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Das Iringlied auch Iringsage ist ein Heldenlied dessen Ursprung im Fruhmittelalter womoglich auch in der ausgehenden Spatantike vermutet wird Von Mediavisten wird es als verlorene Heldensage 1 eingeordnet da der Originaltext bis heute nicht gefunden wurde Die Vermutung das Werk musse einst in Form heroisch dichterischer Verse vorgelegen haben ist selbst fast 200 Jahre alt und geht auf den Literaturwissenschaftler Jacob Grimm zuruck 2 Inhaltsverzeichnis 1 Uberlieferungen 2 Handlung 3 Bezug zur gesicherten Geschichte 4 Parallelen zum Nibelungenlied 5 Varia 6 Quellen 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenUberlieferungen BearbeitenDie wichtigste Quelle sind die uber 400 Jahre nach den beschriebenen Ereignissen verfassten Res gestae Saxonicae eine Chronologie der sachsischen Geschichte des Monchs Widukind von Corvey 3 Dieser kunstvoll komponierte Text 4 fuhrte die Uberlegungen der Historiker zu einer noch kunstvolleren Vorlage die sich in mundlicher Uberlieferung oder gar als schriftlich festgehaltenes Verslied bis in jene Zeit erhalten habe In den Quedlinburger Annalen findet die Iringsage ein weiteres historisches Fundament Allerdings ist umstritten ob der einschlagige Abschnitt unabhangigen Quellen entstammt oder aus den 10 Jahre zuvor entstandenen Res gestae Saxonicae ubernommen wurde Die konkrete Handlung ist bereits hier stark zusammengefasst und die im entsprechenden Abschnitt beschriebenen Geschehnisse enthalten keine uber die sachsische Quelle hinausgehenden Angaben Weitere Erwahnungen findet der Stoff in der Weltchronik des Monches Frutolf von Michelsberg und der Herkunftserzahlung De Origine Gentis Swevorum der Geschichte vom Ursprung der Schwaben Handlung BearbeitenAls der Frankenkonig Chlodwig nach vielen Eroberungskriegen starb hinterliess er vier Sohne von denen Dietrich der Alteste war und bis zur Erbaufteilung das Reich zusammenhielt Dieser schickte Boten an Irmenfried Konig von Thuringen um sich dessen Freundschaft zu versichern und ihn zum Erbmahl des neuen frankischen Konigs einzuladen Hiervon erfuhr Amalaberga die Schwester Dietrichs und Gemahlin des Thuringers und rief den koniglichen Gefolgsmann und Ratgeber Iring ein Mann ebenso schlau und wortgewaltig wie lowenkuhn 5 Ubersetzung von Gustav Neckel zu sich Sie erinnerte ihn an ihr Verwandtschaftsverhaltnis mit dem frankischen Konigshaus als Tochter Chlodwigs hatte auch sie Anspruch auf einen Anteil am Erbe und schickte Iring zu Konig Irmenfried Vom Rat seines Gefolgsmanns bestarkt sprach Irmenfried zu den frankischen Boten Dietrich solle selbst erscheinen und seiner Gemahlin das Erbrecht abkaufen Der oberste Gesandte gab zur Antwort Mein Herr wird kommen wie du wunschest Konig und wenn sein Gold nicht schwer genug ist so legt er dir noch einen Berg von Thuringerkopfen auf die Waage 5 Als der Frankenkonig die Worte Irmenfrieds vernahm rustete er zum Krieg und zog mit seinem Heer nach Thuringen Irmenfried eilte den Franken mit seinen Truppen entgegen und nach ihrer Begegnung entbrannte eine Schlacht Nach zwei Tagen des Kampfes griffen die Sachsen als Bundesgenossen Dietrichs in die Schlacht ein und die Thuringer zogen sich zur Veste Scheidungen an der Unstrut zuruck Iring wurde als Unterhandler zu Dietrich geschickt um die Bedingungen der Kapitulation auszuhandeln Dieser blieb jedoch unnachgiebig und erst als Iring ausschliesslich um Schonung von Dietrichs Schwester Amalaberga bat war der Konig zum Friedensschluss bereit Der Ratgeber machte auf den Franken einen so grossen Eindruck dass er ihn in einer geheimen Unterredung fragte ob er sein Diener werden wolle Als Dienst fur seine Gnade sein Gold sowie die zahlreichen Ehren und Guter verlangte er Irmenfried aus seiner Burg hervorzulocken und zu enthaupten sobald er als Zeichen der Niederlage vor Dietrich knien wurde Iring der seinen Konig bereits als gefallenen Mann betrachtete stimmte schweren Herzens zu Das Vertrauen des Thuringerkonigs nutzend liess er Irmenfried im Glauben seiner Sicherheit zu Dietrichs Heerlager kommen Dort schlug er seinem fruheren Herrn den Kopf ab wahrend dieser dem Frankenkonig auf Knien seine Demut bezeugte Sofort verurteilte Dietrich die Tat vor seinen Mannen und sagte niemand werde Iring dafur belohnen Wort und waffengewaltig setzte sich Iring zur Wehr Er totete Dietrich legte den Leichnam Irmenfrieds daruber und erklarte seinen Konig fur geracht Und mit dem Schwerte sich eine Gasse bahnend ging er davon 5 Bezug zur gesicherten Geschichte Bearbeiten nbsp Wappen der Thuringer Konige lt dem Stammbuch von Sachsen 1546 Der Untergang des Thuringerreiches wird auf das Jahr 531 datiert Seine unmittelbare Ursache wird in einem verlorenen Krieg gegen Franken gesehen Besonders