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Die Judische Kampforganisation polnisch Zydowska Organizacja Bojowa kurz ZOB jiddisch Jidische Kamf Organisatie יי דישע קא מף א רגא ניזא ציע war eine judische Widerstandsorganisation die im deutsch besetzten Polen wahrend des Zweiten Weltkrieges im Warschauer Ghetto gegen dessen Liquidierung und den damit verbundenen Massenmord als Teil des Holocaust an den Bewohnern kampfte Der von der ZOB 1943 organisierte Aufstand im Warschauer Ghetto konnte die Auflosung des Ghettos und die Ermordung der ubrig gebliebenen Einwohner vom 18 Januar bis zum 16 Mai 1943 hinauszogern 1942 hatte das Ghetto in Warschau 400 000 Einwohner Eine gleichnamige Widerstandsgruppe gab es seit November 1942 auch in Krakau Inhaltsverzeichnis 1 Ursprunge in den judischen Jugendorganisationen 2 Grundung der ZOB 3 Widerstand der ZOB gegen die zweite Deportationswelle 4 Die letzte Deportation und der Aufstand 5 Epilog 6 Die Judische Kampforganisation in Krakau 7 Siehe auch 8 Literatur 9 EinzelnachweiseUrsprunge in den judischen Jugendorganisationen BearbeitenDer Anlass zur Entstehung der ZOB war eine Anordnung der Deutschen vom 22 Juli 1942 bezuglich des zukunftigen Schicksals der Juden des Warschauer Ghettos Alle Juden in Warschau unabhangig von Alter und Geschlecht wurden nach dem Osten umgesiedelt werden Damit begann eine gewaltige Deportation der Juden die bis zum 12 September 1942 dauerte Insgesamt wurden ungefahr 300 000 Juden deportiert viele von ihnen nach Treblinka Die Deportationen reduzierten die einst bluhende judische Gemeinde von Warschau auf 55 000 bis 60 000 Einwohner Die judischen Jugendorganisationen die die entscheidende Rolle bei der Grundung der ZOB spielten hatten die Absicht der Nazis vorausgeahnt die Warschauer Juden zu vernichten Sie verlegten sich von kultureller Arbeit und Bildungstatigkeiten auf Selbstverteidigung und schliesslich auf bewaffneten Kampf Im Gegensatz zur alteren Generation nahmen die Jugendgruppen die Berichte ernst und machten sich keine Illusionen uber die wahren Absichten der Nationalsozialisten In einem Dokument das von der sozialistisch zionistischen Jugendgruppe HaSchomer HaTzair drei Monate vor dem Beginn der Deportationen veroffentlicht wurde heisst es Wir wissen dass Hitlers System von Massenmord Abschlachten und Raub geradewegs in die Sackgasse und die Vernichtung der Juden fuhrt Vertreter von HaSchomer HaTzair und weiteren Jugendgruppen schlugen bei einem Treffen von Warschauer judischen Anfuhrern im Marz 1942 die Grundung einer judischen Selbstverteidigungsorganisation vor Der Vorschlag wurde vom Allgemeinen Judischen Arbeiterbund kurz Bund abgelehnt der glaubte dass eine Kampforganisation ohne die Hilfe polnischer Widerstandsgruppen die jegliche Unterstutzung einer solchen Organisation ablehnten scheitern wurde Andere lehnten den Gedanken des bewaffneten Widerstands mit der Begrundung ab es gebe keinen Beweis fur eine drohende Deportation und bewaffneter Widerstand wurde die Deutschen dazu provozieren an der ganzen judischen Gemeinschaft Vergeltung zu uben Grundung der ZOB BearbeitenDie Vertreter der politischen Gruppen im Untergrund hielten am 23 Juli 1942 ein geheimes Treffen ab gelangten aber nicht zu einem Konsens Am 28 Juli trafen sich die Vertreter von Haschomer Hazair Dror und Akiva unabhangig von den politischen Parteien und grundeten die ZOB Jitzhak Zuckerman einer der Anfuhrer der ZOB beschrieb spater die Umstande unter denen die ZOB gegrundet wurde Bei diesem Treffen entschieden wir die Jugendgruppen die Judische Kampforganisation zu grunden Nur wir ganz allein ohne die Parteien Die ZOB schickte Boten in den polnischen Teil von Warschau um Waffen zu beschaffen und Verbindungen zu polnischen Widerstandsgruppen wie der Polnischen Heimatarmee zu knupfen die den judischen bewaffneten Kampf unterstutzen konnten Abgesehen von wenigen Ausnahmen blieb die Waffenbeschaffung weitgehend erfolglos auch weil die polnischen Organisationen ihre ohnehin sehr kargen Bestande nicht fur die militarisch ungeschulten Juden verschwenden wollten General Rowecki Oberbefehlshaber der Heimatarmee berichtete dass Juden von allen moglichen Gruppen sich an uns wenden und um Waffen bitten als ob unsere Depots voll waren Die ZOB begann Propaganda zu verbreiten die die Juden aufrief zu den Waffen zu greifen Ein Brief der ZOB datiert