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Die Judenstrasse ist ein Verkehrsweg in der Altstadt des Berliner Ortsteils Spandau Sie beginnt am Altstadter Ring und uberquert dort den Muhlengraben kreuzt die Moritzstrasse sowie die Ritterstrasse und trifft an ihrem nordliche Ende wieder auf das Viktoria Ufer Da die Langsstrasse fruher an beiden Enden an der Stadtmauer abschloss war die Judenstrasse im Gegensatz zu der parallel verlaufenden Breiten Strasse und Carl Schurz Strasse keine Durchgangsstrasse Sie ist mit ihren kleinen Ladengeschaften weitaus weniger belebt als die anderen als Fussgangerzone gestalteten Langs und Querstrassen der Spandauer Altstadt Judenstrasse Spandau WappenStrasse in BerlinJudenstrasse Spandau BasisdatenOrt BerlinOrtsteil SpandauAngelegt im 14 Jh Hist Namen Kinkelstrasse 1938 2002 Anschluss strassen Altstadter Ring Viktoria UferQuerstrassen Charlottenstrasse Moritzstrasse RitterstrasseNutzungNutzergruppen Fussverkehr AutoverkehrTechnische DatenStrassenlange ca 400 Meter Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Erstanlage und Namensherkunft 1 2 Moritzkirche 1 3 Lynar Schloss Zuchthaus Spandau 1 4 Das Wendenschloss 1 5 Johanneskirche 1 6 Umbenennung und Ruckbenennung 2 Gedenktafel und Baudenkmale 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Die Judenstrasse auf einem Katasterplan der Stadt Spandau aus dem Jahr 1728Erstanlage und Namensherkunft Bearbeiten Die Strasse entstand im 14 Jahrhundert 1 Das Wort Juden ist eine umgelautete Nebenform zum mittelhochdeutschen Wort Juden Diese Strasse erhielt ihren Namen nach den in dieser Zeit dort lebenden Juden Die fruheste bekannte Uberlieferung des Namens stammt aus dem Jahr 1537 2 Die Anwesenheit von Juden in Spandau wurde bereits im Jahr 1307 urkundlich erwahnt Am sudlichen Ende der Judenstrasse befand sich laut Quellen aus dem 18 Jahrhundert eine Synagoge die Judenschule die 1342 erstmals in schriftlichen Quellen erscheint 3 Anhand von mittelalterlichen judischen Grabsteinen die bei Ausgrabungen im Fundament der Zitadelle Spandau gefunden worden sind lasst sich judisches Leben in Spandau bis vor 1244 zuruckdatieren Spandau selbst wurde erst 47 Jahre davor im Jahr 1197 zum ersten Mal urkundlich erwahnt Im Jahr 1510 kam es zum Berliner Hostienschandungsprozess infolgedessen 39 Juden aus dem Berliner Raum verbrannt und alle Juden aus der Mark Brandenburg ausgewiesen wurden Die Spandauer Synagoge in der Judenstrasse wurde daraufhin geschlossen und durch die Stadt weitervermietet die judischen Friedhofe eingezogen und deren Grabsteine teilweise fur den Festungsbau der Zitadelle verwendet Erst 150 Jahre spater mit einem Toleranzedikt des Kurfursten Friedrich Wilhelm siedelten sich wieder mehr Juden in Brandenburg an und langsam bildete sich eine neue judische Gemeinde in Spandau Plane aus dem 19 Jahrhundert in der Judenstrasse eine neue Synagoge zu bauen scheiterten wegen zu beengter Bauverhaltnisse Im Jahr 1894 begann der Bau der Spandauer Vereinssynagoge am Lindenufer Ecke Kammerstrasse 3 Am 13 Mai 1620 brannten 40 Hauser in der Judenstrasse nieder Wegen folgender Pestausbruche in Spandau 1626 1637 und der Lasten durch den Dreissigjahrigen Krieg konnte die Strasse erst 1688 wieder vollstandig hergestellt werden 4 5 nbsp Die vormalige Moritzkirche vor dem Abriss 1920 Moritzkirche Bearbeiten Hauptartikel Moritzkirche Am sudlichen Ende der Judenstrasse zur Stadtmauer hin lag die Moritzkirche die 1461 erstmals erwahnt wurde aber sicher alter war Nach 1806 wurde sie zur Kaserne umgebaut und 1920 zugunsten von Wohnbebauung abgerissen Lynar Schloss Zuchthaus Spandau Bearbeiten nbsp