dortigen Brem und Vehrdischen Expedition geschickt genug nachdem mahlen aber derselbe allhier in Seite 2 guter Hebung seiner Gage auch auf volligem Grunde seiner Por tion des Fisci Secretariorium sitzet hergegen aber der Secretarius von Ramdohr jener Zeit da er die dortige Brem und Vehrdische Expedition angetreten wir avis nicht anderes wissen noch glauben bloss aus besonderer Faveur und Gratification eine Portion an dem hiesigen Secretarium Fiscus mit erlanget dazu er jedoch nichts conferieret mit erlanget solches aber derjeniger aber dem Successori in der Expedition nicht gleich falls in Prejudicium des hiesigen ad Fiscu arbeitenden Secretariums unseres Erachtens zuzustehen seyn wird so zweifeln wir sehr daran dass er mit solcher Veranderung ihm gedienet sein oder er dieselbe verlangen werde Der nachste Justiz Secretarius Diecmann wurde sowohl aus vergenannter Consideration und anderen rationibus oeconomicis als auch weilen er aber Arbeit bei der Justiz Kanzelei schon von einigen Jahren gewohnet aber wenig bei etwaiger Veranderung sich Seite 3 verbessern oder auch seiner Hoffnung finden konnen Der jungste Justiz Secretarius Ovelacker hingegen hat zwar als der nun reulich in seiner jetzigen Function getreten den Grund des Fisci noch nicht jedoch ist man seiner wegen des Archivi dabei er vor hin gestanden und in Aufsuchung der Akten noch ofters Dienste thun muss allhier benothigend Der Consistorial Secretarius Botticher aber wird eben wohl seinen gut und eintraglichen Post zu tangieren nicht verlangen Euren Excellences wird also nicht missfallig sein wenn wir ein anderes gutes und zu der vorbenannten Expedition tuchtiges Subjecti und massgeblich in Vorschlag bringen Es ist dieses der Richter Pauli zu Oberndorf im Amten Neuhaus da woher zu Schwedischer Zeit bei hiesigem Seite 4 Hofgerichte Proto Notarius gewesen und welcher gute solide Studia hat des Zustandes der hiesigen Lande kundig auch treu redlich und ver schwiegen mithin seiner Feder machtig ist wir darum von letzterem das nachher Hannover eingesandte Protocollum von der durch den weil Drosten von der Pahlen und von Vogt Homfeld geschehenen Untersuchung des Contribu tions Vorschuss im Land Kehdingen Butzfleth ischen Theils Zeugen halber beilegen und in Absicht auf solche gute Qualitaten wagen wir beim Bedencken Euren Excellences ihn dienstschuldigst zu recommondieren wie er dann wenn er gleich an dem hiesigen Fisco Secretarium nicht par tizipieret dennoch seiner vielfaltiger Verbesserung finden wurde wenn er mit diesem Avance ment mochte benefiziert werden Euren Excellences haben wir also hiermit unserer erforderter Gedancken der Sache wahrer Beschaffenheit nach zu vernehmen uns schuldig erachtet und untergeben jene dero erlauchtesten Erwagung die wir demeselben g verbleiben Stade d 29 Juni 1724 Chr Gr Brit Regierung J F STAFF Literatur und Weblinks BearbeitenHarry Schmidt m Unterstutzung d Universitat Kiel Selbstverlag 1922 Jurgen Ovens sein Leben und seine Werke Ein Beitrag zur Geschichte der niederlandischen Malerei im 17 Jahrhundert S 56 ff Michael Ehrhardt 2003 Ein guldten Bandt des Landes zur Geschichte der Deiche im Alten Land Band 2 Landschaftsverband der Ehemaligen Herzogtumer Bremen und Verden S 140 145 ISBN 978 3 931879 11 2 Jobelmann W H 1880 Der