ausschlaggebend scheint hierfur eine verlorene Schlacht an den Ufern der Unstrut gewesen zu sein wobei allerdings umstritten ist ob die Sachsen uberhaupt in den Konflikt verwickelt waren Ebenso wird die Veste Scheidungen als Austragungsort der Kampfe angezweifelt nbsp Dunkelgrun Austrasien ostlich davon ThuringenNach Angaben Gregors von Tours kam Irings Konig nicht durch die Hand des eigenen Dieners um sondern wurde drei Jahre spater unter einem Vorwand zu Verhandlungen mit den frankischen Merowingern unter Theuderich I und Chlothar I nach Zulpich einem Sitz von Theuderich gelockt und dort von den Festungsmauern gesturzt Der Geschichtsschreiber merkt hierzu an A nesquio quo lateinisch fur Man weiss nicht von wem Die Unklarheit uber den Morder und die nach damaligem Verstandnis unehrenhaften Umstande von Herminafrieds Tod haben die Legendenbildung moglicherweise begunstigt Theuderich I sicherte unmittelbar nach dem Tod Chlodwigs den Bestand des gesamten Frankenreiches Nach der Erbteilung erhielt er den an das Konigreich Thuringen grenzenden Ostteil des damaligen Frankenreiches spater Austrasien genannt und benotigte die Unterstutzung seines Halbbruders Chlothar I um einen Feldzug fuhren zu konnen Auch der Anlass des Krieges ist durch die Herkunft Theuderichs I inspiriert Iring nennt ihn in seiner Rede an Irmfried einen Magdesohn und leibeigenen Knecht Er spielt damit auf Theuderichs Mutter an die im Gegensatz zu Chrodechild der Mutter seiner drei Halbbruder keine Adlige war Amalaberga war nicht die Schwester von Theuderich I sondern die Nichte von Theoderich dem Grossen Herminafried hatte durch sie also keine Anspruche auf die frankische Krone sondern auf den Beistand der Italien beherrschenden Ostgoten die von ihrer Cousine Amalasuntha regiert wurden Parallelen zum Nibelungenlied BearbeitenSowohl im hochmittelalterlichen Nibelungenlied wie auch in der Bearbeitung von Friedrich Hebbel spielen die Krieger Iring und Irnfrit 6 bzw Iring und Thuring eine Rolle in der Schlacht am Hof des Hunnenkonigs in der mittelalterlichen Originalversion als Verbundete von Etzel und damit auch eines Dietrichs namlich Konig Dietrichs von Bern der in vielen Interpretationen mit Theoderich dem Grossen gleichgesetzt wird Varia BearbeitenIring ist einer der Namen des Asen Heimdall dem Gott des Schutzes und des Lichts in der Germanischen Mythologie Aus dieser Benennung leitet sich auch der Iringsweg ab ein alter Name der Milchstrasse Ein frankischer Adeliger mit dem Namen Iring vermachte dem Kloster Fulda im Jahre 822 rund 150 Jahre vor dem Erscheinen der Res gestae Saxonicae die Iringsburg Diese liegt im ehemaligen Grenzbereich der Konigreiche Thuringen und Franken je nach historischer Auffassung konnte sie Teil des Thuringerreiches gewesen sein und der frankische Edelmann somit der Namenspatron des Irings der Sage Der Skandinavist Felix Genzmer hat den Versuch einer epischen Re Konstruktion unternommen und mittels seiner Kenntnisse des Althochdeutschen eine moderne Versform des Liedes verfasst 7 Quellen BearbeitenWidukind von Corvey Res gestae Saxonicae Reclam Stuttgart 1992 Universal Bibliothek Nr 7699 Literatur BearbeitenWilhelm Heizmann Thuringer 4 Thuringische Heldensage In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 30 Walter de Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 018385 4 S 530 535 Hilkert Weddige Heldensage und Stammessage Iring und der Untergang des Thuringerreiches in Historiographie und heroischer Dichtung Hermaea Neue Folge 61 Max Niemeyer Verlag Tubingen 1989 ISBN 3 484 15061 0 ISSN 0440 7164 kostenpflichtig bei de Gruyter Online Felix Genzmer Vier altdeutsche Heldenlieder Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1953 Libelli Bd 9 Belletristik Ingmar Werneburg Irings Falke Radegundes Klage um Thuringen Ein Trauerspiel in funf Aufzugen Scidinge Hall Verlag Zurich 2013Weblinks BearbeitenMusikalische Verarbeitung der IringsageAnmerkungen Bearbeiten Titelblatt einer Vorlesung der Uni Gottingen im Wintersemester 2008 09 Jakob Grimm Deutsche Mythologie Band 1 Gottingen 1854 Dieterichsche Buchhandlung S 332 Res Gestae Saxonicae Kapitel 9 IX bis 13 X III des ersten Buches lateinische Sprache Buchbesprechung von Klaus Graf uber Hilkert Weddige Heldensage und Stammessage Iring und der Untergang des Thuringerreiches in Historiographie und heroischer Dichtung a b c Germanisch Romanische Monatsschrift 2 Ausgabe 1910 PDF 59 9 MB S 12 13 Nibelungen Handschrift C Donaueschingen 63 Vers 2083 ff In Webseite der Badischen Landesbibliothek Badische Landesbibliothek abgerufen am 20 Februar 2018 Felix Genzmer Vier altdeutsche Heldenlieder Darmstadt 1953 Wissenschaftliche Buchgemeinschaft 1953 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Iringlied amp oldid 237280192