Grundriss des Zuchthauses Spandau zwischen der Juden und der Potsdamer Strasse seit 1939 Carl Schurz Strasse von 1805Zwischen 1578 und 1581 liess sich Rochus zu Lynar Hauptbaumeister der Zitadelle auf einem grossen Areal zwischen Juden Carl Schurz Charlotten und Moritzstrasse ein Palais errichten das als grafliches Schloss oder Lynar Schloss bezeichnet wurde 1686 erwarb der Kurfurst Friedrich Wilhelm das Schloss von den Lynarschen Erben um es in ein Spinn und Zuchthaus umzuwandeln Nachdem das Gebaude im 18 Jahrhundert sehr baufallig geworden war investierte der preussische Staat 80 000 Taler im Jahr 1805 in den Aus und Umbau des Zuchthauses in eine Straf und Besserungsanstalt Diese wurde 1872 aufgelost und das Gebaude als Schlosskaserne zur Einquartierung des 3 Garde Grenadier Regimentes Konigin Elisabeth genutzt 1898 wurde die Kaserne komplett abgerissen um Platz fur den Bau von Mietwohnhausern zu erhalten 4 5 Das Wendenschloss Bearbeiten nbsp Wendenschloss in der Judenstrasse 35Das als Wendenschloss bezeichnete Ackerburgerhaus in der Judenstrasse 35 Ecke Ritterstrasse war eines der auffalligsten Fachwerkhauser der Spandauer Altstadt Dessen genaue Erbauungszeit ist nicht bekannt wird aber um 1700 vermutet Ebenso ist die Herkunft des Namens Wendenschloss unbekannt Zunachst als Wohn und Wirtschaftshaus errichtet wurde es ab 1888 als Restaurant weiter genutzt Das denkmalgeschutzte Bauwerk wurde in den 1960er Jahren so stark baufallig dass es 1966 abgerissen werden musste Die Nikolaikirchgemeinde erwarb daraufhin das Grundstuck und errichtete an selber Stelle einen Neubau mit vorgeblendetem Fachwerk als Nachbildung des ursprunglichen Gebaudes Der Berliner Maler Otto Nagel hielt das Fachwerkhaus in zwei seiner Gemalde fest 6 7 Johanneskirche Bearbeiten nbsp Johanneskirche zwischen Juden und Carl Schurz Strasse nach 1875 der Turm gehort zur Nikolaikirche Hauptartikel Johanneskirche Spandau Zwischen dem nordlichen Ende der Judenstrasse und der Carl Schurz Strasse lag die um 1670 errichtete Johanneskirche Sie war das Gotteshaus der reformierten Gemeinde Spandau Zuvor hatte der Grosse Kurfurst Friedrich Wilhelm von Brandenburg sich dafur eingesetzt die Moritzkirche fur die wachsende reformierte Gemeinde zu offnen dies lehnte jedoch der Magistrat von Spandau ab Die Kirche wurde nach 1836 von der Garnisongemeinde mitgenutzt wofur sie umgebaut wurde Das Kirchengelande war von der Carl Schurz Strasse bis 1754 Klosterstrasse dann bis 1939 Potsdamer Strasse zuganglich und hatte eine Mauer zur Judenstrasse hin Ein Gelandestreifen zwischen der Kirche und der Judenstrasse diente zeitweise der Kirche als Friedhof Die Stadt Spandau wollte das Grundstuck der Kirche zur Erweiterung der Stadtschulen nutzen und erwarb es nach dem Bau der Lutherkirche und der Garnisonkirche die Johanneskirche wurde im Winter 1902 1903 abgerissen Auf dem Gelande wurde ein Gymnasium die spatere Freiherr vom Stein Oberschule gebaut Der ehemaligen Kirchhof wurde in das Gelande des Schulhofs mit einbezogen 8 9 10 Umbenennung und Ruckbenennung Bearbeiten Am 17 September 1938 liessen die Nationalsozialisten die Strasse im Zuge der Entfernung judischer Strassennamen nach dem Kunsthistoriker Gottfried Kinkel in Kinkelstrasse umbenennen Kinkel sass 1850 wegen Beteiligung an der Deutschen Revolution 1848 1849 im Zuchthaus Spandau ein wo er von seinem Freund Carl Schurz befreit wurde In diesem Zusammenhang wurde 1939 auch die zur Judenstrasse parallel verlaufende Potsdamer Strasse in Carl Schurz Strasse umbenannt Das Spandauer Bezirksamt hatte in mehreren Anlaufen versucht den Verkehrsweg in Judenstrasse zuruckzubenennen