vier Monate nach der ersten Deportation verlangte dass nicht ein einziger Jude zum Deportationszug gehen durfe Der Brief schloss mit dem Entschluss Jetzt muss unsere Parole heissen Lasst jeden bereit sein wie ein Mann zu sterben nbsp Mordechaj Anielewicz Anfuhrer der Warschauer Gruppe von Hashomer Hatzair und wesentlich beteiligt an der Organisation und Durchfuhrung des Aufstands im Warschauer GhettoTrotz grossen Mangels an Bewaffnung gelang es der ZOB den Kommandeur der Ghettopolizei anzuschiessen und schwer zu verletzen Die Juden die im Warschauer Ghetto lebten betrachteten die Ghettopolizei die aus Juden bestand aber unter deutscher Aufsicht war mit Verachtung und Abscheu Die ZOB sah sie als Kollaborateure an und proklamierte sie wurde jeden exekutieren der mit den Nationalsozialisten zusammenarbeitete Als es den Nationalsozialisten gelang mehrere wichtige Funktionare der ZOB zu fassen drohte die Organisation im Chaos zu versinken Eine Stabilisierung setzte ein als andere zionistische Jugendgruppen wie Gordonia und Noar Zioni der ZOB beitraten Das entscheidende Ereignis zur Starkung der ZOB war der Beitritt der Bundisten der kommunistischen Polska Partia Robotnicza und einiger erwachsener zionistischer Parteien Der neue oberste Anfuhrer war Mordechaj Anielewicz vormals Chef der Haschomer Hazair Die ZOB machte sich daran Personen aus dem Ghetto auszusondern die wahrend der Deportationen mit den Nationalsozialisten kooperiert hatten Darunter war auch Alfred Nossig ein Zionist und hochgeschatzter Mann in der Gemeinschaft der zu einem Informanten der Nationalsozialisten geworden war Diese Hinrichtungen hatten den Nebeneffekt dass alle die daran gedacht hatten mit den Deutschen zusammenzuarbeiten eingeschuchtert wurden Widerstand der ZOB gegen die zweite Deportationswelle BearbeitenAm 18 Januar 1943 begannen die Deutschen mit der Durchfuhrung einer zweiten Deportationswelle Unter den ersten Juden die zusammengetrieben wurden befand sich eine Anzahl ZOB Kampfer die sich absichtlich unter die Gefangenen gemischt hatten Unter der Fuhrung von Anielewicz warteten sie auf das verabredete Signal traten dann aus der Formation heraus und schossen mit Hand und Faustfeuerwaffen auf die Deutschen Die Kolonne zerstreute sich und Berichte uber die Aktion der ZOB verbreiteten sich schnell im ganzen Ghetto Wahrend dieser Deportation konnten die Deutschen nur etwa 5 000 bis 6 000 Juden zusammentreiben Die Deportationen dauerten vier Tage und trafen auf weiteren Widerstand seitens der ZOB Als die Deutschen das Ghetto am 22 Januar wieder verliessen betrachteten die verbliebenen Juden dies als Sieg Israel Gutman ein Angehoriger der ZOB der spater einer der wichtigsten Autoren uber die Warschauer Juden wurde schrieb Es war den Juden nicht bekannt dass die Deutschen nicht die Absicht gehabt hatten das Ghetto mit der Januardeportation zu liquidieren Allerdings so Gutman weiter hatte die Januardeportation einen entscheidenden Einfluss auf die letzten Monate des Ghettos Die letzte Deportation und der Aufstand BearbeitenDie letzte Deportation begann am Vorabend des Pessachfestes am 19 April 1943 Die Strassen des Ghettos waren grosstenteils leer Die meisten der 30 000 verbliebenen Juden versteckten sich in sorgsam vorbereiteten Bunkern von denen einige zwar Strom und fliessendes Wasser aber keinen Fluchtweg hatten nbsp Die polnische Gedenkausgabe zum 40 Jahrestag des Aufstands im Warschauer Ghetto zeigt neben dem Mahnmal fur den Aufstand die Medaille zum Gedenken an die ZOBAls die Deutschen ins Ghetto einmarschierten trafen sie auf heftigen Widerstand von Kampfern die aus offenen Fenstern von leeren Wohnungen angriffen Die Verteidiger des Ghettos bedienten sich der Guerilla Taktik und hatten nicht nur den Vorteil des Uberraschungseffekts sondern auch den auf ihre Gegner hinabsehen zu konnen Dieser Vorteil ging verloren als die Deutschen begannen die Hauser des Ghettos systematisch niederzubrennen was die Kampfer zwang ihre Stellungen zu verlassen und in den unterirdischen Bunkern Schutz zu suchen Die Feuer uber diesen verbrauchten einen grossen Teil des Sauerstoffs im unterirdischen Teil und verwandelten die Bunker in todliche Erstickungsfallen Am 16 Mai erklarte SS Brigadefuhrer und Generalmajor der Polizei Jurgen Stroop die Grossaktion im Warschauer Ghetto mit den Worten Es gibt keinen judischen Wohnbezirk