Oberdeichinspector Jacob Owens ein Beitrag zur Geschichte der Sturmfluth vom Jahr 1717 und der Entstehung des Konigl Amtes Wischhafen im Lande Kehdingen in Archiv des Vereins fur Geschichte und Alterthumer der Herzogthumer Bremen und Verden und des Landes Hadeln zu Stade Stade 1880 Band VII S 75 112 Digitalisat abgerufen am 6 April 2020 siehe auch Wikisource Thomas B Morgenstern Jacob Ovens Deichbauer oder Betruger Kriminalerzahlung Stade 2009 ISBN 978 3 938097 18 2 Neuauflage Jacob Ovens Hochstapler Betruger Deichbauer Historischer Kriminalroman 2017 MCE Verlag ISBN 978 3 938097 41 0 Jacob Ovens moglicherweise Falschung Lebens Lauff Mein Einige Zeit zu Stade ver arrestirt gewesenen endlichen aber doch glucklich echappirten Ober Teich Inspectoris Jacob Ovens Frankfurt und Leipzig 1724 Digitalisat abgerufen am 5 April 2020 Manfred Jakubowski Tiessen Sturmflut 1717 die Bewaltigung einer Naturkatastrophe in der Fruhen Neuzeit Oldenbourg Verlag 1992 S 193 195 ISBN 978 3 486 55939 2 Digitalisat abgerufen am 6 April 2020 NLA ST Rep 40 Nr 1123 Besoldung Bestallung und Pension der Bedienten der Regierung zu Stade Enthalt u a Liste der Besoldungen zu Stade 1716 Bestallung des Richters Pauli zu Oberndorf zum Sekretar 1724 darin Aufnahmen 0016 bis 0018 Brief des Johann Friedrich von Staffhorst vom 29 Juni 1724 zu Nachfolgern fur Ramdohr NLA ST Rep 40 Nr 295 darin Aufnahmen 0005 bis 0010 Schriftwechsel uber Strandungen und Strandrecht zwischen Albrecht Andreas von Ramdohr und Graf L B Jacobi vom 10 bis 23 November 1717 Einzelnachweise Bearbeiten Schmidt Kiel 1922 Jurgen Ovens sein Leben und seine Werke Ein Beitrag zur Geschichte der niederlandischen Malerei im 17 Jahrhundert S 56 ff Jacob Ovens Lebens Lauff Frankfurt und Leipzig 1724 Digitalisat abgerufen am 5 April 2020 Michael Ehrhardt 2003 Ein guldten Bandt des Landes zur Geschichte der Deiche im Alten Land Band 2 S 140 Es handelt sich um Graf L B Jacobi wohl einen wirklichen Grafen der in Schriftgut aus den Jahren um 1717 namentlich existiert vgl NLA ST Rep 40 Nr 295 darin Aufnahmen 0005 bis 0010 Schriftwechsel uber Strandungen und Strandrecht zwischen Albrecht Andreas von Ramdohr und Graf L B Jacobi vom 10 bis 23 November 1717 Jacob Ovens Lebens Lauff Mein Einige Zeit zu Stade ver arrestirt gewesenen endlichen aber doch glucklich echappirten Ober Teich Inspectoris Jacob Ovens Leipzig 1724 S 5 f books google de NLA ST Rep 40 Nr 1423 siehe Jobelmann 1880 S 106 Johann Hinrich Pratje Vermischte historische Sammlungen Band 2 Nachdruck Stade 1842 S 458 ff siehe Brief des Johann Friedrich von Staffhorst vom 29 Juni 1724 Seite 1 vgl Jobelmann 1880 S 109 vgl T Morgenstern 2009 und 2017 Volker Friedrich Drecktrah Dietmar Willoweit 2015 Rechtsprechung und Justizhoheit Festschrift fur Gotz Landwehr zum 80 Geburtstag von Kollegen und Doktoranden Bohlau Verlag Koln Weimar S 209 Eingeschrankte Vorschau bei books google de abgerufen am 5 April 2020 Normdaten Person GND 143199218 lobid OGND AKS VIAF 165138290 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ovens JacobALTERNATIVNAMEN Owens JakobKURZBESCHREIBUNG deutscher HochstaplerGEBURTSDATUM um 1685GEBURTSORT bei Dithmarschen oder bei FriedrichstadtSTERBEDATUM 18 Jahrhundert Abgerufen 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