Ein erster Vorschlag der Spandauer FDP zur Ruckbenennung der Kinkelstrasse in Judenstrasse 1985 stiess bei Spandauer Geschaftsleuten und Anwohnern auf Widerstand Nach einem erneuten Anlauf 1993 94 wurde die Ruckbenennung mit den Stimmen der CDU und SPD beschlossen die FDP war zu diesem Zeitpunkt nicht im Bezirksamt vertreten Gut ein Jahr spater wurde der Ruckbenennungsbeschluss auf Antrag von CDU und SPD wieder zuruckgenommen Bei den Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und FDP im Jahr 2001 wurde die Ruckbenennung der Kinkel in Judenstrasse in die gemeinsame Vereinbarung beider Fraktionen auf Vorschlag der FDP aufgenommen die Ruckbenennung erfolgte in einem Festakt am 1 November 2002 Bei einer offentlichen Pressekonferenz am selben Tage am Ort der Ruckbenennung die die FDP Fraktion veranstaltet hatte kam es zum Eklat als die Ansprache des eingeladenen Vorsitzenden der Judischen Gemeinde zu Berlin Alexander Brenner mit den Rufen Juden raus und Ihr habt Jesus gekreuzigt gestort und die Veranstaltung abgebrochen werden musste 11 12 13 14 Gedenktafel und Baudenkmale BearbeitenAn der Fassade des Grundstucks Judenstrasse 2 befindet sich eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Umbenennung 1938 in Kinkelstrasse Liste der Baudenkmale in der Judenstrasse Nr 9 11 13 15 Wohnungsbauten Moritzkaserne Denkmal 1 Nr 29 Wohnhaus Denkmal 2 Nr 41 Mietshaus Wohnhaus Geschaftshaus sowie Wohn und Geschaftshaus Denkmal 3 Nr 40 41 42 43 47 51 53 Wohnhausgruppe und Mietshausgruppe Denkmal 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Judenstrasse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Judenstrasse In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert Einzelnachweise Bearbeiten Judenstrasse In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert Joachim Pohl Die judischen Gemeinden in Spandau vom Mittelalter bis zur Emanzipation Memento des Originals vom 20 September 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www geschichte spandau de in Mitteilungen der Heimatkundliche Vereinigung Spandau Marz 2009 a b Alois Kaulen Joachim Pohl Juden in Spandau Vom Mittelalter bis 1945 Hrsg Bezirksamt Berlin Spandau Edition Hentrich 1988 ISBN 3 926175 59 1 S 14 a b Otto Kuntzemuller Urkundliche Geschichte der Stadt und Festung Spandau 1881 a b Anton Kruger Chronik der Stadt und Festung Spandau 1867 Gunther Jahn Die Bauwerke und Kunstdenkmaler von Berlin Stadt und Bezirk Spandau 1971 ISBN 3 7861 4076 6 S 315 ff Jurgen Grothe Spandau vor Berlin In Berlinische Reminiszenzen Band 52 Haude amp Spener Berlin 1984 ISBN 3 7759 0217 1 S 49 ff Hans Herbert Moller Die ehemalige Moritzkirche in Spandau In Jahrbuch fur brandenburgische Landesgeschichte 15 Band Berlin 1962 S 59 70 hier S 65f Gunther Jahn Die Bauwerke und Kunstdenkmaler von Berlin Stadt und Bezirk Spandau Berlin 1971 S 187 193 hier S 188 Gunther Jahn Die Bauwerke und Kunstdenkmaler von Berlin Stadt und Bezirk Spandau Gebr Mann Verlag Berlin 1971 S 150 Volkszorn in der Judenstrasse In Die Zeit Nr 47 2002 Rainer W During Umbenennung trotz Burgerprotests Spandauer Burger wollen keine Judenstrasse haben In Tagesspiegel Burger gegen Judenstrasse In Der Tagesspiegel Sascha Kindermann Tag der Ruckbenennung 1 November 2002 hagalil comEintrage in der Landesdenkmalliste Nr 9 11 13 15 Wohnungsbauten Moritzkaserne Nr 29 Wohnhaus Nr 41 Mietshaus Wohnhaus Geschaftshaus sowie Wohn und Geschaftshaus Nr 40 41 42 43 47 51 53 Wohnhausgruppe und Mietshausgruppe52 538125 13 202837 Koordinaten 52 32 17 3 N 13 12 10 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judenstrasse Berlin Spandau amp oldid 228249245