in Warschau mehr fur beendet Zum Abschluss liess er die Grosse Synagoge sprengen Das Ghetto wurde vollstandig zerstort Insgesamt kamen im Warschauer Ghetto 56 065 Menschen ums Leben 1 Epilog BearbeitenSelbst nach der Zerstorung des Ghettos fanden sich noch kleine Gruppen von Juden in unterirdischen Bunkern beiderseits der Ghettomauer Tatsachlich gelang es in den letzten Monaten der Existenz des Ghettos circa 20 000 Juden in den polnischen Teil der Stadt zu fliehen Einige der gefluchteten Juden wie der Jugendgruppenanfuhrer Jitzhak Zuckerman und der Bundist Marek Edelman beteiligten sich 1944 am Warschauer Aufstand gegen die Besatzer Wahrend viele der Mitglieder und Anfuhrer der Jugendgruppen im Warschauer Ghetto umgekommen sind existieren die Bewegungen selbst bis heute uber die ganze Welt verstreut Die linken Gruppen wie HaSchomer HaTzair und Habonim Dror finden sich in Landern wie Sudafrika Grossbritannien Niederlande Argentinien Chile Italien den Vereinigten Staaten Israel Mexiko und Australien Die eher rechtsgerichtete Gruppe Betar erfreut sich ebenfalls einer grossen Anhangerschaft vor allem in Westeuropa und den Vereinigten Staaten Die Judische Kampforganisation in Krakau BearbeitenNachdem die SS am 28 Oktober 1942 6 000 Menschen aus dem Ghetto Krakau in das Vernichtungslager Belzec deportiert hatte vereinigten sich im November Akiba Dror Hashomer Hatzair und weitere Aktivisten nach Warschauer Vorbild zur Judischen Kampforganisation ZOB Allein in der Zeit von September bis Dezember fuhrten sie mindestens zehn Attentate und Sabotageaktionen durch Als die ZOB am 22 Dezember 1942 zu einer gross angelegten koordinierten Aktion ausholte zahlte sie bereits um die 300 Mitglieder Mit Unterstutzung der eigens aus Warschau angereisten kampferprobten ZOB Mitglieder Yitzchak Zuckerman und Eve Fulman sowie der Gwardia Ludowa kommunistische Volksgarde wurden mehrere Wehrmachts und SS Garagen in Brand gesteckt Motorboote der Gendarmerie zerstort sowie deutsche Offiziere in einer Offiziersmesse einem Kino und drei Cafes erfolgreich angegriffen Laut deutschen Quellen wurden an diesem Abend etwa 20 Menschen getotet und verwundet und polnischen Quellen zufolge wurden 11 Menschen getotet und 13 verletzt Die Tater wurden in derselben Nacht in einem Versteck in der Stadt gefasst Dutzende Mitglieder der Organisation wurden nach der Aktion von der Gestapo verhaftet und die Untergrundaktivitaten im Krakauer Ghetto kamen zum Schweigen Zehn der Inhaftierten wurden im Gestapo Gefangnis hingerichtet Gusta Dawidson Drenger konnte am 29 April 1943 wahrend ihrer Deportation ins Vernichtungslager gemeinsam mit drei Mitkampferinnen entkommen zahlreiche weitere Frauen wurden bei diesem Fluchtversuch erschossen Gusta Dawidson Drenger und ihr Mann Simon Drenger arbeiteten hiernach weiter im Untergrund Bei einer Reise nach Warschau am 8 November 1943 wurden beide verhaftet und vermutlich kurz darauf getotet Die letzten judischen Partisanen flohen im Sommer 1944 aus Krakau in den Budapester Untergrund Siehe auch BearbeitenJudischer MilitarverbandLiteratur BearbeitenEin Standardwerk uber die Judische Kampforganisation im Allgemeinen schrieb Reuben Ainsztein Jewish Resistance in Nazi Occupied Eastern Europe London 1974 deutsch Judischer Widerstand im deutschbesetzten Osteuropa wahrend des Zweiten Weltkriegs Oldenburg 1993 Der Abschnitt uber Krakau beruht auf dem Kapitel Keine Angst ich werde nicht weinen S 260 268 in Ingrid Strobl Sag nie du gehst den letzten Weg Fischer TB 1989 Der Roman Der Kommandant und das Madchen von Pam Jenoff behandelt ebenfalls das Thema Ziviah Lubetkin Die letzten Tage des Warschauer Gettos sic In Alliierter Informationsdienst Hrsg Neue Auslese 3 Jg Heft 1 1948 S 1 13 wieder als eigenes TB VVN Verlag Berlin 1949 illustriert Nachwort Friedrich Wolf 2 Matthew Brzezinski Isaac s Army A Story of Courage and Survival in Nazi Occupied Poland Random House New York 2012 ISBN 978 0 553 80727 1 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Tagesmeldung vom 16 Mai 1943 PDF Datei Seite 186 an SS Obergruppenfuhrer Friedrich Wilhelm Kruger im Stroop Bericht Lubetkin war eine Fuhrerin im Aufstand Verschiedene Schreibweisen des Vornamens Zivia engl Tziviah Cywia poln hebraisch צביה לובטקין Kampfname Celina Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Kampforganisation amp oldid 215901911